Weglaufen konnte ich nicht. Vor allem darum nicht, weil vor mir der Schlüssel für den Weg nach draußen lag und wenn ich nur tatenlos hier herumstand, würde der bald verschlungen werden...
Also sollte ich mich beeilen und ihn retten. Ein grässliches Schlabbern setzte ein.
Hatte ich überhaupt eine Wahl?
Ich versuchte mich an die wenigen Karate-Stunden zu erinnern, die ich als kleines Kind mal genommen hatte und rannte los. Ich musste vollkommen verrückt sein. Mit mehr Schwung als erwartet sprang ich in die Luft und streckte mein rechtes Bein durch. Dabei hoffte ich inständig, dass ich das Monster auch treffen würde.
Einen Wimpernschlag später grub sich meine Ferse in den Körper der Kreatur. Kreischend wurde sie herumgerissen und knallte nicht weit von mir dumpf auf den harten Untergrund. Ich selber landete mit dem Hintern voran auf der Erde und keuchte schmerzerfüllt auf. Unglücklicherweise war ich genau auf mein Steißbein gefallen. Es brannte schrecklich, aber ich raffte mich sofort wieder auf. Ich hatte keine Zeit zu verlieren. Wenn möglich wollte ich mich nämlich nicht mit der Kreatur messen.
Der Fresser hörte zwar schlecht, aber er sah blendend. Und wenn er einen von von uns in die Finger bekommen würde, dann wäre es das wohl gewesen. Denn dummerweise hatten sie Kraft... Ja, sogar sehr viel davon.
Für meinen Geschmack war uns das Vieh viel zu nahe. Ich musste es von hier fort locken!
Es gab nur eine Möglichkeit und sie gefiel mir gar nicht. Mit klopfendem Herzen sah ich in Richtung des Lichtscheins. Es war wirklich ein Handy. Dieser Idiot... Neben mir scharrten Klauen über den Dreck. Ich sollte mich beeilen.
Angespannt bis in die Zehenspitzen versuchte ich möglichst leise zum am Boden liegenden Handy zu gelangen. Das Mistvieh hörte zwar schlecht, aber im Moment wollte ich einfach nichts provozieren. Noch ein paar Meter. Hinter mir knirschte und kratzte es. Das Monster suchte nach mir. Na, toll... Jetzt zählte jede Sekunde! Nicht, dass es sich wieder dem armen Kerl da hinten widmen würde.
Ich beugte mich nach unten. Gleich würde es mich bemerken. Ich schluckte und atmete tief durch, bevor ich blitzschnell meine Hand ausstreckte und nach der Lichtquelle griff. Mit Handy in der Hand sprintete ich los. Schnelle Schritte folgten mir. Super, mein Plan ging auf! Einerseits klappte alles wie am Schnürchen, andererseits hatte ich einen Seelenfresser auf der Pelle. Und ich war keine sehr gute Läuferin...