„Das warst doch du selbst, der mich daran gehindert hat.“, weise ich ihn darauf hin.
„Hm. Da muss ich dir sogar recht geben. Wie ich dir ja schon sagte, bin ich unwiderstehlich.“ Er lockert seien Griff ein wenig, hält mich aber nach wie vor fest. „Schau mir in die Augen, Kleines.“
„Ich mag den Film nicht“, merke ich an, folge ihm aber trotzdem.
Seine Augen funkeln, dann verändern sie sich. Die Farbe nimmt an Intensität zu, bevor ich auf einmal zusätzlich schwarze Punkte wahrnehmen kann, welche sie noch unheimlicher wirken lässt.
Eine innere Ruhe überkommt mich. Auf einmal ist es mir gleichgültig, was Gregor mit mir machen möchte.
Mir ist durchaus bewusst, dass er dafür sorgt. Er mich mit einer Art Bann oder was auch immer belegt hat, so dass ich seltsam träge bin und alles akzeptiere.
Nur leider hilft mir dieses Wissen nicht.
Ich kann – und will – mich nicht dagegen wehren.
Der Graf scheint dies zu wissen, denn er lässt mich aus seinem Griff frei.
„So ist es gut“, säuselt er.
Regungslos liege ich da. Mein Atem ist ruhig, und ich kann nichts anderes, ihn weiter fasziniert anzuschauen.
Der Mann beugt sich zu mir runter und gibt mir einen beiläufigen, aber sanften Kuss auf den Mund. Weich und eiskalt ist der Kuss, aber ich wehre mich nicht.
Ich erwidere ihn aber auch nicht. Ich fühle mich wunderbar, friedlich und glücklich. Ich möchte alles ertragen, was er mit mir anstellen möchte, habe aber keine Ambitionen, selbst aktiv zu werden.
Dem Adligen scheint das nicht weiter zu stören. Mit seinen langen Fingern streicht er mir mehrere Male über meinen Kopf.
„Dein Haar ist wunderschön. Ich bin neugierig, wie es nach der Wandlung aussehen wird. Aber leider müssen wir darauf ja noch eine ganze Weile warten.“.
Ich wundere mich nicht wenig über diese Erklärung, bleibe aber weiter seltsam passiv. Er streichelt mich immer noch, während er mit ruhiger Stimme erklärt: „Wie ich dir ja schon sagte, gab es nicht viele Frauen, die mir wichtig waren. Du jedoch gehörst dazu. Du interessierst mich. Sogar sehr!“
Er berührt nun mit seinen Krallen mein Gesicht, meine beiden Wangen. Sicher könnte er mich auch problemlos erwürgen, mit seinen starken Krallen.
Weshalb kommen mir nur solche abstrusen Dinge in den Kopf? Und, noch wichtiger, weshalb reicht das trotzdem nicht aus, um aus meinem Dornröschenschlaf zu erwachen?
„Es wird nicht immer so sein, keine Sorge. Nur heute Nacht.“, fährt er mit seinem Monolog fort. „Ich kann dir dieses Mal deinen eigenen Willen nicht lassen, dafür ist die Sache zu wichtig.“
Sanft wandern seine beiden Hände unter mein Kinn, und er streckt meinen Kopf nach oben, so dass mein Blick nach hinten zur Stirnseite des Bettes fällt.
„Denn nun werde ich dich an mich binden.“
Nun dreht er meinen Kopf auf die Seite, so dass mein Hals ungeschützt vor ihm liegt.
Der Untote küsst mich kurz an dieser Stelle, dann gibt er einen undefinierbaren Laut von sich.
Kurz löst er sich leicht von meiner Haut dann beugt er sich erneut vor und presst seinen Mund drauf. Für eine Sekunde habe das Gefühl von zwei feinen dünnen Messern, die sich in meine Haut bohren. Kurz wimmere ich, mehr vor Schreck als vor Schmerz. Der Stiche waren ja nur kurz und taten auch nicht besonders weh.
Der Mann löst kurz den Druck von meiner Haut. „Alles gut“, murmelt er beruhigend.
Dann wendet er sich erneut meinen Hals zu und ich spüre, wie sich sein Kiefer bewegt. Gleichzeitig höre ich ihn nun schlucken. Mehrmals und gleichmäßig.
Gregor, der Vampirfürst, hat mit seinem Werk begonnen.