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An diesem Abend fand Amy wieder einmal nicht in den Schlaf. Immer wieder hallten in ihr die Worte nach, die Faith ihr gesagt hatte.
‚Du wirst ihn nie SO haben können ... also nimm dir, was du kriegen kannst. Zeit, mit ihm zusammen zu sein.’
Leichtfertig hatte Faith diese Worte mit Sicherheit nicht ausgesprochen. Im Gegenteil. Sie schien sich wirklich Gedanken gemacht zu haben... überhaupt war sie so emotional gewesen. Eine wahre Freundin eben ...
‚Nimm dir, was du kriegen kannst’ ... sie bekam die Worte nicht aus ihrem Kopf. Oh ja, sie wollte alles, was sie kriegen konnte. Sie liebte ihn so.
Mittlerweile scheute sie sich nicht mehr davor, in Gedanken ihre Gefühle so zu bezeichnen.
Nach all der Verwirrtheit und Unruhe der ersten Tage war dies schlicht ... die Wahrheit.
Nicht mehr und nicht weniger. War sie anfangs einfach von ihm fasziniert gewesen, ohne näher erklären zu können, warum und wieso, so gab es nun tausend Kleinigkeiten, die sie an ihm...liebte.
Vor allem sein Lächeln. Die Wärme in seiner Stimme. Seine wechselnden Gesichtsausdrücke, der Ausdruck in seinen blauen Augen. Das Hochziehen seiner Augenbrauen. Seine Bewegungen. Und immer wieder sein Lächeln ...
Aber vor allem: Einfach ihn selbst.
Vielleicht hatte Faith Recht. Sie musste sich damit abfinden, dass er nie das für sie sein könnte, was zum Beispiel Evan für Faith war. Er war in dieser Beziehung unerreichbar.
Sie musste es schaffen, ihn einfach um seiner selbst willen zu lieben ... und ihre Sehnsüchte hinten an zu stellen.
Und ja, dann wollte sie alles nehmen, was sie kriegen konnte.
Müde zog sie ihre Bettdecke noch enger um sich. Gedanken und Träume waren frei, oder? Niemand konnte ihr DAS nehmen. Das war es, was ihr blieb. Das musste ihr reichen.
Ja, dachte sie, kurz bevor der Schlaf sie dann doch endlich übermannte, ich werde es machen. Ich werde zu ihrer Bandprobe gehen ... falls ich ihnen überhaupt gut genug bin...
Doch wenn sie mich wollen - dann will ich auch!
Faith strahlte, als Amy ihr am nächsten Morgen etwas verlegen erzählte, dass sie es tatsächlich versuchen wollte.
„Aber bitte ... lass mir die Zeit, es dann zu tun, wenn ich bereit dafür bin“, stoppte sie ihre Freundin, die am liebsten sofort zu Cole geflitzt wäre, um es ihm zu erzählen.
„Morgen ist ja sowieso keine Probe ... und nächste Woche... kommst du mit, Faith?“
„Da kannst du dich aber sowas von drauf verlassen“, antwortete diese fröhlich und drückte Amy dann an sich.
„Ich bin so froh, Amy. Irgendwie hab ich das Gefühl ... das ist es für dich! Von Mr. Collins mal ganz abgesehen. Ich glaub - das bist du!“
„Warten wir erst mal ab ... hoffentlich wollen sie mich überhaupt“, meinte Amy nachdenklich.
„Sie werden dich wollen!“, sagte Faith voller Überzeugung.
„Was anderes jetzt“, wechselte sie dann plötzlich das Thema. „Bleibt es dabei, dass du heute bei mir schläfst? Nur ich hab heute noch Training...“
„Weiß ich doch“, schalt Amy ihre Freundin gutmütig.
„Klar. Ich fahr gleich nach Hause und pack mir ein paar Sachen ein. Es soll ja noch mal richtig schön werden, jetzt am Wochenende.“ Amy streckte sich genüsslich. „Vielleicht sollten wir morgen noch mal schwimmen gehen, was meinst du?“
„Aaaamy - die Idee des Tages!“, jubelte Faith. „Mit allen?“
„Klar, mit allen, die Lust und Zeit haben. Da drüben stehen Adam und Ben, lass uns direkt fragen.“
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück saßen Amy und Faith auf der Terrasse, einen Collegeblock, Mathematikbücher und Schreibutensilien vor sich. Die Schwimmtaschen waren schon gepackt, aber die beiden hatten widerstrebend beschlossen, noch vor dem Schwimmen ihre Hausaufgaben zu erledigen, um den Rest des Wochenendes ganz frei zu haben.
Allerdings hatten sie Mühe, sich zu konzentrieren. Es wurde jetzt schon sehr warm, was darauf schließen ließ, dass es heute noch einmal ein richtig heißer Tag werden würde. Zum anderen wurden sie abgelenkt durch die Geräuschkulisse, die aus dem sonst so ruhigen nachbarlichen Garten kam. Am gestrigen Freitagabend war, wie bereits von Steve angekündigt, seine Schwester mit ihrer Familie angekommen.
Ganz offensichtlich war ein Kleinkind dabei.
Immer wieder blickten Amy und Faith neugierig auf, aber anders als von Faiths Zimmer aus, hatte man von der Terrasse keinen Einblick auf das nachbarliche Grundstück. So bemühten sie sich seufzend, ihren Aufgaben nachzukommen.
Amy schrieb gerade widerwillig die nächste Aufgabe in ihren Block, als sie aus den Augenwinkeln etwas wahrnahm, was sie aufblicken ließ.
Ungefähr in der Mitte des Gartens, an der Stelle, wo die Heckenbepflanzung unterbrochen war und man von einem Garten zum anderen gelangen konnte, wie es Steve und Ashley am Abend des BBQ getan hatten, tauchte plötzlich ein Kleinkind - fast noch ein Baby - auf, das auf wackeligen Armen aus dem einen Garten in den anderen krabbelte. Offenbar ein kleiner Junge mit einem Sonnenhütchen auf.
Amy schaute überrascht, dann leuchteten ihre Augen auf und sie lachte hell auf.
Sofort ließ Faith den Stift sinken und blickte Amy neugierig an: „Was ist los?“
Amy stand auf und wies immer noch lachend auf den Kleinen, der mutig seine Exkursion in den Nachbargarten fortsetzte. Amy stieg die Stufe in den Garten hinunter und näherte sich langsam dem Baby. Schon auf dem Weg zu ihm sprach sie es an und nahm es dann, bei ihm angekommen, vorsichtig auf den Arm.
„Wer bist du denn, kleiner Fratz? Wenn du mal nicht ausgebüchst bist ...“
Das Baby schaute sie mit großen Augen an und griff dann nach ihren langen Haaren. Amy lachte wieder und wippte den Kleinen auf und ab, der sich auf ihrem Arm sichtlich wohl zu fühlen schien. Sie nahm eins der Babyhändchen zwischen ihre Finger und ließ die kleine Babyfaust ihren Finger umschließen. Dann bewegte sie die Hand rauf und runter, so dass das Baby zu glucksen begann.
Sie hatte gar nicht bemerkt, dass in der Zwischenzeit Steve herankommen war, der sie fasziniert beobachtete. Sein Gesichtsausdruck war schwer zu beschreiben.
Schließlich bemerkte Amy ihn und lächelte ihm verlegen zu.
„Der Kleine gehört wohl zu Ihnen“, schmunzelte sie und trat auf Steve zu. Der stand weiterhin regungslos an der Gartenhecke und betrachtete Amy mit dem Baby. Schließlich lächelte er und ging seinerseits auf Amy zu. Sie blieben voreinander stehen und sahen sich an. Es schien Steve sichtlich schwer zu fallen, zu sprechen.
„Ja. Das ist mein kleiner Neffe. Tommy. Er ist tatsächlich ausgebüchst.“
Er lächelte auf Amy und den Kleinen runter. Warum rührte ihn dieser Anblick so? Er streichelte dem Kleinen über den Arm und blickte weiterhin Amy an.
Faith betrachtete die Szene von der Terrasse aus mit großen Augen. Man konnte auf die Entfernung erkennen, dass Steve irgendwie durcheinander wirkte. Wie die beiden dort beieinander standen, so nah, den Kleinen zwischen sich, der mittlerweile seine Arme nach seinem Onkel ausstreckte...
Faith schluckte. Irgendwie war die Szene zu rührend. Empfand Steve das auch so? Schien er deshalb so ... verunsichert?
Amy wiederum konnte man von weitem ansehen, dass sie offensichtlich gerade ganz glücklich war, mit dem Kleinen auf dem Arm. Sie schien völlig entspannt und damit ganz ungezwungen und natürlich Steve gegenüber.
Faith schüttelte verwirrt den Kopf, so richtig konnte sie das, was sie sah, gerade nicht einordnen.
Als Tommy die Stimme seines Onkels wahrnahm, drehte er sich auf Amys Arm und streckte Steve die Arme entgegen. Lächelnd nahm Steve den Kleinen auf den Arm. Amy strahlte die beiden an. „Er ist zu süß“, schwärmte sie. Steve lachte und ließ den Kleinen ebenfalls auf seinen Armen wippen.
„Ja, das ist er. Aber offenbar braucht er eine Leine“, schmunzelte er.
„Kann Jack ihm keine vererben?“, neckte Amy und Steve lachte. Sie sahen sich an.
„Auf jeden Fall steht er Ihnen gut“, sagte Amy lächelnd. Schlagartig verschwand das Lächeln aus Steves Gesicht und er wandte den Blick ab.
Amy biss sich auf die Lippen. Sie hatte es vermasselt. Gerade war es so entspannt zwischen ihnen gewesen ... wie konnte sie nur so eine blöde Bemerkung machen, nach dem was sie an dem BBQ Abend zu diesem Thema mitbekommen hatte?
Sie schluckte. Irgendwie sah er jetzt so verletzlich aus, dieser große Mann, der so zärtlich seinen kleinen Neffen auf dem Arm hielt. Und ausgerechnet sie hatte ihn verletzt.
„Es tut mir leid“, flüsterte sie und sah ihn mit ihren großen Augen an. Sein Blick wanderte zurück zu ihr und er sah ihr in die Augen. Sie sah so schuldbewusst aus, dabei hatte sie nun wirklich nichts falsch gemacht. Es tat ihm leid, dass sie so geknickt aussah. Er hob die Hand und strich Amy ganz kurz über die Wange.
„Schon gut, Amy ... du kannst nun wirklich nichts dafür.“
Bewegt blickten sie sich einen Moment lang in die Augen.
Plötzlich tauchte eine Frau hinter Steve auf. Sie war blond, etwa sieben bis acht Jahre jünger als Steve und hatte die gleichen blauen Augen und das gleiche warme Lächeln wie ihr Bruder.
„Hey“, sagte sie mit einem gewinnenden Lächeln. „Hast du den kleinen Ausreißer wieder eingefangen? Mit weiblicher Hilfe, wie ich sehe.“
Sie streckte Amy eine Hand entgegen. „Hallo. Ich bin Catherine. Steves Schwester.“
Amy ergriff ihre Hand und lächelte herzlich zurück. Steves Schwester war ihr sofort sympathisch.
„Das ist Amy“, stellte Steve sie lächelnd vor. „Die beste Freundin von Faith, die hier wohnt, das hab ich dir ja schon erzählt. Beides meine Schülerinnen.“
„Nett dich kennen zu lernen, Amy!“, sagte Catherine. Sie streckte ihrem Sohn die Hände entgegen und der Kleine wanderte auf den nächsten Arm.
„Danke für’s Einfangen. Onkel Steve hat nicht aufgepasst“, sagte sie schelmisch und grinste zu ihrem Bruder rauf. Amy mochte sie von Minute zu Minute mehr.
„Da wir gerade beim Vorstellen sind“, sagte Steve und blickte über Amys Kopf hinweg, „da kommt Faith, die Tochter unserer Nachbarn hier.“
Faith war von der Terrasse gekommen, gab Catherine die Hand und musterte sie mit freundlicher Neugier. Auch ihr gefiel Steves Schwester. Jedenfalls zehnmal besser als seine Frau, dachte sie bei sich.
„Amy ... ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass Adam gleich hier ist ... und dann sollten wir auch los“, sagte Faith an Amy gewandt.
„Wir wollen nämlich gleich schwimmen gehen“, fügte sie den anderen gegenüber erklärend hinzu.
„Ooooh - Schwimmen!“, rief Catherine begeistert. „Da hätte ich jetzt auch Lust drauf, bei dem Wetter! Mit dem Kleinen ... ach Steve, lass uns doch mitfahren!“
Auffordernd sah sie ihren Bruder an. „He, was sagst du? Komm schon!“
Steve wirkte erst etwas irritiert, dann lachte er.
„So war sie schon immer“, sagte er lachend an die Mädchen gewandt. Er lächelte seiner Schwester zu und man spürte die Zuneigung, die beide füreinander empfanden.
„Ich weiß nicht ... hast du denn Schwimmsachen mit? Und für den Kleinen?“
„Das lass mal meine Sorge sein ... alles dabei“, sagte sie verschmitzt. „Ich sage Scott Bescheid!“
„Mit anderen Worten, er wird vor vollendete Tatsachen gestellt“, grinste Steve und hob die Augenbrauen.
„Exakt! - Genau wie du!“, lachte sie und machte sich dann beschwingten Schrittes auf zum Haus. Die drei sahen ihr lachend hinterher.
„Frauenpower“, grinste Faith.
Steve schüttelte, etwas verlegen lächelnd, den Kopf.
„Wäre es für euch denn ... OK, wenn wir uns anschließen?“, fragte Steve und sah Faith dabei an. Amys Blick schien er zu meiden.
„Das war jetzt nicht wirklich eine Frage, oder? - würde Adam jetzt sagen“, antwortete Faith und strahlte Steve an. Dann wandte sie sich Amy zu und zwinkerte ihr zu. Die wurde rot.
Steve lachte und wandte sich wieder dem Haus zu.
Er näherte sich der Veranda. Ashley saß in einem der Verandasessel und blätterte in einem Modemagazin. Catherine stand vor ihr, den Kleinen seitlich auf der Hüfte haltend.
„Schwimmen?“, fragte Ashley gerade gedehnt und zog eine Augenbraue rauf. Catherine schaute sie verdutzt an. „Ja, Schwimmen! Es ist ein herrlicher Tag!“ Ashley lachte auf.
„Das mag sein, aber ... nein, ehrlich gesagt, Catherine...“
„Ach komm schon“, unterbrach Catherine sie in ihrer typischen Art.
„Das wird bestimmt richtig lustig! Mal etwas Entspannung, Ashley ...“
Ashley schnaubte.
„Das ist für mich keine Entspannung. Stundenlang auf einer Decke zu hocken und zwischendurch zwischen grölenden Jugendlichen und schreienden Kleinkindern im Wasser herum geschoben zu werden ...“
Sie blätterte eine Seite ihrer Zeitschrift um. Steve und Catherine sahen sich an.
„Außerdem merke ich, dass ich Kopfschmerzen bekomme…“
Catherine sah wieder zu Steve hinüber, doch der schüttelte unmerklich den Kopf.
„Na gut ... dann gehen wir allein.“ Ashley blickte auf und lächelte verbindlich.
„Ja, macht euch einen schönen Tag. Steve hat sicher auch noch was zu korrigieren oder so, also lasst euch nicht abhalten ...“
„Äh ... nein, nein Ashley. Da hast du was missverstanden. Steve wird nämlich mitgehen.“ Catherines Augen begannen zu funkeln.
Ashley blickte wieder von ihrer Zeitschrift auf. „Ach…“, sagte sie nur.
Dann fügte sie hinzu: „Wie kommt ihr denn eigentlich von jetzt auf gleich auf diese Idee? Beim Frühstück vorhin habt ihr noch gar nicht davon gesprochen ...“
„Die Mädchen von drüben haben mich darauf gebracht“, erzählte Catherine arglos. „Sie und einige Freunde...“
„Ach, das hätte ich mir ja denken können“, unterbrach diesmal Ashley ihre Schwägerin mit einem spöttischen Lachen.
„Ja, klar, da muss Steve natürlich dabei sein! Wahrscheinlich geht die halbe Schulband mit, in der Steve so aktiv ist. Dein Bruder ist nämlich in einen Jungbrunnen gefallen, wie du vielleicht bemerkt hast, Catherine.“
Catherine starrte sie an. Was war denn hier los?
Sie würde noch heute Abend mit ihrem Bruder sprechen.
Sie hatte gestern schon gespürt, dass irgendwie eine gewisse Spannung in der Luft lag ... kein Wunder!
„Ich bemerke gerade etwas ganz anderes“, fauchte Catherine. Steve legte ihr die Hand auf die Schulter. „Lass gut sein. Geh rauf und pack die Sachen, auch für den Kleinen“, sagte er ruhig, aber bestimmt.
„Scott hat schon angefangen ... ich werde mal sehen, ob er an alles gedacht hat. Gute Besserung, Ashley“, betonte sie.
Dann verschwand sie im Haus.
Steve blieb noch einen Moment auf der Veranda stehen. Ashley blätterte mit versteinertem Gesicht in ihrer Zeitschrift. Steve überlegte kurz, ob er noch etwas sagen sollte, doch dann ging er ins Haus, die Treppe rauf und begann, seine Sporttasche zu packen.
Zwanzig Minuten später verließen Steve, Scott und Catherine mit dem kleinen Tommy, Bade- oder Sporttaschen über der Schulter, das Haus.
Draußen warteten schon Evan, der mit dem Auto gekommen war, Cole, Adam und die Mädchen.
Adam grinste breit und ging ohne zu Zögern auf Steve und seine Familie zu.
„Hey, hey ... was hab ich da gehört? Du kommst mit? Geil!“ Er hob die Hand und Steve schlug lächelnd ein. Nach der ersten Bandprobe hatte Steve mit seinen Schülern ausgemacht, dass sie auch außerhalb der Band beim Du und Vornamen blieben - ausgenommen in den Unterrichtsstunden. Dieses Privileg nutzte Adam gerne aus, zumal er seinen Lehrer außerordentlich schätzte und gern mochte. Catherine musste über soviel Enthusiasmus lachen. Steve stellte sie gegenseitig vor und sie waren sich sofort sympathisch.
Dann verfrachteten sie den kleinen Tommy in Steves Auto, in welchem Scott schon zuvor den Kindersitz befestigt hatte. Amy, Faith, Adam und Cole stiegen in Evans Wagen und er fuhr vor, gefolgt von Steve.
Catherine beugte sich vom Rücksitz aus vor und legte Steve die Hand auf die Schulter.
„Wir müssen uns unbedingt unterhalten, Bruderherz“, sagte sie ungewöhnlich ernst. Steve sah in den Rückspiegel und suchte kurz ihren Blick. Er seufzte.
„Ja, ich kann mir auch schon denken, worüber. Aber bitte nicht jetzt.“
„Natürlich nicht jetzt. Im Gegenteil! Ich möchte, dass wir den Tag heute richtig genießen und vor allem auch du. Ich glaube du hast es nötig.“
Steve lachte kurz auf. „Ich denke, das werden wir ...“, sagte er nachdenklich. Ein ganzer Tag mit ... mit ...
Noch immer konnte er sich nicht eingestehen, an wen er hauptsächlich dachte. Er atmete tief durch. „Das werden wir“, sagte er dann fest.
Kurze Zeit später hielten sie am 'SPLASH', einem Freizeit und Familienbad mit großzügigem Innen- und Außenbereich. Catherine quietschte auf, als sie die Wasserrutschen innen und außen sah und den typischen Flair des Freibades aufnahm, den Geruch von Sonnencreme, die typische Geräuschkulisse. Steve lächelte amüsiert. Er liebte seine Schwester so sehr. Scott hatte wirklich Glück, dass er sie bekommen hatte. Andersrum aber genauso, wie Steve wohlwollend zugab. Scott war zwar bedeutend ruhiger und gelassener, aber zuverlässig, freundlich, hilfsbereit - alles in allem wirklich ein lieber Kerl und er verstand sich mit ihm sehr gut. Was man von Catherine und seiner Frau nun nicht gerade behaupten konnte - aber den Gedanken schob er ganz weit von sich.
Überhaupt war er eigentlich ganz froh, dass Ashley ... nicht mitgekommen war.
Aber auch diesen Gedanken wollte er nicht näher analysieren.
Sie mussten ein paar Minuten warten, dann betraten sie den Eingangsbereich des Bades, der großzügig mit Palmen, anderen Pflanzen und Sitzgelegenheiten ausgestattet war und von dem aus man in den Innenbereich des Bades, in den Freibadbereich oder ein Restaurant gelangen konnte. Die jungen Leute gingen zielstrebig auf das Drehkreuz zu, das zum Außenbereich führte. Steve, Catherine und Scott mit Tommy folgten.
Im Freibadbereich mussten sie erwartungsgemäß erst ein Stückchen laufen um noch einen ausreichend großen freien Platz zu finden.
Doch schließlich wurden sie fündig, zwar etwas abseits der beliebten und als erstes umlagerten zentralen Becken, aber unter diesen Umständen gar nicht so schlecht, da sie sich nun unmittelbar in der Nähe des Kleinkinderbeckens befanden.
Sie breiteten ihre Decken und Handtücher zu einer zusammenhängenden großen Fläche aus und Steve, Catherine und Scott wurden wie selbstverständlich mit einbezogen, was ein warmes Gefühl in ihnen hervorrief. Es würde wirklich ein wunderbarer Tag werden.