Seit sage und schreibe vier Tagen wachte Veyed nun mit gebrochenem Arm und einem leuchtenden Gesicht auf das bisschen Hab und Gut, was sie ihr Eigen nennen durften. Die Prügel, die er bezog, war die schrecklichste Erfahrung, die ihm bisweilen widerfuhr. Sein rechtes Auge war noch immer sichtlich geschwollen und blutunterlaufen. Die Wange, beginnend des Ohres bis weit über die Nase und dem Kinn schillerte in allen erdenklichen Farben.
Ihm war langweilig und deutlichst bewusst, das mit seiner Verletzung nicht zu spaßen war. So aus dem Haus zu gehen, würde ihm nebst Spott und Hohn gewiss weitere unangenehme Gesellen bescheren, zumal die zwei übrigen Schläger nicht, wie ihr Kumpane abgestochen im Dreck lagen. Sein Retter, der sich als Ehegatte Breides herausstellte und der Schenk des ›Silbernen Eber‹ war, kam zur rechten Zeit vorüber. Wie er es vollbrachte die Mordgesellen zu verjagen, behielt dieser für sich. Egal was er auch versucht, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Dieser Mann schwieg sich aus. Mehr noch er zwinkerte und belächelte seine Versuche. »Junge, vergiss es einfach. Es gibt Dinge, die dich schlicht nichts angehen«, hatte er dann wiederholend gemeint.
Mit der unverletzten Hand kraulte er Less, den sein Bruder ihm daließ. Ihm war klar, dass der Hund ihm lediglich als Zeitvertreib diente. Kayden berichtete ihm, dass man ihn oftmals keine oder nur vordergründige Antworten lieferte. Mindesten ebenso oft wurde er vorverurteilt, weil er mit seinem Begleiter als was Besseres angesehen wurde. Wachgänger der Stadt wie auch einige Häscher Thules waren erst kürzlich drauf und dran ihn an den Pfahl zu knüpfen und den Hund zu rösten. Ob dies der Wahrheit entsprach? Mittlerweile glaubte er fast alles, andererseits kannte er seinen Bruder.
Es sei in Anbetracht ihres Vorhabens schlicht zu auffällig, weswegen Less bei ihm blieb. Von einem Unbekannten, der sich als Bote des ›Silbernen Eber‹ ausgab, erhielten die zwei vor drei Tagen Nachricht. Serfem entbot Grüße, wollte jedoch nicht zu erkennen geben, wo er sich zurzeit aufhielt. Er ließ ein Kleiderbündel übergeben, welches es Kayden ermöglichte sein äußeres Erscheinungsbild zu wandeln.
Die Sachen waren einfach wie schlicht. Sauber und feiner als das grob gewebte Leinen vom Lande aber wiederum nicht viel mehr. Er war noch immer derselbe junge Mann wie zuvor, doch achteten die Leute in Memnach grundsätzlich nur auf das Äußere.
Trug man schmutzige und abgewetzte Kleidung, erniedrigte man die Person darin. War die Bekleidung hingegen sauber und halbwegs gepflegt, blieb die Wahrscheinlichkeit heil des Weges zu kommen ungleich höher.
Er machte sich Sorgen um seinen kleinen Bruder. Onkel Alric hatte ihm aufgetragen, auf ihn achtzugeben und was tat er? Ließ sich verprügeln - halb Totschlagen. Was ihn jedoch mehr Kopfzerbrechen bereitete, war die Geschichte angesichts dieses merkwürdigen Wachmannes ...