Der Name lautet des W-LAN- Netzes lautet:
Vampirgraf Gregorius von Wattenstein
Zugegeben, es könnte schlimmer sein muss ich mit einem schiefen Grinsen zugeben.
Ich beiße dich zum Beispiel.
Trotzdem verstehe ich ihn nicht. Seine Familie wurde als Vampire verfolgt und er macht sich einen makabren Scherz daraus, indem er sein Netz so tauft?
Eine seltsame Art, damit umzugehen. Weiter wundert mich, dass man einen so langen Namen verwenden darf.
Vampirgraf! Ist ja voll das Klischee.
Ich schließe die Augen und versuche, mir das Bild des Adligen in Erinnerung zu rufen.
Das gelingt mir überraschend leicht. Fast, als sei er tatsächlich hier, so deutlich sehe ich ihn vor mir mit meinem geistigen Auge. Dieser intensive Blick, mit dem er mich angeschaut hat.
Er steht hier, genau vor der Türe. Ich selbst sehe mich, wie ich aufgestanden bin. Nur wenige Meter trennen uns.
Ein leichtes Schaudern läuft mir über den Rücken. Seine Lippen sind dunkelrot. Fasziniert starre ich auf sie und entdecke ein seltsames Glitzern auf ihnen. Sie scheinen feucht zu sein.
Ein leicht spöttisches Grinsen erscheint auf seinem Gesicht und er öffnet leicht den Mund. Wie unter Trance starre ich auf seine Zähne. Wie es aussieht, verwendet er Blendax – zumindest sind seine Zähe strahlend weiß. Er wäre ein großartiges Aushängeschild für diese Zahncreme.
Die Augen des Mannes funkeln dunkel. Ich kann nichts anderes, als ihn anzustarren.
„Gefällt dir, was du siehst, Kleine?“ höre ich eine Stimme in meinem Kopf.
WAS! Er soll da raus. Auf so etwas stehe ich gar nicht. Gedankenübertragung, Telekinese und dieser ganze Unsinn können mir wirklich gestohlen blieben.
Ich meine, sein Lachen zu hören. Nicht laut, aber wieder nur in Gedanken. Gleichzeitig kann ich nicht anders und verharre regungslos, betrachte sein schönes Gesicht.
Er hat wirklich einen sehr schönen Mund. Die Lippen sind nicht mehr so blass und wecken den starken Wunsch in mir, sie zu berühren, ihn zu küssen. Und diese Zähne!!! So etwas Makelloses habe ich noch nie gesehen.
Während ich diese bewundere, geschieht etwas Seltsames. Erst meine ich noch, einer Einbildung zu unterliegen. Weil es sehr langsam geschieht. Doch dann kann ich es nicht mehr leugnen. Mit einer Mischung von Entsetzen und Faszination bemerke ich, wie sich seine vier Eckzähne langsam aus ihrem Zahnbett schieben und wachsen. Er scheint auch noch extra seinen Mund weit aufzureißen, damit ich es ja gut sehen kann. Diese Zähne wachsen nicht nur, sie verlaufen mit einem Male auch spitz zu. Sie erinnern mich an die eines Raubtieres.
Meine Instinkte schreien mich geradezu an, meine Füße in die Hände zu nehmen und zu laufen. Ich bin aber wie gelähmt. Ich kann nichts anderes tun, als zu verharren und ihn anzustarren. Wie eine blöde Statue stehe ich hier auf einem Fleck. Nicht mal die Augen zukneifen oder wegblicken kann ich.
Also doch ein Vampir, Vampir, Vampir!
Wie ein Kaninchen vor dem sprichwörtlich bösen Wolf!
Ich will nicht enden wie irgendeine Beute! Ich bin kein Ding, das man einfach auffrisst! Hilfe, warum hilft mir denn keiner!!!
Verdammt, hieß das nicht Kaninchen vor der Schlange? Und was ist mit dem Wolf? Vielleicht habe ich Glück und Wölfe mögen keine Kaninchen.
Ich habe keine Ahnung! Aber vielleicht würde mich das ja retten?
Meine Gedanken scheinen nicht mehr richtig zu funktionieren.
„Du brauchst keine Angst zu haben, Viktoria. Es wird nicht wehtun.“ Selbstverständlich wieder ohne seine Lippen zu bewegen. „Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass es dir gefallen wird. Sehr sogar“ säuselt diese Stimme aus dem Nichts.
Er kommt näher. Mit weiten, langsamen Schritten. Ruhig, sicher. Ehe ich mich versehe, steht er nun direkt vor mir.
Ängstlich blicke ich in seine Pupillen, die nichts Menschliches mehr haben. Sie sind feuerrot und erinnern mich an Bilder von Teufeln oder ähnlichen Horrorgestalten, die man sonst nur aus entsprechenden Streifen oder von der Geisterbahn kennt.
Wobei der Vergleich lächerlich wirkt – Gregor strahlt eine Gefährlichkeit aus, die seinesgleichen sucht. Ein Raubtier, das sein Opfer gefunden und eingefangen hat.
Seine rechte Hand fasst an meinen Hals und sein Zeigefinger streichelt ihn zart. Das Leder seiner Handschuhe ist weich und warm und würde fast tröstend wirken, wenn ich nicht eine solch große Angst hätte.
„Hab bitte keine Furcht“ versucht er mich zu beruhigen. Diesmal mit Lippenbewegung.
Plötzlich ergreift er meinen Hals mit festem Griff und führt ihn in die Überstreckung.