Was ist das Besondere am Mittelalterlagern? Was macht die Faszination, den Flair aus? Diese Frage habe ich ja schon in der Einleitung gestellt. Es ist eine ganze Weile her, aber ich habe die Antwort immer noch nicht gefunden.
Ich war letztes Wochenende „im Mittelalter“ und es wirkt jetzt noch nach, auch wenn ich heute mehr mit den Nachwehen (Zelt wieder auf den Dachboden, Wäsche, usw.) beschäftigt war. Und morgen, Dienstag, muss ich wieder arbeiten. Kommt mir immer noch komisch vor. Ich bin noch nicht richtig in dem „Wahnsinn Arbeit“ angekommen.
Ich denke, ein besonderer Punkt ist, die Verbundenheit unter den Gruppen. Man hat das gemeinsame Hobby, und das verbindet. Hinzu kommt eine über 10- jährige Lagererfahrung (von der ich profitiere) – manche Fehler macht man einfach nicht mehr. Aber es steckt mehr Arbeit dahinter, als mancher denkt. Denn neben Zelt auf- und abbauen, muss auch das Gruppen- Equipe gelagert, transportiert und aufgebaut werden. Dies alles geht nur gemeinsam – jeder hilft mit. Das mag vielleicht auch schon so ein Punkt sein.
Die Gemeinschaft untereinander, auch zwischen den Gruppen, ist etwas ganz Besonderes. Man hilft gegenseitig. Und man trifft alles Altersgruppen und die verschiedensten Menschen. Menschen, die ich ohne das Hobby wohl nie kennenlernen hätte und das erweitert den Horizont ungemein. Ich selbst lagere „nur“, d.h. man hat viel Zeit für Gespräche. Gespräche, die man sonst nicht führen würde. Es kann also sein, man läuft durch die Lager, schaut, was die Menschen so machen und spricht sie auch an. Etwas, was ich sonst nicht mache.
Dieses Wochenende habe ich mich mit einem unterhalten, den ich bisher flüchtig kannte. Sechs Stunden am Lagerfeuer ohne Pause– das war auch für mich Rekord. Aber es hat uns beiden geholfen, da wir einige Gemeinsamkeiten festgestellt haben. Wir beide haben Rückenprobleme, unsere Väter sind an Demenz verstorben und wir sind beide Ausbildungsbeauftragte in einer öffentlichen Institution. Das waren sehr detaillierte und intensive Gespräche – ich glaube nicht, dass ich mir sonst für so etwas so viel Zeit nehme. Weil ich im Alltag immer so viel anderes im Nacken habe.
Aber nicht nur mit dieser Person, auch mit anderen habe ich mich unterhalten. Ich weiß nun, dass es echt böse erbliche Krankheiten gibt und habe die Stärke einer jungen Frau bewundert. Mit einem anderen habe ich esoterische Themen diskutiert – gibt es frühere Leben, was ist die Seele oder kann man in die Zukunft sehen? Alles sehr anregend und hat mich wieder weitergebracht. Man kann es glauben oder nicht, aber solche tiefen und respektvollen Gespräche habe ich meist nur während dem Lagern – weil die fehlenden Störfeuer nicht da sind. Der Trubel, die permanente Hintergrundmusik, all das fehlt.
Für mich ist es das, was das Lagern besonders macht – die Leute, die durch das gemeinsame Hobby und das dadurch zeitlich begrenzte andere Leben mehr bei sich sind.
Ich mache ja auch Musik, und bei solchen Musikantentreffen konnte ich auch schon ganz ähnliche Effekte feststellen.
P.S. Wer mehr über meine Gruppe wissen möchte (FB), kann mich gerne per PM anschreiben.