„…“
„…“
Zunächst antwortete ihm nur Schweigen. Die beiden Elementare waren viel zu verblüfft, um zu antworten.
„Das… habe ich nicht erwartet…“, meinte Brocken schließlich mit schief gelegtem Kopf. Während Limona die Streicheleinheiten über sich ergehen ließ und keine Anstalten machte, die Stimme zu erheben.
Schließlich stellte Bahe die Bewegungen seiner Hand ein und konnte beobachten, wie Limona nahezu aus seiner Trance erwachte und vor Scham knallrot anlief.
„Du… Du…“, stotterte sie, ehe sie auf einmal schimpfte: „Glaub ja nicht, dass du nur mit ein paar Mal Kopf streicheln davon kommen kannst!“
Danach drehte sie sich ruckartig zur Seite und spielte verlegen mit einem Grashalm, der zwischen ihren Hosenbeinen empor ragte, bevor sie ihm noch den ein oder anderen Blick zuwarf, wenn sie sich gerade nicht beobachtet fühlte.
Der Anblick war so niedlich und lief ihrer Aussage zuwider, dass Bahe „Tsundere!“ quieken wollte. Er besann sich im letzten Moment aber eines Besseren.
„Wieso… willst du plötzlich mit uns reden?“, fragte Brocken mit großen Augen.
Jetzt war es an Bahe leicht verlegen zu lächeln.
„Limona, hat sich letztens darüber beschwert, dass ich euch kaum meine Aufmerksamkeit widme…“, antwortete er schuldbewusst. „Und letzten Endes hat sie damit recht gehabt…“
„Hmmm…“, nickte Brocken daraufhin verstehend.
Für einen Moment herrschte eine fast bedrückende Stille, bis Bahe fragte: „Limona, Brocken… wie kommt es, dass ihr an mich gebunden seid?“
„Ist das… nicht klar?“, fragte Brocken erstaunt, während Limona immer noch so tat, als würde sie Bahe ignorieren.
„Nein, leider nicht“, sagte Bahe hilflos. „Ich habe zwar so meine Vermutung, aber letzten Endes weiß ich bis heute nicht genau, wie ich eigentlich ein Elementflüsterer wurde.“
„Du hast im… Drachenblut gebadet“, erklärte Brocken.
„Und?“
„Das war’s…“
„…“, genervt musste sich Bahe alle Mühe geben, seine Ungeduld unter Kontrolle zu halten.
„Ich verstehe es aber immer noch nicht…“, sagte er und breitete hilfesuchend seine Hände aus.
„Was ist daran so schwer zu verstehen?“, blaffte Limona plötzlich los. „Du hast mit dem Blut eines Erd- und eines Wasserdrachens eine Verbindung aufgebaut. Daher sind wir jetzt hier, Brocken ein Erdelementar und ich, eine Wasserelementarin. Was ist daran so schwer zu verstehen?“
„Ok, ok“, hob Bahe abwehrend erneut die Hände, um Limona ein Bisschen den Wind aus den Segeln zu nehmen. „Das habe ich begriffen.“
„Ich verstehe nur nicht, wie ein so naiver und gewöhnlicher Mensch wie du ein Elementflüsterer werden konnte…“, brach es erneut lamentierend aus Limona hervor.
„Das ist mir… auch ein Rätsel…“, meinte Brocken. „Du bist eigentlich viel zu schwach, um eine Symbiose mit Drachenblut überleben zu können. Wie hast du das gemacht?“
„Genau“, schloss sich Limona erneut an. „Der Esel muss unglaubliches Glück gehabt haben…“
„Hey, wieso schon wieder so ausfallend?“, beschwerte sich Bahe vorsichtig.
Limona begann schon sich empört aufzurichten, nur um plötzlich mit einer Hand zu ihren Haaren zu fahren.
„Hmpf!“, gab sie ihm die kalte Schulter, während sie erneut rot an lief.
„Um auf deine Frage zurück zu kommen, Brocken“, begann Bahe, um die Situation zu entschärfen. „Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich anfangs auf der Flucht vor einem Luaris war und schließlich in die Drachenschlucht fiel. Das Horn des Luaris habe ich an mich genommen. Und mit einer Frucht, die ich etwas tiefer an der Felswand der Schlucht gefunden habe, konnte ich mich zumindest vorübergehend vor dem Hungertod bewahren…“
„Ah… eine Frucht!“, rief Brocken aus.
„Ja…?“
„Hört sich…“
„Ja?“
„Lecker an…“
„…“, sprachlos über die Idiotie seines Erdelementars fuhr sich Bahe mit der Hand über sein Gesicht, während er sich zum hundertsten Male fragte, womit er sowas bloß verdiente.
„Also wisst ihr nichts über die Frucht?“, fragte Bahe.
„Wie sah sie aus?“
„Puh… wie soll ich das beschreiben…“, überlegte Bahe. „Wie eine Mango… nur länglicher und knallgelb. Eine Idee?“
Sprachlos schaute Brocken Limona an und sie schaute zurück. Schweigend zuckten sie schließlich beide die Schultern.
Soviel also dazu… Resigniert rieb sich Bahe über den Nasenrücken.
„Den Rest scheint ihr ja schon fast zu kennen“, führte Bahe seine Erlebnisse weiter aus. „Am Boden der Schlucht angekommen, habe ich aus Versehen einen Erddrachen aufgeschreckt und bin panisch davon gerannt. Scheinbar hat er bei meiner Verfolgung das Gebiet eines Wasserdrachens betreten, was einen Kampf zwischen den Beiden auslöste. Ich hatte mich zwischenzeitlich in einer kleinen Höhle der umgebenden Felswände versteckt. Als ich den Eindruck hatte, dass sich der Kampf gelegt hatte und ich dachte, dass beide Drachen tot waren, wollte ich hinunter klettern. Leider war ich zu dem Zeitpunkt einfach zu entkräftet und bin in eine Erdmulde gefallen, in der sich Wasser und das Blut der beiden Drachen sammelte. Und durch die unzähligen Wunden, die ich bis dahin davon getragen hatte, konnte das Drachenblut in meinen Körper eindringen…“
„Und du hast dir tatsächlich das Drachenblut zu eigen gemacht…“, hauchte Limona kopfschüttelnd.
„Du hast wirklich… unglaubliches Glück gehabt…“, meinte auch Brocken.
„Vielleicht lag es ja an dieser Frucht…?“, stellte Bahe seine Frage in den Raum.
Limona zuckte nur die Schultern und antwortete: „Vielleicht… Auf jeden Fall hat es dir geholfen, das Horn des Luaris zu haben. Es stärkt die Willenskraft und die Konzentration des Trägers enorm.“
„Auch, wenn es eigentlich ein absolutes Tabu ist, einen Luaris zu jagen“, fügte sie nach einer kurzen Pause noch hinzu.
„Also eigentlich… hat dieser Luaris mich gejagt…“, meinte Bahe abwehrend.
„Fragt sich nur wieso, oder?“, kniff Limona angriffslustig die Augen zusammen.
„Schon gut…“, murmelte Bahe kleinlaut. Er hatte keine Lust, ihr Gespräch erneut in Streit ausufern zu lassen.
„Aber irgendwie kommen wir nicht vorwärts…“, meinte Bahe schließlich. „Wieso ich ein Elementarflüsterer bin ist mir ja im Grunde klar, aber was soll ich jetzt eigentlich tun? Ich meine, wir drei sind irgendwie verbunden… aber ich verstehe nicht wofür…?“
„Er hat wirklich… keine Ahnung…“, sprach Brocken.
„Wie auch, wenn es seit Jahrhunderten keine Elementflüsterer mehr gibt…“, stimmte ihm Limona zu.
„Wie viele… Elemente gibt es?“, stellte Brocken auffordernd eine Frage.
„Ähm…“, dachte Bahe schnell an seine Online-Recherche. „Ich meine Zehn…?“
„Genau…“, stimmte Brocken zu.
„Also…?“, fragte Bahe unsicher.
„Was er sagen will ist, dass du bisher nur ein unvollständiger Elementflüsterer bist“, hielt es Limona nicht mehr aus.
„I… Ihr… meint…“, stotterte Bahe, dem es auf einmal schwante.
„Ein wirklicher Elementflüsterer ist mit jedem Element verbunden“, nickte Limona. „Also musst du auch noch das Blut aller anderen Elementardrachen in dich aufnehmen und dir zu eigen machen. Nur dann wirst du ein wahrhaftiger und mächtiger Elementarflüsterer, wie es deine Ahnen einmal waren.“
Berufsquest: Drachenblut der Elementardrachen [S]
Finde die Drachen aller Elemente und mache dir das Blut der lebendigen Drachen zu eigen, um deinen Aufstieg zum wahrhaftigen Elementflüsterer vollziehen zu können.
Es wird noch das Blut folgender Elementardrachen benötigt:
Drache des Windes Drache der Elektrizität
Drache des Feuers Drache der Finsternis
Drache des Eises Drache des Lichtes
Drache des Magma Drache der Lebensenergie
„Oh, Schei… oh… man…“, riss sich Bahe zusammen, der eigentlich drauflos fluchen wollte.
Da bekam er endlich einen Hinweis darauf, wie er in seiner Berufsklasse weiterkam und dann war es gleich so eine Hiobsbotschaft!
Wie zum Henker, sollte er jemals wieder an das Blut eines Drachen kommen und diese Begegnung überleben?
Er hatte damals ja mal sowas von Glück gehabt, dass er es selbst kaum glauben konnte. Es war nur möglich gewesen, weil sich die Drachen gegenseitig bekämpften! Im Grunde war er in den Augen dieser Kreaturen nichts anderes als ein lästiges Insekt gewesen…
Verdammt… dachte er deprimiert. Es waren wahrhaft rosige Aussichten…
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Tja... Bahe scheint nicht vom Glück verfolgt zu sein, was?^^
Ansonsten eher ein ruhiges Kapitel... aber war es das schon mit den Offenbarungen?
Teil 2/3! Bis Sonntag :-)
RiBBoN