„So, Frau Helmstett, alles ist wieder in Ihrem Wagen.“
„Vielen Dank für Ihre Hilfe“
„Nennen Sie mich bitte Markus. Das tut hier jeder.“
Was ist nur mit ihm los?
Der Butler ist heute früh wie ausgewechselt. Höflich, nett und zuvorkommend.
So kenne ich ihn gar nicht.
Fast, als wäre ich eine andere Person – als wäre ich tatsächlich die zukünftige Freundin des Herrn von Wattenstein.
Ich muss innerlich grinsen. Was waren das nur für verrückte Träume gewesen? Gregor ein Vampir und ich seine Auserwählte.
Ich sollte vielleicht auch anfangen zu schreiben, bei meiner Fantasie.
Allerdings beunruhigen mich manche Erinnerungen daran auch.
Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob alles nur geträumt war – ich sehe noch ganz klar die Szene vor mir, als Gregor nachts zu mir ins Schlafzimmer kam. Auch wenn ich mich nur noch bruchstückhaft erinnern kann – weshalb fühlt sich alles so echt an?
Ich muss das zu Hause sacken lassen und überlegen, was zu tun ist. Notfalls auch ärztliche Hilfe aufsuchen. Mit Phobien ist nicht zu spaßen.
Aber zuerst muss das hier über die Bühne bringen.
„Ich danke Ihnen für alles, Markus.“
„Kein Problem.“
„Schade, dass der Graf gestern schon abreisen musste.“, seufze ich und beobachte den Angestellten.
„Ja, der gnädige Herr war untröstlich. Er hofft, dass sein Manuskript Sie ein wenig entschädigen kann.“
Markus hatte mir nach einem üppigen Frühstück eine Fertigung überreicht. In einer kleinen Ledermappe. Ganz ähnlich der, die der Graf gestern selbst besessen und verwendet hatte.
„Da bin ich mir sicher. Ich werde mir alles noch mal in Ruhe durchlesen und mich melden. Ich weiß seine Mühe zu schätzen.“, erwidere ich artig. „Wo ist eigentlich Maria? Ich hätte mich gerne auch von ihr verabschiedet.“
„Sie hat sich entschuldigt. Sie fühlt sich nicht gut und kommt erst am späten Nachmittag.“
„Oh“. Sie sah gestern ja schon nicht gut aus. Aber so lange kann ich natürlich nicht warten. „Das tut mir leid. Richten Sie ihr bitte meine besten Grüße aus.“
„Selbstverständlich, Frau Helmstett.“
„Nun dann…“
Es ist alles gesagt. Auch wenn Markus sich nun bedeutend umgänglicher zeigt, so weiß ich nicht wirklich, über was ich weiter mit ihm reden sollte.
Ein wenig enttäuschend ist dieser Abschied schon.
Nur der Butler ist da, um mir nun Lebewohl zu sagen.
Und damit schließt sich der Kreis. So wie er der einzige war, der mich empfangen hatte, ist er nun auch der einzige, der mich verabschiedet.
Ich entriegele mein Auto und steige ein.
Obwohl es noch früher Vormittag ist, ahnt man, dass es auch heute wieder heiß werden wird.
Ein letzter Blick in Richtung des Angestellten. Er nickt mir noch einmal grüßend zu, dann wende ich mich ab und betätige den Anlasser.
Glücklicherweise lässt mich meine alte Karre nicht im Stich. Ohne Mucken springt sie an und ich lege den ersten Gang ein. Langsam lasse ich die Kupplung kommen und fahre langsam los.
Meine Heimfahrt hat begonnen.
Die Geschichte ist noch nicht zu Ende… aber fast.