Die Sonnenstrahlen dringen durch das große Fenster ins Innere des Zimmers und wecken mich sanft. Langsam beginne ich meine Glieder zu bewegen und schlage die Augen blinzelnd auf. Es dauert einige Sekunden bis das Bild, was sich mir bietet, scharf wird. Instinktiv lasse ich meine Hand zu der Stelle neben mir gleiten, an der Cameron gestern eingeschlafen ist. Zu meiner Verwunderung befindet sich allerdings nicht der warme Körper meines Freundes, sondern nur die weiche, kalte Matratze. Nun bewege ich auch die Füße und nehme wahr, dass die Decke auf seiner Seite unordentlich zurückgeschlagen wurde.
Verwirrt setze ich mich auf und schaue mich im Raum um. Tatsächlich ist Cameron nirgends im Raum zu finden. “Cameron?“, frage ich, erwarte aber keine Antwort. Wahrscheinlich ist er nur irgendwo unten in der Küche, doch irgendwie ist es doch komisch, dass es verschwunden ist. Ich hatte irgendwie gehofft in seinem Arm aufzuwachen.
Immer noch ziemlich verschlafen schiebe ich die Decke zur Seite und strecke die Füße aus dem Bett. Gerade als ich zur Tür gehen will, um ihn im unteren Stockwerk zu suchen, vernehme ich das Plätschern von Wasser aus der anderen Richtung. Kurz schaue ich aus dem Fenster. Die Sonne scheint, also kann es nicht von draußen kommen.
Interessiert tapse ich über das Parkett und bleibe vor einer geschlossenen Tür stehen. Vorsichtig drücke ich die Türklinke hinunter und schaue durch den Spalt.
Scheinbar eröffnet sich mich hier gerade der Blick auf das Badezimmer. Ich öffne die Tür ein Stück weiter und weiß plötzlich, woher das Geräusch kommt. Cameron steht in einer Badewanne, die zur Dusche umfunktioniert wurde. Leider verwehrt mir ein hellblauer Duschvorgang die Sicht auf ihn, doch seine Silhouette ist trotzdem zu erkennen.
Nachdem ich ihn einige Sekunden betrachtet und seinem Summen gelauscht habe, fasse ich einen Entschluss. Eigentlich ist sowas für mich nicht normal, doch was kann man momentan schon normal nennen. Schließlich habe ich herausgefunden, dass meine Nachbarn Werwölfe sind.
Ich weiß, dass ich ihn nicht beobachten sollte, aber ich tue es und dann ziehe ich mein T-Shirt und meine Schlafanzughose an. Ohne weiter darüber nachzudenken, schlurfe ich nur noch mit Unterwäsche bekleidet, über durch das kleine Zimmer und bleibe vor dem Vorhang stehen. Er scheint mich noch nicht bemerkt zu haben.
Langsam lege ich meine Hand an das Stoffstück und ziehe es vorsichtig zur Seite. Dies scheint mein Freund allerdings bemerkt zu haben.
Sein verwunderter Gesichtsausdruck bringt mich zum Grinsen. Ich würde erwarten, dass er versucht sich zu verdecken, doch das tut er nicht. Zu meiner Verwunderung beginnt er nun auch zu grinsen und streckt mir überraschenderweise seine Hand hin. “Wollen Sie sich zu mir gesellen, My Lady?“, aus seiner Stimme ist herauszuhören, dass ihm diese Situation irgendwie zu gefallen scheint. “Gerne“, ich ergreife seine glitschige Hand und steigt zu ihm in die Wanne.
Sofort spüre ich das prasselnde Wasser auf meiner Hand und kneife die Augen lachend zusammen. Zwar ist es warm, doch trotzdem ist es merkwürdig plötzlich nass zu werden. Meine restliche Kleidung ist innerhalb von Sekunden durchnässt, doch das macht mir nichts aus. Nach kurzer Zeit kleben auch meine Haare in nassen Strähnen an meinem Kopf.
“Das ist aber eine schöne Überraschung“, er schiebt mir eine Haarsträhne hinter die Ohren. Ich versuche ihm ins Gesicht zu gucken und meinen Blick nicht weiter nach unten wandern zu lassen, was irgendwann ziemlich anstrengend wird. “Finde ich auch“, gebe ich zurück: “Warum warst du nicht im Bett, als ich aufgewacht bin?“ “Ich wollte mich schon mal fertig machen, weil ich dachte, dass du noch ein bisschen schläfst. Wenn du aufwachst, wollte ich das Frühstück eigentlich fertig haben“, erklärt er, mich musternd. “Das ist süß, danke“, antworte ich, obwohl mir klar ist, dass ich seine Pläne mit meiner Action gerade unterbrochen habe. “Ich weiß“, er streicht mir sanft über die Wange.
Diese zärtliche Geste sorgt in meinem Inneren für ein angenehmes Ziehen, das, wenn er weiter machen würde, wohl in Erregung münden würde. Von meinen Gefühlen geleitet, stelle ich mich ein wenig auf die Zehenspitzen, beuge mich leicht nach vorne und drücke meine weichen Lippen auf seine. Er lässt seine Hand von meinen Hüften zu meinem Rücken wandern und zieht mich so an seinen nackten Körper. Er lächelt in den Kuss hinein, als sich unsere Körper wie für einander gemacht, aneinander schmiegen.