Weitere Seile rissen. Wieder hörte ich schwere Schritte. Mit klopfendem Herzen suchte ich mich der Fesseln zu entledigen.
"Ich musste hier weg! Ich musste einfach! Sonst..."
Ich wollte keinen weiteren Gedanken daran verschwenden, was dann passieren würde. Mein linker Arm war jetzt so gut wie frei. Ich wollte ihn aus dem Gewirr von Seilen und Schnüren ziehen, dass ich wage im blendend weißen Licht erkennen konnte. Doch die Seile waren hartnäckig. Die Schritte kamen näher. Verzweifelt zerrte ich an den Fesseln.
Gleich hatte ich es geschafft!
Mein Arm war beinahe befreit, als mich plötzlich jemand hart an der Schulter packte. Ich schrie laut auf vor Frustration. Gleich darauf hörte ich wieder die verhasste Stimme dicht an meinem Ohr.
"Ich bin ja wirklich ein toleranter Mensch, Tommy..."
Na sicher...
Die rauen Pranken und spitzen Fingernägel bohrten sich tiefer in meine Schulter.
"Aber...es gibt eine Sache, die ich einfach nicht ausstehen kann."
Ich versuche mich aus seinem Griff zu winden, aber die Klauen saßen bombenfest. Kalte Lippen berührten mein Ohr und stinkender Atem blies über mein Gesicht.
"Kannst du erraten, was ich meine?"
Ich zitterte. Eiskalte Schauer rieselten über meinen Rücken, wie immer wenn ich diese Stimme hörte. Kalt, skrupellos, wahnsinnig, verrückt... waren nur einige Begriffe, mit denen ich sie beschreiben würde. Ich meinte die Antwort auf seine Frage zu kennen, aber egal, was ich sagen würde, dieser Bastard ignorierte sowieso jedes meiner Worte.
"Falsch geraten!"
Bevor ich den nächsten klaren Gedanken fassen konnte, klatschen dicke, fette Wurstfinger an meine Stirn und beförderten meinen Kopf mit einem lauten Knall zurück auf die Tischplatte. Unbeschreiblicher Schmerz jagte durch meinen Schädel. Für einige Sekunden wurde mir schwarz vor Augen. Einzelne Tränen rannen langsam meine Wangen hinunter, während ich meine Zähne fest zusammenbiss.
"Lass uns weiter spielen, Tommy"
Mozart tanzte auf meinen angespannten Nerven und eine Klinge auf meiner Brust.
Das kalte Eisen hinterließ eisige Spuren auf meiner Haut.
Jetzt war es entgültig vorbei.
Ich wagte es nicht mich zu bewegen, aus Angst, dass das Messer in meinen Körper schnitt. Die hässliche Fratze schob sich wieder vor das grelle Licht. Mit unverhohlenem Ekel starrte ich in das widerliche Froschmaul, dass sich langsam zu einem verrückten Grinsen öffnete und Ausblick auf zwei Reihen krummer, gelber Zähne gab. Der irre Blick meines Peinigers bohrte sich in meine Augen, während die Klinge immer schneller um meine linke Brust kreiste. Übelkeit staute sich in meiner Magengegend an und stieg langsam meine Kehle empor. Der Drang mich zu übergeben wurde immer größer. Eine bittere Erkenntnis bahnte sich ihren Weg an die Oberfläche meines Verstands.
Hier würde ich nie wieder rauskommen. Früher oder später würde er mich töten. Ganz gleich was ich tat oder sagte. Alles geschah so, wie Er es wollte. Mein Schicksal lag in seiner Hand.