… manchmal spielt das Leben eine ulkige Nummer. Es rast mit mir durch die Straßen, während alle Welt auf meinen Fersen zu sein scheint und wie Raubtiere ein jeder einen kleinen Happen abbekommen möchte. Doch manchmal weiß ich gar nicht, wer das Raubtier ist: sie oder ich selbst?
Ich erinnere mich nur an Fetzen, was wohl einer gewissen Form von Alkohol geschuldet sein muss. Oder habe ich noch etwas Anderes zu mir genommen? Verschwommen, ungewiss. Die Lichter der Großstadt hupen mir noch immer um die Ohren und irgendwie will der leise Schummer mir nicht mehr aus dem Kopf weichen. Alles fühlt sich so wattig und schwer an. Tja, manchmal verfrachtet das Leben einen in seltsame Situationen.
Manchmal auch in seltsame Korridore.
Es ist mir unbegreiflich – und womöglich sollte mich dieser Umstand derzeit nicht allzu sehr wundern – wie ich nur hierher gelangt bin. Irgendwann muss meinem benebelten Geist wohl aufgefallen sein, dass er nicht mehr die nötige Konzentration aufbrachte, um den Typen zu entwischen, die da in ihren protzigen schwarzlackierten Monstern die Straßen hinter mir unsicher machten. Nicht am Steuer zumindest.
Ich blinzele, in dem nur teilweise erfolgreichen Versuch, meine Sicht zu schärfen. Knochenbleiche Neonlichter strahlen von einer kargen grauen Decke herab, sorgen für ein diffuses Glosen hinter meinen Augenhöhlen. Es ist unangenehm, nein, viel mehr als das. Aber im Moment schmerzt wohl jedes Licht – und irgendwie, so kommt mir der unwillkürliche Gedanke, sollte ich jetzt einfach froh sein, nicht völlig im Dunkeln zu hocken.
Den Wagen in einer Seitengasse geparkt, mühe ich mich mit zittrigen Händen ab, den Kofferraum zu öffnen. Wieder einmal klemmt er. Verdammt, immer, wenn man etwas am dringendsten braucht! Mir ist, als höre ich schon die Motoren meiner Verfolger. Ja, protzig ist irgendwie alles an ihnen, auch die Geräusche, die ihre Monster von sich geben. Schnell blicke ich mich um, versuche abzuschätzen, ob es …
Nein, nein, das ist nicht real, nicht mehr.
Nur Erinnerung, oh, aber wo bin ich? Tja, manchmal spielt das Leben eine ulkige Nummer – denke ich, als klamme Finger die Wände abtasten, Wände, die eng beieinanderstehen. Triste, betonkalte Wände erkunden und ich erkenne, dass es meine Finger sind. Verärgert über meine eigene Verwirrung rappele ich mich auf, blinzele nochmal und nochmal, …
… versuche abzuschätzen, ob es in dieser Gasse sicher sein würde. Nein, zu viel Licht. Einige der blakenden Laternen flackern so penetrant, dass ich zwar zu der festen Überzeugung komme, dass auch sie nicht mehr lange durchhalten, doch in dieser Nacht werden sie mir den Gefallen sicherlich nicht mehr tun. Sobald diese Scheißkerle eingebogen kämen, mit diesen schwarzlackierten Monstern, die ich lieber in die Luft jagen würde als sie mir jemals näher anzuschauen, wäre ich in dieser leeren Gasse schutzloser als inmitten einer stark befahrenen Autobahn. Seufzend lasse ich vom Kofferraum ab, ohnehin habe ich bereits wieder vergessen, was ich gesucht habe. Eine Waffe, um mich nötigenfalls zu verteidigen? Wollte ich etwas in Sicherheit bringen? Ungewiss.
Mit einem schnellen Blick zurück versichere ich mich, dass die schmale Straße noch immer leer ist und …
… taste mich weiter voran, weiter, immer weiter, zwischen kalten, beengenden Wänden hindurch, die mir ein mulmiges Gefühl bescheren. In meinem Kopf spuken Bilder umher, Bilder von bleichem Beton, schwer, so schwer, Wände, die sich aufeinander zubewegen, bald, schon bald mich zerquetschen … Kein Ende in Sicht, der Gang bleibt leer, still. Keine Abzweigungen, keine Türen. Verschwommen und atemlos sehe ich das Ende des Ganges, nicht mehr als ein dunkler Punkt zwischen ätzendem Neonlicht. Was dort wohl auf mich warten wird?
Einerseits drängt alles in mir mit klaustrophobischer Drangsal, diesem Tunnel zu entfliehen, möge am Ende auch nicht mehr als ein Raum von fünf Quadratmetern auf mich warten; andererseits spüre ich, abgehackt und undeutlich wie meine Erinnerungen, wie sich etwas in mir wehrt, jemals den Ausgang zu erreichen. Mit einem schnellen Blick zurück versichere ich mich, dass der schmale Korridor noch immer leer ist und …
… renne mit pochendem Herzen die trügerischen Stufen im Halbdunkel hinab, bis ich zu der Kellertüre gelange. Verzweiflung pumpt Adrenalin durch mein Blut und das lässt mich zwar einerseits klarer denken, aber auch hektisch werden. Meine Gedanken schießen schneller, als mein Körper reagiert, und während ich noch sehe, wie meine Rechte an der Klinke rüttelt, nehme ich innerlich schon Anlauf. Es kracht laut, als ich mein gesamtes Körpergewicht in den Schwung lege und mit der Schulter gegen die Tür ramme. Es kracht so laut, dass ich mich zweihundertmal hätte ohrfeigen können. Man würde es hören!
Erst beim fünften Versuch zerbricht klirrend der Riegel des Schlosses und die Tür knallt höhnisch gegen die Wand. Die Wand eines schmalen Korridors. Ich blinzele, in dem nur teilweise erfolgreichen Versuch, meine Sicht zu schärfen. Knochenbleiche Neonlichter strahlen von einer grauen Decke herab, sorgen für ein diffuses Glosen hinter meinen Augenhöhlen und das Gefühl eines Déjà-vus bemächtigt sich meiner, während ich …
… nein, nein, das ist nicht real, noch nicht. Nur Erinnerung, oder ist es Zukunft? – denke ich, als klamme Finger die Wände abtasten, triste, betonkalte Wände, und ich erkenne, dass es nicht meine Finger sind. Nicht meine …
Erschrocken versuche ich abzuschätzen, ob der Ausgang auf der anderen Seite des Tunnels in erreichbarer Nähe liegt. Nein, zu weit weg. Einige der blakenden Neonröhren flackern so penetrant, dass ich zwar zu der festen Überzeugung komme, dass auch sie nicht mehr lange durchhalten, doch in dieser Nacht würden sie mir keinen Gefallen damit tun, mich in der Dunkelheit des Korridors allein zu lassen. Mit einem schnellen Blick zurück versichere ich mich, dass der schmale Gang noch immer leer ist, doch da sehe ich es …
… wie es sich weiter voran tastet, weiter, immer weiter, zwischen kalten, beengenden Wänden hindurch, und was ich da sehe, bereitet mir mehr als ein mulmiges Gefühl. In meinem Kopf spuken Bilder umher und ich blinzele, um meine Sicht zu klären, doch die Bilder verschwinden nicht, Bilder von bleichem Beton, schwer, so schwer, Wände, die sich aufeinander zubewegen und wieder entfernen, so als atmeten sie oder als würden sie von etwas geatmet. Verschwommen und atemlos sehe ich bleiche Glieder, viel zu viele, dürr und überlang, die sich wie Raubtiere über die Wände tasten und die Kreatur, zu der sie gehören. Sie nähert sich und ich weiß, sie ist hungrig …
Keine Abzweigungen, keine Türen. Einerseits drängt alles in mir mit klaustrophobischer Drangsal, diesem Tunnel zu entfliehen …
… andererseits spüre ich, abgehackt und undeutlich wie meine Erinnerungen, wie etwas in mir hungert, nach Blut lechzt, und ich taste mich voran, und weiter voran, mit vielen Fingern und vielen bleichen Gliedern. Verschwommen sehe ich das schwache Ding vor mir, mit rosigen Gliedern, viel zu wenigen und viel zu kurzen, wie es sich mit weit aufgerissenen Augen gegen die Wand presst, unfähig, sich zu rühren. Erschrocken versucht es abzuschätzen, ob der Ausgang auf der anderen Seite des Tunnels in erreichbarer Nähe liegt. Nein, zu weit weg …
Manchmal spielt das Leben schon eine ulkige Nummer ...