„Na kleines. Da bist du ja weit gekommen.“
Sie schaute zu dem Mann hinauf, der plötzlich vor ihr stand. Beim zurück gehen, stolperte sie über einen Stein. Der Mann zog ein Schwert und richtete es auf sie. Jeanne bekam ein Stock zu fassen und stand auf. Der Mann holte mit seinem Schwert aus. Den Schlag konnte Jeanne wunderlicherweise mit ihrem Stock abwehren.
„Versuchst du wirklich dich mit einem Stock zu wehren?“ Er fing laut an zu lachen.
Jeanne war es möglich jeden Hieb des Mannen abzuwehren und ihr gelang es dem Mann das Schwert aus der Hand zu schlagen. Schnell nahm sie es an sich.
„Jetzt habe ich die überlegende Waffe.“
„Dennoch bist du ein schwaches Kind und kannst wohl kaum etwas gegen mich ausrichten.“
Wieder begann er zu lachen. Er war sich seiner Sache mehr als sicher. Bis ihm das Schwert im Bauch steckte. Prompt verstummte er. Das Blut spritzte gegen Jeanne und ihr weißes Kleid färbte sich ein wenig rot.
„Wie kann das sein…? Wie kann ein Kind dazu in der Lage sein?“
Jeanne zog das Schwert heraus. Der Mann ging zu Boden.
Als der Mann vor ihr kniete und um sein Leben winselte, stach Jeanne ihm das Schwert ins Herz. Der Mann starb kurz darauf.
Mit dem Schwert lief Jeanne wieder zurück in die Höhle. Im Raum war es still. Zu still. In dem Raum mit den Edelsteinen angekommen, sah sie die Männer scheinbar tot auf dem Boden liegen. Sie war erleichtert. Frey hat es wirklich geschafft. Aber wo war er? Sie begann sich wieder Sorgen zu machen. Er war nirgends zu sehen.
„Frey wo bist du?“
Niemand antwortete ihr. Jeanne ging näher zu den Männern hin. In der Mitte von ihnen sah sie Frey regungslos liegen. Erschrocken ließ Jeanne das Schwert fallen und lief zu ihm. Sie setzte sich neben ihn und drehte ihn zu sich auf den Rücken. Seine Augen waren geschlossen. Er hatte schwere Verletzungen und war stark am bluten.
Mit rütteln versuchte sie ihn aufzuwecken, aber ohne Erfolg. In ihre großen blauen Augen stiegen die Tränen.
„Frey bitte wach auf… Du darfst nicht sterben… Frey!“
Sie begann zu verzweifeln. Frey wachte einfach nicht auf. Sie zog ihn sich auf den Rücken und stand auf. Frey war größer und schwerer als sie. Deshalb hatte sie es auch schwer ihn zu tragen, aber ihr blieb nichts anderes übrig.
Auf dem Weg in die Stadt, drohte sie oft zusammen zu brechen, konnte sich aber immer wieder fangen. Kurz nach dem Eintritt in die Stadt verließ sie ihre Kraft und brach doch zusammen. Nur schwer gelang es ihr unter Frey wieder weg zu kommen. Noch einmal versuchte sie ihn wach zu rütteln.
„Wach auf Frey. Ich kann dich doch hier nicht liegen lassen.“
Sie schaute sich um. Kaum einer war hier… und die Anwesenden ignorierten sie.
„Hilfe!!“, rief sie laut.
Niemand reagierte. Sie musste Hilfe holen.
„Frey ich bin gleich wieder da.“
Sie stand auf und rannte schnell zum Brunnen. Dort wird ihr sicher jemand helfen. Sie stand nur da und rief um Hilfe. Sera hörte sie und kam aus dem Haus.
„Jeanne was ist passiert? Wieso bist du voller Blut?“
„Du musst schnell mit kommen! Frey wacht nicht mehr auf.“
Sie nickte und holte ihren Mann aus dem Haus. Gemeinsam liefen sie zu Frey. Sie konnten sehen, wie Kinder aus dem Armenviertel bei Frey waren und ihn anstupsten und traten. Jeanne scheuchte sie mit zorniger Stimme davon.
„Was ist mit ihm passiert?“, fragte Sera fassungslos.
„Wir müssen ihn unbedingt versorgen.“, sagte ihr Mann.
Er nahm den Jungen hoch und trug ihn mit schnell Schritten nach Hause. Dort legte er ihn in ein Bett und Sera versorgte seine Wunden. In der Zeit wusch Jeanne sich und zog sich etwas sauberes an. Als sie fertig war ging sie in die Stube, wo auch kurz darauf Sera drin auftauchte.
„Sera, wie geht es Frey?“, wollte sie voll eifer wissen.
„Gut geht es ihm nicht, aber er wird wieder. Was ist denn passiert?“
„Wir waren in einer Höhle und haben dort einen Raum mit Edelsteinen gefunden. Wir wollten fliehen, als fünf Männer den Raum betraten.“, erzählte Jeanne. „Aber sie haben uns bemerkt. Sie wollten mich entführen und an Menschenhändler verkaufen. Frey hat mich beschützt und ich sollte alleine fliehen.“
„Und was ist dann passiert?“
„Einer der Männer folgte mir und griff mich an. Ich konnte mich wehren und habe ihn getötet. Als ich zurück zu Frey kam, waren die Männer tot und zwischen ihnen lag Frey.“
„Und du weißt wirklich nicht, was darin passierte?“
„Nein…“
„Ich werde mir das einmal ansehen.“, sagte Seras Mann und ging los.
„Bis Frey sich erholt hat, kann er hier bleiben.“
Jeanne nickte und ging zu ihm ins Zimmer. Noch immer lag er regungslos da. Sie setzte sich zu ihm auf das Bett. Sera kam ihr nach.
„Jeanne… Ich fürchte du wirst dich langsam von Frey trennen müssen. Er wird zu gefährlich für uns Menschen. Auch wenn er noch ein Kind ist.“
„Ich will mich aber nicht von ihm trennen… Wir sind doch Freunde und Frey würde niemals jemanden etwas tun.“
Vor Jeannes inneren Auge sah sie seinen Blick von vorhin. Dabei bekam sie es schon mit der Angst, aber sie sind trotzdem Freunde. Sie glaubt nicht, dass er gefährlich ist.
Sera seufzte. Früher oder später muss es so geschehen. Sie verließ wieder den Raum.
„Jeanne… was ist passiert…?“
Ihr Blick schweifte zu ihm. Er war endlich wieder wach.
„Frey….“, sagte sie erleichtert und mit freudiger Stimme. „Ich weiß nicht, was bei dir passierte. Ich habe gehofft, dass du es mir sagen könntest.“
„Ich kann mich nicht erinnern… Es wurde auf mal alles schwarz. Was ist mit den Männern?“
„Als ich zu dir zurückkehrte waren sie alle tot.“
Frey schaute sie erstaunt an. Hat er sie etwa umgebracht? Das konnte er sich gar nicht vorstellen, aber sonst war niemand in diesem Raum, der es hätte getan haben könnte.
„Ich möchte noch schlafen...“, sagte er mit müder Stimme.
„Ich auch…“
Sie krabbelte zu Frey und die Decke. Er war sichtlich verwundert darüber.
„Wir schlafen zusammen. Wie Geschwister.“, sagte Jeanne.
Frey nickte. Auch wenn es für ihn sehr befremdlich war, fühlte er sich damit sehr wohl. Gemeinsam schliefen sie ein.
Sera schaute nach einer Weile nach den beiden. Beim Anblick der schlafenden Kinder musste sie lächeln. Ihr Mann kam nach Hause und sie trat zu ihm.
„Hast du etwas herausfinden können?“, wollte sie wissen.
„Ja die Männer starben an schweren Verbrennungen und tiefen Schnittwunden.“
Sie war erschrocken über diese Information.
„War das wirklich Frey?“
„Ich will es auch nicht glauben, aber ausschließen können wir das nicht. Hatte der Junge Brandwunden?“
„Ja unter anderen, aber überwogen haben Schlag- und Schnittwunden.“
„Wenn er selbst auch Verbrennungen hatte, dann ist es wirklich nicht auszuschließen. Er wird zu gefährlich für uns Menschen. Frey muss zu seines gleichen.“, sagte ihr Mann bedrückt.
Die beiden zuckten erschrocken zusammen, als die Haustür aufflog und in ihr einer der königlichen Wachen mit verzweifelten Blick stand. Ohne nach zu fragen verstanden sie was passiert ist.
„Wie konnte es passieren? Sie waren die besten.“, wollte Sera wissen.
„Das wissen wir leider nicht...Wir vermuten, dass die `Wesen´ ihnen in dem Moment überlegen waren“, antwortete die Wache.
„Aber was wird jetzt aus Jeanne werden? Wir können uns nicht auf Dauer um sie kümmern.“
„Das Königshaus hat bereits entschieden sich um Fräulein Chevalier zu kümmern. Immerhin ist sie die Tochter von adligen.“
Die beiden nickten zustimmend.
„Wir werden noch warten bis wir es Jeanne erzählen. Ich muss erst einmal wissen, wie wir es ihr sagen. Immerhin wird es nicht der letzte Verlust für sie bleiben.“
Der Tag ging zu Ende…