Nur kurz nach der Weihnachtsfeier holte Julia der Unistress wieder ein. Referate sollten gehalten und Hausaufgaben gemacht werden. Anders Steppi, der im Dezember nicht ganz so viele Spiele hatte, die schlimmste Woche war bereits im November vorbei gegangen. Dementsprechend kümmerte sich Steppi gerade mehr um den Haushalt, und trotzdem funktionierte es bisher ganz gut. Die Weihnachtsferien hatten begonnen und Julia hatte, im Gegensatz zu Steppi, zwei Wochen frei. Da Steppi am 26. ein Spiel hatte, musste er auch am Weihnachtsmorgen Videostudium machen und dafür nach Kronau fahren. Julia hatte die Zeit genutzt, um ihren Weihnachtsbaum zu schmücken, zu putzen und bei Liv und Eivor vorbeizuschauen. Geschenke wurden ausgetauscht und noch ein paar Plätzchen von Eivor verteilt, deshalb war sie nicht lange vor Steppi zu Hause. Sie hatte gerade ihre Schuhe ausgezogen und Teewasser aufgesetzt, da öffnete sich die Tür wieder und sie hörte, wie Steppi sich im Hausgang seiner Schuhe und Jacke entledigte. ”Du bist ja auch schon da”, begrüßte er seine Freundin und küsste sie auf die kalte Wange, ”aber noch nicht lange?”. ”Stimmt. Ich komme gerade erst von Eivor. Sie hat uns Plätzchen mitgegeben und ich will Tee machen, hast du Lust?”. ”Oh ja, gerne. Gibt es etwas Neues?”. ”Nein, gar nichts. Die Jungs haben sich über die Geschenke gefreut, aber Eivor hat uns ja gesagt, was wir kaufen sollen.” Julia richtete zwei Teetassen mit Beutel, dann schmiegte sie sich in Steppis Arme. Seine Hände, die dann auf ihrem Rücken lagen, waren noch sehr kalt,sie spürte die Kälte selbst durch ihren Pullover. „Noch zwei Tage, dann wir haben endlich ein Woche nur für uns“, seufzte Steppi und drückte einen Kuss auf ihren Scheitel. „Mehr oder weniger. Hast du die Tickets noch?“. „Natürlich! Sie liegen in einer Schublade in dein Schreibtisch, da räume ich sie nicht zufällig weg.“ Julia grinste. Sie hatte die Flugtickets nach Island sofort an sich genommen und verstaut, damit Steppi, der gerne viel verlegte, sie nicht verplempern konnte. Schon in drei Tagen würde sie Steppis Familie kennenlernen, inklusive Schwester und Nichten. Einerseits graute es ihr wieder vor so vielen Menschen, andererseits musste es natürlich irgendwann sein. Außerdem hatte Steppi ihr den Urlaub bezahlt und ihr noch eine Überraschung versprochen. Die Neugier siegte bisher über ihre Anspannung, wenn sie an den Urlaub dachte. „Okay, okay. Ich freue mich auf die Woche Urlaub mit dir. Jetzt lass mich kurz den Tee machen.“ Julia löste sich aus der Umarmung und füllte das Wasser in die Tassen, dann reichte sie Steppi eine davon und nahm die andere. „Kannst du denn überhaupt die Plätzchen von Eivor essen oder kommst du dann übermorgen nicht vom Fleck? Vielleicht sollte ich ja alle essen...“. „Niemals!“, protestierte Steppi entrüstet, was Julia zum Lachen brachte. Sie öffnete die große Tupperschüssel, die auf der Küchenzeile stand und schnappte sich eins. Steppi griff sofort nach einem weiteren. „Du Steppi? Wir haben fast Abend, sollen wir vielleicht einfach Geschenke auspacken? Wenn du morgen früh zum Training musst, können wir sowieso nicht so lange aufbleiben.“ „Hast du denn schon alle unter den Baum gelegt?“, fragte er zurück und Julia presste die Lippen zusammen. „Natürlich!“ „Dann lass uns das machen, du hast Recht.“ Steppi griff nach ihrer Hand und diese miteinander verschränkt gingen sie ins Wohnzimmer. Der mit Lametta und Kugeln geschmückte Baum nahm eine Menge Platz ein, der Weg zum großen Sofa war gerade noch bequem begehbar. Geschenke in allen Größen und Farben waren darunter verteilt. "Zuerst unsere Geschenke oder die meiner Familie?", fragte Steppi und nickte dabei zu den Geschenken. "Zuerst die von deiner Familie. Ich bin echt neugierig, was sie uns schenken, an mich hätten sie doch gar nicht denken müssen." "Blabla, du gehörst dazu jetzt. Die drei sind von ihnen, die nehmen wir mit auf das Sofa." Steppi stapelte drei größere Geschenke und legte sie auf das Sofa, zwischen sich und Julia, die sich ebenfalls setzte. "Das erste ist weich, das ist glaube ich nur für dich", meinte Steppi und piekste zum Beweis in das oberste Geschenk, das unter seinem Finger nachgab. Julia schenkte ihm einen skeptischen Blick, dann nahm sie das hellblaue Päckchen aber an und öffnete umsichtig die Klebestreifen. Zum Vorschein gab ein tannengrüner Strickpullover mit einem großen Rentier drauf. "Was ist denn das?", rutschte es Julia heraus und Steppi lachte. "Den Pullover bekommt jeder in der Familie, so es heißt, dass du schon zu meiner Familie gehörst. Wir alle tragen ihn wenn wir gemeinsam zu Weihnachten essen. Meine Mama strickt immer wenn es jemand Neuen gibt an Weihnachten und es ist etwas Ernstes." "Ach, passiert das oft?", fragte Julia und legte den Pullover zur Seite. "Stricken öfter, aber geschenkt haben wir es nur dem Mann von meiner Schwester, und jetzt eben dir. Keine hat es lange genug ausgehalten mit mir." "Dann muss ich den wohl noch einpacken für übermorgen", grinste Julia und Steppi grinste zurück. "Lass uns die andere zwei auspacken, ich weiß nicht was in denen ist", meinte er dann und wog ein rechteckiges Päckchen in roter Verpackung. "Das ist nicht so leicht", stellte er dann fest. "Mach du auf", meinte Julia und Steppi machte sich an die Arbeit. Er riss das Papier rabiater auf, sodass es in kleine und große Fetzen zerfiel. Zum Vorschein kam eine Verpackung, deren Bild ein Toaster zeigte. "Ein...Toaster?", fragte Steppi das offensichtliche und drehte die Verpackung in seinen Händen. "Sieht so aus. Wir haben keinen, aber wissen das deine Eltern? Sowas hätten sie doch mal fragen können, wir brauchen doch eigentlich gar keinen Toaster." "Vielleicht aber den doch", grinste Steppi, denn mittlerweile hatte er die kleine Produktbeschreibung am Kartonrand gelesen, "der hier toastet 'i love you' auf die Brote, guck." Er drehte die Verpackung und zeigte auf den kleingeschriebenen Text am Rand. Julia beugte sich vor und überflog die Produktbeschreibung, dann lächelte auch sie. "Na gut, den nehmen wir", meinte sie dann, "ohne i love you schmecken die Toast zwar auch, aber die Idee ist ja ganz süß. Jetzt das dritte?". Steppi nickte. "Das machst du, so jeder hat etwas von der Familie ausgepackt." "Gute Idee", meinte Julia, dann nahm sie das Sandfarbene Päckchen. Es war auch Rechteckig, aber nicht so hoch wie der Toaster. Neugierig öffnete sie das Papier und entfernte dann noch Folie. Zum Vorschein kamen zwei eingerahmte, handgemalte Bilder und ein kleiner Brief. Da dieser auf isländisch geschrieben war, half Steppi aus. "Meine Schwester und ihre Familie wünschen uns ein frohes Weihnachten. Meine Nichten haben Bilder gemalt, damit die Wohnung nicht mehr so schmucklos ist", übersetzte er. "Das ist ja süß. Die Bilder hängen wir nachher noch auf, irgendwo im Hausgang vielleicht?“. „Nachher. Lass uns die Geschenke wegräumen so wir können uns unsere Sachen schenken.“ Steppi begann bereits,die Geschenke vom Sofa auf den Tisch zu stellen, während Julia unter dem Weihnachtsbaum ihr Geschenk für Steppi holte. In dem länglichen, roten Umschlag steckten Flugtickets, von denen sie hoffte, dass sie Steppi gefallen würden. Ein wenig zögerlich, weil sie unsicher war, setzte sie sich zurück auf das Sofa. „Kann ich zuerst? Oder du?“, fragte sie und Steppi deutete mit dem Kinn auf den Umschlag. „Mach du.“ Sie reichte ihm den Umschlag, und bevor sie ihn aus der Hand geben konnte, hatte sich Steppi nach vorne gebeugt und küsste Julia lange. „Frohe Weihnachten“, keuchte sie dann ein wenig atemlos und mit geröteten Wangen. Steppi öffnete den Umschlag und zog die Tickets vorsichtig heraus. „Flugtickets nach Rom? Wow.“ „Du hast doch gesagt, dass du so gerne mal in einem warmen Land Urlaub machen möchtest. Ich kenne mich gut aus in Rom, ich denke das würde dir gefallen… oder findest du es etwa doof?“. „Nein, gar nicht. Danke.“ Steppi küsste Julia wieder, dieses Mal auf die Wange. Er holte aus der Brusttasche seines Hemdes eine kleine, dunkelblaue Box, die gerade so groß war wie Julias Handfläche. „Ich wusste auch nicht richtig was ich soll kaufen, aber ich denke dass es schön ist, wenn du etwas trägst wenn ich weg bin, so ich habe mich dafür entschieden. Ich hoffe es gefällt dir.“ Behutsam nahm Julia die kleine Box aus Steppis Händen und öffnete den Deckel. Er verharkte sich Kurz, dann öffnete er mit einem leisen Geräusch und auf einem Kissen gebettet kam eine Silberkette mit Herzanhänger zum Vorschein. Im ersten Moment war Julia sprachlos, weil die Kette und die Idee dahinter sie sehr rührten. „Oh Steppi, die Kette ist wunderschön, danke! Die werde ich ab heute jeden Tag tragen, dann vergesse ich dich ganz bestimmt nicht.“ Noch die Box in der Hand, küsste Julia ihren Freund überschwänglich. „Möchtest du sie gleich anziehen? Ich kann dir helfen.“ „Gerne“, nickte Julia, dann nahm Steppi die Kette vom Kissen und legte sie Julia um den Hals. Die Kette war gerade so lang, dass Julia den Anhänger betrachten konnte. Immer noch überwältigt strahlte sie das Herz an. „Danke, wirklich. Die Kette ist wunderschön, ich könnte sie nur noch anschauen.“ Steppi grinste, aber dann hob er Julias Kinn mit einer Hand an und ihre Blicke trafen sich. „Ich freue mich wenn es dir gefällt, aber es ist auch schön, wenn du jetzt mich anschaust. Ich liebe dich.“ Julia lief ein angenehmer Schauer über den Rücken. Steppis blauen Augen konnte sie sich nie entziehen, und wenn er dazu noch seine Stimme benutzte, war sie ihm völlig verfallen. „Ich liebe dich auch“, hauchte sie, dann verschloss Steppi Julias Lippen mit einem intensiven Kuss. Gleichzeitig begann er, ihr Oberteil über die Hüfte nach oben zu schieben. Julia öffnete die ersten beiden Knöpfe seines Hemdes und wanderte mit ihren Fingern über seine nackte, warme Haut darunter. Der Gedanke daran, aufzuräumen war schon länger beiseite geschoben.