Bekannt bin ich als jenes heißeste Feuer,
die Seele, sie brennt in mir ungeheuer.
Beglücken, Erstaunen, und sieh mich nur an;
so zeige ich dir meine Wahrheit alsdann.
Bekannt bin ich auch als der Abgrund im Herzen,
so dunkel ob all seiner tragenden Schmerzen.
Doch fürchte nicht, dass das Trauern dich holt;
denn ist sie mir nah, geschwind sie verkohlt.
Ein Rätsel, im stürmisch Empfinden getauft,
die Frage erhebend im Morgenrot:
Wer bin ich, zu teuer, nie willens verkauft;
wildtanzende Liebe oder graumeliert Tod?
Wie man mich auch sucht, bin ich doch nie da,
auch wer mich verflucht, ist mir noch nah.
Die ewige Leere beende ich immer;
auch wenn mancher denkt, ich wäre gar schlimmer.
Ob in Wassern, auf Eis oder steinernem Grund,
dunklen Fluten, von meiner Essenz tief durchtränkt,
gefangen; mein Bote, die Trauer, tut kund;
von der Seele, die wohlige Wärme empfängt.
Manche Flamme mag sich in Kälte verkehren,
von heute auf morgen, von gestern auf heute.
Doch Eis vermag mich nicht abzuwehren;
nichts kann meine Glut zur Gänze verzehren.
Bin ich ohne Ende, mein Anfang ist wild,
bin ich ohne Anfang, kein Ende gewillt.
Doch wenn aller Welt Streit und Donner nur grollt;
bin ich die Erlösung, jenem Ende gezollt.
Ich lauere, warte, hoffend der Stunde,
dein Schicksal tief in den Wurzeln erbebend.
Unzählige Fragen in brennender Wunde;
voll Labsal; süßherbe Schmerzen verlebend.
Einsamkeit bringe ich stets nur den andern,
du aber wirst um die Sterne dort wandern,
weit droben am funkelnden Firmament;
niemals allein, wenn die Leidenschaft brennt.
Zeit zieht vorüber wie Wolken am Strand,
vor der Hitze, brennend, fliehend in Lust.
Viel zu hastig enteilt deinen Fingern der Sand;
jeder Augenblick Wonne und auch voll Verlust.
Doch wenn du es zulässt, dich öffnest mir ganz,
im Diesseits die Fremde hinter dir lässt,
sodass ich dein Wesen erfülle mit Glanz;
das Jenseits frohlockend ob jenes Gewands.
Wo ich bin, selbst der Weise zum Narren sich wandelt,
wo Verlust, da Gewinn, doch nur unsichtbar,
und egal, was man tut und wie man mich handelt;
bleib’ ich stets größte Freude und ärgste Gefahr.
Oft bin ich es selbst, das Ende des Leids,
ein Raum ohne Wände, schon ewig bereits.
Begleiter vom ersten Atemzug an;
bis zum letzten - in jenem erfüll’ ich mich dann.
Wie ein Räuber so dreist und ein König zugleich,
nicht selten schon stellte man mich vor Gericht -
so mancher längst kannte mein Schattenreich -
doch nur wenige sahen mein wahres Gesicht.
Und so stell’ ich die Frage im Abendrot:
Bin ich die Liebe?
Oder bin ich der Tod?