Chruch sprang von dem Computer auf, durch den er es geschafft hatte, die Tore der verfallenen Anlagen in Bewegung zu setzen. Ein Schrei von Delina hatte ihn aufgeschreckt, sie hatte zwar die meisten Gefallenen erledigt, die durch das Fenster eingedrungen waren, nun kamen sie aber auch durch die Türe, das Schloss war durch die Masse der sich dagegen werfenden Kreaturen gebrochen.
Delina war umzingelt von verwesenden, eingefallenen aber trotzdem starken Wesen, die gierig die Hände nach ihr streckten.
Church wollte ihr zur Hilfe eilen, aber die Flut, die sich durch die Türe auf sie ergoss hielt ihn auf. Verbissen kämpfte er, hörte Delina immer wieder schreien, könnte sie aber nicht sehen da das Kämmerchen voller halbtoter Engel war.
„Delina!“, um Church stapelten sich zwar schon die Leichen, aber es wurden immer mehr. Church warf einen Blick auf das Tor, es war beinahe geschlossen, aber alles zwischen der Kammer mit dem Schranken und dem Tor war voller Gefallener.
Delina schrie wieder, Church war sich sicher, dass eines der Biester sie erwischt haben musste, aber er konnte nichts tun.
Plötzlich ertönten einige Pfiffe von draußen, die die Aufmerksamkeit der Gefallenen auf sich lenkte.
Church dachte angestrengt nach, die Gefallenen sehnten sich nach lebendem, mächtigem Fleisch. Nach leben, nach Geräuschen.
Das war also der Plan ihrer Begleiter, die Biester aus der Kammer locken.
„Delina hör auch dich zu bewegen!“, rief Church schnell und hoffte, dass sie ihm vertrauen würde. Dann blieb er selbst still und wieder ertönten die Pfiffe. Die Gefallenen strömten nun durch die Türe hinaus und gaben endlich den Blick auf Delina frei.
Sie lag auf dem Boden, um sie ein Haufen erledigter Gefallener und eine Menge Blut. Church eilte, bedacht darauf kein Geräusch zu machen, zu ihr und half ihr auf. Sie hatte eine Bisswunde am Hals und an der Schulter, Church verzog besorgt das Gesicht.
Delina ließ sich, leicht benommen, von ihm hochziehen und stützen.
„Was machst du nur?“, flüsterte Church ihr zu, die Sorge in seiner Stimme war deutlich zu hören.
Delina presste mit schmerzverzerrtem Gesicht ihre freie Hand auf die Wunde am Hals, um die Blutung zu stoppen, dann versuchte sie zu lächeln: „Na ich passe auf dich auf, wonach sieht es den aus?“
Church hörte die Laute eines Kampfes von draußen und bewegte sich mit Delina langsam zur Türe.
Das Tor war nun endlich geschlossen und die Gefallenen schienen einen neuen Gegner zu haben. Eine schwarze Sense mähte durch ihre Körper und richtete unheimlichen Schaden an.
„Wer ist das?“, flüsterte Delina und beobachtete den beinahe perfekten Stil der Frau mit der Sense. Elegant schwing sie sich durch die verwesenden Körper, als wäre sie eins mit ihrer Waffe.
Church musste kurz grinsen: „Sassy hat wohl die Geduld verloren und muss sehen, wo wir bleiben!“
Delina atmete schwer, zwischen ihren Fingern quoll immer wieder Blut hervor.
„Was ist passiert?“, Silas kam zu Ihnen, „Was habt ihr getan?“
Church sah ihn verwundert an: „Na wie besprochen das Tor geschlossen!“
Silas schien weiter verwirrt zu sein: „Und wie kann es sein das eure Vampirfreundin vor meinen Augen verschwindet und dieses Biest hier auftaucht?“
Um Sassy hatte sich ein seltsamer Sandsturm gebildet, der den Gefallenen zusetzte, es dauerte nicht mehr lange und auch der letzte der Eindringlinge lag durch die Sense getötet am Boden.
„Ich denke ich kann euch das erklären!“, Sassy kam zu Ihnen und der eigenartige Sturm versiegte.
Church betrachtete sie überrascht: „Ich denke ich bin verwirrt!“
Delina stöhnte und konnte sich nicht länger auf den Beinen halten, sie gaben einfach nach. Church gelang es gerade noch sie aufzufangen, damit sie nicht unsanft auf dem Boden landete.
Sassy warf einen besorgten Blick auf die Wunde am Hals: „Das sieht nicht gut aus!“ Silas schien immer noch überrascht über Sassys plötzliche Ankunft und Janinas verschwinden.
„Delina ist stark, sie wird das schaffen. Aber wie habt ihr... Vincent!“, Silas legte eine Hand auf die Maske und nahm sie ab, „Ich schätze, dann gibt es keinen Anlass mehr für mich mein Gesicht zu verbergen. Finns kleine Freundin weiß sicher Bescheid!“
Sassy warf einen verstohlenen Blick auf Silas Gesicht, es überraschte sie, wie ähnlich er Shanora sah.
Church nickte und versuchte weiter Delinas Blutung zu stoppen.
„Lass mich einmal!“, Sassy schob seine Hände von der Wunde und begann zu Sachmet zu beten. Die mächtige Göttin war schließlich auf mit Heilkräften gesegnet. Die Wunde zischte eigenartig und begann sich zu verschließen. Zurück blieb nur eine Narbe. Dasselbe passierte mit der Wunde an der Schulter.
„Eine Priesterin also, nur nicht so vorlaut wie die letzte die ich traf!“, Silas beäugte das Spektakel interessiert, „Und wie schön sie ist!“
Sassy warf ihm einen verwirrten Blick zu, ihre wasserblauen Augen trafen auf sein verbleibendes Türkises.
Trotz der Narben die Treplew ihm zugefügt hatte war sein Gesicht einzigartig und wunderschön.
„Gefällt dir, was du siehst? Oder ist etwas mit meinem Gesicht nicht in Ordnung?“, Silas grinste verschlagen. Church musterte ihn kritisch, natürlich interessierte er sich für Sassy. Sie war schließlich mit seinem Klon zusammen.
„Hör auf!“, befahl er Silas harsch und hob Delinas Körper vorsichtig hoch.
Sassy erhob sich ebenfalls und schnallte sich ihre schwarze Sense wieder auf dem Rücken, dann erwiderte sie Silas stechenden Blick: „Wenn du denkst ich verfalle dir, weil dein Duft mich betört oder deine Stimme meiner Seele schmeichelt, täuscht du dich! Geh mir lieber aus dem Weg!“
Sie rempelte Silas an der Schulter an und folgte Church, der über beide Ohren grinste.
Auch das Innere der Anlage glich einem Schlachtfeld. Unzählige tote Gefallene pflasterten den Boden, grausam aufgeschlitzt.
„Hat Silas das getan?“, fragte Sassy Church, der die Leichen ebenso erstaunt musterte.
„Nein, diese Wunden passen zu jemand anderem!“, Chuch sah sich überrascht um und folgte langsam, damit er Delina gut tragen konnte, den Spuren der Schlacht. Sie endeten vor einem Gebäude, in deren Türe Kratzspuren waren.
„Treplew?“, Sassy fuhr mit einem Finger über die tiefen Spuren in der Türe.
Church nickte: „Wir folgen ihm und Newra!“
Sassy sah in verwirrt an und Silas lehnte sich grinsend an die Wand.
„Treplew scheint durch seine gespaltene Persönlichkeit eine eigenständige Seele entwickelt zu haben, fernab von dem Monster das der Dunkle geschaffen hat. Er ist Newras Beschützer!“, erklärte Church der verwirrten Sassy.
„Wie grotesk!“, meinte diese, „Ihr Mörder beschützt sie nun!“
Silas lachte: „Wenn er das herausfindet wird seine Seele in Fetzen gerissen! Was für ein Spaß!“
Sassy zückte ihre Sense und hielt sie Silas blitzschnell an die Kehle: „Du findest das lustig? Lache noch einmal über sein Elend und ich zeige dir, was mein Gott für Spaß hält!“
Silas wich ihrem Blick nicht aus, sie schienen sich gegenseitig mit ihren Augen aufzuspießen.
„Willst du mich töten?“, fragte er leise, „Ist das der Grund warum du hier bist? Möchte der Dunkle Finn nicht das ich seine perfekte Welt in Gefahr bringe?“
Church wollte schon eingreifen, entschied sich aber zu warten.
Sassy ließ die Sense sinken: „Ich bin hier, weil eine mir sehr wichtige Person mich darum bat ihre Freunde zu retten! Also wie wäre es, wenn du aufhörst mir dabei auf die Nerven zu gehen?“
Church verdrehte genervt die Augen: „Und wie wäre es, wenn jemand die Türe öffnen würde? Ich habe immerhin die Hände voll!“
Sassy öffnete die Türe und war überrascht, was sie vorfand.
Man schien den Dreck einigermaßen beseitigt zu haben, hatte einen Tisch repariert und zwei Spinde zu einen Schlaflager umfunktioniert.
„Sie waren hier!“, Church legte Delina in einen Spind und sah sich genauer um.
Die Betonwände waren rissig und verfallen, aber die Staubschicht, die man entfernt hatte war noch nicht wiedergekehrt.
Silas beäugte alles: „Es kann noch nicht lange her sein. Vielleicht kommen sie zurück!“
Church setzte sich vor den Tisch: „Wir müssen sowieso warten, bis es Delina besser geht!“
Sassy nickte: „Sie hat viel Blut verloren! Ich hoffe sie wacht bald auf!“
Dann ging sie wieder zu Türe: „Ich habe einen Rucksack mit Vorräten dabei, ich hole ihn schnell!“
Als sie verschwunden war warf Church Silas einen warnenden Blick zu: „Versuch es gar nicht erst. Ja du hasst Finn, aber du wirst dich sicher nicht an seine Freundin heranmachen, um dich an ihm zu rächen!“
Silas sah ihn wütend an: „Ich habe keinerlei Interesse an Vincents Kätzchen!“Sassy kam zurück und warf beiden einen fragenden Blick zu.
„Meister Church, darf ich mich entfernen?“, fragte Silas mit spöttischer Stimme.
Church nickte genervt: „Ich bitte darum!“
Silas verneigte sich höhnisch und verschwand durch die Türe.
„Willst du mir das erklären?“, fragte Sassy verwundert.
Church seufzte: „Silas hat mal wieder Mist gebaut und den Sohn von Nathaniel, der diese Welt geschaffen hat, angegriffen. Dieser hat ihn nicht getötet, dank Delina, und ihn dazu verdonnert ihr zu helfen Newra zu finden und hier herauszukommen.“
Sassy zog eine Braue hoch: „Also hilft er euch nicht freiwillig?“
Church lachte bitter: „Silas? Freiwillig? Nein, er würde uns am liebsten alle töten. Er nennt sich hier Gott, völlig gestört! Und hat eigene kleine Truppen aus toten Nephilim aufgestellt, um Newra einzusperren. Warum weiß ich nicht, aber sie entkam ihm sowieso!“
Sassy nickte interessiert und lehnte sich dann an die Wand.
Shanora wollte ihren leiblichen Bruder unbedingt helfen, aber dieser schien die Liste an Verbrechen bloß noch zu verlängern.
Sie dachte an das, was sie uns Shanora gesehen hatten.
Könnte man jemandem helfen der darauf trainiert war keine Identität zu haben? Jemandem der eine solche Macht auf andere ausübte und keine Skrupel hatte sie zu benutzen?
Jemandem der fast wahllos Menschen verletzte, opferte und für seine Pläne missbrauchte?
War der kleine Junge, den sie gesehen hatten noch irgendwo da drin oder hatte der Dunkle geschafft, was er wollte und ihn gebrochen?
Es gab nur einen Weg das herauszufinden.
„Was machst du?“, fragte Church überrascht als Sassy sich lächelnd von der Wand abstieß und zur Tür ging.
„Ich sehe mal, das unser Maskenfreund nicht wegläuft!“, antwortete sie ihm.
Church sag beinahe schon ein wenig panisch zu Delina: „Und was mache ich?“
Sassy zuckte mit den Schultern: „Sing ihr etwas vor, Kraul ihr den Kopf oder erzähl ihr einen Witz bis sie aufwacht! Du bist ein großer Junge, du schaffst das!“
Church seufzte tief als Sassy ihn einfach stehen ließ.Sassy fand Silas der vor der Anlage auf den Berg aus Leichen starrte.
„Ich hätte deinen Hass aufs Treplew verstehen müssen!“, Sassy setzte sich vor den Berg aus Leichen.
Silas ließ sich neben ihr nieder: „Habe ich mich da gerade verhört?“
Sassy starrte auf die entstellten Körper der Gefallenen und musste unweigerlich daran denken, was man Silas in seiner Zelle angetan hatte. Die Schreie, all das Blut, sie sah es deutlich vor sich.
„Es tut mir leid!“, Sassy drehte sich zu ihm und sah das sein sonst so emotionsloses Gesicht von einer überraschten, beinahe Fassungslosen Mimik geprägt war.
„Du entschuldigst dich bei mir?“, Silas Stimme klang verändert, beinahe unsicher.
Sassy nickte: „Ja, ich entschuldige mich dafür das ich kein Verständnis für deine Situation aufgebracht habe. Es muss schrecklich für dich gewesen sein wieder mit Treplew konfrontiert zu werden!“
Silas schüttelte den Kopf: „Ich habe nichts dergleichen gedacht!“
Sassy legte den Kopf in den Nacken und starrte in den violetten Himmel: „Es geht nicht immer darum, was man denkt, sondern darum was man fühlt!“
Silas musterte sie nun wieder kritisch, seine Stimme wurde wieder kalt: „Was für ein Trick soll das sein? Du bist nett zu mir damit ich euch hier raus bringe und dann tötest du mich?“
Sassy erwiderte seinen kalten Blick und hielt ihm stand: „Warum sollte ich dich töten?“
Silas Stimme klang plötzlich rauer und dunkler: „Weil ich versucht habe dich zu töten und Finn. Und ein paar andere aus eurer Jägertruppe!“
Sassy verstand nun wovor man sie gewarnt hatte, seine Stimme schien, gepaart mit seinem einzigartigen Duft nach Pfefferminz, ihre Sinne zu benebeln.
Schnell konzentrierte sie sich und ein Symbol auf ihrem Körper begann zu leuchten, sodass man es sogar durch ihre Jacke wahrnehmen konnte.
„Was ist das?“, wollte Silas wissen.
Sassy zog ihre Jacke hoch und deutete auf das leuchtende Symbol auf ihren linken Unterarm.
„Das ist das Horusauge, es schützt mich vor den Einflüssen fremder Magie!“, erklärte Sassy ihm und grinste triumphierend.
Silas lächelte: „Also bist du immun gegen meinen Charme!“
Sassy sah ihm tief in die Augen, sie versuchte möglichst überzeugend zu klingen: „Charme ist nicht nur fauler Zauber! Charmant sein kann jeder, selbst Church, und der ist ein Titanenwesen aus den Unterlanden!“
Silas sah plötzlich auf die Seite: „Ich verfüge nicht über so etwas - wir sollten zu besagtem Titanenwesen zurückgehen bevor er mir wieder unterstellt gleich jemanden umzubringen!“
Dann stand er auf und reichte Sassy die Hand um ihr aufzuhelfen.
Diese griff danach und ließ sich hochziehen. Dann lächelte sie ihn an: „Siehst du, das war Charmant!“