27. Mai 2015, 23:45
Ich starre gefühlt alle fünf Minuten auf mein Handy. Auch wenn ich weiß, dass sie nicht mehr anrufen oder irgendwas auf die Mailbox sprechen kann, war die bescheuerte Hoffnung, dass sie es doch konnte, immer noch da.
Paul trommelt noch einmal alle zusammen, da es gestern ja zu nichts mehr kam.
Als wir alle endlich zusammen am Tisch sitzen, ein Glas Wasser vor uns, weil es dieses Mal eine lange Nacht werden sollte, sehe ich alle nacheinander erwartungsvoll an. Hoffentlich kommen wir heute zu einem Ergebnis!
"Worum es geht, ist euch klar?", frage ich ernst. Alle nicken wissend. Super, denke ich, dann muss ich diesmal nicht wieder alles fünfmal erklären. Bei unserem letzten Fall vor einem Jahr, musste ich das nämlich, weil alle so unkonzentriert waren, dass sie jedes Mal das meiste nicht mitgekriegt hatten.
"Gut. Hat irgendwer ein wenig über Anthony recherchiert?" Ich schaue Sven dabei an, normalerweise ist er für die Recherche zuständig. Doch diesmal meldet nicht er sich zu Wort sondern Ben. Mein Blick gleitet also fragend und vor allem interessiert zu ihm.
"Da ich ja die Ablenkung sein soll-", er sieht mich gespielt genervt an. Ich zwinkere ihm zu und als er kurz auflacht, weiß ich, dass er mir nicht böse ist. "-dachte ich, es sei vorteilhaft ein wenig über ihn zu wissen. Anthony ist wie wir alle wissen ein übler Bursche. Doch er hat eine Schwachstelle. Und die ist seine Tochter."
Wir sahen ihn geschockt an. Seit wann hatte er denn eine Tochter?! Das wirft alles durcheinander. Obwohl...
"Das wirft doch alles durcheinander!", ruft Paul angepisst. Auch er weiß, was das bedeutet.
"Eine Tochter also..", grüble ich vor mich hin. Wir haben Regeln, die uns zum Beispiel sagen, Angehörigen des "Opfers", oder eigentlich des Täters, nichts zu tun. Also dürfen wir ihr nichts tun. Aber es spricht doch nichts gegen eine Drohung, womit wir ihn am Haken hätten, oder?
Ich fragte die anderen also nach ihrer Meinung. Sie überlegten, kamen zu dem Schluss, dass es die einzige Möglichkeit war um ein wenig Druck gegen ihn zu haben und nickten zustimmend. Damian schrieb sich das auf, warum auch immer. Er schrieb sich immer alles mögliche auf, ich hatte nie erfahren können wieso und um ehrlich zu sein, war es mir auch egal, solange es nicht in die Händen der Feinde gelangte, war alles gut. Aber andererseits war es besser so, als wenn er es vergisst. Also ließ ich ihn machen.
"Nun gut. Wie sollen wir vorgehen? Ben stiftet Chaos und lenkt Anthony dadurch ab, aber wie soll es dann weiter gehen? Sollen wir uns ersteinmal verstecken oder sollen wir die "Security" irgendwie von dem Ort weg lenken und dann zuschlagen? Oder sollen wir einfach Anthony weglocken?", schlage ich vor. Irgendwas mussten wir machen. Wir grübelten also bis tief in die Nacht hinein und kamen letztendlich zu dem Schluss zuerst die Security auszuschalten, weil die uns den Garaus machen könnte und somit alles im Eimer wäre. Außerdem würden zwei von uns erstmal versteckt bleiben. Die könnten dann noch was reißen, falls wir es nicht mehr konnten.
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Mittlerweile war es schon 3:26 und ich bin todmüde. Mit meinen Schlafsachen schlurfe ich also ins Bad, mache mich Bettfertig und denke vor lauter Müdigkeit kaum an Emma oder an die Mission. Nur mein letzter Gedanke war ihr gewidmet, Emma, meinem Stern. Er würde immer ihr gewidmet sein. Immer.
"Ich liebe dich, vergiss das nicht!", flüstere ich noch, ehe ich einschlafe.