"Was machst du hier?", Delina schauderte bei dem kalten Klang von Silas Stimme, "Du solltest mit Church schon lange hier raus sein. Ich hasse es, wenn man sich nicht an meinen Plan hält!"
Janina kniff die Augen zusammen, dieser letzte Satz weckte eigenartige Erinnerungen in ihr.
Sie war gerade mit ihrer Mutter in die kleine Stadt gezogen in der sie Vanessa, Celles und Saphira kennengelernt hatte. Ihr war kalt gewesen und sie hatte vor einem Club auf ihre Freundinnen gewartet. Dann war ihr plötzlich dieser Typ aufgefallen. Komplett in Schwarz und unter einer Kapuze schien er durch alle anderen Menschen hindurch zu gleiten wie ein Geist. Er kam auf sie zu und Janina schauderte bei dem Gedanken, dass er auch durch sie hindurch gleiten würde und fixierte ihn mit ihrem Blick. Ihr Herz raste, er kam immer näher, als wäre sie nicht da und dann geschah es. Er glitt nicht einfach durch sie hindurch, sondern rempelte sie an. Er schien sehr überrascht darüber zu sein und Janina war das erste Mal in ihrem Leben richtig verängstigt gewesen.
"Was bist du?", seine Stimme klang rau, dunkel und kalt, als wäre er kein Mensch. Janina hatte nicht geantwortet, sie hatte versucht das Zittern ihres Körpers zu unterdrücken. Und sich erinnert, dass sie noch eine Dose Pfefferspray bei sich hatte. Blitzschnell hatte sie in ihre Handtasche gegriffen und dem seltsamen Kerl eine Dosis davon unter die Kapuze gejagt.
"Das hast du jetzt davon!", hatte sie gerufen und dafür aber nur ein Lachen geerntet. Langsam hatte er die Kapuze ein wenig zurückgeschoben und sie hatte auf eine Maske gestarrt. Keine goldene mit Gesicht wie heute, sondern eine weiße mit den roten Umrissen eines Fuchses darauf. Janina war so verunsichert gewesen, niemand außer er schien ihn zu sehen oder wahrzunehmen. Man ging einfach durch ihn hindurch, der Regen schien ihn nicht zu erwischen und das Pfefferspray hatte dank der Maske keinerlei Wirkung erzielt.
"Jetzt hör mir genau zu!", seine Stimme klang zumindest ein bisschen menschlicher, "Du wirst unsere Begegnung vergessen, du hast mich nie gesehen!"
Dann verschwand er einfach, als wäre er nie da gewesen und einen Moment später waren Vanessa und ihre anderen Freundinnen aufgetaucht.
Aber das sollte nicht ihre letzte Begegnung gewesen sein. Einige Monate später, in einer eigentlich ruhigen Zeit, in der sie gerade mit ihrem Sportstudium angefangen hatte, war sie daheim geblieben, um zu trainieren.
"Ich gehe noch einkaufen!", hatte ihre Mutter gerufen und das kleine Haus, unweit von Celles und Saphiras Heim, verlassen.
"Gut, nimm mit einen Smoothie mit!", hatte Janina ihr hinterher gerufen und sich dann auf das Sofa fallen lassen. Es hatte wieder geregnet und Janina war von ihrem Training müde gewesen, als plötzlich der Kerl mit der Maske vor ihr auftauchte.Janina hatte damals gelacht, weil sie es für einen Traum gehalten hatte. Einen Alptraum durch das Erlebnis einige Monate davor.
"Du hast keine Angst?", hatte der Maskierte gefragt,"Solltest du aber!"
Janina hatte abgewinkt: "Einmal so etwas Komisches zu sehen, okay, aber zweimal bestimmt nicht! Das ist nur ein Traum, ich werde jeden Moment aufwachen und dann bist du nicht mehr da Freundchen."
Hinter der Maske erklang die Stimme wieder, dunkel und charismatisch: "Du bist deinem Vater sehr ähnlich!"
Janina hatte geseufzt: "Na toll, jetzt kommt noch das mit meinem Vater in diesem bescheuerten Traum mit vor! Ja ich bin ein armes trauriges Mädchen mit einer alleinerziehenden Mutter die nicht mal wirklich weiß, wer dieser Mann ist, der sie gezeugt hat. Das Wort Vater muss man sich erst einmal verdienen!"
Der Maskierte hatte sich daraufhin fast schon verlegen am Hinterkopf gekratzt: "Auf jeden Fall sollst du dich von Vanessa Dunkler und ihren Geschwistern fernhalten! Der Name ist Programm, also sei ein braves Mädchen und such dir neue Freunde!"
Janina lachte wieder: "Ach komm du Hologramm, wenn du nicht für mich tanzen willst oder so, dann ist es jetzt Zeit aus diesem verflixt seltsamen Traum zu erwachen!"
Der Maskierte war daraufhin verschwunden und Janina vom Sofa aufgesprungen.
"Nur ein Traum!", hatte sie laut gesagt und aufgeatmet. Plötzlich spürte sie den Atem eines fremden an ihrem Nacken, sie schauderte.
"Nur ein Traum! Ich bilde mir das alles nur ein! Nur ein Traum!", hatte sie mit weinerlicher Stimme von sich gegeben. Dann hatte sie sich umgedreht und war, wie erwartet und erhofft, alleine gewesen.
Janina versuchte ihren rasenden Puls zu beruhigen als sie plötzlich zwei Hände spürte sie sie an der Taille packten.
Janina hatte aufgeschrien, als ihr Körper plötzlich, gegen den des maskierten gezogen wurde. Mit beiden Händen drückte sie gegen seinen Brustkorb, um sich von der Umklammerung zu befreien.
"Ich bin genauso real wie du!", waren die belustigen Worte des Maskierten gewesen, "Du kannst meinen Atem auf deiner Haut spüren, meine Hände an deiner Taille und deine an meiner Brust. Glaubst du mir jetzt?"
Janina hatte einfach nur auf die Maske gestarrt und sich gewünscht aufzuwachen.
Eine Sekunde später war ihre Mutter zurückgekehrt und sie weiter alleine.
Aber die wohl spannendste Begegnung war damals in der schwarzen Kathedrale gewesen. Alles hatte nach Blut und Verwesung gestunken in der widerlichen Zelle, in welcher eigentlich Chruchs irrer Zwilling sitzen sollte.
Cecilia war an die Wand gekettet gewesen, ihr Blick schon trüb aus Church, dessen Verstand sich völlig verabschiedet hatte, wieder mit dem Hackbeil zuschlug.
"Lass sie in Ruhe!", Janina hatte versucht ihre Fesseln zu lösen, "Hör doch endlich auf!"
Chruch hatte nicht mit ihnen gesprochen, er hatte nur gelacht, wenn die Wunden sich wieder verschlossen hatten und er von vorne beginnen konnte. Nachdem Cecilia das Bewusstsein verloren hatte machte es ihm keinen Spaß mehr sie zu foltern, die Schreie schienen es für ihn erst interessant zu machen. Er wendete sich Janina zu, die gerade erst in einen Vampir verwandelt worden war. Er hatte sie nur angegrinst und ihr das Hackbeil in den Oberschenkel getrieben. Janina hatte versucht ihre Schreie zu unterdrücken, vor allem weil sie als neuer Vampir nicht über die gleichen Selbstheilungskräfte verfügte.
Er hatte immer weiter gehackt und sie befürchtete unter all dem Schmerz das nicht einmal ein guter Heiler ihr Bein mehr retten könnte.
Dann wurde auch ihr schummrig, ihre Sicht verschwamm als sie plötzlich eine extrem dominante, charismatische Stimme vernahm: "Ich werde ihn vergessen lassen, das wir hier waren! Kümmere dich um sie, um beide!"
Dann hatte sie nur noch die Maske vor sich gesehen, bevor sie ohnmächtig wurde.
"Ich hasse es, wenn man sich nicht an meinen Plan hält!", hatte sie irgendwo ganz weit weggehört.
Danach hatte sie es für einen weiteren seltsamen Traum gehalten, aber wie es sich nun herausstellte war das wohl alles real gewesen.
"Wer ist mein Vater?", platzte es aus Janina heraus, was ihr einen verwirrten Blick von Delina bescherte.
"Du hast mich also doch erkannt!", Silas Stimme jagte ihr einen Schauer über den Rücken, "Und doch bin ich nicht befugt euch das zu sagen!"
Delina beschloss in einem nicht ganz so kritischen Moment auf Janinas seltsames Verhalten einzugehen.
"Silas, wo ist Maleon und was passiert hier?", fragte sie mit strenger Stimme.
"Maleon geht es gut, er hat versucht gegen Niemand zu kämpfen!", Delina hätte beinahe einen Herzstillstand erlitten, als neben ihr plötzlich ein Engel erschien. Sie kannte sein altes, zerfurchtes Gesicht, es handelte sich um Nathaniel, der diese Welt erschaffen hatte.
"Und du wirst jetzt dafür büßen, dass du es gewagt hast Hand an meinen Sohn zu legen!", Nathaniel strecke die Hand nach Silas aus, der sich daraufhin vor Schmerzen zu krümmen schien, "Du bist hier in meiner Welt und ich habe dich oft genug vor dem Tod bewahrt. Und das ist dein Dank?"
Delina schauderte, der Engel schien keine Gnade zu kennen.
Schnell trat sie vor ihn: "Bitte, ich bin mir zwar sicher das Niemand, wie sie ihn nennen, alles verdient hat was sie mit ihm vorhaben. Aber finden sie nicht das er genug Folter erlebt hat?"
Nathaniel musterte sie drauf hin und Delina glaubte einen Funken Reue in seinem Blick zu erkennen. Er ließ die Hand sinken und schien angestrengt zu überleben.
"Du wirst diesem Mädchen ab heute helfen ihre Schwester zu retten und diesen Ort zu verlassen, dann spreche ich dich frei von deiner Schuld!", entschied Nathaniel, "Wenn du versagst, wirst du endgültig den Fluch der Gefallenen spüren!"
Mit diesen Worten verschwand Nathaniel und ließ sie zurück, Delina starrte noch einen Moment an die Stelle, an der der gefallene Engel erschienen war.
“Er ist jetzt dein Sklave!“, hörte sie Janina sagen, „Du kannst ihm befehlen, was du möchtest! Sag ihm er muss die Maske abnehmen! Ich will sein Gesicht diesmal wirklich sehen, nicht in einer schummrigen Autowerkstatt!“
Delina schüttelte den Kopf, sie hatte mit Finn lange darüber gesprochen. Er hatte ihr erklärt das Silas wahre Identität unbedingt geheim bleiben musste.
„Silas!“, sie wendete sich an den Maskierten, der sich wieder erhoben hatte, „Bring uns vor die Stadt zu Church!“
„Warum hast du dich eigentlich Gott genannt?“, Janina pieckste Silas in den linken Arm und stellte erschrocken fest, dass er steinhart war, „Oh mein Gott! Er ist ein Roboter! Oder Delina? Aber wie konnte ich dann seinen Atem spüren? Ist er ein verdammter Cybock oder so?“
Church verdrehte die Augen: „Du stellst zu viele Fragen über Dinge die dich NICHTS angehen!“
Janina verzog das Gesicht: „Warum darf ich nicht einmal wissen, was er ist?“
Delina versuchte das Thema zu wechseln: „Und du bist sicher, dass er dich und Cecilia im Kerker gerettet hat?“
Janina nickte: „Seine Stimme ist einzigartig!“
Da konnte Delina ihr nur recht geben. Silas Stimme vermochte selbst die Töchter des Dunklen zu beeinflussen.
Church hielt plötzlich an, als er einen Schranken sah, er war zwar überwuchert, doch schien die Mauer um den Schranken intakt zu sein.
„Wo sind wir?“, fragte er Silas, der ebenfalls angehalten hatte.
„Es war einmal eine Firma, bis die Gefallenen alles überrannt haben. Wir können die im inneren ausschalten, aber müssen die, die uns verfolgen abhängen.“
Er deutete auf das Kämmerchen neben dem Schranken: „Church, im Inneren befindet sich ein Computer, der alles steuert, du musst das Tor vor dem Schranken damit schließen, nur dann sind wir in Sicherheit!“
Delina fiel sofort auf das Silas einen ziemlich besorgten Klang in seiner Stimme hatte.
„Wie viele folgen uns?“, fragte sie erschreckend.
Silas drehte sich zu ihr um, sodass sie auf seine Maske starren konnte: „Zu viele um mit ihnen fertig zu werden!“
Church schien den Wink zu verstehen: „Geht alle rein! Ich werde das Tor schließen!“
Silas nickte: „Ich kümmere mich um die Gefallenen die sich im Inneren befinden!“
Janina folgte Silas sofort, aber Delina blieb stehen.
„Ich bleibe bei dir!“, verkündete sie.
Church schüttelte entscheiden den Kopf: „Auf keinen Fall! Du wirst bei Silas bleiben!“ Dann betrat er das Kämmerchen und setzte sich an den PC.
Delina folgte ihm, als sie ein Geräusch hinter sich aus dem Wald hörte und verschloss die Türe.
„Delina!“, entfuhr es Chruch wütend.
Delinas Blick war trotzig: „Vergiss es! Ich werde dich hier nicht alleine zurücklassen!“Aus dem Wald durch den Delina, Janina, Church und Silas gekommen waren stürmten unzählige verwesende Körper.
Delina starrte verstört aus dem Fenster des Kämmerchens: „Chruch beeile dich! Da draußen passiert gerade eine Zombieapokalypse!“
Church warf einen kurzen Blick nach draußen und konzentrierte sich dann wieder auf den Computer, er versuchte das Tor zu aktivieren damit sie in Sicherheit waren.
„Church ich will da keinen Stress machen, aber sie kommen näher, und das leider nicht im Zombietempo!“, Delina spürte, wie Panik in ihr hoch stieg.
Church standen die Schweißperlen auf der Stirn, er atmete hektisch. Auch er hatte keine Lust in Solon zu sterben. Das kleine Fenster ging zu Bruch und die erste Kreatur kletterte zu Ihnen in das Kämmerchen. Church wollte sich erheben, aber Delina war schneller, sie zückte das Küchenmesser, welches Janina ihr bei ihrem Aufbruch gegeben hatte, und stach es dem abscheulichen Wesen ins Auge.
„Mach weiter!“, rief sie Church zu, „Ich halte sie auf!“
Church konzentrierte sich weiter auf den PC und endlich kam das Signal des Tores draußen.
Er atmete auf, aber dann hörte er Delina schreien.