Noch ein Leben
von PUR
Ein kalter Schauer, jagt mir durch die Haut.
Aus dem Gedächtnis nie gelöscht.
Warum in jener Nacht?
Was hast du nur gedacht?
Was hat die Zweifel weggewischt?
Ein weißer Zug, dem kein Fleck bedeckt, der nur in eine Richtung fährt. Ist er einmal bestiegen, gibt es kein zurück mehr. Man kann nicht so einfach mal zwischendurch aussteigen oder in einen anderen Zug umsteigen. Nein, die Fahrt geht bis zur Endstation und dabei lässt man alles zurück, man kann nichts mitnehmen. Bindungen, Familie, Freunde, alles wird zurückgelassen. An der Endstation des Lebens wird man vom Tod erwartet, er einem nie mehr aus seinem Fängen lässt.
Die tiefe Traurigkeit in dir,
dafür fehlte das Gespür
Hab ich ganz anders, als dein Lächeln,
im Trubel übersehen.
Auch ihm erging es so. Er war mein Leben, mein Licht, meine Seele. Doch er wollte nicht mehr, konnte nicht mehr leben. Fragen über Fragen, auf die ich keine Antwort bekomme, habe ich an ihm. Wieso hat er das gemacht? Warum lässt er mich alleine? Was war der Grund für diese Tat?
Nie mehr wird er mich anlächeln, mich umarmen, mich ansehen. Er ist tot und wird nicht mehr leben.
Denn das Leben hat er aufgegeben, als er von einem Hochhaus gesprungen ist. Ohne ein Seil hat er sich fallen gelassen, bis er am Boden aufgeschlagen ist.
„Drachen sollen fliegen“, war dein Lieblingslied,
und in jener Nacht, hast du es wahr gemacht,
und bist losgeflogen.
Ganz ohne Flügel, aus dem dreizehnten Stock.
Ich wollte ihm noch so vieles sagen. Dinge wie einfach banale Sachen. Und auch das Wichtigste: Dass ich ihn liebe. Doch er ist jetzt tot und meine Chance, ihm diese drei einfachen Wörter zu sagen, ist vorbei. Monatelang habe ich mich nicht getraut, ihm diese Wörter zu nennen und jetzt ist es zu spät. Denn sein Leben ist vorbei und er wird nie mehr wiederkommen.
Und all das, weil ich nicht gesehen habe, wie schlecht es ihm ging. Denn er war immer für mich da, er hat mich getröstet, wenn es mir schlecht erging oder wenn ich traurig war.
Du hast dein Ende selbst gewählt,
hast dich mit Leben, so gequält.
Doch war das Fair? War das nicht Feige?
Soviel hat er geliebt, Filme, Theaterstücke, die Natur, die Menschen und besonders die Musik. Sie hat ihn erfüllt und besonders ein Musikstück hat er rauf und runter gehört. Genau dieses Lied hat er mir geschickt. Zuerst habe ich nicht verstanden, was diese Nachricht sein sollte. Erst als es schon zu spät war, habe ich denn Sinn von dieser Nachricht erkannt. Sie war seine Todesbotschaft, seine letzte Hoffnung.
Du gibst keinen mehr ´ne Chance.
Erst wenn dein letzter Vorhang fällt,
erst dann verliert die Welt den Mut für dich,
ich wünsche dir trotzdem alles gute,
da, wo du jetzt bist.
Der Tod wird immer bestehen. Lebewesen werden geboren und sterben. Egal welche Lebensdauer sie haben, am Ende wartet immer der Tod auf einem. Ohne den Tod würde keiner mehr sterben. Es würden immer mehr Menschen das Licht der Welt erblicken und die Alten von uns würden nicht sterben.
Du warst für jeden Pfeil,
schutzloses Ziel,
für diese Welt zu viel Gefühl.
Was war der letzte Trick,
zum allerletzten Schritt.
Hat dich der Todesrausch verführt?
Das du die Antwort schuldig bleibst,
und so die Trauer nie vertreibst,
ist rücksichtslos und tut genau den falschen,
die dich brauchten, weh.
Soviel an Unglück ist ihm geschehen und trotzdem hielt er lange durch. Egal was geschehen ist, er kämpfte sich durchs Leben. Doch an einem Punkt verlor. Ohne dass es seine Umwelt etwas bemerkte, veränderte er sich. Erst waren es nur Kleinigkeiten, doch später wurden es immer mehr. Und trotzdem waren alle blind.
zu spät um dir zu zeigen, was du hier versäumst,
wie man Hoffnung träumt. Kannst du denn
dir verzeihen? Ich wollte
keine Drachen fallen, sondern steigen sehen.
Zu spät habe ich diese Veränderung bemerkt, erst als es schon zu spät war. Trotzdem versuchte ich noch mein Mögliches. Ich wollte ihn nicht verlieren, ihn bei mir behalten, aber der Tod riss ihn aus dem Leben.
Du hast dein Ende selbst gewählt,
hast dich mit Leben, so gequält.
Doch war das Fair? War das nicht Feige?
Du gibst keinen mehr ´ne Chance.
Erst wenn dein letzter Vorhang fällt,
erst dann verliert die Welt.
Den Mut für dich, ich wünsche dir trotzdem
alles gute,
da, wo du jetzt bist.
Jetzt, wo er nicht mehr bei mir ist, bedaure ich meine Fehler. Fehler, die nie mehr wieder gut zu machen sind. Jeder hat eine zweite Chance verdient, aber beim Tod bekommt man keine zweite Chance. Doch ich habe sie. Ich werde ab sofort besser auf meine Mitmenschen achten. Ich möchte keine geliebten Menschen mehr auf diese Art verlieren. Denn das ist das ist das Schlimmste, was einem je passieren kann. Der Schmerz ist umso größer, wenn sich ein geliebter Mensch für diesen Weg entscheidet. Man erkennt nicht die Signale, die dieser Mensch aussendet. Und das will ich verhindern.
Ich wünsch dir,
noch ein Leben,
noch ein Leben,
noch ein Leben,
mit einer fairen Chance.
Ich wünsch dir,
noch ein Leben,
noch ein Leben,
noch ein Leben,
doch du hast nur eine Chance.
Aber er wird für immer in meinem Herzen weiterleben. Denn die Zweisamkeit, die ich für ihn hatte, habe ich genossen. Es war eine schöne Zeit und ich werde sie für immer in meinem Herzen behalten.