Im 11. Zeitalter
im Jahr 10541
im Ferus
dem 29.
nach Beginn der Zeitrechnung
Anfänge bringen Hoffnungen in die Herzen und seien sie noch so klein, ihre Bedeutsamkeit liegt in deinem Handeln, ganz allein.
(Lebensweisheit der Atlanter, Auszug aus Seeniras Schriften)
Kapitel 1: Ein Anfang nimmt seinen Lauf
Fucaro war ein großer Mann, der mit etwas über eineinhalb Zort – einer allgemeingültigen Maßeinheit Remandors, die in etwa eineinhalb großen Schritten pro Zort entsprach – die meisten Menschen überragte. Breite Schultern und ein schlanker Körper ließen vermuten, dass er aus höheren Kreisen stammte, dafür fehlte jedoch die arrogante Ausstrahlung, die solchen Menschen zueigen war. Sein mittelblondes Haar fiel ihm in beiläufiger Eleganz in Nacken und Stirn, während der kurze Vollbart ihm eine männlichere Note verlieh. Die blaugrauen Augen zeugten von einem wachen Verstand, denen durch die Lachfältchen in den Augenwinkeln die Strenge genommen wurde.
Seine Kleidung war schlicht. Sie bestand aus einfacher Wolle. Eine braune Tunika verbarg seinen Oberkörper und überdeckte den Bund seiner gleichfarbigen Hose.
Er saß zusammen mit seiner Frau Emonia am Lagerfeuer und hielt sie eng umschlungen. Emonia hielt ein sich ab und an regendes Bündel sanft auf ihrem Schoß. Sie war mit einem Zort und einer Fußlänge eine recht große und schöne Frau in der Blütezeit ihrer Jahre. Sie hatte dunkelbraune Locken, die ihr hinten über die Schultern fielen. In ihrem herzförmigen Gesicht thronte eine wohlgeformte Nase unmittelbar unter den dunkelbraunen Augen, die von einer Weißheit geprägt waren, die für ihr Alter nicht zu passen schien.
Sie trug ebenfalls eine braune Hose, im Gegensatz zu Fucaro allerdings eine dunkelrote Tunika und hatte zum Schutz vor der Kälte ihren wollenen dunkelbraunen Reiseumhang auf ihrem Schoß zu einer Art Nest geformt, in der ihr neues Familienmitglied leise vor sich hin atmete.
Fucaro machte sich Sorgen um seine Frau. Sie waren den ganzen Tag gereist und manchmal hatte es so ausgesehen, als könnte sie sich kaum noch im Sattel halten. Doch immer, wenn er sie darauf ansprach und vorschlug eine Pause zu machen, winkte sie ab und meinte lediglich es gehe ihr bestens.
Inzwischen hatte Emonia ihren Kopf an Fucaros Schulter gelehnt und er hielt sie in inniger Umarmung, während sie den leisen Geräuschen der Nacht und dem Knistern des Feuers lauschten.
Ihr Sohn lag warm verpackt in dem Nest aus Decken und weichen Laken, das Emonia sorgsam in den Armen hielt und Fucaro musste schmunzeln, als er erkannte, dass seine Frau eingeschlafen war.
Vor zwei Tagen hatte ihr Sohn das Licht der Welt erblickt und sie waren schon heute wieder aufgebrochen, um das letzte Stück des Weges hinter sich zu bringen. Es war kein Wunder, dass sie vor Erschöpfung beinahe vom Pferd gefallen war.
Fucaro hielt sie weiterhin schweigend in den Armen, als sie aus ihrem Schlaf schreckte und lauernd fragte: „Sein Name stammt doch nicht wieder von irgendeinem deiner Verwandten ab, oder?“
„Nein, nein, ganz bestimmt nicht“, antwortete er lachend. „Hast du die Sache denn immer noch nicht vergessen?“
„Vergessen? Wie könnte ich denn vergessen, dass du tatsächlich erwogen hast unseren Sohn, nach einem deiner verrückten Onkel, Waldimiranunanus zu nennen!“, plusterte Emonia sich auf. „Die anderen Kinder hätten ihn ausgelacht! So einen Namen kann nur der Adel oder ein totales Landei tragen, ohne sich damit zum Gespött der Leute zu machen!“
„Na ja, genau genommen wohnen wir doch auf dem Land…“, wagte sich Fucaro vor.
„Du, du…“, stotterte Emonia fassungslos und drehte sich leicht, um ihn anschauen zu können.
„Schon gut, schon gut, ich hör auf“, rettete sich Fucaro mit einem Grinsen gerade noch rechtzeitig, während er sie wieder sanft an sich zog. „Was ist denn nun mit seinem Namen, wenn er dir nicht gefällt, dann sag du mir einen.“
„Nein, ich finde ihn schön“, teilte sie ihm mit und blickte auf ihren Sohn hinab. „Lian… du bist Lian Rondas, hörst du mein Schatz.“
Fucaro ging das Herz auf, als er Emonia strahlen sah wie sieh ihren Sohn betrachtete.
„Erinnerst du dich noch an meine Träume?“, fragte sie und Fucaro drückte sie nur in stummer Zustimmung.
„Ich habe mir ja den Kopf zerbrochen, wie sie mit Lian in Verbindung stehen könnten und dann kommst du und findest den idealen Namen. Ich frage mich, wann er sich der Bedeutung seines Namens bewusst werden wird.“
„Das weiß vermutlich nur das große Licht, mein Schatz.“
Danach blieb Emonia still und schlief mit Lian an die Brust gelehnt ein. Fucaro nutzte seine Fähigkeiten, um in Ruhe die Umgebung nach Gefahren abzusuchen. Erleichtert nichts entdeckt zu haben, wachte er anschließend über seine junge Familie und lächelte zufrieden vor sich hin.
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Diese hier oder die Legende vom Elementflüsterer?!