Juni 2018
Wow, habe gerade dieses Dokument wiederentdeckt. Offensichtlich ist sehr viel Zeit vergangen und auch viel passiert. Die Schule ist vorbei, ich studiere seit einigen Jahren und auch 'diese scheiß Pubertät' hab ich überstanden. Ich muss sagen, dass ich sehr geschockt war, als ich die Texte gelesen habe. Ich wusste noch, dass ich eine schwere Zeit hatte, als ich in der Oberstufe war und mich mit meinen besten Freunden zerstritten hatte. Aber dass es mir wirklich so verdammt schlecht ging, war mir nicht mehr so bewusst. Das Lesen des Textes hat es mir jedoch wieder sehr genau ins Gedächtnis gerufen, fast so als wäre ich in der Zeit wieder zurückversetzt. Über dieses Zerwürfnis mit meinen Freunden bin ich leider nie wirklich hinweg gekommen und ich glaube das werde ich auch nie. Ich denke eigentlich gerne an meine Schulzeit zurück, im ersten Moment. Ich mochte die Schule, die meisten meiner Lehrer und meine damalige Schulklasse auch sehr gerne. Das war allerdings auch alles vor der Oberstufe. An die Zeit erinnere ich mich dann nicht mehr gerne zurück. Wie sie mich verurteilt haben. Wie sie mich fallen gelassen haben. Wie sie Gerüchte an der Schule über mich verbreitet haben. Wie sie mich damit fertig gemacht haben. Es war wirklich schlimm. Hätte ich meinen damaligen Freund nicht gehabt, hätte ich das glaube ich nicht schadlos durchgestanden. Klingt super theatralisch, aber da ist wirklich was dran.
Ja, mein damaliger Freund, Sam. Es fiel mir gerade sogar schwer seinen Namen auszuschreiben. Daran kann man wohl ableiten, dass diese Beziehung nicht mehr besteht.
Wir waren 6 Jahre zusammen. Jetzt denke ich, dass ich nach der Trennung schon wieder hätte schreiben sollen. Ich denke das hätte mir sehr helfen können. Diese Zeit war der nächste absolute Tiefpunkt in meinem Leben. Ich habe sehr an ihm gehangen und er hat mich so sehr verletzt, er hat mich zerstört. Und das ist nicht übertrieben, so fühle ich mich wirklich. Ich werde nicht auf die Einzelheiten eingehen warum und wieso, aber die Trennung, sowie einiges davor und alles danach waren so grausam für mich, ich dachte ich könnte nicht weiterleben bzw. hatte keine Ahnung wie es funktionieren soll. Ich dachte wirklich, ich könnte ohne diesen Menschen nicht leben. Sam hat mir durch die schwere Zeit in der Oberstufe durchgeholfen und dafür werde ich ihm wohl oder übel wohl immer dankbar sein müssen, wobei ich das noch nicht zulassen kann. Aber komischerweise hat er mich auch wieder in eine so schwere Zeit hineingetrieben. Es musste anscheinend so enden wie es angefangen hatte. Das wird mir tatsächlich jetzt gerade erst bewusst. Mir wird sowieso jetzt gerade einiges bewusst. Irgendwie erschreckend, einige Dinge ergeben jetzt mehr Sinn und einige Dinge schockieren mich einfach.
Schockierend ist, dass es offensichtlich doch viele Menschen gibt, die sehr kalt und gleichgültig sind. Und offensichtlich täusche ich mich doch immer wieder in Menschen. Da lassen sich schon Parallelen ziehen. Damals war ich so unglaublich verletzt darüber, dass Vivien mich 'verlassen' hatte und sich so kalt verhalten hat, als wäre ihr alles egal gewesen. Genau dieselben Gedanken hatte ich auch wieder nach der Trennung von Sam. Ich habe einfach nicht verstanden, wie man eine so lange Bindung mit allem was dazugehörte so wegwerfen kann bzw sich einem Menschen gegenüber, den man einmal geliebt hat, so schlecht verhalten kann. 'Schlecht' beschreibt es für mich persönlich ziemlich gut, das vereint alles, was ich damit meine.
Ich könnte das nicht. Ich könnte keinen Menschen, den ich liebte und der mir sehr viel bedeutete, so schlecht behandeln und so verletzen. Zumindest nicht ohne dass diese Person mir etwas angetan hat, sei es körperlich oder emotional. Auch in ihm scheine ich mich also sehr getäuscht zu haben und das einzusehen hat mich glaube ich mit am meisten verletzt.
Über die Trennung bin ich, obwohl ich es nicht für möglich gehalten hätte, tatsächlich hinweg gekommen. Aber darüber, wie sehr er mich verletzt hat und wie schlecht er mich behandelt hat, bin ich nicht hinweg gekommen. Und auch das werde ich glaube ich nicht. Ich komme nicht damit klar, dass er darüber entschieden hat, mich schlecht zu behandeln. Ich habe so etwas nicht verdient, das mag komisch klingen, aber dessen bin ich mir sehr sicher. Und wenn eine Person sich herausnimmt mich schlecht zu behandeln, nimmt diese Person sich auch raus die Macht zu haben, mich mit ihrem schlechten Verhalten abzuwerten. Ich weiß nicht, ob man das versteht, aber so kann ich es am besten ausdrücken. Niemand darf diese Macht haben, zu sagen, dass ich es verdient habe schlecht behandelt zu werden. Und dass er es getan hat, damit komme ich nicht klar, weil ich es nicht mehr ändern kann. Er hat es getan. Bzw hat er gemeint, ich wäre nicht mehr wert. Diese Gedanken in ihm kann ich nicht ändern. Und das macht mich wahnsinnig, weil er einfach nicht das Recht dazu hatte mich abzuwerten.
Ich habe so viel geweint nach der Trennung. Wochen, Monate lang, wirklich. Ich habe nichts anderes mehr gefühlt außer unglaublich große Trauer und Verzweiflung. Aber hey, ich hab es überlebt. Der Fakt, dass ich nicht weiter auf meine Gefühle nach der Trennung eingehen will, macht mir gerade wieder klar, dass ich zwar irgendwie davon Abstand genommen habe, aber das Geschehene wohl doch eher verdränge statt es zu verarbeiten. Ich will mich nicht mehr da hineinversetzen, weil es mir wirklich so unglaublich schlecht ging. Ich wünschte, ich könnte einfach vergessen. Aber solang das nicht geht bleibt nur verdrängen. Damit komme ich aber klar, ich will das nicht wieder durchleben müssen und sei es auch nur in der Erinnerung.
Dass ich tatsächlich glaube, dass er mich oder etwas in mir zerstört hat, merke ich in letzter Zeit öfter. Anfangs hab ich das natürlich aus purer Trauer, Wut und Verzweiflung gesagt, aber es ist echt so.
Ich bin so abgestumpft. Wenn ich Streit mit jemandem habe, bin ich so kalt geworden. Ich habe kein Mitleid oder Mitgefühl. Auch allgemein habe ich das kaum noch, sei es wenn andere Menschen über ihre persönlichen Probleme reden oder aber in jeglichen anderen denkbaren Situationen. Letztens hatte ich einen Streit mit meiner Mutter und sie fing sogar an zu weinen, weil sie sagte meine Worte hätten sie verletzt, und es war mir einfach egal. Ich hatte keinerlei Mitgefühl oder das Bedürfnis, ihr etwas zu entgegnen. Ich sagte letztendlich, dass mir die Diskussion mit ihr zu blöd sei, sehr gefühlvoll.
Dass das nicht ganz normal sein kann, brauche ich glaube ich nicht zu erwähnen.
Da wird mir aber auch wieder bewusst, dass ich anscheinend ein etwas gestörtes Verhältnis zu meinen Eltern habe, so wie ich es auch mit 15 schon hatte.
Ich kann auch nicht mehr wirklich weinen. Normalerweise brauchte nur traurige Musik in einer etwas traurigen Szene in einem Film oder einer Serie auftauchen und ich bin in Tränen ausgebrochen.
Das ist auch nicht mehr so. Ja, das allein klingt vielleicht etwas albern, aber das ist auch nur ein Beispiel, woran ich das merke.
Ich merke zwar, dass mir ein paar Tränen in die Augen steigen, aber das war es dann auch. Und das ist immer so. Wenn ich sonst daran dachte, dass meine Großeltern versterben, bin ich sofort in Tränen ausgebrochen. Auch wenn ich an meinen verstorbenen Hund dachte, oder daran, dass mein Pferd sterben könnte. Aber nichts, da kommt gar nichts mehr. Nicht einmal ein richtiges Trauergefühl. Auch wenn ich daran denke, dass Luke, der Typ mit dem ich im Moment so eine Art 'F+' (wie ich diese Bezeichnung hasse) habe, im September für ein halbes Jahr ins Ausland geht, kann ich nicht weinen, obwohl ich schon traurig bin, wenn ich daran denke, dass er weg sein wird, weil ich ihn sehr mag.
Das ist aber wohl noch ein anderes Thema. Ja, ist viel passiert in den letzten 7 Jahren, wer hätte es gedacht.
Ich tue das nicht bewusst, deswegen ist mir das auch letztens erst aufgefallen. Hab ich mir jetzt wirklich unterbewusst eine so dicke Mauer gebaut, dass ich sie selbst nicht mehr durchbrechen kann?
Ich würde es so gerne tun, aber ich schaffe es nicht. Ich spüre weder richtige Trauer, noch richtige Liebe.
Haben es die Menschen in meinem bisherigen Leben wirklich geschafft mich so weit kaputtzumachen, dass ich jetzt gar nichts mehr zulassen kann?
Früher stand ich mir wenigstens nur selbst im Weg und hatte Zweifel, mich anderen Menschen zu öffnen, ihnen zu vertrauen und ihnen einen Einblick in meine Gefühlswelt zu gewähren. Ich war mir dessen bewusst und war zu verkopft.
Aber jetzt? Was ist das jetzt? Ich bin wieder mal an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich nicht verstehe, was mit mir los bzw falsch ist.
Da habe ich schon jemanden kennengelernt, der wieder ein Gefühl der Liebe oder wenigstens des Verliebtseins in mir auslösen könnte, und es passiert einfach nichts. Ich mag ihn so gerne, wenn ich bei ihm bin, habe ich auch das Bedürfnis ihm zu sagen, dass ich ihn liebe, aber trotzdem ist dieses Liebesgefühl nicht richtig da. Ich fühle mich abgestumpft. Ich suche dieses Gefühl, weiß, dass es eigentlich da sein müsste und bestimmt auch ist, wünsche mir, dass es den Weg aus mir heraus oder in mich herein findet, aber das tut es nicht.
Das ist ganz komisch und ich kann auch nicht richtig in Worte fassen, wie genau sich das anfühlt. Es ist so, als würde mein Körper oder mein Herz eine andere Sprache als ich sprechen.
Ich wünschte, mich würde mal wieder irgendetwas so richtig zum weinen bringen. Dass ich wieder das Gefühl haben könnte, alles wäre normal, aber das passiert leider nicht.
Und da wären wir, 7 Jahre später, wieder an dem Punkt, an dem ich denke, ich sollte mal mit einem Psychologen sprechen. Vielleicht wäre das wirklich die Lösung, wobei Lösungen nie einfach so daliegen. Aber vielleicht könnte diese Person mir auf einen Weg zur emotionalen Normalität verhelfen. Ich bin so kalt und pragmatisch geworden und das gefällt mir nicht. Noch weniger gefällt mir, welche Person das scheinbar ausgelöst hat.
Die einzigen Emotionen, die noch zuverlässig in mir entstehen, sind Freude und Wut. Immerhin etwas, wobei das auch nicht wirklich zufriedenstellend ist. Zumal ich mit Wut nicht gut umgehen kann. Ich bin lieber traurig als wütend. Ich denke, das lässt sich auch schon in meiner früheren Entwicklung erkennen. Ich bin sehr verletzlich und wurde schon ein paar Mal sehr stark verletzt.
Die Maske der LaNaNa mit der großen Klappe und den lockeren Sprüchen ist mitgewachsen. Diese Rolle habe ich perfektioniert. Und auch dass ich mich nur sehr sehr wenigen Menschen öffne habe ich perfektioniert. Offenbar so sehr, dass ich niemanden mehr an mich heranlasse, nicht mal mehr mich selbst? So scheint es mir.
Warum ich nicht mit Wut umgehen kann, weiß ich gar nicht, aber immer wenn ich es bin, weiß ich gar nicht wohin damit. Ich habe kein Ventil dafür, bzw nützt mir ein solches Ventil zum Ablassen gar nichts, weil ich die Wut dadurch nicht verarbeitet bekomme. Wut fresse ich immer nur noch mehr in mich hinein und ich werde dann fast wahnsinnig, weil ich nicht weiß wohin damit. Und dann beginne ich meistens vor Wut zu weinen. Also wandele ich es vielleicht einfach in Trauer um. Wenn ich traurig bin, kann ich wenigstens weinen und mich selbst bemitleiden, wie schlimm doch alles ist. Das ist zwar irgendwie ein Weg, aber ob das so gesund ist?
Ich wünsche mir sehr, dass wieder eine Person in mein Leben tritt, mit der ich meine 'schwere Phase' überwinden kann. Oder ist das vielleicht gerade der Fehler? Mache ich mich durch den Wunsch nach Vertrauen und einer vertrauenswürdigen Person zu schnell wieder zu angreifbar und vor allem abhängig?
Ich war emotional sehr abhängig von Sam. Das ist mir erst lang im Nachhinein klargeworden und ich habe mich dadurch auch oft sehr kindisch und vielleicht auch gestört verhalten, aber das lässt sich nicht mehr ändern. Jetzt weiß ich es und werde es besser machen. An etwas zwanghaft festzuhalten ist niemals gut. Aber in dem Moment schien es für mich richtig zu sein, weil ich keine Alternative gesehen habe. Es gab für mich nur diese eine Möglichkeit, wir mussten zusammen bleiben. Jetzt weiß ich natürlich, dass das kompletter Schwachsinn war und man denken könnte, dass das krankhaft gewesen wäre. Aber ich wusste es einfach nur nicht besser. Und dadurch, dass ich mit Sam erwachsen geworden bin und so lange Zeit zusammen war, ist das ja vielleicht auch etwas verständlich. Ich war halt fest davon überzeugt, dass wir gemeinsam alt werden würden. Und das war ich fast 6 Jahre lang. Aus dieser Wunschvorstellung und Planung herausgerissen zu werden war nicht leicht und damit konnte ich offensichtlich nicht umgehen.
Im Nachhinein ist mir auch klar, dass Sam mir eigentlich gar nicht gut getan hat, aber wie gesagt ich war blind und habe zwanghaft an der Beziehung festgehalten.
Er war ein sehr schwieriger Charakter, hatte sich aber mit der Zeit auch erst in diese Richtung entwickelt. Streitgespräche sachlich auszudiskutieren ohne jemandem die Schuld zuschieben zu wollen, etwas, was ich brauche, war mit ihm nicht mehr möglich. Ein Streit ohne Eskalation auch nur selten. Er war so stur, dass er nie etwas eingesehen oder Kritik angenommen hat, das war sehr anstrengend für mich, weil mir das wichtig war. Daran bin ich fast verzweifelt und oft habe ich dann einfach revidiert und nur versucht, deeskalierend zu sein, ohne meine Anliegen zur Sprache zu bringen oder durchzusetzen.
Total offensichtlich, dass das niemandem gut tun würde, aber ich habe immer die Kraft aufgebracht das durchzustehen und daran geglaubt, dass das irgendwie überwindbar wäre und sich ändern würde. Bin ich vielleicht einfach nur ausgelaugt und dieser ganzen Anstrengung müde?
Das hätte sich dann aber eigentlich schon wieder normalisieren müssen, schließlich ist die Trennung über ein Jahr her.
Ich war früher nicht einfach und bin es heute sicher auch nicht, aber ich denke, dass ich mich in den 6 Jahren Beziehung sehr weiterentwickelt habe. Ich bin erwachsener geworden. Ich wollte Dinge sachlich klären, dadurch in der Zukunft ähnliche Streits vermeiden, und dass beide Partner kontinuierlich an sich arbeiten, damit die Beziehung besser, gefestigter und leichter wird.
Diese Ansicht habe ich auch für kommende Beziehungen, so stelle ich es mir vor, dass es funktionieren kann und sollte. Und ich denke auch, dass man Differenzen oder Probleme so gut lösen kann. Man muss keinem die Schuld an einem Streit zuschieben, das ist so unnötig. Man sollte lieber herausfinden, warum die Situation entstanden ist, was jeder einzelne hätte besser machen können und versuchen dies dann in der Zukunft zu tun. Natürlich gehört sich einfach mal entschuldigen ohne viel Diskutiererei auch dazu, keine Frage, meine Beschreibung eben könnte man auch anders verstehen.
Natürlich provoziere ich manchmal durch mein Verhalten schwierige Situationen, weil ich zickig oder bockig bin, aber das gehört nunmal zu mir, so wie zu jeder anderen Person auch Macken und Fehler dazugehören.
Abstellen werde ich das nie können, aber versuchen daran zu arbeiten und das tue ich auch.
Zu einer weiteren sehr großen Erkenntnis bin ich auch jetzt nach der Trennung gekommen. Und zwar, dass meine Eifersucht tatsächlich von Sam verursacht wurde. Ich bin eine Person die zu Eifersucht neigt, das weiß ich. Aber ich habe einfach immer nur um Unterstützung gebeten, um mir die Arbeit an der Verbesserung zu erleichtern. Abgesehen davon, dass mir diese Hilfe nicht geboten wurde, glaube ich, dass meine Eifersucht Gründe hatte.
Jetzt bei Luke habe ich diese extremen 'Anfälle' gar nicht.
Sam hat mich oft belogen oder mir Dinge verheimlicht und letztendlich auch betrogen, ich denke unter anderem deswegen war ich eifersüchtig. Meine Intuition, dass etwas nicht in Ordnung ist hat mich in diesem Fall nicht getäuscht. Ich wusste es nur nicht richtig zu interpretieren. Durch die ganzen Vorwürfe von ihm, dass ich ja so eifersüchtig sei und das abstellen sollte dachte ich natürlich wieder, dass ich allein an allem Schuld bin und habe nie einen Gedanken daran verschwendet, dass die Eifersucht auch einen Grund haben könnte. Ich habe mich selbst so dafür gehasst, dass ich es nicht einfach abstellen konnte. Aber wie denn bitte auch, wenn der Partner einem Dinge verheimlicht oder nicht erzählen wollte etc. Öl ins Feuer gießen und sich dann wundern, dass es größer wird. Warum habe ich das nicht verstanden? Ich habe mir selbst so viele Vorwürfe gemacht, mal wieder. Dabei hätte ich nur ein bisschen Unterstützung gebraucht, um die ab und zu aufkommenden eifersüchtigen Gedanken aus dem Weg zu räumen. Wenn ich diese Hilfe bekommen hätte, glaube ich, wäre das auch schnell viel weniger geworden. Ich habe mal wieder nur mich selbst in Frage gestellt und an mir gezweifelt, statt das Verhalten des anderen zu überdenken. Dass es mir nicht gut tut habe ich schon verstanden, aber ich dachte halt, dass ich selbst daran Schuld wäre und es deswegen mehr oder weniger verdient habe. Wenn ich es nicht in den Griff bekomme, ist es ja klar, dass er sich scheiße verhält, oder? Nein, LaNaNa, nein. Das weiß ich jetzt. Ich erwarte keineswegs Wunder von meinem Partner, aber ein bisschen Unterstützung, wenn der andere schon an seinem Verhalten arbeiten möchte, ist glaube ich nicht zu viel verlangt. Gegenseitige Unterstützung und gegenseitiges Verständnis für Schwächen und Fehler und Geduld bei der Arbeit daran. Das sollte doch ein Grundbaustein einer Beziehung sein, oder? So ist meine Vorstellung und ich denke so ganz weltfremd ist das auch nicht. Wann ist er so egozentrisch geworden? War er es schon immer und ich habe es nicht gesehen? Das glaube ich nicht, als ich ihn kennengelernt habe war er nicht so. Habe ich ihn zu einem solchen Menschen gemacht? War ich ein so schlechter Einfluss? Ich weiß es nicht. Und wieder zweifle ich nur an mir selbst, statt in Frage zu stellen, wo er in seinem Leben falsch abgebogen ist und nicht ich. Jetzt gebe ich mir auch noch die Schuld daran, dass andere Menschen Fehler machen? Warum bin ich so? Oder bin ich doch tatsächlich Schuld an seinen Fehlern? Diese Gedanken zerreißen mich. Bin ich der gute Mensch, für den ich mich eigentlich halte? Oder liege ich damit doch so komplett daneben und sind all diese Selbstzweifel doch berechtigt? Hab ich das alles, angefangen mit dem Verlust meiner besten Freunde bis zum Verlust meines Seelenverwandten dann doch verdient? Ich weiß es nicht. Mal wieder dieselbe Antwort, ich weiß es einfach nicht.
Er war wirklich mein Seelenverwandter. Sehr kitschige Vorstellung, ich weiß, aber er war es. Seine guten Eigenschaften haben perfekt zu mir gepasst, anders kann ich das gar nicht ausdrücken.
Ich wünsche mir sehr, so etwas wieder zu finden. Manchmal habe ich Angst, dass ich so etwas nie wieder finden werde. Weil wir zusammen erwachsen geworden sind. Wir sind zusammengewachsen und haben natürlich auch unsere Charakter gemeinsam weiterentwickelt und hatten eine so unglaublich starke Freundschaft. Genau diese Entwicklung wird halt kein zweites Mal im Leben passieren, daher auch die Angst nie wieder so etwas zu haben. Schade, dass er auch so viele schlechte Eigenschaften und Charakterzüge entwickelt hat.
Ich meine damit keinesfalls, dass ich nichts Schlechtes an mir habe, aber gerade thematisiere ich halt nur ihn.
Das hat mir auch mit am meisten zugesetzt, dass mein bester Freund, der wichtigste Mensch in meinem Leben von heute auf morgen nicht mehr da war. Dabei war der Gedanke, auf die Liebe zu verzichten okay für mich, aber der Gedanke, diese besondere Freundschaft zu verlieren hat mich fast umgebracht. Beides voneinander getrennt zu betrachten war natürlich sinnlos, weil bei einer so langen Beziehung beides ineinander hergeht, aber für mich hat es Sinn ergeben. Freundschaft das eine, Liebe das andere. Aber das zu trennen ist bei einer so langen Beziehung nicht möglich. Alles was ich an ihm als besten Freund liebte, liebte ich halt auch so richtig und nicht nur freundschaftlich.
Der zerstörende Faktor an der Sache war, dass er diese Freundschaft anscheinend nicht als so besonders und stark empfand, er konnte sich recht leicht davon trennen. Zumindest hat er es nie anders gezeigt und all meine Bemühungen, etwas davon zu retten, abgewehrt. Ach was weiß ich, das hätte eh nicht geklappt, aber versuchen wollte ich es. Wahrscheinlich sowieso nur aus Verzweiflung. Nach all dem, was er mir mit seinem Verhalten emotional angetan hat, wäre die Freundschaft sowieso kaputt gewesen. Er hatte damit einfach jede Grundlage zerstört und ich hätte ihm das alles nie verzeihen können. Einfach weil ich nicht hätte verzeihen können, dass er sich bewusst dazu entschieden hat, das alles zu tun und so zu mir zu sein.
Daran sollte ich wohl auch arbeiten, verzeihen zu können. Aber in diesem Fall hätte ich das wirklich nicht gekonnt. Ich bin mir nicht sicher, ob das nachvollziehbar ist oder nicht. Oder ob das so okay ist. Ist es okay, nicht zu verzeihen? Vielleicht wenigstens bei Dingen, die einen emotional so tief getroffen haben wie es nur irgendwie möglich ist? Klingt wieder sehr übertrieben, aber genau so ist es. Niemand hat mich je schlimmer verletzt und ich glaube auch kaum, dass es möglich ist, das noch zu steigern. Wahrscheinlich sehe ich das so dramatisch, weil es mir eh so schwer fällt anderen Menschen zu vertrauen und mich ihnen zu öffnen. Aber das gehört zu mir, so bin ich. Und daher gehört auch diese Schlussfolgerung zu mir.
Ich wünschte, ich hätte jemanden, der mir auf all diese Dinge antwortet, nur habe ich das Gefühl, dass meine Freunde nicht die richtigen Personen dafür sind. Schon wieder etwas, was ich als unnormal einschätzen würde. Ich liebe sie, keine Frage, aber das hier würde ich keinem von ihnen zeigen. Warum?
Ich habe das Gefühl, dass Luke wirklich ehrlich zu mir ist und deswegen kommt auch keine Eifersucht auf.
Ich habe allerdings manchmal große Angst, dass ich mich auch in ihm täusche. Diese Momente hasse ich. Da fange ich wieder an alles in Frage zu stellen. Hat er da wirklich die Wahrheit gesagt? Warum sollte er nicht, er hat eigentlich keinen Grund mich anzulügen. Aber vielleicht ja doch, wenn er mich nur warmhalten und ausnutzen will. Immer wieder diese Zweifel und dieses Misstrauen.
Das wird mich wohl mein ganzes Leben begleiten, mit 15 hatte ich schon solche Probleme damit und alles, was seither passiert ist, hat nicht gerade dazu beigetragen, dass es sich geändert geschweige denn verbessert hat.
Oder bin ich einfach nur nicht mehr eifersüchtig, weil das auch eins der Dinge ist, die hinter der Gefühls-Firewall abgeschirmt sind? Ist das auch nur ein Teil der Stumpfheit und Kälte, die im Moment in mir herrscht?
Noch eine Frage, auf die ich keine Antwort habe.
Ich bin auch etwas schockiert darüber, wie reflektiert ich doch mit 15 schon war. Ich habe schon teilweise mit erschreckender Reife über die Dinge geurteilt, die in mir vorgingen. Finde ich zumindest. Ich hatte zwar auch keine Antworten auf meine Fragen und hab nicht verstanden, was in mir vorging, aber die Art und Weise, wie ich darüber geschrieben hab, hat mich überrascht.
Zumindest hätte ich, wenn ich jetzt über mich als Teenie nachgedacht hätte, nicht mit solchen Worten von mir gerechnet.
Ich würde gerne mal jemandem diese Texte zeigen und mit der Person darüber sprechen. Kein 'Experte' aber auch kein Freund.
Ich wünsche mir eine Person, die mir vertrauenswürdig erscheint, die mich ernst nimmt, die ich aber nicht gut kenne.
Ich weiß nicht warum, finde das selbst eigentlich auch ein bisschen komisch, aber ich glaube das würde mir gut tun.
Im Alltag bin ich nicht so melancholisch, überhaupt gar nicht. Ich bin eine fröhliche Person, die viel und oft lacht und das auch wirklich fühlt und lebt und das hat auch nichts mit meiner perfektionierten Maske zu tun. Manchmal muss das alles hier aber mal raus. Und genau so eine Person würde ich mir auch wünschen. Niemanden, der täglich alles in Frage stellt und melancholisch nach dem Sinn des Lebens sucht, aber eigentlich keinen sieht. Einfach jemanden, mit dem solche Gespräche ab und zu mal möglich sind. Der mich in diesen Gedanken ernst nimmt und mit dem ich darüber ehrlich sprechen kann, aber man danach auch lachen kann.
Ich glaube ich suche ziemlich verzweifelt nach einem Anker in meinem Leben. Ich denke ich brauche so etwas bzw so jemanden wirklich. Andererseits ist mir natürlich bewusst, dass das höchstwahrscheinlich nicht normal und auch nicht gut ist bzw meine Probleme noch verstärken könnte. Ich muss doch auch alleine mit meinem Leben klarkommen. Einerseits schon oft zu sehr verletzt worden, andererseits verzweifelt nach einem Vertrauten suchen. Das kann doch nur wieder schiefgehen. Oder kann diese Person nicht einfach in mein Leben treten und gut für mich sein ohne dass sie mich dann doch enttäuscht und ich mich wieder getäuscht habe?
Das wäre so schön.
Antworten wären so schön.
Zu schön.
Zu schön, um wahr zu sein.