Freie Lords gemeinsam mit den Schwertmännern zu Pferd wie zu Fuß bei Schlag- und Schießübungen. Jarik, der oberste Schwertmann hatte die Wehrhaften in drei Gruppen eingeteilt, um bei diesem ersten Zusammentreffen die Männer nachhaltig trainieren zu lassen. Die Lords, die zuvor mehr im Hintergrund mit ihren geerbten Waffen hantierten, mussten vorrangig den Umgang damit üben und so war es rasch entschieden.
Aus Stroh gewickelte Zielscheiben für Bogenschützen und aus Holz gefertigte Körper für Schlagübungen wurden abseits der Beritte bereitgehalten. Die Erfahrenen saßen zu Pferd und trainierten mit den Schwertmännern geordnete Berittführungen, um aus dieser heraus in vollem Galopp mit Lanzenübungen zu verfallen. Blessuren, Schrammen und geschundene Hintern gehörten zweifellos dazu. Niemand hatte ihnen zuvor gesagt, dass ein Erfolgreiches und vor allem Siegreiches reiten angenehm sein würde.
»Formation Männer, Formation«, brüllte Jarik vom Sattel seines Rosses aus.
Auch wenn die Lords verhalten über die ständigen Zurechtweisungen fluchten, wussten sie im Herzen dennoch, dass dies unumgänglich war und in ernsten Situationen für ihr Leben unvermeidlich blieb.
Das Horn erscholl zwei Mal. »Ja, genau so. Hervorragend«, bestätigte Selbiger bei einer Kehrtwendung und anritt ins Galopp. Der dritte Schall ertönte und die Lanzen wurden im vollen Galopp gesengt. Aus Stroh gebundene Puppen flogen beim Aufprall durch die Luft oder wurden mancherorts vollständig zerfetzt. Bei diesem Anlauf hatte wahrlich niemand das tückische Gewicht unterschätzt, welches die Lanzen hinabzog und alle bekamen diese rechtzeitig aus den Strohgegnern herausgezogen. Diesmal ging niemand zu Boden und keine Schrammen, Blessuren oder gar Brüche mussten versorgt werden.
»Haha! Ja! Genau so und nicht anders! Scharführer zu mir!«
Die Gerufenen, bisher fünf in der Zahl, nahten und führten ihre rechte zum Herzen.
»Männer, für die erste gemeinsame Wehrübung sind wir auf einem sehr guten Weg. Wie stellen sich unsere Lords mit Bogen und Schwert an?«
»Wir haben unter den Schützen scharfe Augen, Oberster.«
»Ähnlich bei den Schwertübungen, wobei auch viele Äxte darunter zu finden sind, Oberster.«
»Haarspalterei. Wie haben die ehrenvollen Herren den Gruppentausch aufgefasst?«
»Überwiegend gelassen. Sobald wir ihnen erklärt haben, dass eine andere Waffengattung geeigneter sei. Wir haben ihnen jeweils eine entsprechende Waffe aus dem Bestand der Waffenlager zugeführt und in Ruhe probieren lassen. Die Wenigsten sind unverbesserlich und müssen es halt selbst erfahren.«
»Mhm, der eine oder andere wird es halt anders begreifen, in der Tat. Wie dem auch sei. Führt eure Gruppen dem Beritt zu. Das miteinander muss auch in einem großen Beritt funktionieren, auch wenn unser Fürst diesen noch nicht anführen wird.«
»Hat er Derartiges angedeutet, Oberster?«
»Nein. Aber der Tag wird kommen, an dem wir unsere Mark verlassen werden, um der Brut den befreienden Schlag zu versetzen. Genug davon geht und reiht die euren ein.«
Die Scharführer quittieren ihre Order, wie üblich und begaben sich zu ihren Gruppen. Befehle wurden gerufen und Pferde herangeführt. Die Beritte vereinten sich zu einem Großberitt und nahmen Aufstellung.
»Aufrechte Schwertmänner und ehrenvolle Lords Neumarks. Gemeinsam haben wir die ersten Stunden der Wehrübung gemeistert und einige unter euch haben die Waffengattung gewechselt, da ihr festgestellt habt, mit eurer bisherigen nicht so erfolgreich zu sein. Nun wollen wir in einem großen Beritt einige langweilige Übungen beginnen. Alle unsere Handlungen müssen ausnahmslos gleichzeitig erfolgen, wenn wir uns in künftigen Auseinandersetzungen nicht gegenseitig über die Füße reiten wollen. Wir beginnen mit dem schlichten Auf- und Absitzen. Anschließend mit anritt- und Wendemanövern. Wir wollen unseren Zuschauern zeigen, was es heißt, dass die Scharen wieder reiten«, bläute Jarik ihnen ein und erntete viele betrübte Gesichter, aber auch ehrliches Lächeln.
Bis in die Dämmerung hinein verweilten die Beritte auf den Ebenen und führten ihre Übungen unbeirrt durch. Jarik bewunderte die Lords, die bis vor Kurzem noch niemals in Kampfübung, geschweige denn derlei Handlungen eingebunden waren, auf deren Ehrgeiz – selbst mit Verletzungen.
Fragen aus der zuschauenden Menge, bezüglich Umhangreserven und Ernennungen zum Lord beantwortete er gewissenhaft. Er erklärte, dass sobald die ersten Übungen mit den bereits Ernannten weit reichend ausgeführt seien, weitere anstünden. Ebenso gab er zu bedenken, dass es nur schwer zu verwirklichen sei, mit weiteren Lords ins Feld zu ziehen. Dies würde die Qualität der Ausbildung stark beeinträchtigen. Niemand widersprach oder verhieß ein negatives Wort. Im Gegenteil, jeder im waffenfähigen Alter lobte das bedachte Vorgehen und verstand die Beweggründe. In der Vergangenheit kam schließlich auch niemand auf die Idee, sich den Invasoren entgegenzustellen und der Tag der Abrechnung würde eher an ihren Türen klopfen, als es manchen recht sein dürfte.