ARON
Erleichtert atme ich auf. Alle Feuermelder haben jetzt neue Batterien. Somit dürften das nächste halbe Jahr kein Fehlalarm mehr losgehen. Wer hat schon Lust, jede Nacht von einem anderen Gerät aus dem Schlaf gerissen zu werden?
Lars ist mir nun was schuldig. Schließlich durfte ich die einzige Leiter durch mehrere Räume der Villa schleppen. Wenigstens hatten wir noch genug Batterien vorrätig. Lars wäre durchaus zuzutrauen, sie für sein Sexspielzeug zu verwenden, ohne an Ersatz zu denken.
Vorsorglich schreibe ich „Batterien für Rauchmelder“ auf unseren Einkaufszettel, der für solche Fälle in der Küche hängt. Mit einem dicken Ausrufezeichen dahinter.
Ich werde es später sicherheitshalber noch extra auf die Verpackung schreiben.
Was mache ich mit dem frühen Morgen? Schlafen kann ich eh nicht mehr.
Unwillkürlich schweifen die Gedanken an den gestrigen Tag zurück. Sofort taucht Mona vor meinem geistigen Auge auf.
Die Frau gefällt mir. Sehr sogar.
Aus diesem Grunde werde ich den Kontakt zu ihr auf jeden Fall aufrechterhalten. Ob daraus etwas Ernsteres wird, ergibt sich.
Weiter denke ich darüber noch nicht nach.
Sicher weiß ich jedoch, dass ich Mona ganz schön verwirrt habe. Den Aron, den sie einst kannte, gibt es nicht mehr. Mein jetziges Ich unterscheidet sich in jeder Beziehung von dem früheren. Wir alle machen in unserem Leben Erfahrungen und entwickeln uns. Und ich habe mich sehr verändert.
Auf jeden Fall möchte ich mehr über Mona wissen. Ein gemeinsames Essen in einem gemütlichen Restaurant vor dem Musicalbesuch ist die Gelegenheit dazu.
So könnten wir uns mehr über unseren Alltag, die Freunde und Familie austauschen, um uns so noch besser kennenzulernen. Natürlich werde ich ihr nicht gleich alle meine Geheimnisse erzählen – für einige von ihnen ist später genug Zeit, sollten wir uns denn auf Dauer gut verstehen.
Wird es Mona gefallen, wenn ich nächsten Sonntag mit Anzug und Krawatte vor ihrer Tür stehe? Oder wird sie irritiert sein?
Nach kurzem Überlegen schüttle ich den Kopf. Schließlich gehen wir zusammen in ein Musical. Durch meine Arbeit bin ich an Sakko und Hemden gewohnt und weiß, dass sie mir gut stehen.
Die Frau hat mich während des Grillfestes in lockerer Freizeitkleidung kennengelernt - diese andere Seite gehört jedoch ebenso zu mir und etwas in mir möchte, dass sie beide kennenlernt. Ich habe eine größere Auswahl in meinem Schrank und werde eine legere Variante wählen - so verunsichere ich sie weniger, da sie mich ja nach dem Dresscode gefragt hatte.
Ich habe sogar schon eine Idee, wo wir vor der Veranstaltung gemeinsam hingehen werden. Am Liebsten würde ich sofort reservieren, was natürlich jetzt zu dieser Zeit nicht angebracht ist. Obwohl ich die Inhaberin gut kenne, bin ich doch nicht so unverschämt, sie um ihren wohlverdienten Schlaf zu bringen - ich heiße ja nicht Lars.
Apropos Lars – was mein Bruder wohl gerade macht? Sicher vergnügt er sich mit irgendeiner hübschen Dame, die um einiges jünger ist als er selbst.
Er ist im Grunde genommen ein guter Kerl, aber eben auch ein Kindskopf.