„Sassy?“, Delina riss die Türe zur Küche auf, auf der Suche nach der Vampirin.
Sie eilte durch das halbe Gebäude, bis ihr Allister entgegenkam: „Delina, du bist ja völlig außer Atem! Schön das du es geschafft hast durch deine Brillanz alles zum guten zu wenden.“
Delina lächelte schwach, schließlich hatte R ihr die Tipps gegeben, die zur Zerstörung Solons geführt hatte.
„Suchst du etwas Bestimmtes?“, fragte der Elf sie dann und warf ihr einen besorgten Blick zu.
„Sassy!“, Delina versuchte dabei nicht völlig gestresst zu wirken.
Allister nickte wissend: „Gut dann wirst du uns helfen?“
Delina sah ihn verwirrt an: „Wobei?“
Allister deutete ihr ihm zu folgen: „Sie werden jetzt den Nachtschatten extrahieren! Das wird Silas wahrscheinlich töten, wenn wir sie nicht aufhalten!“
Delina zog den Kristall aus ihrer Hosentasche: „Ich weiß eine Lösung! Ich muss das hier in zwei Hälften bekommen und eine davon pulverisieren und ihm geben, dann wird alles gut!“
Allister nahm den Kristall in die Hand und zog eine Phiole von seinem Gürtel.
„Gut!“, ein Lichtblitz schoss durch den Kristall und pulverisierte die Hälfte davon, worauf sie in die Phiole rieselte, „Dann komm mit!“
Er reichte ihr die intakte Hälfte: „Du willst gar nicht wissen was das ist? Wie ich dazu komme?“
Allister lachte: „Ich habe gelernt besser keine Fragen zu stellen!“
Delina folgte ihm bis ins oberste Geschoss des Turms von Katzus, wo sich Shanoras, oder jetzt eher Cashs Zimmer befand.
Durch den Gang waren schreckliche Schreie zu hören, neben Allister und Delina ging der Lift auf und Sassy kam zu ihnen.
„Danke Allister!“, sie warf eine Phiole zu, die er öffnete und trank. Seine Gestalt veränderte sich und nach einem kurzen Moment sah er wie Cecilia aus.
„Das ist euer Plan?“, Delina konnte dem nicht ganz folgen, „Ihr verkleidet euch?“
Allister schüttelte den Kopf: „Ich tarne mich, damit Finn nicht auf die Idee kommt mich rauszuwerfen!“
Sassy warf Delina einen prüfenden Blick zu: „Wir spielen im selben Team?“
Delina nickte: „Ich werde nicht zulassen, dass sie ihn töten!“
Sassy nickte ihr zu: „Gut, dann beeilen wir uns!“
Die Schreie stammten eindeutig von Silas, Sassy erinnerte sich daran, als sie mit Shanora in seiner Vergangenheit gewühlt hatte.
Allister riss die Türe auf und Sassy und Delina stürmten hinein. Vincent hatte seine Hand auf Silas Stirn gelegt und aus Cash Brustkorb.
Dunkle Energie floss durch ihn in Cashs Körper und Shanora stand neben seinem Bett, ihr Blick verriet, dass sie kurz davor war das ganze abzubrechen.
Silas Körper zitterte und er war schweißgebadet, sein türkises Auge war vernebelt und er wirkte benommen.
„Warum steckt sein Körper das nicht so weg wie der von
Celles?“, fragte Shanora Finn besorgt, dessen Miene kalt blieb.
„Weil Celles nicht halb tot war als man das gemacht hat!“, fuhr Sassy beide an, „Shanora, das ist Folter, du musst das stoppen!“
„Raus hier!“, Finn deutete zwei Jägern sich um das Problem zu kümmern, sie packten Sassy und Delina unsanft an der Schulter.
„Nein, das ist nicht richtig!“, Shanora schüttelte entschieden den Kopf, „Vincent hör auf!“
Vincent verneinte: „Ich muss es zu Ende führen, sonst sterben beide!“
Shanora schluckte: „Aber Finn, du sagtest doch…“
„Ich habe gelogen!“, unterbrach Finn sie harsch, „Weil ich wieder der einzige bin, der bereit ist zu tun was notwendig ist!“
Delina erschrak über seine Worte, dann wurde sie wütend.
„Du wirst nicht gewinnen!“, ihre Augen begannen violett zu funkeln und die Zeit um sie schien langsamer zu vergehen, alle froren in ihren Bewegungen ein. Delina trennte die Verbindung zwischen Vincent und Silas und entspannte sich dann, die Zeit verging wieder im normalen Tempo.
„Was hast du getan?“, rief Vincent aus und wurde von Sassy aufgehalten als er auf Delina losgehen muss.
Allister, getarnt als Cecilia stürmte zu ihnen und ein Sandsturm begann im Raum zu toben und nahm allen die Sicht.
Allister legte seine Arme auf Silas Brustkorb: „Er stirbt!“
Delina schüttelte den Kopf: „Nein, wird er nicht, die Phiole, schnell!“
Allister zückte die Phiole und gab sie Sassy: „Gib ihm das, ich halte alle auf und sorge dafür das nichts passiert!“
Sassy nickte und öffnete die Phiole, schnell kippte sie Silas den Inhalt in den Mund.
Delina hielt ihm den Mund zu, als er sich wand und scheinbar wieder extreme Schmerzen hatte. Plötzlich schien sein ganzer Körper grell zu leuchten und Delina wurde von ihm gestoßen.
Allister nickte ihnen zu als das Licht sich zurückzog und verschwand, der Sandsturm versiegte und ein weißer Tiger sprang auf sie zu und holte mit der Pranke aus.
Ein Schrei ertönte, Delina hielt sich schockiert den Mund zu.
Der Tiger verwandelte sich zurück in Finn: „Sassy…“
Sassy hielt sich die rechte Gesichtshälfte, Blut quoll zwischen ihren Fingern hervor.
„Was hast du getan?“, schrie Shanora panisch und rannte zu ihnen.
„Was notwendig war?“, fragte Delina trocken und erntete dafür einen anerkennenden Blick von Vincent.
Delina saß still vor der Türe des Aufenthaltsraumes, lehnte den Kopf gegen die Wand und versuchte kurz abzuschalten. Aber es war ihr nicht vergönnt, sie hörte schnelle Schritte auf sie zukommen und spürte zwei Hände auf ihren Wangen.
„Geht es dir gut?“, Allister war wieder zu seiner wahren Gestalt zurückgekehrt, „Keine Sorge, Sassy wird wieder!“
Delina schüttelte den Kopf: „Ich habe Maleon getötet und Nathaniel. Und jetzt hat Finn Sassy verletzt weil er versessen darauf war Silas zu töten. Was passiert hier nur?“
Allister setzte sich zu ihr auf den Boden: „Wir machen alle Fehler…“
Delina sprang auf: „Fehler? Wir bringen uns gegenseitig um! Wir sind alle von Hass und Rache verblendet und sehen das wesentliche nicht mehr!“
Allister wollte gerade etwas sagen, als Sassy den Gang entlang stürmte.
„Bleib stehen!“, Finn folgte ihr.
Delina erschrak, als sie ihr Gesicht sah, vier tiefe von Church vernähte Kratzspuren zierten die rechte Seite. Sie hatte Glück gehabt, das es nicht ihr Auge getroffen hatte.
Allister erhob sich und hielt Finn auf: „Du solltest sie in Ruhe lassen!“
Delina stellte sich ihm ebenfalls in den Weg: „Ja, dringend! Aber bitte zerkratz uns nicht auch noch das Gesicht!“
Finn warf Delina einen verletzten Blick zu: „Das wollte ich nicht… Nichts davon! Es tut mir so leid, was passiert ist!“
Allister klopfte ihm auf die Schulter: „Du solltest dich sammeln und nachdenken! Und kümmere dich um Shanora, schließlich hat sie gerade jemanden endgültig verloren!“
„Jemanden, der bereits tot war!“, fuhr Delina Allister an, „Dafür darf jemand leben der nicht tot war!“
Allister hob die Hände: „Schon gut! Finn lass uns zu Shanora gehen!“
Delina verdrehte die Augen und löste sich in Nebel auf.
Sassy hatte ihr Ziel erreicht, überrascht entdeckte sie Deseis und Claude vor Silas Krankenzimmer.´
„Was macht ihr hier?“, wollte sie wissen und sah zwischen den beiden hin und her.
„Ja Deseis, was machen wir hier?“, fragte Claude genervt und verdrehte die Augen.
„Wir passen auf das niemand verletzt wird!“, antwortete Deseis kühl und musterte Sassys Gesicht.
„Kann ich kurz zu ihm?“, Sassy starrte den Schatten eindringlich an, seine schwarzen Augen schienen abzuschätzen, ob sie eine Gefahr für Silas darstellen würde.
„Ja!“, antwortete er schließlich, „Aber beeile dich, wir sind hier nicht sicher!“
Sassy nickte und öffnete die Türe, ein einfaches Bett stand in der Mitte des Raumes.
Silas lag unter einer dünnen Decke, sein Oberkörper war frei und Sassy konnte einen Blick auf all seine Narben werfen.
„Ich habe nicht gesagt, das du reinkommen kannst!“, stöhnte er genervt und drehte ihr ohne die Augen zu öffnen den Rücken zu.
„Ich habe auch nicht geklopft!“, antwortete sie und setzte sich auf die Bettkante.
Silas zuckte zusammen, als Sassy mit einem Finger über eine der langen Narben auf seinem Rücken fuhr.
„Sind sie alle von Treplew?“, wollte sie wissen und berührte die nächste.
„Das hat dich nicht zu interessieren.“, antwortete Silas kühl und zog die Decke ein wenig höher.
Seine Stimme klang extrem gereizt und er schien ihr signalisieren zu wollen, dass sie Abstand halten sollte.
„Es muss die Hölle gewesen sein…“, Sassy strich nun über eine Narbe an seinem Nacken, „Aber das ist jetzt vorbei. Du wirst nie wieder gefoltert werden wenn wir das verhindern können. Du bist nicht mehr alleine, es gibt Leute die sich um dich sorgen und hinter dir stehen!“
Silas lauschte still ihren Worten und drehte sich nun doch zu ihr um, als sie die Hand endlich von ihm nahm.
„Was ist passiert?“, wollte er wissen, als er ihr Gesicht sah.
„Ein Unfall. Aber ich habe es überlebt, alles gut!“, erklärte sie knapp.
Silas schnaubte abfällig: „Das war Finn, habe ich recht?“
Sassy blieb stumm was ihm das bestätigte.
„Lass mich alleine!“, verlangte er dann, „ich muss mich darauf vorbereiten… Was tust du?“
Sassy ignorierte seine Worte und legte ihm eine Hand auf die vernarbte Wange.
Silas schloss für einen kurzen Moment die Augen: „Du musst von hier verschwinden Sassy, sonst sind die Kratzer in deinem Gesicht nicht das letzte was du meinetwegen erdulden musst!“
Sassy kam ihm bloß noch näher: „Ist das der Grund warum du so tust, als wäre nichts zwischen uns? Weil du denkst du schadest mir?“
Silas versuchte standhaft zu bleiben und sie weg zu schicken, wie er es zu Church gesagt hatte. Aber er brachte es nicht über sein Herz.
Ein quälender Moment verging ehe er begriff, das es zu spät war um jetzt noch einen Schritt zurückzugehen.
Sie legte ihre Lippen sanft auf seine und für einen Moment hatte er das Gefühl, dass es doch etwas Gutes in der Welt für ihn gab.
Als wäre der kleine junge mit den schwarzen Haaren und den türkisen Augen nicht im Kerker gestorben.
„Das ist das dümmste was du je getan hast, Sassy!“, versicherte er ihr.
Sassy nickte: „Aber es ist es mir wert. Ich habe mich noch nie so gefühlt!“
Silas setzte sich auf: „Ich muss von hier verschwinden, eine Weile untertauchen bis sich alles beruhigt hat. Du musst hier bleiben, das ist besser für dich!“
Sassy schüttelte den Kopf: „Wir können gemeinsam gehen, zu Allister oder…“
Silas unterbrach sie: „Dein Platz ist bei deinen Leuten, ich muss wirklich untertauchen, bis sich einiges geklärt hat!“
Delina steuerte nun ebenfalls die Türe zu Silas Schlafgemach an: „Idiot? Deseis? Was macht ihr hier?“
Claude warf ihr einen beleidigten Blick zu: „Idiot? Etwas besseres lässt du dir für mich nicht einfallen?“
Delina lächelte übertrieben freundlich: „Hornochse, Deseis, selbe Frage wie gerade eben!?“
Deseis Blick war wie immer übertrieben emotionslos: „Wir bewachen etwas. Jetzt geh weg!“
Delina warf ihm einen wütenden Blick zu: „Bin ich ein Hund? Ich muss da rein, und zwar jetzt!“
Claude grinste dreckig: „Aber er hat bereits Besuch!“
Delina runzelte die Stirn: „Ach ja? Ist mir egal! Geht mir lieber aus dem Weg oder ihr werdet mich aufhalten müssen! Was euch NICHT gelingen wird!“
Deseis seufzte tief: „Gut, du kannst auch noch rein! Ist ja schlimmer als auf eine Zulassungsstelle hier!“
Claude sah ihn verwirrt an: „Was ist eine Zulassungsstelle?“
Delina lachte: „Nichts worüber ein Idiot wie du sich je Gedanken machen müsste!“
Claude warf ihr einen giftigen Blick zu: „Miststück!“
Delina warf ihm ein verächtliches Lächeln zu und öffnete dann die Türe.
Sie sah wie Sassy und Silas schnell ein wenig Abstand zwischen sich brachten und verdrehte die Augen.
„Sagt jetzt nicht wieder das es nicht so ist, wie es aussieht!“, murrte sie und verschränkte die Arme.
„Es ist, wie es aussieht?“, Silas rappelte sich auf und streifte sich schnell sein T-Shirt über, „Können wir gehen?“
Delina nickte: „Darum bin ich hier!“
Sassy warf beiden einen fragenden Blick zu: „Wohin wollt ihr?“
Silas winkte ab: „Wir haben da noch etwas zu klären! Sag Deseis und Claude das der Plan sich ein bisschen verzögert!“