Väter sind entweder riesige Arschlöcher oder zu freundlich, eine Grauzone gibt es meines Wissens nach nicht. Mein Vater gehört jedenfalls zur zweiten Kategorie, was mich auch nie sonderlich gestört hatte und auch bis heute nicht tut. Ich liebe ihn und er tut so ziemlich alles für uns. Am allermeisten mag ich es, mit ihm Auto zu fahren, denn ich muss sagen, dort haben wir die ausdauerndsten Konversationen und das bessere Schweigen. Ich schäme mich nicht, zu behaupten, mein Vater ist anders, denn er ist es, wenn auch auf positive Weise. Ich würde sagen, er ist ein Philosoph. Er glaubte an Buddha und ging nächtelang putzen, nur um uns durchfüttern zu können. Obwohl er seit sechs Jahren arbeitslos ist, ist er die intelligenteste Person, die ich kenne. Im Gegensatz zu meiner Mutter war er oft zu Hause, aber ließ uns trotz alledem unsere Freiheiten und Dummheiten ausleben, sie dagegen ist ein absoluter Kontrollfreak, und ich hatte nie irgendeine Beziehung zu ihr. Wir existierten nebeneinander her, aber wir nahmen uns nie wahr.
Es war eine Woche vor Weihnachten, kühl, jedoch ohne Schnee. Alles in allem war ich darüber enttäuscht, da ich wegen des mangelndem Schneefalls keine Ausrede hatte, warum ich so gut wie nie das Haus verließ. Ich finde einfach keinen Gefallen daran. Alleinsein gefällt mir, in meinem Zimmer bin ich so, wie ich wirklich bin, denke ich. Natürlich hat jedes Mädchen in meinem Alter doch diesen einen Jungen, bei dem sie sich auch so fühlt. Da ich noch nie etwas für das andere Geschlecht übrig hatte, schon als Kind nicht, hatte ich auch keinen dieser „Jungen“, was mich nie störte, ich hatte ja meine Bücher. Ohja, ich war büchersüchtig und bin es immer noch. Ich verschlinge sie als wären sie aus Zucker gemacht und sie schmecken so viel besser als die reale Welt.