"Aufgewacht, die Sonne lacht. He, he, he", dröhnte die tiefe, düstere Stimme. Langsam öffnete sie die Augen. Ihre Sicht schien verschwommen und grelles Licht blendete sie. Sogleich versuchte sie ihre Augen mit ihrer Hand abzudecken, doch da erst merkte sie das sie sich nicht bewegen konnte. Arme und Beine waren festgezurrt.
"Wer ist da? Warum bin ich gefesselt? Wo bin ich?"
"Das sind aber viele Fragen für jemanden der gerade aus einem 24 Jahre Koma erwacht ist. Nun, die Fixierungen sind notwendig denn die Behandlung wird sehr schmerzhaft werden und wir wollen ja nicht das du dich ständig weg windest.", wieder schallte dieses bedrohliche Lachen von ihm. Allmählich wurde sie panisch.
"Behandlung? Wovon sprechen sie? Und was meinen sie mit Koma? Hatte ich einen Unfall? Sind sie Arzt?"
"Nun ja, zumindest so etwas ähnliches. Und ich rate dir wirklich sehr dich nicht zu sehr zu bewegen egal wie schmerzvoll es wird." Er richtete die vordere Hälfte der Bare, auf der sie lag, soweit auf das ihr Kopf nun fast schon zwischen ihren Beinen lag. Doch Eisenhalterungen und Lederriemen quer über den Körper verhinderten das sie nach vorne fiel. Genauer gesagt fixierten sie fest den ganzen Oberkörper. Es schien kalt auf ihrem Rücken zu werden, doch sie konnte nichts genaues spüren. Dann redete er weiter.
"Der kleinste Fehler und es könnte sein das du Querschnittsgelähmt und damit völlig unbrauchbar wirst. Und das will ja keiner von uns. Dafür haben wir viel zu lange nach dir gesucht Alpha."
"Aber ich heiße nicht AAAAAAAAAAAAAAAA!"
Zusammen mit ihrem Geschrei begann ein Bohrer unerbittlich auf fast undurchdringlichem Material zu arbeiten. Es war ein skurriler Gesang des kreischenden Bohrers und des heulenden Geschreis das einem das Blut in den Adern gefrieren lassen würde. Doch der Mann der fleißig mit dem Bohrer in ihr arbeitete summte leise, fast so als ob er mit einem altbekannten und fast vergessenem Lied mitsang.
Es war fast unglaublich doch sie blieb tatsächlich die ganze Prozedur lang wach nur um dann, gefühlte drei Stunden später nach dem er verkündete das er fertig sei, in Ohnmacht zu fallen.
Der Boden unter ihr war kalt und staubig. Sie öffnete die Augen, doch war es, wo immer sie jetzt auch war, stockdunkel. Mit qualvollem Stöhnen und furchtbar geschwächt mühte sie sich auf. Ihr erster Griff ging an ihren Rücken. Doch wundersamer weise spürte sie gar nichts. War das alles vielleicht nur ein Traum? Doch wo war sie dann jetzt? Sie streckte die Arme nach vorne aus und ging ein paar kleine Schritte in der Hoffnung auf irgendwas zu stoßen das ihr einen Anhaltspunkt geben würde. Plötzlich gingen vier große und stark grelle Flutscheinwerfer an. Für einen Moment war sie so geblendet das ihr ein wenig schwindelig wurde. Sie war in einem Raum der mit schwarzem Metall gekleidet war. Dann ertönte eine Stimme aus einem Lautsprecher.
"Dies ist der Qualitätscheck. Einer Aufnahmeprüfung ähnlich. Wollen wir hoffen das du sie bestehst. Solltest du versagen haben wir unsere letzte Chance vertan und das Projekt wird eingestampft. Aber hast du tatsächlich versagt heißt das auch das du gestorben bist. Also streng dich an."
"Was?" schrie sie panisch, "Was soll ich denn tun? Ich verstehe nicht was hier los ist."
"Was du tun sollst? Ich dachte ich hab mich klar genug ausgedrückt. Überleben natürlich."
Direkt nach dem Satz schoben sich kleine Türchen mitten im schwarzen Metall auf aus der allerlei schwere Waffen hervorkamen. Ihre erste Reaktion war aus der Schusslinie zu rennen, doch die Waffen blieben immer auf sie gerichtet in welche Ecke sie auch lief. Dann hörte sie deutlich wie die MG's auf touren gebracht wurden und es nur noch eine Frage von Sekunden war bis ein Kugelhagel auf sie einschlug. In eine Ecke gekauert kniff sie die Augen zusammen und verschränkte die Arme vors Gesicht. Dann kamen die Schüsse. Über tausende von Patronen die klimpernd zu Boden fielen. Nur war sie noch bei Bewusstsein und fühlte keinen Schmerz. Erst als die Waffen aufhörten zu schießen traute sie sich die Augen zu öffnen. Sie war unversehrt. Rund um sie war alles zerschossen doch ein kleiner Bereich um sie herum war vollkommen unberührt. Als hätte Gott persönlich die Hand über sie gelegt. Doch wusste sie das ihr der Schutz des Allmächtigen nicht gewährt war. Aber was gab es dann für eine Erklärung.
Ohne eine weitere Vorwarnung der Lautsprecherstimme schoben sich die Wände nach oben und gaben den Blick in schwarze Tiefen frei. Es war so finster das man nicht bestimmen konnte ob es nur 10 cm oder 10 m in die Tiefe ging. Doch bevor sie noch den Kopf über die Plattform strecken konnte brachen um sie herum Feuersbrünste los. Die Hitze war kaum zum aushalten. Ihre ganze Haut zog sich schmerzhaft zusammen und es schien immer heißer zu werden. Und dann standen auf einmal ihre Haare in Flammen. Sie brach in totaler Panik aus und schrie und heulte. Und während sie glaubte in den Flammen zu sterben dachte sie an die Männer die ihr das hier antaten. Ein Schrei aus Wut und Verzweiflung brach aus ihr raus. Ein lang anhaltender, fast nicht enden wollender Schrei. Doch als er zu Ende war, war auch das Feuer erloschen. Sie griff sich in die Haare und fühlte das zusammengeschmolzene, klumpige Haar. Eine Träne stand ihr in den Augen. Wie konnte nur jemand so grausam sein. Was auch immer sie in ihrem Leben getan oder eben nicht getan hatte, das hier hatte sie nicht verdient. Sie schloss die Augen, wischte sich die Träne aus dem Gesicht und als sie die nächste Sekunde die Augen wieder aufmachte war der ganze Raum unter Wasser. Sie verstand nicht wie sie nicht mitbekommen konnte das der Raum vollläuft, doch seltsamer Weise hatte sie kein schlechtes Gefühl in dieser Situation. Sie wartete was passieren würde und atmete einfach reflexartig ein. Das erstaunliche war das sie es konnte. Der Raum war voll mit nassem Wasser das sie spüren konnte und in dem sie ungewollt tauchend drin steckte, drin schwamm, doch sie konnte immer noch ganz normal atmen.
Ein schreckliches Quietschen durchfuhr das kalte Wasser. Es hörte sich stark nach sich verbiegendem Metall an. Große Mengen von Metall die nachgaben. Dann brach das Wasser eine der schwarzen Metallplatten weg und spülte sie hinaus. Es war auf den ersten Blick ein normaler Flur. Weiße Wand links, geschwärzte Spiegel durch die man in den Raum aus dem sie gerade geschwemmt wurde hinein sehen konnte auf der rechten und surrende Neonlichter über ihr. Erst dachte sie das dieser Gang auch nur eine Art Test war. Ein Labyrinth durch das sie ihre Laborratte scheuchten, doch dann kamen ein Dutzend schwer bewaffnete Söldner um die Ecke. Einer sprach, "Keine Bewegung" und alle anderen legten ihre Waffen an und zielten auf sie. Dies fast gleichzeitige klicken der anlegenden Waffen erschreckte sie so sehr das sie die Hände hoch riss und einen kleinen Schreckensschrei ausstieß. Sofort wurden allen Soldaten ihre Waffen aus den Händen gerissen, knallten an die Decke und zersprangen wie Eis. Verwirrt sahen alle Beteiligten an die Decke, dann auf den Boden zu den zersprungen Waffen und dann einander an.
In dieser fassungslosen Situation in der sich alle befanden entdeckte sie ihre Gelegenheit und streckte die Arme aus und schrie das sie mit ihnen das selbe machen würden wenn sie sie nicht passieren lassen würden. Natürlich bluffte sie nur. In Wirklichkeit hatte sie keine Ahnung wie sie das gemacht hatte oder wie sie alles andere bewerkstelligt hatte. Doch langsam war sie sich eines sicher. Das tatsächlich sie es war die diese merkwürdigen Dinge geschehen ließ, aber anscheinend nur aus einer Reaktion heraus.
Doch dieser Bluff verfehlte seine Wirkung nicht. Langsam gingen die Soldaten einen Schritt nach dem anderen zurück so das sie vorbei konnte. Ebenso langsam schritt sie mit Seitenschritten an ihnen vorbei, die Hände immer auf die Soldaten gerichtet.
Einer der Soldaten griff sich ans Ohr, danach befahl er allen anderen das er gerade die Anweisung bekommen hat Alpha ziehen zu lassen und sie nicht zu verfolgen. Sie wusste nicht ob es vielleicht eine Finte seinerseits war, doch sie beschloss die Gelegenheit beim Schopfe zu packen. Und so drehte sie den Soldaten den Rücken zu und rannte los. Einfach die Gänge hinunter. Natürlich hatte sie keinerlei Ahnung wohin sie gelangen würde, doch sie hatte das Gefühl, je schneller sie rannte desto eher käme sie weg von diesem gottverdammten Ort. Es schien ihr als ob die Luft tatsächlich frischer wurde. Sie konnte die nasse Straße draußen schon förmlich riechen. Sie war ihrem Ziel zu entkommen nur noch eine Tür entfernt.
Nur noch diese große … metallene … Halle … durchqueren.
Mitten im Raum blieb sie stehen. Jetzt wusste sie warum man sie hatte ziehen lassen. Weil diese Falle schon auf sie wartete. Kaum hatte sie diesen Gedanken zu Ende gedacht fiel hinter und vor ihr eine Stahlwand herunter. Und wieder diese Lautsprecherstimme.
"Willst du uns schon verlassen Alpha? Tut mir Leid aber es liegen noch viele Aufgaben vor dir. Wir haben noch vieles mit dir vor. Der Weg nach Draußen bleibt dir vorerst noch versperrt."
"Ihr habt mir alle Macht dieser Welt gegeben und da glaubst du das diese Türen mich aufhalten können? Pah!", schrie sie in den Raum hinein. Natürlich war es nur ein Schuss ins Blaue. Sie wusste nicht was sie alles für Kräfte von denen eingepflanzt bekommen hat oder wie stark sie nun tatsächlich war. Ob diese Leute sie nicht sogar nach belieben bedienen oder abschalten konnten. Doch da die Stimme in diesem Punkt nicht widersprach konnte sie nun gewiss sein das es wohl eine immense Macht sein musste vor die sich sogar diese verrückten Wissenschaftler fürchteten. Aber unkommentiert ließ der Lautsprecher diese Provokation nicht.
"Du kannst ja noch nicht mal kontrollieren was du tust. Wenn du so instabil wie du jetzt bist raus gehst könnte es noch sein das du "versehentlich" eins, zwei Kontinente dem Erdboden gleich machst. Und wie sollten wir das bitte erklären oder gar rechtfertigen. Du wärst für den Tod tausender Menschen verantwortlich. Willst du das?"
Zwar durchschaute sie das er nun an ihre allzu rührselige menschlich-emotionale Seite appellierte, doch funktionierte es trotzdem. Sie wollte Niemandem schaden. Schon gar nicht den Unschuldigen die sich dort draußen wahrscheinlich nicht mal vorstellen konnten was für ein Verbrechen an der Natur hier begonnen wurde. Sie fiel auf die Knie und ihre Arme und ihr Kopf hingen fast wie leblos herunter.
"Aber ich will doch nur nach Hause.", bebte ihre kleine Stimme.
"Das hier ist jetzt dein Zuhause Alpha."
Bei der Erwähnung dieses Namens brach sie nun endgültig in Tränen aus und sie hielt sich die Hände vors Gesicht. Ihr Körper zuckte heftig von den Schlurzern und schon bald bot sich dem Wissenschaftler ein unglaubliches Bild. Rund um sie herum stiegen kleine, klar blau leuchtende Tropfen auf. Und es dauerte nicht lange bis auch sie sich vollkommen in diese Tropfen auflöste und verschwunden war. In dem Kontrollraum brach ein Raunen aus bis der Doktor der sie auch operiert hatte befahl,
"Entfernt die Blockaden. Sperrt die Türen wieder auf."
"Glauben sie das sie tot ist?", fragte einer der nahe stehenden Offiziere.
"Solange ein Mensch noch Wünsche hat bringt er sich nicht um. Und ihr Wunsch war es nach Hause zu gehen. Sie wird wahrscheinlich dort sein."
"Verstanden. Ich werde sofort ein Kommando dorthin …"
"Nein.", unterbrach ihn der Doktor.
"Was? Warum nicht?"
"Sie wird bald merken das sie in ihr altes Leben nicht mehr rein passt und das das hier genau das ist was sie sich immer gewünscht hat. Sie ist nun kein Mensch mehr. Sie ist mehr. Eine Schöpfung die weit über der Menschlichen Zivilisation steht. Meine Schöpfung! Mein Kind. Wenn ihr das bewusst wird, wird sie zu mir zurück kommen. Und wir werden warten. Haltet die Türen öffnen und keiner wird sie angreifen oder festnehmen."
"Verstanden."
"Wenn du etwas wirklich liebst, lass es frei. Wenn es zu dir zurück kommt ist es auf ewig dein. He, he, he.", verließ er dunkel lachend den Raum.
Langsam hatte sie sich wieder beruhigt. Sie öffnete die Augen und glaubte im ersten Moment eine Illusion vor sich zu haben. Da stand sie mitten im Garten vor ihrem Haus. Gerade der dichte Regenschleier durch den sie auf das Haus sah machte die ganze Situation so unwirklich. Einige Lichter im Haus, auch eines in ihrer Wohnung, waren noch an. Anscheinend war ihre Familie noch wach. Freudig rannte sie in Richtung Haustür. Natürlich war diese, wie sollte es auch anders sein, abgeschlossen. Sie suchte nach ihren Schlüsseln, doch in den Kleidern die sie von den Leuten angezogen bekommen hatte waren sie nicht zu finden. Leicht zornig rüttelte sie an der Tür und fragte sich wie so altes Holz doch so standhaft sein konnte. Sie rüttelte immer fester und immer fester bis das Holz dann doch nachgab. Alpha hatte plötzlich die Türklinke samt Schloss in der Hand. Mit einem kurzen Gedanken war sie sich sicher das sie das ihrer neu gewonnen Kraft zu verdanken hatte. Sie ging das Treppenhaus hoch und in der zweiten Etage angekommen stand sie nun endlich vor ihrer eigenen Wohnungstür. Zuhause, dachte sie mit einem Lächeln. Ohne nachzudenken Griff sie die Türklinke und konnte ohne Probleme die Tür aufdrücken. Sie rannte sofort ins Wohnzimmer und mit einem breit lachendem Gesicht und einem Türknauf in der Hand stand sie vor ihnen. Alle drei waren auf der Couch und drückten sich vor Angst förmlich in sie hinein. Alpha hingegen rief freudig aus "Mama, Papa, Bruder. Ich bin endlich wieder zuhause." Sie machte einen Schritt auf die drei zu die sofort panisch zusammenzuckten. Alpha schaute verwirrt. "Ja aber erkennt ihr mich denn nicht? Ich bin es, eure Tochter. Ich konnte meinen Entführern entfliehen und bin endlich wieder zuhause." Dann fasste sich die Mutter ein Herz und antwortete. "Ich weiß nicht wer sie sind, aber meine Tochter sind sie garantiert nicht. Wir haben sie vor einer Woche begraben. Sie ist tot, hören sie! Sie sehen nicht mal im entferntesten aus wie sie. Also bitte tun sie uns nichts und verlassen sie einfach wieder unsere Wohnung. Wenn sie einfach wieder friedlich abziehen versprechen wir auch nicht die Polizei zu rufen."
"Was? Ich sehe nicht so aus? Ich bin tot?", Alpha sah an sich hinunter. Ihr entfleuchte ein kurzes Lachen als sie es bemerkte. Gerade weil sie es erst jetzt merkte. Ihr Aussehen hatte sich tatsächlich mehr oder weniger gravierend geändert. Sie war jetzt schlank und sicher fast 1,80m groß. Ihre Haare waren noch immer ein schwarz verschmolzener Klumpen und außerdem war sie pitschnass bis auf die Knochen. Und die Türklinke in der Hand ließ sie wohl auch nicht vertraulicher erscheinen.
"Aber wo sollte ich denn hin? Ich bin doch endlich zuhause. Seht mir in die Augen. Ich bin es. Ihr könnt mich gar nicht begraben haben, denn ich lebe doch noch." Sie starrten sich nur stumm an und Alpha wartet auf den Moment wo es bei den Dreien "klick" machen würde und sie würden sie endlich wieder in ihre Arme schließen. Doch der Moment kam einfach nicht. Stattdessen stand ihr Vater auf, "Jetzt hab ich aber genug. Sie brechen einfach in meine Wohnung ein und behaupten dann auch noch ganz frech unsere verstorbene Tochter zu sein. Dachten sie sie könnten noch die Belohnung abgreifen? Meine Tochter ist tot! Ich persönlich habe sie zu Grabe getragen. Und jetzt verschwinden sie aus meiner Wohnung." Er ging auf sie zu und wollte sie gerade am Arm packten als sie ein lautes "Nein!" sprach, was schon fast wie ein Befehl klang. Um sie herum strahlte ein eisig blaues Licht und im Bruchteil einer Sekunde war das ganze Haus im klirrenden Eis eingefroren. Vollkommen ruhig ging sie zum Sofa und lehnte sich an die Kristallstatue ihrer Mutter. "Warum erkennt ihr mich nicht mehr? Ich bin doch ich. … oder nicht?"
Bis zum Morgengrauen lag sie bei ihrer eingefrorenen Mutter auf dem Schoß und dachte nach. Dann stand sie auf und ging in ihr tiefgefrorenes Zimmer. Sie schaute sich um. Im ersten Moment lief ihr eine Träne über die Wange und sie wollte so laut schreien das das Eis zerspringen würde, doch sie hielt sich zurück. Sie hatte sich ja eh schon entschieden, schoss es ihr durch den Kopf. Das was einst ihr Zimmer war, war nun ein eine Art Trainingsraum. Sie fing an zu schweben und es war so als ob sie jemand an den richtigen Ort schob. Hinter der Haustür stand ein blauer Altkleidersack und ein Umzugskarton. Als sie hinein sah erkannte sie sofort ihre Sachen. So viele Sache die ihr einst etwas bedeuteten. Doch jetzt gab es da nur noch drei Sachen die sie unbedingt mitnehmen wollte. Ihre Eightball, einen Teddy den sie zu ihrer Geburt in die Wiege gelegt bekommen hatte und ihre alten Tagebücher. Alles andere gehörte einem Leben das nicht mehr ihres war. Das Mädchen das ihre Lebenszeit in diesen vier Wänden verbrachte wurde begraben. Sie ließ eine blaue Kugel erscheinen in die sie all ihre Sachen verstaute und die Kugel verschwand wieder im Nichts. Alpha hatte immer noch keine Ahnung wie sie das machte, sie tat es einfach. Dann ging sie zurück ins Wohnzimmer. Sie beugte sich hinunter und sah ihrem starren Bruder in die Augen.
"Auf Wiedersehen Bruder. Vergiss mich bitte einfach, denn wie es aussieht bin ich nur als tote Tochter eine gute, liebenswerte Tochter."
Sie gab ihrer Mutter einen Kuss auf die eisgefrorene Stirn.
"Existierte in euch nur ein Funke der Wunsch das ich noch leben könnte oder das ihr mich wieder haben wolltet so hättet ihr wenigstens die Möglichkeit eingeräumt das ich tatsächlich eure Tochter bin."
Schließlich strich sie ihrem Vater über die kalte Wange.
"Ich sehe ja an meinem Zimmer wie viel ich euch bedeutete, wenn ihr eine Woche nach meiner Beerdigung schon alles ausgemistet und umdekoriert habt. Wenigsten habe ich den Trost das mein Fortgehen nicht allzu sehr schmerzen wird. Macht's gut. Ihr alle. Ich wünsche euch nur das Beste."
Sie ging zur Haustür und steckte das abgerissene Teil wieder in die Bruchstelle. Schon war die Tür wieder heile. Als wäre nie etwas passiert. Alpha schloss die Tür und damit schmolz das ganze Eis ohne eine Pfütze zu hinterlassen. Das ganze Haus sah aus als wäre nie etwas passiert. Sie ging um die Ecke des Hauses und schwebte in den zweiten Stock so das sie in das Wohnzimmer einer Toten sehen konnte. Dort saß eine Familie, auf der Couch zusammen gekuschelt. Als wäre nie etwas passiert. Alpha lächelte und löste sich in blau leuchtende, nach oben steigende Tropfen auf.
Wenig später stand sie wieder in der schwarzen Metallhalle aus der sie sich teleportiert hatte. Vor ihr der Mann der sie operiert hatte.
"Willkommen zuhause Alpha."
"Vielleicht ist mein Projektname Alpha, doch ich heiße …"
"Ich weiß wie du heißt Angelique."
"Nein! Angelique ist tot. Sie wurde wiedergeboren als Dea."
Er musste lachen.
"Und hat die Werte Göttin auch einen Namen oder möchte sie nur die Göttliche genannt werden?
"Ich glaube ich habe mich gerade dafür entschieden das ich bei Dea bleibe. Meinetwegen auch Alpha Dea wenn du das besser behalten kannst. Zwar hasse ich diesen Namen, doch er beschreibt am besten was ich nun bin. Und sagt nicht ein alte Redewendung das man Macht über den Menschen hat, wenn man seinen wirklichen Namen kennt? Gerade ihr seid zu unwürdig und nicht vertrauensvoll genug um ihn zu benutzen."
"Du weißt aber schon das ich ihn sofort weiß solltest du ihn nur einmal laut aussprechen."
"Natürlich. Aber sollten sie sich jemals dazu erdreisten ihn laut auszusprechen werde ich dich umbringen."
Sie sah ihm fest in die Augen. Ihm verging das finstere Lächeln als ihm dadurch klar wurde wie ernst sie diese Drohung meinte.
"Natürlich.", sprach er versöhnlich. "Jetzt wo wir die Fronten geklärt haben, komm mit Alpha Dea, vielleicht können wir ja etwas für deine Haare tun."
Er drehte ihr den Rücken zu und ging voran, doch drehte er sich wieder um als sie fest sprach, "Nicht nötig". Sie griff sich am Schopf und zog dran. Der schwarze verschmolzene Klumpen Haar löste sich mit samt der Kopfhaut und hinterließ beim abziehen so etwas wie Schleimfäden. Darunter kam eine neue, glatte, schwarze Haarpracht hervor die nach unten hin immer dunkler zu werden schienen. Sie schüttelte ihr trockenes und wie Seide glänzendes Haar. Den abgezogenen Klumpen Fleisch schmiss sie wie ein dreckiges Kleidungsstück auf den Boden der mit einem schmatzenden Geräusch landete. Der Doktor schaute ein wenig verärgert und böser als sonst. Es schien als hätte er nicht erwartet das seine Schöpfung schon so schnell Kontrolle über sich bekam und unabhängig wurde.
"Wie ihr es vermutet habt bin ich zurück gekommen, weil ich nirgendwo anders mehr in dieser Welt platz habe. Ich werde euch dennoch nicht Vater nennen."
Selbstsicher aber trotzdem irgendwie abwesend schritt sie an ihm vorbei und zurück in das Gebäude aus dem sie doch so hasserfüllt geflüchtet war. Während sie durch die Tür trat sprach sie zu sich,
"Home sweet Home. Hölle du hast mich wieder."