Ein halber Beritt aufgesessen zu Pferd und etliche angespannte Karren säumten das Innere des umschlossenen Lagers. Aufgeregte Betriebsamkeit herrschte in diesem, als Väter und Mütter nach ihren Kindern riefen oder suchten und letztmalige Vorkehrungen trafen. Ladungen wurden auf sicheren Sitz überprüft und letzte verstaut.
»Erinnerst du dich an diesen Anblick, Eric?«
»Durchaus. Ich ritt zu diesem Zeitpunkt gerade entgegengesetzt, um diesen hier für Neumark auf die Beine zu stellen.«
»Yaeko, da deine Aufgabe noch vor der morgigen Tageswende sein Ende nimmt – wie wäre es mit einem Abstecher?«
»Wohin gedenkst du denn zu reiten, Fendrik?«
»Ich dachte, wir schnappen uns zwei Scharen und reiten etwas nach Bregeran ein. Eric flankiert weiter den Tross mit den übrigen Männern und wir treffen oben am zweiten Wegepunkt wieder aufeinander.«
»Gibt‘s einen triftigen Grund für diesen spontanen Umweg?«
Verstohlen schaute er sich auf unliebsame Mithörer um und bedeutete seinen Freunden näher heranzurücken. »Ich bin mir nicht sicher, aber letzte Nacht träumte ich von seltsamen Dingen. Sie waren äußerst interessant und drehten sich um Bregeran, nahe dem Grenzverlauf und parallel unseres Weges.«
Eric und Yaeko sahen sich stirnrunzelnd an und fragten nahezu gleichzeitig »Und?«
»Der Hüter war bei ihnen«, flüsterte Fendrik.
»Wo und was wollte dieser Bastard von dir? Es ist nicht gut, wenn man von diesem verräterischen Pack träumt«, bäumte sich Eric im Sattel auf und verzog angewidert die Gesichtszüge.
»Keinen von diesen. Ich träumte von dem Wanderer.«
»Elm‘emo, der Hüter? Der, der unerkannt durch die Marken streifen soll? Unmöglich, es ist eine Legende, nichts weiter.«
Fendrik winkte mit der Rechten. »Von eben diesem. Ich sah, wie er mir zuwinkte. Ich bin ihm im Traum gefolgt und fand in Bregeran eine Ansammlung Menschen. Sie lagerten und waren bestückt mit voll beladenen Karren, wie die Unsrigen«, er deutete mit der Rechten zu den verschiedenst großen Fuhrwerken.
»Komm zum Punkt, was willst du uns sagen«, verlangte Eric zu wissen.
»Ich sah sie, Eric. Ich forderte sie auf mir zu folgen, aber sie verweigerten sich mir. Ein kleiner muskelbepackter Mann kam auf mich zu und schickte mich weg. Er trug einen riesigen Schmiedehammer bei sich. Ich rief ihnen zu, sie sollen mir doch folgen. Ich führe einen Tross in eine neue Mark, aber niemand hörte mir zu.«
»Du weißt schon, dass das recht albern klingt, oder?«
»Eric, hör einfach zu. Elm‘emo sprach zu mir und sagte, nur ein Reiter kann diese Menschen zum Aufbrechen bewegen. Dieser Reiter, der kommen muss, würde einen grünen Wimpel der freien Mark tragen und nur er könne ihren Aufbruch geleiten.«
Yaekos linkes Auge zuckte und schaut hinauf zu seiner senkrecht gehaltenen Lanze, an dessen Ende ein eben solcher lustlos herabhing. »Du willst mir damit sagen, ich soll dich nach Bregeran begleiten und Ausschau nach einem weiteren Tross halten. Eines Traumes wegen?«
Fendrik antwortete nicht, nickt nur bestimmt und blickte einem nach dem anderen tief in die Augen.
»Was haben wir zu verlieren, allein reiten wir schneller und müssen uns nicht an die Geschwindigkeit der Fuhrwerke richten. Ich vermute, Eric schafft es auch so zum vereinbarten Treffpunkt.«
»Haut schon ab und wehe euch ihr kommt zu spät«, grollte dieser nach wie vor unüberzeugt.
Ohne weitere Erklärungen rief Fendrik zwei Scharen zusammen und ritt mit ihnen und Yaeko zur Markengrenze. Reisende, die die Reiter bemerkten, eilten vor zu Eric und informierten sich, ob eine begründete Ursache bestünde. Dieser verneinte und erklärte, dass Gerüchten zur Folge eventuell noch Nachzügler aus der oberen Mark hinzustoßen wollten und die Vorhut ihnen deshalb als Geleit entgegen eilte.
»Scharführer«, sprach Eric den neben ihm Stehenden an. »Entsende je eine Schar zu den ersten beiden Wegepunkten voraus.«
»Zu Befehl.«
»Die Übrigen, bereithalten zum Abmarsch!«