Ein gewöhnlich wirkender, junger Mann ging gemächlichen Schrittes durch die Flure der Abenteurergilde. Außer einem leicht nach oben gezogenen Mundwinkel zeugte nichts von seiner Hochstimmung, vollkommen unerwartet, einen als unmöglich zu bezeichnenden Auftrag erfüllen zu können.
„Die Tore des Schlächters…“
Es war reiner Zufall gewesen, dass er gerade durch Geheimgänge in den Wänden schlich, als dieser Anael das Beratungszimmer verließ und der Zauberer mittleren Alters eben jene Worte verlor. Wie erstarrt war er stehen geblieben und hatte mal wieder erstaunt feststellen können, wie lebensecht Raoie war. Jede Aktion eines Spielers in Raoie führte unweigerlich zu einer Reaktion der Raoie-Spielwelt und ihrer NPCs.
Er fragte sich wirklich, ob dieser Eras oder das bedienstete Mädchen überhaupt NPCs gewesen waren… Normalerweise wurden wichtige Ereignisse nur in Anwesenheit von Spielern ausgelöst, die auch für ihre Aktivierung verantwortlich waren. Zumindest hatte er früher so gedacht. Raoie war in dieser Hinsicht abstrus…
Obwohl er von sich, hinsichtlich seines Progamer-Daseins, durchaus behaupten konnte schon viel gesehen zu haben, verwirrte ihn Raoie immer noch. Hatte seine Anwesenheit in dieser sonderbaren Situation gereicht, um die Grundgeschichte weiter voran schreiten zu lassen? Oder war noch ein anderer Spieler anwesend gewesen? Vielleicht schon zu der Zeit als sich dieser Anael im Zimmer befand?
Die einzig andere Möglichkeit, wäre der Gedanke, dass NPCs in Raoie zu eigenständigen Handlungen fähig wären und unabhängig von den Spielern agieren könnten, was er aber für ziemlich absurd hielt. Trotzdem schwankte sein Verdacht in den letzten Wochen verstärkt in diese Richtung.
Sich von diesen philosophischen Fragen lösend, trat er schließlich vom Gelände der Abenteurergilde und schloss sich der Bevölkerung Waldenstadtes an, die ihrer alltäglichen Arbeit nachgingen.
Es brauchte nicht mehr als einen Gedanken und der junge Mann war in der Menge vollends verschwunden…
Zur gleichen Zeit hatte Bahe noch etwa die Hälfte seiner Spielzeit übrig und so beschloss er, sich eiligst zu den Wildwurzelkaninchen aufzumachen.
Zuletzt hatten sich die Viecher im Norden der Stadt aufgehalten und seine Elementare waren auch ganz in der Nähe. Vielleicht konnte er sie überzeugen, ihn bei der Jagd zu unterstützen.
Er musste sich sowieso was einfallen lassen, wie er die Kreaturen ohne Waffe erlegen konnte.
„Nein!“, rief Limona energisch. „Nein, nein und nochmals nein!“
„Ist ja gut, kein Grund sich direkt wieder in einen Wutanfall hinein zu steigern“, meinte Bahe genervt.
„Ist dir jemals in den Sinn gekommen, dass wir Geschöpfe der Natur sind? Und ausgerechnet wir sollen solche Geschöpfe töten, damit jemand anderes eine Mahlzeit mit ihnen herstellt?“, brauste sich Limona trotzdem weiter auf.
„Ich finde es auch nicht gut“, stimmte Bocken auf seine einfältige Art zu.
„Also werde ich das Seil benutzen müssen…“, stöhnte Bahe resigniert.
„Pah! Ich wünsche dir auf jeden Fall schon mal keinen Erfolg…“, sagte Limona schnippisch und stapfte launisch ein paar Schritte davon.
Bahe kam nicht umhin seine Elementare kritisch zu mustern. Während Limona ständig am rum schnauzen war, hockte Brocken meistens relativ einfältig wirkend auf dem Boden rum und starrte vor sich hin. Er hatte wirklich keine Ahnung, wie er mit ihnen umgehen sollte.
Die nächste Viertelstunde verbrachte er damit die Wildwurzelkaninchen ausfindig zu machen und eine Seilschlinge vorzubereiten.
Die einzige Idee, die ihm gekommen war, nutzte die Seilschlinge als Grundlage, um die Wildwurzelkaninchen zu fangen und möglichst einzeln aus ihrer Herde heraus zu ziehen. Im Notfall könnte er durch den Vorsprung, den ihm sein Seil verschaffte, immer noch weglaufen.
Sollte es ihm jedoch gelingen, einzelne Tiere aus der Herde zu ziehen, so hätte er die Chance ihre Köpfe brutal mit einem Stein zu zerschlagen.
Irgendwie war ihm nicht so richtig wohl bei dem Gedanken.
Andererseits würde er solche Kreaturen früher oder später sowieso töten müssen, um in diesem Spiel voran zu kommen.
Was wohl Vegetarier von so einer Quest halten würden? Letztlich jagte er die Kreaturen auch für sein Abendessen…
Die mussten es ja noch schwerer haben, lächelte Bahe bei seinem verrückten Gedanken verhalten.
Ganz egal, wie er am Ende vorgehen würde, zunächst musste er die Viecher überhaupt erst mal fangen. Und wie es zu erwarten war, zogen sich die nächsten Minuten qualvoll in die Länge.
Bahe hatte sein Seil mit der Schlinge bereits mehrmals ausgeworfen, aber die Länge von zehn Meter erlaubte ihm keinen allzu großen Abstand zu den Wildwurzelkaninchen, welche er durch seine Würfe natürlich immer wieder von sich weg trieb.
Er hatte auch schon versucht, sein Seil auszuwerfen und sich anschließend zu verstecken, aber die Viecher dachten gar nicht daran an ihren vorherigen Platz zurückzukehren. Das Gras schmeckte scheinbar überall gleich.
„Geschieht dir Recht, man tötet keine unschuldigen Kreaturen“, sagte Limona schadenfroh.
„Dir ist schon klar, dass ich auch von irgendetwas leben muss?“, meinte Bahe.
„Zufällig weiß ich, dass jemand vor nicht allzu langer Zeit ein paar Silbermünzen gefunden hat…“, säuselte Limona während sie achselzuckend mit einer ihrer Haarsträhnen spielte.
„…“, Bahe musste sich zwingen Ruhe zu bewahren. „Vielleicht sollte ich es besser so ausdrücken, wenn ich bis heute Abend nicht mindestens sieben Wildwurzelkaninchen fange, dann kann ich euch auch nicht außerhalb der Stadt begleiten und wie war das nochmal? Ihr könnt euch nicht allzu weit von mir entfernen, ja?“
„Wieso sagst du das nicht gleich?!“, rief Limona entrüstet und setzte dann noch nach. „War ja klar, dass du dich nicht an deine Abmachungen hältst…“
An Brocken gewandt fuhr sie fort: „Hilf ihm!“
„Wieso ich?“, brummte der Elementar.
„Weil ich ein Mädchen bin, willst du etwa ein weibliches Wesen arbeiten lassen?“
Brocken legte den Kopf schief und sagte nachdenklich: „So weiblich… wirkst du eigentlich nicht… bis du dir damit sicher?“
Bahe traute seinen Ohren kaum und musste mit aller Kraft einen Lachanfall unterdrücken.
Limona schien währenddessen kurz vor einer Explosion, als ihr Kopf hochrot anlief und sich ihr Gesicht zu einer wütenden Grimasse verzerrte.
„Du… du…“, stotterte sie.
„Ich mach es… ja schon…“, brummte Brocken unwillig, der seinen Fehler wohl bemerkt hatte und zur Tat schritt, um Limona zu entkommen.
Bahe freute sich. Endlich konnte er einen seiner Elementare mal in Aktion erleben!
Brocken war derweil zur gegenüber liegenden Seite der Wildwurzelkaninchenherde gelaufen und blickte zu ihnen.
„Bereit?“, fragte Limona.
„Sicher!“, sagte Bahe in freudiger Erwartung.
„Leg los!“, rief Limona Brocken laut zu.
Brocken nickte und begann auf die Herde loszurennen.
Als Bahe schon glaubte, dass jetzt der erste Angriff Brockens erfolgen würde, fing dieser plötzlich an wie wild zu schreien und fuchtelte mit den Armen umher.
Die Herde reagierte erst im letzten Moment. Kurz bevor Brocken mit dem ersten Wildwurzelkaninchen zusammen stieß, machte die Herde panisch ein paar Sätze von ihm weg und nahezu alle Kreaturen starrten für einen paar Sekunden in seine Richtung. Danach ignorierten sie ihn wieder und wandten sich ihrer Lieblingsbeschäftigung zu, dem Fressen von Gras.
Limona äußerte sich fröhlich: „Worauf wartest du?“
Bahe ignorierte sie und blickte ungläubig seinen Elementar mit einem Angriff von hundert Punkten an. Ein Angriff von einhundert…
Ja, die Viecher standen jetzt auf seiner Seilschlinge, aber irgendwie war die Welt verkehrt…
Mit einem leisen Klacken öffnete sich endlich die Schatulle. Er entleerte schnell ihren Inhalt, warf sich ein Dienstbotengewand über und wanderte ohne Aufsehen zu erregen durch die Flure hinab in den Keller.
Blitzschnell machte er sich zwischen zwei alten Weinfässern zu schaffen und öffnete den Geheimgang, den er als Fluchtweg eingeplant hatte.
Etwa zehn Minuten später kam er im Keller eines verlassenen Lagerhauses wieder an die Oberfläche. Er versiegelte noch schnell alles und trat munteren Schritts auf die Straßen Waldenstadts.
Ein Lächeln umspielte seine Lippen als er an den geglückten Diebstahl dachte. Noch acht solche Einbrüche und es würde sich nicht nur seine Fähigkeit des Schleichens verbessern, er hätte außerdem noch genug Geld, sich einen besseren Satz seiner Ausrüstung zu besorgen.
Diebstähle am helllichten Tag brachten zudem viel mehr Erfahrung ein, auch wenn sie natürlich mit größeren Risiken verbunden waren.
Natürlich hatte er schon Erfahrung in Online-Rollenspielen und ihren Tücken gehabt, als er mit Raoie begonnen hatte. Er war immer noch ein begeisterter Dreamworld-Spieler, auch wenn der Reiz des Spiels neben Raoie schlicht weg verblasste. Zumal auch immer mehr berühmte Progamer Dreamworld aufgaben.
Dennoch hatte er auf die harte Tour lernen müssen, wie leicht man in Raoie von seinen Mitspielern verraten werden konnte. Der Beginn war nicht umsonst so viel schwerer als in jedem anderen Spiel, dass er jemals gespielt hatte.
Er war damals als fünfter Mann zu einem komplizierten Auftrag angeworben worden. Der Diebstahl sollte trotz Aufteilung noch ein Vermögen für einen Spielanfänger einbringen. Allerdings benötigte dieser Auftrag das Zusammenspiel von fünf Spielern. Jeder hatte seine Rolle. Zumindest wurde ihm das damals so gesagt. Schlussendlich wollten sie ihn schlicht weg als Ablenkungsmanöver für ihre Flucht nutzen.
Mit viel Glück und langer Verfolgungsjagd war er letzten Endes entkommen. Er brannte aber immer noch innerlich vor lauter Rachegedanken an diese vier Idioten! Er hatte mehrere wertvolle Ausrüstungsgegenstände verloren und sich erst Wochen später von diesem Verlust erholt.
Seither plante er alle seine Diebstähle selbst und führte sie ausschließlich allein aus. Es war zu einer Herausforderung geworden, die ihm Spaß machte, sich Möglichkeiten zur erfolgreichen Durchführung einfallen zu lassen, anstatt einfach irgendwo nach Hilfe zu suchen.
Seine Schritte trugen ihn immer weiter Richtung Schwarzmarkt, als plötzlich der einzige Ring den er an seiner linken Hand trug, eine angenehme Wärme verströmte. Er bestand aus schlichtem Metall und fiel bei näherem Hinsehen in keinster Weise auf. Was, bei seiner Herkunft, selbstverständlich Absicht war.
So gern er auch alleine spielte, manche Dinge waren allein fast unmöglich zu erreichen.
Er hatte einen Traum und für diesen einen Traum war er auch ausnahmsweise bereit gewesen seine eigene Regel zu brechen und einmalig reales Geld zu investieren, um sich seinen Wunsch zu erfüllen.
Freudig aber auch nervös, holte er schnell einen grauen Edelstein aus seinem Speichergegenstand. Mit zittrigen Fingern führte er Ring und Edelstein zusammen und sah, wie die beiden Gegenstände miteinander verschmolzen.
Kaum einen Moment später ertönte mit flüsternder Stimme die Nachricht in seinen Gedanken: „Gleiche Gasse, wie beim letzten Mal…“
Ihm gruselte es immer noch, ob der unheimlichen Kontaktierungsmethode. Aber es war schließlich alles auf die andauernde Anonymität der Klienten als auch der Spieler, die den Auftrag ausführten, ausgelegt.
Hastig holte er einen weiten Kapuzenumhang und Schal aus seinem Speichergegenstand und lief mit eiligen Schritten zu der kleinen Gasse, die nahezu den gesamten Tag im Schatten umliegender Gebäude lag und wartete im Halbdunkeln.
In seiner Not sich seinen Traum zu erfüllen, hatte er sich letztlich an die Gilde der Schattenwanderer gewandt. Kein besonders origineller Name wie er fand. Man konnte aber nicht umhin zuzugeben, dass er die Organisation bestens beschrieb.
Die Gilde nahm nur absolute Top-Spieler auf und bestand ausschließlich aus Dieben und anderen seltenen Berufsklassen, die sich der Nacht und den Schatten zuordnen ließen.
Jeder Spieler musste ein bestimmtes Level vorweisen, von dem er selbst bislang nur träumen konnte und zudem noch einen Eignungstest absolvieren, über den er leider noch nichts wusste. Er war weit unter ihren Mindestanforderungen, zumindest so viel wusste er.
Die Gilde führte so ziemlich jeden Auftrag der Informationsbeschaffung als auch Artefaktbeschaffung durch, sofern man genug zahlte. Selbst den Mord an einem Spieleravatar und dem damit verbundenen Levelabstieg desjenigen, konnte man bei ihnen in Auftrag geben. Sofern man genug Kleingeld parat hatte, konnte man einen Spieler sogar solange jagen lassen, bis dieser auf Level 0 zurück fiel.
Hinsichtlich der TNL-In-Game-Politik, dass jeder Spieler nur einen einzigen Account besitzen konnte, war dieser Gedanke wirklich Furcht einflößend.
Für ihn war es zudem nicht gerade ungefährlich sich mit dieser Gilde einzulassen. Daher auch seine Tarnung mit dem Kapuzenumhang, versteckte sie doch zumindest sein Äußeres.
Er mochte kein Spielanfänger mehr sein, weit davon entfernt war er jedoch auch noch nicht. Es hatte Fälle gegeben, als den Gildenmitgliedern der Klient zu unfähig vorkam und sie ihm für den Tag ein schnelles Ende bereiteten.
Sofern er wusste, hassten es die Gildenmitglieder regelrecht für einfältige Spieler tätig zu werden. Selbst, wenn die Bezahlung hervorragend war, nahmen sie den Auftrag nur an, wenn dieser ihr Interesse weckte.
Trotzdem beschwerte sich keiner. Sogar die großen Gilden Chinas hatten enormen Respekt vor den Schattenwanderern.
Er selbst hatte schon ein kleines Vermögen ausgegeben, ehe er überhaupt erfahren hatte, wie er mit dieser Gilde in Kontakt treten konnte.
Glücklicherweise nahm die Gilde auch Geld aus der realen Welt an. Viele der Gildenmitglieder lebten von dem Einkommen, dass sie mit Raoie generierten.
Hätte er den Betrag mit der Raoie eigenen Währung aufbringen müssen, hätte er mit Sicherheit ganze zweihundert Einbrüche vor sich gehabt, ehe er sich die Auftragssumme hätte leisten können.
Er konnte nur hoffen, dass die Informationen, die er gleich bekommen würde, ihren Preis wirklich wert waren.
Etwa fünf Minuten später vernahm er plötzlich eine tiefe Stimme aus dem dunkelsten Bereich der Gasse: „Ich habe was du verlangt hast.“
Geschockt, wäre er beinahe vor Schreck zusammen gezuckt. Nur mit Mühe behielt er seine Fassung und wendete sich der Stimme zu.
Er konnte nur grobe Umrisse einer Person im Dunkeln der Gasse ausmachen. Die Person vor ihm wusste, was sie tat.
„Was habt ihr herausgefunden?“, fragte er schließlich mit fester Stimme und überraschte sich selbst damit.
„He… neugierig, was?“, hallte die Stimme belustigt nach.
Unzählige Gedanken durchströmten sofort sein Hirn, als er sich bereits ausmalte, dass sich der Schattenwanderer es sich wohl anders überlegt hatte, als dieser nach langer Pause erneut zu sprechen begann.
„Die Tore des Schlächters… das ist der Hinweis, den du suchst.“
„Die Tore des Schlächters…“, murmelte er, um sich die Worte einzuprägen, verstand zugleich jedoch nicht, wie ihm dieser Hinweis weiter helfen sollte, doch sein Gegenüber war noch nicht fertig.
„Es gibt einen Spielanfänger… ein merkwürdiger Typ, habe mich nicht groß über ihn schlau gemacht, weil das nicht mein Auftrag war. Sein Name lautet Anael Lerua. Er ist in Besitz eines Schlüssels zu den Toren des Schlächters, wie es scheint. Genauere Information gibt es noch nicht, weil die Hintergrundgeschichte zu dieser sich anbahnenden Quest gerade erst ausgelöst worden ist. Nochmal, dieser Spieler hat den Schlüssel, aber noch nicht das dazu passende Schloss. Sollte dieser Schlüssel aber wirklich zu den Toren des Schlächters führen, oder diese gar öffnen, könnte er tatsächlich der bislang einzige Spieler in Raoie sein, der dich der Erfüllung deines Wunsches näher bringt. Noch Fragen?“
Er brauchte einen Moment, ehe er die ganze Informationsflut verdaut hatte. Er wollte schon den Kopf schütteln, hielt dann aber inne und fragte: „Wie präzise sind diese Informationen?“
Schweigen.
Er schluckte.
„Ich war anwesend als die Worte gefallen sind…“, klang es bedrohlich.
„Das reicht mir“, antwortete er schnell und wandte sich zum Gehen.
„Halt!“, zischte es plötzlich.
Er kam ruckartig zum Stehen und blickte zurück.
„Der Ring…“
Verflucht! Vor Angst, gleich um ein Level erleichtert zu werden, hatte er doch glatt vergessen, den Ring zurück zu geben.
Hastig streifte er ihn ab und warf ihn der Schattengestalt zu, ehe er sich schleunigst davon machte.
Leicht genervt blickte der gewöhnlich wirkende junge Mann der Kapuzengestalt nach, die gerade um die Ecke der Gasse verschwand. Dieser Wicht schien nicht wirklich zu wissen, was gut für ihn war, wenn er es wagte die Authentizität seiner Informationen infrage zu stellen!
Kurz blitzte in der Gasse ein schwaches Licht auf und anschließend war ein leises Flüstern zu vernehmen: „Kelea, was hälst du von ihm?“
„Unbedeutend…“, raunte es zurück. „…aber für uns wertvoll genug, um ihn vorläufig nicht anzurühren.“
„Du weißt, wie ich es hasse, mir Unverschämtheiten von solchen Vollidioten bieten zu lassen!“
„Dein Temperament hat die Gilde schon oft genug in Verruf gebracht, Drakar…“, seufzte Kelea. „Und letzten Endes brauchst du sein Geld dann doch in der Realität…“
„Dir ist klar, dass ich Leute schon für viel weniger auf Level 0 gemordet habe?“, zischte er gefährlich.
„Droh. Mir. Nie. Wieder. Drakar!“, raunte es ebenso gefährlich zurück.
„He…“, schlich sich ein kaltes Lächeln auf das Gesicht des jungen Mannes.
„Sollten wir uns um diesen Anael kümmern? Der Kerl wollte ja nur die aktuellen Informationen, wir könnten uns den Schlüssel jetzt selbst besorgen.“
„Wofür die Mühe machen… Wir wissen zwar vom Schlächter und seiner Geschichte, aber nirgends wurde etwas über seine Ruhestätte oder dem Ort der Tore erwähnt. Irgendwann, werden sich dieser Anael oder dieser Idiot von eben schon auf die Suche nach den Toren des Schlächters machen. Es ist nicht zu spät einzugreifen, wenn es soweit ist.“
„Wie du meinst…“, klang es gleichgültig zurück.
„Wie hieß der Klient?“
„Drakar!“
„Sag. Es. Mir!“, zischte der junge Mann mit Nachdruck.
„Wenn du ihn in den nächsten zwei Monaten anfasst, werde ich dich jagen, Drakar! Du kennst unsere Vereinbarungen!“
„Hör auf mit dem Quatsch und sag mir seinen Namen!“, rief Drakar erregt.
„Lass mich nachsehen…“
„…“
„Sein Name lautet… Alucard.“