Delina war, nach kurzer Diskussion, friedlich eingeschlafen.
Chuch übernahm mit Sassy die Wache, beide saßen vor der Türe des kleinen Gebäudes, in dem sie ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten.
„Wie kam es dazu das du nun doch eine Priesterin geworden bist?“, wollte Church wissen.
Sassy starrte auf den eigenartigen Himmel, welcher nach wie vor keine Auskunft über die Tageszeit gab.
„Ich musste stark genug sein, um hier etwas zu bewirken. Die alten Götter brennen förmlich darauf diesen Ort zu zerstören!“, erklärte sie dann.
Church nickte: „Und Seth hat dir nach all den Jahren einfach verziehen?“
Sassy schüttelte den Kopf: „Er wollte mich töten, aber Sachmet, die Göttin des Krieges, hat ihn umgestimmt!“
Church kratzte in seinem Kopf all sein Wissen über die Götter des alten Ägyptens zusammen.
„Die Göttin mit dem Löwenkopf?“, wollte er wissen.
Sassy nickte: „Ja, genau die. Sie schlug Seth eine Kooperation vor, beide würden mir ihren Segen geben, dafür würde ich Solon vernichten und die Seelen der Nephilim befreien.“
Church sah sie überrascht an: „Warum wollen die alten Götter das?“
Sassy spielte ein wenig mit ihrer Sense: „Weil es ein Wesen gibt, welches die Zeit krümmt, das kann alle Welten endgültig aus dem Gleichgewicht befördern!“
Church überlegte kurz: „Delina hat mir von so einem Wesen erzählt. Sie gab ihr das Auge von Solon!“
Sassy legte die Sense beiseite: „Delina scheint noch eine wichtige Rolle in dem ganzen zu spielen. Nicht nur weil die Merlins Tochter ist.“
Church nickte: „Sie ist eine ganz besondere junge Frau die mich immer wieder überrascht. Ich hätte nicht damit gerechnet das sie nach mir suchen würde.“
Sassy grinste: „Seit du verschwunden bist denkt sie an nicht anderes. Sie hat zwar mit Deseis und Ation auf Celles aufgepasst, aber ich denke vor allem, weil sie wissen wollte ob Deseis etwas plant!“
Chruch sah sie überrascht an: „Warum passen Deseis und Ation auf Celles auf?“
Sassy bemerkte, dass er durch die Schlacht um Elensars Wacht wohl nicht auf dem neuesten Stand war.
„Sobald wir wieder Zuhause sind müssen wir einen Weg finden die himmlische Inquisition aufzuhalten. Celles hat vorgegeben die Erbin des schwarzen Throns zu sein um Cash, der in einer Art Koma liegt, zu schützen. Der Nachtschatten wurde aus Sumas Körper gerissen, ein Teil davon steckt in Celles der andere in...“, Sassy wurde unterbrochen.
„Der anderer Teil steckt in mir!“, Silas hatte wohl beschlossen aus seinem Versteck zu kommen.
Church warf ihm einen misstrauischen Blick zu: „Das war wohl von Anfang an dein Plan, nicht wahr?“
Silas seufzte und setzte sich zu Ihnen: „Mein Plan war es die ganze Macht des Nachtschattens zu bekommen und Celles mit hier her zu nehmen damit sie die Gefallenen verbrennt. Aber leider hält sich nie jemand an meinen Plan!“
Chruch verdrehte die Augen: „Man kann sich ja nicht wirklich an Pläne halten, die niemand kennt!“
Sassy merkte, dass die Lage zu eskalieren drohte: „Wir sollten Delina wecken und aufbrechen!“Church erklärte sich bereit Delina zu holen, er war froh nicht länger mit Silas sprechen zu müssen.
Langsam und vorsichtig öffnete er die Türe, um sie nicht zu erschrecken.
„Höher Finn, höher!“, murmelte Delina im Schlaf, „Ich will bis zum Himmel fliegen!“
Church runzelte die Stirn, warum sollte Delina von Finn träumen?
Er ging vor ihr in die Hocke, um sie sanft zu wecken.
„Delina, wir wollen aufbrechen!“, er schüttelte sie leicht an der Schulter.
„Geh nicht weg, es wird etwas Schreckliches passieren!“, rief Delina aus und erwachte aus ihrem Traum.
Verdutzt sah sie Church an, dieser sah ebenso verwirrt zurück.
„Was?“, fragte er und zog eine Braue hoch.
Delina rieb sich die Augen und setzte sich auf: „Seit ich hier bin Träume ich von meiner Kindheit. Von Finn, also eigentlich von Silas... ich hatte vergessen, wie er uns immer besucht hat, meine Schwester und mich. Er war so lieb und hat immer mit mir gespielt!“
Church blickte sie interessiert an: „Der eiskalte Maskentyp hat lieb mit Kindern gespielt?“
Delina nickte: „Bevor man ihn eingesperrt und gefoltert war. Seine Aura war damals eine andere, es war, als würde die Sonne aufgehen, sobald er kam. Sein Lachen, seine Wärme, unbeschreiblich!“
Diese Beschreibung erinnerte Church stark an Shanora, auch sie hatte die Fähigkeit Herzen im Sturm zu erobern.
Delina seufzte: „Ich wünschte er wäre noch so wie damals, ohne Gott komplex und na ja, diese Zerrissenheit, die ihn so unberechenbar macht!“
Church erhob sich und half Delina auf: „Ich weiß nicht ob jemand, der von Grund auf zerstört wurde heilen kann, aber du...“
Sassy kam zu Ihnen und wieder verstummten beide.
„Was besprecht ihr nur immer kurz, bevor ich komme?“, sie warf beiden einen belustigten Blick zu.
Delina winkte ab: „Wir haben über Silas gesprochen! Nicht so wichtig!“
Sassy zog ihre Brauen hoch und musterte beide, dann deutete sie Ihnen mitzukommen.
Sie gingen über den Hof, bis zu dem Teil der Mauer an dem deutlich die Spuren von Treplews Klauen zu sehen waren.
„Ich gehe vor!“, Sassy warf den anderen einen eindringlichen Blick zu, „Wenn es sicher ist, dann kommt zuerst Church nach! Silas hilf Delina über die Mauer zu kommen und Church fängt sie auf der anderen Seite!“
Delina warf ihr einen beleidigten Blick zu: „Warum traut man mir nicht zu alleine über die Mauer zu kommen?“
Church seufzte und warf ihr einen fürsorglichen Blick zu: „Weil du gerade erst an der Schulter verletzt wurdest und Sassy eben kein Allister ist!“
Delina schmunzelte: „Wer ist schon ein Allister?“
Silas musterte alle drei verstört: „Soll das lustig sein?“
Sassy war erstaunt, dass er sich überhaupt für das was sie Absprachen interessierte.
Sassy schwang ihre Sense und stieß sie in die Mauer. Elegant zog sie sich daran hoch und balancierte am Stiel der Sense, sprang und erreichte ihr Ende.
Geschickt zog sie sich hoch und schlang ihre Füße um den Stiel der Sense, um diese mit sich nach oben zu befördern.
„Wie immer ziemlich klasse!“, rief Church ihr anerkennend zu.
Delina verschränkte die Arme: „Wenn ich fit wäre und eine Sense hätte könnte ich das sicher auch!“
Sassy warf ihr einen belustigten Blick zu: „Klar könntest du das, gleich nach dem Fliegen!“
Delina schmollte uns sah zu, wie Church sich vom Boden abstieß und Sassy sich im selben Moment nach unten beugte und seine Hand griff.
„Bist ganz schön schwer geworden!“, hänselte sie ihn grinsend und zog ihn hoch.
„Oder du hast nachgelassen!“, konterte Church und sah erwartungsvoll zu Silas und Delina.
Ohne Vorwarnung packte dieser Delina an der Hüfte und hob sie hoch, beinahe hätte Church ihre Hände greifen können.
„Höher!“, rief Delina nach unten. Dann fiel sie.
Silas hatte sie einfach losgelassen und stand nun da, starrte auf seine Hände.
Delina war unsanft auf dem Boden gelandet und Church angelte sich zu ihr hinunter.
„Alles in Ordnung? Es tut mir leid, unser Fehler, das wir uns darauf verlassen haben das Silas sich an einen unserer Pläne hält!“, Church warf dem immer noch erstarrten Silas einen wütenden Blick zu, dann half er Delina auf die Beine.
„Tut dir etwas weh? Also mehr als zuvor?“, fragte er sie ernst.
Delina winkte ab: „Mein Ego hat einiges abbekommen, aber sonst geht es mir gut!“
Church nickte: „Okay, dann machen wir das jetzt gemeinsam, bereit?“
Delina nickte und wurde sofort rot um die Nase, als Church ihre Hüfte packte und sie nach oben warf, sodass Sassy ihre Hände zu fassen bekam. Church hatte sich so unter ihr platziert das sie ihre Füße auf seine Schultern stellen könnte, um ihre Schulter zu entlasten.
Trotzdem spürte sie einen unangenehmen Zug, als Sassy sie langsam zu sich zog.
Delina konnte nun sehen, was sich hinter diesem Teil der Mauer befand.
Ein Wald, ein tiefer Wald. Missmutig starrte sie auf die dunkelgrünen Baumwipfel die alles vor ihr verschlangen.
Wie sollte sie Newra in diesem Wald finden?
„Gib die Hoffnung nicht auf!“, Sassy legte ihr eine Hand auf die Schulter, „Church und ich sind Experten, wenn es darum geht verschollene Personen zu finden!“
Delina lächelte schwach: „Danke das ihr mir helft!“
Chruch schien einstweilen ein anderes Problem zu haben: „Sassy, ich könnte hier unten Hilfe gebrauchen!“
Sassy warf einen verwirrten Blick nach unten: „Bleib wo du bist Delina, wir brechen gleich auf!“
Dann schwang sie sich wieder hinunter zu Church, welcher mit beiden Händen vor Silas Gesicht herumfuchtelte.
„Er reagiert einfach nicht!“, verärgert holte Church aus, um seinem Gegenüber eine zu verpassen aber Sassy hielt ihn zurück.
„Das hilft auch nicht!“, sie starrte auf Silas Auge, welches vollkommen leer erschien.
Irgendetwas musste ihn getriggert haben, sie kannte diese Zustände von sich selbst.
Damals hatte es gereicht wenn sie einen Geruch, den sie mit Krieg in Verbindung gebracht hatte wahrnahm.
Er schien allerdings nicht nur von grausamen Erinnerungen heimgesucht zu werden, auf die seelische Folter durch den Dunklen machte sich bemerkbar.
Church runzelte die Stirn: „Delina hat mir erzählt, dass er vor dem Ganzen ein lieber Junge war, der mit ihr gespielt hat. Er hat sie wohl immerzu in die Luft geworfen...“
Sassy kombinierte, was passiert war: „Und als sie ihn jetzt mit ‚höher‘ drauf hinweisen wollte das er sie noch ein Stück weiter rauf geben sollte hat ihn das daran erinnert.“
Church zuckte mit den Schultern: „Wahrscheinlich, und was machen wir jetzt mit ihm? Stehen lassen?“
Sassy schüttelte den Kopf: „Wir müssen behutsam mit ihm umgehen!“
Church verzog bei dem Wort ‚behutsam‘ angewidert das Gesicht, er hätte ihn am liebsten einfach zurückgelassen.
Sassy fasste Silas nun mit beiden Händen auf die Wangen und zwang ihn zu ihr herunterzusehen.
„Finn, wir müssen weiter, hörst du? Wir müssen gehen, Delina helfen!“
Church entfuhr ein würgendes Geräusch als er hörte das Sassy ihn Finn nannte.
Seiner Meinung nach hatte der Irre sich das Recht auf diesen Namen mit seine Taten verspielt und sollte lieber Silas oder Loki bleiben.Sassy sah Silas eindringlich in die Augen, bis sie erkannte das seine Pupille sich wieder bewegte. In der tiefen Schwärze des anderen erkannte sie sowieso nichts.
Plötzlich fühlte sie, wie sich zwei Hände auf ihre Wangen legten.
„Sassy...“, Silas Stimme klang zwar ein wenig leiser und heiserer als sonst, aber zumindest schien er seine Umwelt wieder wahrzunehmen.
„Könntest du deine Griffel aus ihrem Gesicht nehmen?“, Church schien das gar nicht zu gefallen, „Nicht das du sie mit deinem Arm des Todes noch versehentlich zerquetscht. Sein mir bitte nicht böse, SILAS, aber du hast schon genug Leute verletzt die mir nahe stehen!“
Silas Blick war nun auf Church gerichtet, er starrte ihn trotzig und aufmüpfig an.
Ohne die Hände von Sassys Wangen zu nehmen, obwohl diese die ihren schon längst von ihm genommen hatte, antwortete er: „Was stört dich an diesem Bild, Church? Eigentlich wäre ich an der Stelle von eurem Finn. Damit wäre sie dann wohl MEINE Freundin und würde MICH küssen und lieben. Dann wäre es, das normalste auf der Welt das ich sie anfasse! Und du bringst doch auch ganz gerne mal fast Verbündete um wenn du wieder Stimmungsschwankungen hast!“
Delina beobachtete das Spektakel von oben und hoffte, dass es nicht eskalieren würde. Was mussten sich die beiden Herren der Schöpfung auch ständig provozieren?
Delina überlegte, was Silas letzter Satz zu bedeuten hatte. Sassy war mit Finn zusammen. Das war zumindest ihr letzter Informationsstand, sie hatte zumindest gesehen, wie die beiden sich geküsst hatten. Und wenn der Dunkle Silas, den eigentlichen Finn, nicht erwischt hätte, dann hätte Silas als Finn sein Leben gelebt. Und wäre möglicherweise wirklich mit Sassy zusammen.
Oder es hätte sich alles anders entwickelt und sie alle hätten sich nie kennengelernt.
Also war es auch hinfällig darüber zu diskutieren, Delina räusperte sich lautstark: „Wenn ihr dann fertig damit seid euch, wie kleine Kinder aufzuführen könnten wir aufbrechen!“
Silas nickte: „Das klingt vernünftig damit ich euch endlich wieder los bin, sobald wir hier raus gekommen sind!“
Dann grinste er Church an und schlug mit der linken Faust gegen die Wand, welche erschüttert wurde und bröckelte, Delina geriet aus dem Gleichgewicht und flog rücklings Richtung Wald.
Noch bevor sie schreien konnte hörte sie einen dumpfen Knall und zwei starke Arme fingen sie und stellten sie sicher auf den Boden.
Silas nickte ihr zu: „Tut mir Leid für das Fallenlassen beim ersten Mal!“
Delina starrte ihn und dann die kaputte Mauer verdutzt an: „Danke fürs Auffangen beim zweiten Mal!“