Steppi wurde schon den ganzen Tag von einer inneren Unruhe getragen und er konnte nicht einmal sagen, wieso. Eigentlich konnte er es schon sagen, aber Lexi, der ihm die letzten Tage ständig beigestanden hatte, rügte ihn dafür. Denn heute wollte Steppi Julia endlich offiziell fragen. Heute war das Spieler-Begrüßungs-Grillen am ersten freien Wochenende der Saison und das wollte er nutzen. Dafür hatte er mit Eivor und Lexi einen Ring ausgesucht und den Antrag unzählige Male durchgesprochen, aber trotzdem war er nervös.
Die Party war schon voll im Gange und langsam hatte Steppi keine Ausrede mehr, um noch mit seinem Antrag zu warten. Schon ein wenig genervt seufzte Lexi tief durch und klopfte ihm ein weiteres Mal für heute auf die Schulter,
"Komm schon, jetzt stell dich nicht so an. das wird schon schief gehen. Jetzt frag sie endlich und dann können wir alle beruhigt nach Hause gehen."
"Und was ist, wenn sie nein sagt?", fragte Steppi zurück, den Angstschweiß auf dem Gesicht, "nur weil sie ein Mal ja gesagt hat, muss sie das nicht nochmal tun."
Weil Steppi das Argument in den letzten Stunden schon ein paar Mal heruntergebetet hatte, verdrehte Lexi genervt die Augen.
"Wird. Sie. Nicht", knurrte er, "und jetzt mach endlich. Ich weiß gar nicht, vor was du Angst hast, du Idiot."
Steppi zog die Mundwinkel nach unten und krampfte seine Faust um die kleine Box mit dem Verlobungsring. Er konnte nicht verstehen, wieso niemand seine Ängste erst nahm. Schließlich ging es hierbei um einen wichtigen Schritt in seinem Leben!
"Ich rufe sie jetzt und dann fragst du einfach und dann ist alles gut", verkündete Lexi und achtete nicht auf die wütenden Blicke, die Steppi ihm zuwarf.
"Wir stehen hier beim Essen. Das ist total unromantisch!", beschwerte Steppi sich.
"Ist mir egal und ihr bestimmt auch. Hey, Julia, komm mal her!", rief Lexi etwas lauter und Julia, die bei Eivor und Salome gestanden hatte, drehte sich um.
Sie ahnte bereits, was auf sie zukommen würde und eine leise Vorfreude schlich sich in ihre Laune.
"Bin gleich wieder da", grinste sie ihre beiden Freundinnen an und ging hinüber zu Lexi und Steppi.
"Steppi möchte dir etwas sagen", verkündete Lexi trocken und trat dann zur Seite, um den beiden Raum zu lassen.
Steppis Herz klopfte viel zu schnell und die Worte, die er sich mühevoll zurecht gelegt hatte, wollten ihm einfach nicht mehr einfallen, als er in die strahlenden Augen seiner Freundin sah. Er konnte nicht anders, als einfach nur auf die Knie zu fallen und währenddessen nach ihren Händen zu greifen.
"Heirate mich. Bitte", krächzte er mit belegter Stimme. Dabei rauschten ihm so viele Dinge durch den Kopf, die sie gemeinsam erlebt hatten.
Julia standen, genau so wie Steppi, Tränen in den Augen. Sie hatte sich den Antrag so oft ausgemalt, aber sicherlich nicht so. Dennoch war es für sie der schönste Antrag überhaupt.
Sie kniete sich ebenfalls und umarmte Steppi, presste ihr Gesicht ganz nah an ihn.
"Natürlich will ich, Steppi. Ich heirate dich sooft zu willst", hauchte sie und wurde davon von Steppi in der Umarmung fast erdrückt.
Julia genoss die Nähe, aber ihr war trotzdem bewusst, dass sie gerade sämtliche Aufmerksamkeit genossen und auf dem Boden herumknieten.
"Steppi... ein Ring?", fragte sie leise.
Steppi kramte mit zitternden Händen nach der kleinen Box, ein wenig beschämt, dass er diese Kleinigkeit vergessen hatte.
Der kleine Echtsilberring mit einem Diamanten war filigran und gefiel Julia außergewöhnlich gut. Als der Ring endlich an ihrem Finger steckte, umarmte sie Steppi fest und drückte ihm einen Kuss in den Nacken.
"Steppi, der Ring ist wunderschön, vielen, vielen Dank!", murmelte sie und musste dabei ihre Tränen zurückhalten.
Steppi lächelte und drückte seine Freundin, nein, Verlobte, fest an sich. Es war ein schönes Gefühl, die Frage endlich gestellt zu haben und dann noch eine positive Antwort zu bekommen.
Dass sie der Mittelpunkt der Feier geworden waren, wurde den beiden erst klar, als ein stürmischer Applaus losbrach.
Steppi und Julia grinsten sich an und er half ihr, nachdem er aufgestanden war, selbst wieder auf die Beine.
"Ich bin so glücklich", flüsterte Julia Steppi zu, während die ersten Gratulanten schon auf sie zu kamen. Er lächelte ihr zu und nahm die Glückwünsche von Lexi und Eivor entgegen. Zu Julia kam Steini. Mit ihm hatte sie nie viel zu tun gehabt, aber sie mochte seine positive, einnehmende Art.
"Herzlichen Glückwunsch ihr beiden", wünschte er, hatte aber auch schon ein diebisches Grinsen im Gesicht.
"Darf ich dir Steppi mal kurz entführen?".
"Klar", meinte Julia nur und schon war Steini mit Steppi verschwunden.
"ALTER! Verheiratet, DU!", freute sich Steini breit grinsend. "Hast du schon deinen Junggesellenabschied geplant?".
"Nein", gab Steppi zu und wollte noch hinzufügen, dass er das eigentlich gar nicht wirklich mochte und darauf verzichten könnte. Aber Steini kam ihm zuvor.
"Ich habe schon eine Menge Ideen. Gibt es Sachen, die du gar nicht magst? Hm, eine Stripperin muss vielleicht nicht sein bei eurer Vorgeschichte, die streiche ich glaube ich. Aber mindestens backen muss ich für euch! Ich liebe backen!".
Lexi, der schon voraussah, dass Steppi völlig überfordert sein würde, nahm Steini beiseite.
"Steini, unser Steppi hat genug vom Feiern, glaube ich. Lass den Abschied sein, man kann auch ohne heiraten."
Davon war Steini gar nicht begeistert und er schob die Unterlippe vor. Er liebte es, seine Kollegen mit Torten zu beglücken und das war der perfekte Anlass.
"Na gut", brummte Steini, "aber backen werde ich trotzdem."
"Du kannst so viel backen wie du willst, aber ich möchte nicht Abschied feiern. Ich bin froh, dass es jetzt so ist so es ist kein Abschied für mich. Ich freue mich", meinte Steppi und warf Lexi einen dankbaren Blick zu.
Steini lächelte. "Das freut mich natürlich trotzdem. Ihr werdet das schon schaukeln. Aber nur mit mir als Bäcker", zwinkerte er, dann klopfte er Steppi auf die Schulter und ging.
"Ich halte Steini von dir fern", schlug Lexi amüsiert vor und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Ja bitte. Aber backen kann er ja, wenn er will. Das schmeckt ja."
Lexi lachte. "Stimmt. Na gut. Ich gehe mal Eivor und die Kinder suchen, ich habe langsam Hunger. Wir sehen uns."
Steppi nickte und als sich Lexi in die Menge verdrückt hatte, begann Steppi, nach Julia Ausschau zu halten.
Normalerweise war es in dem Gewusel gar nicht so leicht, seine Partnerin zu finden, aber Steppi folgte einfach der größten Ansammlung Frauen auf der Party.
Tatsächlich behielt er recht, Julia befand sich umringt von Frauen auf einer Sitzbank und alle bestaunten ihren Ring.
Julia hatte langsam auch genug davon, ihren Ringfinger zeigen zu müssen, ihre Hand schmerzte bereits. Deshalb war sie sehr glücklich, als sie zwischen den ganzen Mädels Steppi ausmachen konnte.
"Ich muss mich entschuldigen, ich möchte zu Steppi", murmelte sie und schälte sich umständlich aus der Menschentraube. Die ganze Aufmerksamkeit war ihr nicht wirklich recht und sie war froh, wieder bei Steppi in den Armen zu sein. Erleichtert atmete sie aus und kuschelte sich enger in die Umarmung.
"Ich weiß ja, dass man einen Antrag öffentlich macht und ich habe mir das ja auch von dir gewünscht, aber so viel Aufmerksamkeit von so vielen Leuten nervt nach einer Zeit echt", seufzte Julia leise.
"Ich kann dich verstehen. Steini hat mich auch genervt. So ich bin dich suchen gegangen. Was möchtest du jetzt machen?".
"Am besten ganz weit weg bis wir geheiratet haben und ein bisschen Zeit vergangen ist. Aber ich habe auch Hunger."
"Ich hab ein Idee. Wir essen hier noch etwas und dann gehen wir so wir haben einen gemütlichen Abend", meinte Steppi und griff nach Julias Hand mit dem Ring. Es war immer noch zu schön, um wahr zu sein.
"Das klingt gut, das machen wir."
Die beiden gingen zum Buffet und luden sich Fleisch und Salate auf die Teller. Alles war frisch zubereitet und die Auswahl fiel schwer.
Erst als auch am Buffet die ersten Leute zu ihnen kamen um ihnen nochmals zu gratulieren, entschieden sich die beiden spontan für essen und suchten sich den abgelegensten Tisch der ganzen Feier.
"Oh man, da bekommt man echt Lust, einfach nicht zu heiraten", seufzte Julia und wollte sich über das Essen hermachen als sie Steppis schockierten Blick bemerkte.
Sein Herzschlag hatte bei dem Satz einen Moment ausgesetzt und er starrte Julia entgeistert an. Das konnte sie doch nicht wirklich wollen?!
"Das meine ich nicht ernst, Schatz. Natürlich heirate ich dich. Aber dieser ganze Trubel nervt mich jetzt schon. Wenn wir heiraten will uns auch wieder jeder gratulieren, du kennst es doch."
Julia grinste amüsiert über Steppis entsetztes Gesicht, gleichzeitig fand sie es aber auch sehr süß.
"Ja, ich kenne es, aber es war trotzdem nicht sehr lustig von dir", grummelte er, nachdem sich sein Herzschlag wieder ein wenig beruhigt hatte. Noch ein wenig angesäuert stierte er zu Julia hinüber, die nach seiner Hand griff und sie leicht drückte.
"Mach dir nicht zu viele Gedanken darum. Die Hochzeit wird noch nervig genug. Jetzt lass uns essen, damit wir schnell heimkommen und uns vor der Menschenmasse verstecken können."
Noch mitten im Essen setzten sich ein paar Hanballkollegen samt Freundin zu ihnen an den Tisch und das Hauptthema überhaupt war natürlich der Heiratsantrag. Steppi und Julia tauschten genervte Blicke, und weil beide die Teller vor Hunger fast leer gegessen hatten, einigten sie sich stumm darauf, zu gehen.
Sie verabschiedeten sich noch von den Leuten am Tisch, dann brachten sie die Teller weg und verließen die Party.
"Die Leute wollen uns wohl nerven", seufzte Julia, "ich bin so froh, dass ich da weg bin. Jetzt kommt nur noch Entspannung."
Steppi griff nach Julias Hand.
"Wie wäre es mit ein Entspannungsbad für uns beide", schlug er vor und erntete dafür volle Zustimmung von seiner Verlobten.