Kapitel 4
Elmer hatte Glück gehabt. Die Untersuchung im Krankenhaus hatte ergeben, dass ihm nichts fehlte. Er hatte auch keine Gehirnerschütterung davon getragen und konnte zurück nach Hause. Nachdenklich sass er an seinem Esstisch und überlegte, was das alles zu bedeuten hatte. Er war total verwirrt. Diese verwirrenden Träume und warum war er einfach zusammengeklappt? Und das schon zwei mal. Warum hatte er auf einmal so stark mit Ägypten zu tun? Die Träume. Die Sache im Fahrstuhl und nun die Ausstellung? Ägypten hatte ihn bis dato nie wirklich interessiert.
Den einzigen Bezug, den er zu Ägypten herstellen konnte, waren seine Eltern. Sie waren beide von Ägypten fasziniert und so etwas wie Hobbyforscher gewesen. Als er noch zur Schule ging, waren sie auf dem Rückflug von Ägypten nach Deutschland mit dem Flugzeug abgestürzt und beide ums Leben gekommen. Es war eine harte Zeit für Elmer gewesen. Zum Glück konnte er bei seinen Großeltern aufwachsen, die sich sehr liebevoll um ihn gekümmert hatten.
All die ganzen Sachen von seinen Eltern waren damals bei ihnen geblieben. Elmer beschloss, sie in den nächsten Tagen mal wieder zu besuchen. Auch wollte er jetzt am Wochenende im Internet recherchieren - vielleicht würde er ja irgendwo einen Hinweis finden, der ihm weiterhelfen würde. Sein Magen knurrte. Der Tag war schon fortgeschritten und er hatte noch gar nichts gegessen, ausser seinem Frühstück. Elmer ging in die Küche und machte sich ein einfaches Gericht. Nudeln, Broccoli, Butter. Er liebte Broccoli.
Nach dem Essen setzte sich Elmer an den Computer in seinem Arbeitszimmer. Er googelte sich durch alle möglichen Berichte über Ägypten und landete merkwürdigerweise bei...... Atlantis. Dieses Thema faszinierte ihn. Über das sagenumwobene Atlantis hatte er schon öfter gelesen. Ein Bericht über einen amerikanischen Seher und Mystiker interessierte ihn besonders. Hier wurde davon berichtet, dass dieser Mann, der bis 1945 gelebt hatte, sich selber in Trance versetzen konnte und dabei Erstaunliches zu Tage brachte.
In seinen Trancesitzungen sagte er den Beginn und das Ende des 2. Weltkrieges genau voraus. Er erstellte Heildiagnosen für etliche kranke Menschen, welche die Ärzte schon aufgegeben hatten und half ihnen damit, wieder gesund zu werden, obwohl er nie in seinem Leben eine derartige Ausbildung erhalten hatte. Etwas später erweiterten sich seine so genannten "Readings" auf die Vorleben der Menschen, die ihn um Rat gefragt hatten. Er berichtete davon, welche Funktionen diese Menschen in vorhergehenden Inkarnationen im alten Atlantis und in Ägypten gehabt hattenund ob sie in diesen Inkarnationen "gefehlt" oder "hinzugewonnen" hatten.
Und dann las er etwas, dass ihn ganz besonders gefangen nahm. Dieser Mann, der sich nach seinen Sitzungen an absolut nichts erinnern konnte berichtete davon, dass es Atlantis tatsächlich gegeben hat. In drei schweren Katastrophen sei das Land zerbrochen und schliesslich ganz untergegangen. Die letzte und endgültige Zerstörung sollte um das Jahr 10.000 vor unserer Zeitrechnung passiert sein. Nach der ersten und der zweiten Katastrophe und vor der letzten und endgültigen Zerstörung sollen die Atlanter in andere Länder geflüchtet sein. Es wurden hier Länder wie Mexico und Peru genannt und......Ägypten!
Elmer war fasziniert. Es wurde davon berichtet, dass die geflüchteten Atlanter einen großen Teil ihres Wissen mitgenommen haben und so den Ländern, in welche sie geflüchtet waren, großen Wohlstand gebracht hatten. Elmer überlegte. Sowohl in Peru und Mexico, als auch in Ägypten standen Pyramiden und selbst heute noch rätselten die Experten, wie die Menschen damals es wohl geschafft hatten, solche monumentalen Bauwerke mit ihren begrenzten Möglichkeiten zu errichten. Konnte es hier tatsächlich eine Verbindung geben?
Es war inzwischen schon 01.00 Uhr in der Nacht geworden, aber Elmer konnte nicht aufhören zu lesen. Egal, morgen hatte er noch frei. Er las weiter und erfuhr, dass die alten Atlanter ihre Energie über seltsame Kristalle gewonnen haben sollen, welche an verschiedenen Orten im Land plaziert waren. Auch sollen sie in der Lage gewesen sein, "Steine zum Schweben zu bringen". Unglaublich, dachte Elmer. Dies würde die Bewegung der tonnenschweren Steine für eine Pyramide und ihren Bau erklären.
Plötzlich kamen ihm seine Großeltern in den Sinn. Er hatte das starke Gefühl, sie unbedingt besuchen zu müssen und beschloss, sie gleich morgen früh anzurufen. Elmer merkte, wie ihn langsam aber sicher die Müdigkeit übermannte und sah auf die Uhr. Schon 04.30 Uhr! Elmer schaltete den Computer etwas widerwillig aus, ging ins Bad und legte sich dann schlafen. Vorsichtshalber stellte er sich für den Sonntagmorgen den Wecker.
Ein vertrautes Geräusch weckte ihn. Es war 08.00 Uhr. Nach einer Dusche und einem kurzen Frühstück rief er seine Großeltern an und fragte, ob er sie besuchen könnte. Die beiden waren hoch erfreut und sie vereinbarten, dass Elmer am Mittag bei ihnen sein sollte. Ein Satz seiner Großmutter kam ihm merkwürdig vor: "Schön dass Du endlich kommst, wir hatten schon viel eher mit Dir gerechnet". Gegen 11.00 Uhr wollte er losfahren. Er brauchte ungefähr eine Stunde und hatte noch etwas Zeit. Noch einmal schaltete er den Computer ein.
Er fand einen interessanten Bericht im Internet in dem davon berichtet wurde, dass eine amerikanische Gruppe von Wissenschaftlern mit Probebohrungen feststellen wollte, ob sich zwischen der großen Pyramide von Gizeh und der Sphinx ein Gang oder Hohlräume befänden. Elmer erinnerte sich, dass der amerikanische Mystiker davon berichtete, dass es einen Gang von der Sphinx zur Pyramide geben sollte, der in eine sogenannte "Halle der Aufzeichnungen" führen sollte. In dieser Halle sollten sich nach den Worten des Mystikers Aufzeichnungen über die Flucht der Atlanter aus ihren zerstörten Gebieten, den Bau der Pyramiden und die gesamte Menschheitsgeschichte befinden. Wenn das stimmt dachte Elmer, müsste die gesamte Menschheitsgeschichte neu geschrieben werden.
Mit diesen Gedanken im Kopf machte sich Elmer auf den Weg zu seinen Großeltern. Etwa1 Stunde später bog er in die Strasse ein, in der seine Großeltern wohnten. Alles war ihm noch vertraut. Das hübsche kleine Häuschen, der Vorgarten mit dem grün gestrichenen Holzzaun, die schönen Blumen, um die sich seine Großmutter immer so liebevoll kümmerte. Er freute sich, wieder hier zu sein. Die liebevolle Art seiner Großmutter hatte ihm nach dem frühen Tod seiner Eltern sehr geholfen. Seinen Großvater mochte er auch sehr. Jedoch war er ganz anders. Elmer hatte immer das Gefühl, dass etwas Geheimnisvolles ihn umgibt und deshalb hatte er stets großen Respekt vor ihm gehabt. Sie hatten ihm seine leiblichen Eltern nach Kräften und gut ersetzt.
Als Elmer ausstieg, öffnete sich die Haustür und seine Großmutter erschien im Türrahmen. Sie lächelte ihn mit ihrem gütigen Gesichtsausdruck an, den er schon immer so an ihr mochte. Er stieg die zwei Treppenstufen hoch und sie nahmen sich in die Arme. "Mein lieber Junge!" "Hallo Oma", entgegnete Elmer. Lange hielt sie ihn fest und Elmer glaubte für eine Sekunde, eine gewisse Traurigkeit in ihr zu spüren. "Ist alles in Ordnung"?, fragte er. "Alles gut", sagte sie, "jetzt bist Du ja da" und lächelte ihn an. "Komm herein".
Sie gingen gleich durch ins Wohnzimmer. Der Blick in die Küche im Vorbeigehen und der Gang durch die Diele erinnerten Elmer an früher. Es hatte sich nichts verändert. Großvater war aufgestanden, als er ihn sah. Er sah ihn mit einem ungewöhnlich scharfen Blick an, breitete seine Arme aus und nahm ihn in die Arme. "Elmer", sagte er nur und drückte ihn so fest, wie er ihn noch niemals vorher gedrückt hatte. Elmer war etwas verunsichert. Irgend etwas stimmte hier nicht. Er hatte nur überhaupt noch keine Ahnung, worum es sich dabei handelte.
Sie setzten sich gemeinsam an den gedeckten Tisch und Großmutter brachte Elmers absolutes Lieblingsgericht: Kohlrouladen mit Kartoffeln! Während des Essens sprachen sie ein paar Worte über Elmers Arbeit, eine eventuelle Beziehung und über seine Wohnung. Danach brachte Großmutter Kaffee und sie setzten sich in die gemütliche Couchecke. Elmer glaubte eine gewisse Anspannung bei den beiden wahrzunehmen. Sein Großvater fragte ihn, ob er in der letzten Zeit seltsame Träume gehabt hätte und ob diese Träume Ägypten zum Thema hatten. Völlig verblüfft bestätigte Elmer ihm dies. Und dann eröffnete ihm sein Großvater etwas, dass sein weiteres Leben so verändern würde, wie er es sich in seinen kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können.....