Kapitel 26
Vol-Tuid... grosser Kämpfer. Ja, das war sein Name. Damals in alter atlantischer Zeit. Die Kristalle hatten ihn zu einem Riesen gemacht. Körperlich und auch durch eine einflussreiche Stellung, die er durch die Kraft der Kristalle innegehabt hatte. Aber das war Vergangenheit. Nichts davon war geblieben, ausser dem Hass auf seinen alten Gegenspieler, dem er ewige Rache geschworen hatte und natürlich die Kristalle. Er hatte sie sicher versteckt und durch die Zeit gebracht. Diese Inkarnation sollte ihm nun dazu dienen, sein Ziel endlich zu erreichen und den verhassten Gegner endgültig zu vernichten. Nur mit grossem Glück hatte er ihn damals töten können. Wäre er nicht gestolpert.....damals.... Er fasst sich ans Herz. Die Erinnerung an den tötlichen Schwerthieb versetzte ihm einen Stich.
Heute trug er den Namen Bashir Nehmedi. Im Alter von 25 Jahren kam die Erinnerung zurück. Er fand endlich die Kristalle wieder und kam mit ihrer Hilfe an das alte Wissen. Jahrelang experimentierte er damit herum und nun, nach über 10 weiteren Jahren, wähnte er sich kurz vor dem Ziel seiner Träume. Er wusste, dass die Kristalle die er begehrte irgendwo in der Pyramide versteckt waren. Er wusste auch um die Ringe und deren Kräfte und auch sie standen mit auf seiner Liste. Sein Plan war die Pyramide zu zerstören! Das Versteck sollte so zutage gefördert werden. Und er hatte fleissig geübt. Von den Erdbeben der letzten Jahre gingen über 20 auf sein Konto, von kleinen über mittlere bis hin zu schweren Erdbeben. Tausende von Menschen fielen ihnen zum Opfer. Aber was waren schon ein paar Tausend Menschen im Vergleich zu den Möglichkeiten, die sich ihm hierdurch eröffnen würden. Kristalle gab es nur wenige, Menschen zu Milliarden.....
Hielt er sie erst in seinen Händen, würde er sich seinem eigentlichen Ziel zuwenden, der Vernichtung seines Erzfeindes. Er wusste, dass er inkarniert war und er wusste auch, dass er hier erscheinen würde, sobald grosser Schaden an den Pyramiden entstanden war, der die Sicherheit der Kristalle nicht mehr gewährleisten würde. Er musste sich dann darum kümmern. Das war der Moment. Er würde ihn sofort erkennen, dass wusste er genau. Durch seine gehobene Stellung bei der ägyptischen Altertümer-Verwaltung hatte er unbegrenzten Zugang zum Gelände in Gizeh. Die Vorbereitungen waren getroffen und heute Nacht würde die Katastrophe über das Land hereinbrechen. Die Kristalle waren an unterschiedlichen Stellen plaziert. Kraft seiner Gedanken würde er das Szenario in Gang setzen. Er selber befand sich an einem sicheren Ort, weit ausserhalb von Gizeh.
Um kurz vor 03.00 Uhr erklomm Bashir Nehmedi eine kleine Anhöhe ungefähr 45 Kilometer von Gizeh entfernt. Er fasste in seine Umhängetasche und holte ein goldenes Tuch hervor. Darin eingewickelt war der Kristall, der die Erde in Bewegung bringen sollte. Er nahm den weissen Kristall in die Hand, verstaute das Tuch wieder in der Tasche und nahm ihn in beide Hände. Dann führte er seine Hände zusammen und erhob sie mit dem Kristall darin. Seine Hände zeigten genau in Richtung Gizeh. Bashir Nehmedi schloss seine Augen und verband sich in Gedanken mit den anderen Kristallen. Mit einer unglaublich tiefen Stimme, die manchen Bariton vor Neid erblassen lassen würde sprach er die Worte: "Ekklat, Nihhad, Merkkat, sun lar bekketh. Hehret te sicc!"
Kaum sichtbar verliess ein rötlicher Strahl den Kristall und machte sich mit rasender Geschwindigkeit auf den Weg nach Gizeh, um seinen Auftrag auszuführen. Bashir öffnete seine Augen. Behutsam packte er den Kristall in das Tuch zurück und verstaute ihn wieder in der Tasche. Zufrieden blickte er in Richtung Gizeh. Dann drehte er sich um und stieg die Anhöhe hinab. Etwa auf der Hälfte angekommen, bemerkte er ein leichtes Zittern und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Er ging weiter abwärts. Plötzlich vernahm er ein dumpfes Grollen und drehte sich um. Der Boden schwankte jetzt erheblich. Ein komisches Gefühl bemächtigte sich seines Bauches. Dann erreichte eine Erdbebenwelle ungeahnten Ausmasses die Anhöhe. Sie fasste unter den kleinen Berg und hob ihn etwa 5 Meter in die Höhe. Bashir Nehmedi wurde in die Luft geworfen. Schreiend und mit wild rudernden Armen flog er im hohen Bogen dem Boden der Anhöhe entgegen. Der Aufschlag war heftig! In unzähligen Rollen kugelte Bashir dem Ende des Berges entgegen, bis ein Felsbrocken seine Fahrt jäh stoppte. Er schlug mit dem Kopf an und war auf der Stelle bewusstlos. Blut quoll aus einer klaffenden Wunde an seinem Kopf.
Es verging etwa eine halbe Stunde, bis Bashir Nehmedi das Bewusstsein wieder zurück erlangte. Er war nicht allein. Als er seine Augen aufschlug blickte er in zwei Augenpaare und erschrak. Zwei einheimische Männer hatten ihn gefunden und ihn angesprochen. Als er keine Antwort gab, rüttelten sie an seinem Körper, bis er wieder zu Bewusstsein kam. Einer der Männer hatte Verbandszeug in der Hand und wollte sich ihm nähern, um ihn zu versorgen. Mit einer herrischen Handbewegung hielt ihn Bashir davon ab, ihm zu nahe zu kommen. Er fasste an seinen Kopf und bemerkte das inzwischen schon angetrocknete Blut. Hastig versuchte er sich aufzurichten und merkte sehr schnell, dass er noch nicht wieder im Vollbesitz seiner Kräfte war. Noch leicht schwankend setzte er sich auf den Boden und liess sich widerwillig seine Wunde versorgen. "Es war ein sehr schweres Erdbeben," sagte einer der Männer zu Bashir. So etwas Schlimmes haben wir hier noch nie erlebt!" Besorgt schaute er sich um. "Wir sollten machen, dass wir hier wegkommen. An der anderen Seite der Anhöhe hat es einen Erdrutsch gegeben, wer weiss, wie instabil hier nun alles geworden ist." Unten angekommen sah sich Bashir zur Anhöhe um. Gewaltige Erdmassen hatten sich von der Seite des Berges gelöst und waren abgerutscht. Ein ehrfürchtiges Gefühl machte sich in ihm breit. Er wurde zusehends klarer im Kopf. Er hörte in sich hinein. Nein, es war keine Ehrfurcht. Es war Stolz. Er hatte es erschaffen!
Sie kamen am Auto der beiden Männer an. Sie wollten zu ihren Familien fahren. "Wir müssen sofort nach Gizeh fahren," sagte Bashir zu Ihnen. Als die Männer sich weigerten, weil sie zuerst nach ihren Angehörigen sehen wollten, fasste Bashir in seine Tasche. Er holte den Kristall hervor und richtete ihn auf die beiden Männer. "Wir fahren nach Gizeh, habe ich gesagt!", sagte er in scharfem Ton. Als keine Reaktion der beiden Männer abzusehen war, schickte er einen kleinen rötlichen Strahl aus dem Kristall in ihre Richtung.
Auf der staubigen Landstrasse fuhr der alte Landrover in Richtung Gizeh und zwei Lichtstrahlen frassen sich durch die Nacht dem Morgengrauen in der Pyramidenstadt entgegen.....