Voll Melancholie die Sinne schwanken,
siedend heiß vom Scheitel bergab,
als würden sich windende Fesseln ranken
tief bis unter die Sohlen hinab.
An dunklen Buchten angelandet
bald auferweckt von milder Flut,
seh’ ich die Sonne, rot gewandet:
sie lockt mit allerletzter Glut.
Über den weiten Wassern wehend
säuselnde Geister singen allein;
trotz dunkler Tiefen Lichter sehend
doch weichend vor samtenem Kerzenschein.
Ächzend knirscht Kies, seufzend bricht Stein,
verwehende Sande reiben im Blut,
denn bald lässt das Feuer die Welt allein
weichend der Kälte, schaudernd vor Wut.
Stimmen erklingen - ein alter Gesang,
von Klagen, von Weh und alterndem Herzen -
furchtsam erhoben: „Nicht lang mehr, nicht lang …“,
so singen die Geister, so voll ihrer Schmerzen.
Doch wie sie auch immer in Worten erklingen,
so seh’ ich doch nur - wenn ich es denn kann -,
nur dann, wenn Hell und Dunkel noch ringen
den Ausblick, den mir die Glut heut’ ersann.
Und so schon alsbald die Dunklen kämen
und munkelnd des Abends die Ebbe schlich,
so erblickt' ich den letzten Glutstrahl voll Grämen,
eh' verblassend das Licht horizontweit entwich.
©2017 L.A.W.