Schon seit Stunden rannte sie durch die Nacht, ihre Pfoten trugen sie ganz ohne ihr Zutun immer weiter durch das Grün der Wälder. Früher war das die sicherste Möglichkeit für sie gewesen, den Kopf frei zu bekommen, doch nun hatte sie das Gefühl, das etwas fehlte.
Sie bereute nicht, dass sie Aileen hatte ziehen lassen. Sie war nicht ihre Tochter und sie hatte nicht, das Recht, ihr etwas vorzuschreiben. Noch weniger bereute sie, dass sie nicht mit ihr gegangen war. Sie hasste die Menschen, sie hasste ihre Siedlungen. Der Wald war ihr Zuhause und daran sollte sich nichts ändern. Und trotzdem war sie nicht zufrieden, selbst in ihrer tierischen Gestalt konnte sie diesen Gedanken nicht entgehen.
Ja, das Mädchen hatte viel gelernt, aber im Grunde war sie noch immer ein Kind. Und als Juna sie damals aufgelesen hatte, übernahm sie zugleich die Verantwortung für Aileen. Das konnte sie jetzt nicht einfach so ablegen.
Sie rannte noch schneller, doch diesmal mit einem Ziel. Denn sie mochte Aileen zwar nicht begleiten, aber sie musste ihr noch einiges beibringen, ehe sie bereit war, unerkannt unter Menschen zu leben. Andernfalls konnte das nicht lange gut gehen.
Aileen hatte zwar fast drei Wochen Vorsprung, doch so wie sie das Mädchen kannte, liess sie sich vom Frühsommer und seinen Pflanzen ablenken. Sie hatte manchmal Stunden damit zugebracht einfach nur dazustehen und Dinge zu beobachten. Juna hoffte nur, dass das Mädchen klug genug gewesen war dem Bachlauf zu folgen. Andernfalls dürfte es für sie unmöglich werden, Aileen zu finden, ehe sie das Dorf erreichte.