Janina starrte argwöhnisch auf Church und Delina: „Ich hatte ja keine Ahnung das sie sich so nahe stehen!“
Jack packte sie grob an der Hüfte und zog sie zu sich: „So etwas scheint dir ja völlig fremd zu sein!“Janina erwiderte diese Grobheit indem sie ihm versehentlich mit ihrem Absatz auf dem Fuß trat: „Du hast ja keine Ahnung!“
Jack erwiderte ihren Provokativen Blick und grinste: „Es gefällt dir, gibt es doch einfach zu!“
Janina biss sich leicht auf die Unterlippe: „Selbst wenn, ich werde, sobald die beiden mit ihrem Tänzchen fertig sind verschwinden!“
Jack dirigierte sie ein wenig aus der redenden lachenden Masse an schwarz gekleideten Gestalten: „Dann lass uns das noch einen denkwürdigen Moment genießen!“
Er sah sich kurz um und zog sie dann mit sich in den angrenzenden Raum, der früher wohl das Backoffice zu der Empfangshalle gewesen war.
„Du weißt, was ein Mädchen sich wünscht!“, spottete Janina kurz, aber Jack drückte sie gegen die kalte Mauer und küsste sie leidenschaftlich. Auch wenn keiner von beiden es wollte, so mussten sie sich doch wieder voneinander lösen, um zu atmen.
Jack begann daraufhin ihren Hals zu küssen und Janina begann sich völlig zu entspannen, bis er ihr ins Ohr flüsterte: „Du musst hier verschwinden, Church wird dich umbringen!“
Janina stieß ihn weg von sich: „Was redest du da?“
Jack deutete ihr leise zu sein und stieß sie in Richtung des unverschlossenen Fensters: „Verschwinde solange du noch die Chance dazu hast!“
Janina musterte Jack argwöhnisch: „Ihr wusstet das wir hier sind! Ich wusste das du ein Lügner bist!“
Jack zog eine Braue hoch: „Schuldig im Sinne der Anklage! Aber ich habe es mir anders überlegt!“
Janina versuchte ihn anzugreifen, aber diesmal war er schneller als bei ihrem ersten Versuch. Er packte sie am Hals und drückte sie zurück gegen die Wand: „Denkst du wirklich ein einfältiger kleiner Vampir hätte eine Chance gegen einen Nephilim?“
Janina packte seine Hände und versuchte sich zu befreien, aber er war zu stark: „Du wusstest von Anfang an was du bist, warum also die Scharade?“
Jack ließ sie los: „Hättet ihr mir sonst vertraut? Church war mit dem hohen Rat beschäftigt, als ihr angekommen seid, also hat er mich und Trion geschickt. Aber Trion war schon zu weit weg!“
Janina sah ihn fragend an, dann verstand sie: „Der Fluch der Gefallenen. Es ist also wahr!“
Jack sah sie ernst an: „Jeder, der länger hier ist verwandelt sich in ein Monster. Die ersten die ankamen, Nathaniel und Maleon, versuchten eine Welt jenseits der Herrschaft der hohen Himmel aufzubauen. Aber es gelang ihnen nicht lange, die Inquisition verfluchte sie, sodass jeder hier verfallen möge, nur Nathaniel nicht, er sollte den Untergang ihrer Welt mitansehen!“
Janina sah sich möglichst unauffällig nach einer Waffe um, aber es gab keine, nur Staub und Verfall.„Was hat das alles mit Church zu tun? Er ist kein Nephilim, warum lasst ihr ihn so tief in eure seltsame Regierungsstruktur?“
Jack folgte ihrem Blick: „Weil er der erste ist, dem es gelang einen Nephilim zu schlagen! Und versuch es gar nicht erst, falls du es schon vergessen hast, ich will dir helfen!“
Janina warf ihm einen misstrauischen Blick zu: „Warum solltest du das tun?“
Jack seufzte: „Du bist nicht gänzlich schlecht, Janina. In dir steckt so viel Gutes. Du hättest Delina und mich einfach sterben lassen können, aber du hast uns beide gerettet! Außerdem braucht jeder hier einen anderen, der ihn bei Verstand hält. Das schützt vor dem Fluch!“
Delinas und Churchs Gespräch wurde von einem Räuspern unterbrochen, vor ihnen stand eine junge Frau in einem weißen Kittel, sie stach aus der Menge heraus.
„Angel!“, Church brachte ein bisschen mehr Abstand zwischen sich und Delina, „Wie kommt es, das du deine heiligen Hallen verlässt?“
Angel fuhr sich durch ihr pechschwarzes Haar, durch ihre Brille musterte sie Church angewidert: „Wie kommt es, das du unserem Neuankömmling so schnell so nahe kommst? Der eiskalte Church?“
Church ging nicht auf die Provokation ein: „Wie kommt es das die, die Gott Prinzessin nennt, lieber von ihrem Balkon klettert, um mit ihrem Mörder zu fliehen? Nachdem ihr besprochen habt euch, um dieses gehörnte Problem zu kümmern!“
Delina schauderte, er sprach eindeutig von Newra, ihrer Schwester. Aber warum sollte Newra aus der Sicherheitszone entkommen, um Treplew zu retten?
Church hielt inne, sein feines Gehör vernahm Geräusche, die zu einem kurzen Kampf passten: „Wenn es nichts wichtigeres gibt, über das du sprechen möchtest, dann werden wir uns jetzt zurückziehen!“
Church nahm Delinas Hand und zog sie mit sich durch die tanzenden Menschen.
„Was war das denn? Und was heißt Newra wollte Treplew retten?“, Delina bemühte sich mit Church Schritt zu halten.
Church deutete ihr sich zu beeilen: „Darüber reden wir, wenn wir Maleon gefunden haben und hier raus sind!“
Delina runzelte die Stirn: „Maleon, ich kenne diesen Namen, er und dieser Nathaniel waren die ersten hier?“
Chruch sah sie fragend an: „Woher weißt du das?“
Delina lächelte verlegen: „Ich schätze dieser Ort versucht mit mir zu Kommunizieren!“
Church schien das logisch zu finden: „Weil du die Kette trägst! Das Auge von Solon! Lass uns sehen das dieses Miststück nicht entkommt!“
Delina folgte ihm bis in das Backoffice, wo Janina und Jack gerade einen kleinen Kampf austrugen.
Delina bewunderte Janinas Fähigkeiten sich zu bewegen, selbst in dem Kleid gelang es ihr immer in perfekter Haltung auszuweichen.
„Janina, es tut mir leid!“, Church streckte seinen Arm aus, „Aber das ist dein Ende, ich kann dich diesmal nicht am Leben lassen!“
Delina erschrak fürchterlich: „Nein, das kannst du nicht tun!“
Church warf ihr einen strengen Blick zu: „Sie ist hier um diese Welt zu ihrem Untergang zu führen und danach mit dem Herz von Solon die Macht im Limbus wieder an ihren Meister zu binden! Wir müssen sie aufhalten!“
Jack schüttelte ebenfalls den Kopf: „Nein, Church!“
Er stellte sich zwischen Church und Janina, woraufhin Church den Arm sinken ließ.
„Maleon, du wusstest von Anfang, an das wir sie ausschalten müssen!“, Church versuchte ihn zur Vernunft zu bringen. Delina starrte den Mann, der sich ihnen als Jack Miller vorgestellt hatte entsetzt an, sie erinnerte sich an ihre Vision. Der blonde Mann neben Nathaniel, das war er gewesen. Darum war er im Vergleich zu allen Nephilim hier normal, er war von Anfang an hier gewesen und das es seine und Nathaniel’s Vision gewesen war hielt ihn wohl am Leben.
„Warum denken alle hier das du einer der Nephilim bist? Wenn du eigentlich den hohen Himmeln entspringst?“, Delina funkelte Jack alias Maleon wütend an.
Dieser schien ihre Wut nicht zu verstehen: „Ich bin der Grund warum diese Welt existiert! Ich war der erste Nephilim!“
Delina bemerkte, wie ihre Augen zu brennen begannen, sie sah Nathaniel auf der Erde wandeln, mit einer Menschenfrau, sie trug ein Baby auf dem Arm. Das Bild verschwamm, sie sah die himmlische Inquisition, versteckt unter ihren goldenen Masken.
„Das Urteil lautet Tod!“, die Inquisition strecke ihre Hände nach dem Baby aus.„Nein!“, Nathaniel zückte sein goldenes Schwert und stieß es in die Erde. Funken flogen und eine neue Welt wurde aus diesem Akt der Verzweiflung erschaffen. Solon. Sie sah Engel, die sich Nathaniels Idee anschließen, wie sie eine Welt aufbauten, ähnlich jener Menschen. Und die Inquisition, wie sie kam und der Himmel sich violett färbte.
„Delina!“, Chruchs besorgter Ruf holte sie in die Realität zurück.
„Ich verstehe, darum wollen jetzt wohl schon 2 Wesen meine Kette!“, Delina strich über den schwarzen Stein, den sie um den Hals trug.
„Das ist es? Das ist das Auge von Solon?“, empörte Janina sich, „So ein unscheinbarer schwarzer Kettenanhänger?“
Maleon nickte: „Das ist der Stein, der bei der Erschaffung dieser Welt entstand.“
Church winkte ab: „Ja, wir haben den Stein, jetzt müssen wir uns darum kümmern das…“
Plötzlich hörten sie draußen alle Gläser zerspringen, ein lautes Lachen erschallte.
„Oh nein, das hat gerade noch gefehlt…“, flüsterte Delina.
„Wo seid ihr?“, hörte sie Silas rufen, „Ich weiß, das ihr euch hier versteckt haltet, kommt raus!“
Maleon öffnete das Fenster hinter sich: „Verschwindet!“
Church bewegte sich keinen Millimeter: „Und du?“
Maleon winkte ab: „Ich halte ihn auf! Church du musst Newra und dieses Teufelsding einholen! Sie und Delina können das Auge ins Zentrum von Solon bringen und all die Seelen, die an Solon gebunden sind, befreien!“
Church nickte: „Und was machen wir mit unserer Vampirbelästigung da ich sie nicht töten darf?“
Maleon warf Church einen strengen Blick zu: „Lass sie am Leben solange sie nichts Dummes tut, sie ist nicht so schlecht wie du glaubst!“
Church murrte kurz, dann packte er Delina am Arm: „Los, wir müssen gehen!“
Er machte einen Satz durch das Fenster und half Delina dann hinaus, Janina folgte ihnen bis zum Fenster, dann blieb sie stehen.
„Was hast du?“, Delina bat ihr ihre Hand an, um ihr durch das Fenster zu helfen.
„Wir können ihn doch nicht einfach mit dem verrückten zurücklassen!“, Janina schien sich wirklich nicht sicher zu sein, ob sie gehen wollte.
Zwei schwarze Fäden schossen auf sie zu und schlangen sich und ihre Taille, dann wurde sie aus dem Fenster gezogen.
Church sah Janina ernst an: „Ich habe meine Fehler gemacht, aber jetzt geht es darum Delina zu beschützen! Dieser Mistkerl Silas hat sie hier hergebracht und ich habe keine Ahnung was er vorhat!“
Janina nickte: „Okay, aber wir können keinen Kameraden im Stich lassen!“
Church stöhnte genervt auf: „Er wird ihn nicht töten, er wird allerdings uns jagen! Also mach jetzt endlich!“
Janina seufzte und folgte Chruch nun doch, der Delina am Arm mit sich zog. Chruch führte sie durch enge Gassen zum Tor der Sicherheitszone, wo er schon anstalten machte seine Fäden einzusetzen.
„Warte!“, Janina fummelte eine Haarklammer aus ihren Locken und ging zu dem großen Schloss. Es dauerte keine Minute, bis dieses leise Klickend aufging.
Delina drückte die Klinge langsam hinunter, um möglichst kein Geräusch zu erzeugen. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, sie hatte Angst das die Wachen das hören konnten.
Church zog das Tor dann leise einen Spalt auf und flüsterte: „Das reicht! Wir laufen bis zum Wald, aber ich denke nicht das man uns entdecken wird!“
Janina und Delina nickten und folgten Church so leise wie sie konnten, bis sie ein Stück zurück in den seltsamen Wald gelaufen waren.
„Gut, Delina ist jetzt sicher! Also kann ich wieder zurück!“, Janina blickte sich hektisch um.
„Sie werden Maleon mittlerweile in das obere Geschoss des Hotels gebracht haben, ich weiß, dass sie mit dem Verschwinden von Newra gerade zu viel um die Ohren haben sich um ihn zu kümmern.“
Janina verdrehte die Augen: „Schön das du das weißt!“
"Kann man mich vielleicht selber entscheiden lassen, ob ich sicher sein möchte?", Delina starrte beide wütend an.
Church schüttelte den Kopf: "Wir werden JETZT aufbrechen, um Newra einzuholen und dann bringe ich euch beide hier raus!"
Janina zuckte mit den Schultern: "Macht doch was ihr wollt! Delina, die Kette!"
Janina steckte die Hand aus und sah Delina ungeduldig an. Ihre braunen Augen trafen auf Delinas violette und plötzlich ließ sie die Hand wieder sinken.
"Behalte sie, ich habe keine Lust mehr auf diesen Auftrag!", Janina wendete sich von ihnen ab und sprintete zurück zum Tor in die Sicherheitszone.
"Wow, das Biest kann ja richtig selbstlos sein!", spottete Church, "los, wir müssen uns beeilen!"
Delina nickte, ja sie mussten sich beeilen und ja, theoretisch wäre es sicher gesünder für sie wegzulaufen und einen Weg aus dieser kranken Welt zu finden. Sie hatte Church gefunden, das was sie gesucht hatte. Und er würde sie mit ihrer unbekannten Schwester zusammenführen. Ihr Kopf sagte ihr, dass das sinnvoll war, aber ihr Herz schrie sie direkt an, sie könne Janina nicht alleine zurücklassen.
Plötzlich wurde sie von einer gewaltigen Explosion aus ihren Gedanken gerissen. Schnell verließ sie den Wald, um zu sehen, woher der Lärm und die Erschütterung kam, schockiert betrachtete sie, wie der Turm in der Mitte in sich zusammenbrach.
"Janina!", flüsterte sie und rannte los ohne auf Church zu warten. Die ganze Sicherheitszone schien in Panik zu sein, Delina entdeckte Berthold in der Masse aus fliehenden panischen Menschen.
"Larissa!", Berthold deutete ihr den anderen zu folgen, "sieh zu das du mithalten kannst, wir fliehen in eine andere Sicherheitszone hinter dem Wald, sie wurde überrannt, aber durch den Lärm wird es an diesem Ort noch schlimmer werden!"
"Nein!", Delina schüttelte den Kopf, "Außerdem ist mein Name Delina und ich bin hier um das hier zu beenden!"
Berthold kniff die Augen zusammen und musterte sie gespannt: "Wie willst du das alleine anstellen?"
Delina schmunzelte: "In Elensar gab es einst zwei Freunde, Finn und Chruch. Sie haben auch immer mit geringsten Mitteln beste Ergebnisse erreicht."
Dann ließ sie den verwirrten Wächter stehen und lief weiter zu den Trümmern des Turms, die wahllos herunterstürzten.
Es erinnerte sie beinahe an den seltsamen Sturm vor der Firma, es schien direkt aus dem violetten Himmel zu kommen und hatte das ehemalige Hotel gespalten, in Wirbeln schien sich alles abzutragen, Staub vernebelte die Sicht und Delina musste einigen Trümmerteilen ausweichen um in das chaotische Innere zu gelangen.
Dort fand sie Janina, die auch versuchte allem auszuweichen was ihr entgegenkam.
"Was machst du hier?", fragte diese verwirrt.
Delina ignorierte die Frage und konzentrierte sich, schließlich hatte man das Siegel auf ihrem Hinterkopf, welches ihre Kräfte gedrosselt hatte, ja entfernt. Und wenn zumindest Teile der eigenen Kräfte in Solon funktionierten, dann musste sie es zumindest versuchen.
Sie riss die Arme auseinander und ein Schwall arkaner Energie schien aus ihrem Körper, wie eine Nova, zu kommen und brachte den Zerfall des Hotels augenblicklich zum stillstand.
Angestrengt ließ sie sich auf die Knie fallen, ihr ganzer Körper zitterte.
"Das war beeindruckend!", Janina half ihr wieder auf und stützte sie, "Aber jetzt müssen wir sehen, was hier eigentlich los ist!"
Als sie das Epizentrum erreicht hatten, einen Krater an der Stelle, an der sie vor Stunden noch friedlich getanzt hatten, blieb Janina wie angewurzelt stehen. Delina erkannte auch sofort den Grund.
Sie riss sich von Janina los und machte einige zittrige Schritte.