Dipper schloss die Augen und hoffte mit allem, das er schlafen konnte. Das er nicht spontan in die Gedankenwelt gezogen wurde. Aber er wusste auch, das er nicht für immer wach bleiben würde. Er öffnete die Augen wieder und starrte an die Decke. Dipper brauchte dringend eine Lösung.
Wütend über sich selbst und seine Dummheit sprang er aus dem Bett auf und verließ mit eiligen Schritten das Zimmer. Sie alle hatten sich geschworen, das es keine Geheimnisse zwischen ihnen gab. Er würde mit Ford und Stan reden. Jetzt auf der Stelle.
"Ford? Stan?", rief er in die Dunkelheit. "Dipper? Ich dachte du wolltest schlafen?", fragte Ford aus der Küche. "Ja. Wollte ich auch. Aber ich habe ein Problem. Ein riesiges Problem. Und das wird euch nicht gefallen.", murmelte er. "Es hat mit Bill zu tun, oder irre ich mich, Junge?", fragte Stan. Dipper nickte. "Setz dich und erzähl uns alles.", sagte Ford.
Gemeinsam saßen sie am Esstisch. Ford und Stan sahen ihn an. Dipper kaute auf seiner Lippe herum. "Als ich Bill Grab besuchte, war es verschwunden. Aber das wusstet ihr ja schon oder irre ich mich?", fragte Dipper. "Nein. Soos hat es vor einigen Wochen bemerkt. Mitten in der Nacht war dieses helle Licht im Wald und er hat nachgesehen.", erklärte Ford. Dipper nickte. "Ich muss zugeben, ich hatte bereits ein schlechtes Gefühl als ich Piedmont verlassen habe. Deswegen bin ich umso erleichterter das Mabel nicht hier ist. Wer weiß was Bill plant. Ich möchte nicht, das Mabel verletzt wird.", sagte Dipper. "Besser wäre es. Es reicht das einer von euch traumatisiert ist.", brummelte Stan. "Vielen Dank dafür. Aber egal. Ich war beim Grab, dieses war weg und ich bin geflohen. An der Stelle, an der ihr mich gefunden habt, hatte ich meine erste Begegnung mit Bill. Er wollte mir einen Deal vorschlagen, Bill scheint Pläne zu haben und ich würde ihm im Weg stehen. Das wollte er wohl verhindern. Allerdings habe ich den Deal, ohne ihn anzuhören, direkt abgeschlagen. Nichts auf dieser Welt würde mich dazu bringen noch einmal diesen Fehler zu begehen. Als wir gestern in der Stadt waren, wollte ich mir einen Kaffee besorgen. Da tauchte Bill das zweite Mal auf. Er schwang große Reden. So wie wir ihn kennen. Fasselte davon, das er bald der Mittelpunkt meines Universums sein würde. Dann habe ich einen Fehler begangen. Er schüttete einer jungen Frau heißen Kaffee über den Kopf und drohte dann, ein Kind zu verletzen. Ich habe mir in diesem Moment alle möglichen Szenarien ausgemalt, was er dem Kind antuen könnte. Ich habe ihn angefleht ihm nichts anzutun. Und jetzt schulde ich ihm einen Gefallen.", Dipper war gegen Ende so leise wie möglich geworden. "Oh Dipper... Wieso?", fragte Ford. "Ich wollte nicht, das ein Kind verletzt wird!", rief Dipper aus. "Wieso musst du immer den Helden spielen, Junge? Wer weiß was Bill jetzt mit dir plant.", sagte Stan. "Ich weiß das ich einen Fehler gemacht habe. Und ich hoffe, ihr könnt mir irgendwie helfen!", sagte er und sah seine Großonkel verzweifelt an. "Er hat sich bisher noch nicht mit dir in Kontakt gesetzt?", fragte Ford. Dipper schüttelte den Kopf. "Wir müssen herausfinden, was Bill plant.", sprach Ford weiter. "Und wie? Sollen wir ihn einfach so beschwören? Ford, er wird uns sofort umbringen.", sagte Dipper. Plötzlich spürte er eine unglaubliche Müdigkeit über sich hineinbrechen. Aber er würde nicht nachgeben. Wer wusste was geschehen würde, wenn Dipper einschlief. "Ich brauche einen Kaffee.", murmelte er, glitt vom Stuhl und ging zur Kaffeemaschine. Müde fuhr er sich durchs Gesicht. Hoffentlich konnten sie eine Lösung finden. Er wollte nicht das Bill ein weiteres Mal Seltsamageddon auf sie losließ, er wollte nicht wieder daneben stehen, während Bill in seinem Körper für Ärger sorgte. Und vor allem, das war das wichtigste, Dipper wollte nicht noch einmal zusehen wie seine Familie verletzt wurde. Er konnte und wollte nicht zulassen, das seine Liebsten wegen ihm verletzt werden könnten. Wie froh Dipper war, das Mabel in L.A war.
Mit einer gefüllten Tasse Kaffee ließ er sich wieder am Tisch nieder. "Bill hat dir gegenüber gar nichts erwähnt?", fragte Ford. "Nein. Nichts. Für ihn bin ich nur eine weitere Puppe. Das einzige was er mir sagte war, das er mir das Genick brechen könnte, wenn ich irgendetwas falsch machen würde. Und ich traue ihm das zu. Er wird mich töten. Aber erst wird er mich zusehen lassen, wie er euch vernichtet.", erklärte Dipper. Er konnte sich Bill vor seinem inneren Auge vorstellen. Wütend und größer als sonst. Er konnte hören wie Bill ihn bedrohte, wie er ihm vorhielt, das er besser nicht mit Ford oder Stan geredet hätte. Oh ja, er konnte es sich genau vorstellen. Bill würde ihn töten, das war klar. Er hatte sich seinem Befehl widersetzt. "Hier drinnen sind wir sicher.", sagte Ford. "Körperlich. Er kann mich immer noch in die Gedankenwelt ziehen.", sagte Dipper düster. "Hat er das getan, in den letzten zwei Tagen?", fragte Ford. "Nicht hier. Soweit ich mich erinnern kann.", sagte Dipper. "Moment. Er erzählte mir, er hätte gestern Nacht dafür gesorgt das ich besser schlafe. Das ich keine Alpträume habe." "Also konnte er doch hinein gelangen. Verdammt. Ich dachte das Schild würde länger halten.", murmelte Ford. "Moment, klärt mich auf.", sagte Stan. "Wir haben doch damals vor Bill erstem Angriff ein Schutzschild um die Shack errichtet. Ich hatte gelesen das dieses mindestens 50 Jahre halten würde. Aber es scheint, das Bill noch stärker geworden ist, als wir alle jemals befürchtet hatten.", erklärte Ford. "Und das heißt, wir sind nicht einmal mehr in der Shack sicher.", sagte Stan. "Richtig. Wir müssen uns dringend etwas überlegen. So schnell wie möglich am besten.", nickte Ford.
Dipper starrte in seine Kaffeetasse. Er wünschte sich gerade in diesem Moment, er hätte den Deal doch angenommen. Dann müsste er sich nicht um seine Familie sorgen. Vielleicht konnte Dipper Bill überzeugen noch einmal Gnade walten zu lassen. Vielleicht konnte er seine Familie zumindest retten. Wem machte er etwas vor? Dipper hatte verloren. Und seine Familie ebenfalls.
"Wir werden da morgen drüber sprechen. Dipper, ich wäre dafür, du bleibst heute Nacht nicht alleine.", sagte Ford. "Ich werde wach bleiben. Dann kann mir nichts passieren.", sagte Dipper und lächelte leicht. "Wir wissen nicht ob dieser Dämon nicht in die reale Welt kommt und dich dann doch verletzt.", sagte Stan. "Macht euch keine Gedanken. Sollte es dazu kommen, werdet ihr es hören. Vergesst nicht, ich schreie wie ein kleines Mädchen.", sagte er, füllte seine Tasse erneut auf und verließ dann die Küche.
In seinem Zimmer ließ er sich an seinem Schreibtisch nieder. Dipper seufzte leise. Wie konnte er seine Familie retten ohne einen Deal mit Bill einzugehen? Gar nicht, so viel war sicher. Dipper massierte sich den Nasenrücken und lehnte sich dann auf seine Hand. Er blickte zum Fenster, hinaus in die Dunkelheit der Nacht.
"Gute Nacht, Pinetree.", flüsterte Bill in sein Ohr und Dipper fuhr erschrocken zusammen. Kurz war er verwirrt. Aber dann erkannte er, dass er sich in der Gedankenwelt befand. Er war eingeschlafen. "Bill...", flüsterte Dipper ehrfürchtig. "Du fürchtest dich. Das ist gut zu wissen. Hast du erkannt, was du falsch gemacht hast?", fragte Bill und flog auf ihn zu. Dipper biss sich auf die Lippe, nickte aber. "Gut. Und nun... was stelle ich mit dir an? Sechser und Stan wissen Bescheid. Was meinst du, wie lange würde ich brauchen sie beide zu töten?" Dipper riss die Augen auf. "Bill. Es tut mir leid!", rief er erschrocken. "Es tut dir leid? Ich habe dir gesagt, was passiert wenn du jemandem von unserem Deal erzählst!", schrie Bill ihn an. Er leuchtete wieder rot. Hatte sich aber schnell wieder beruhigt. Bill räusperte sich und rückte seine Fliege zurecht. Dipper zuckte erschrocken zurück. Seine Beine fühlten sich an, als wären sie aus Gummi. Er konnte sich nicht bewegen. Konnte den Dämon nur anstarren. Dipper fühlte sich so klein und hilflos. Bill musste nur mit dem Finger schnippen und schon wäre er tot.
"Nun gut. Ich möchte aber nicht so sein. Ich schlage dir einen Deal vor. Und dieses Mal rate ich dir, nimm ihn an." "Was... ist dein Deal?", fragte Dipper leise. Konnte er seine Familie so retten? Ja. Er war egal. Dipper war schon immer egal gewesen, was mit ihm geschah. Seine Familie hatte schon immer Vorrang gehabt. "Na, in welchen Wolken steckt dein hübsches Köpfchen schon wieder?", fragte Bill, schnippte mit den Fingern und plötzlich war Dippers Kopf von seinem Körper getrennt. Erschrocken keuchte er auf. "Bill!", schrie er. Konnte aber nicht viel mehr tuen. Bill blieb vor seinem abgetrennten Körper stehen und starrte auf ihn hinab. "Das kommt davon, wenn du mir nicht zuhörst, Pinetree.", lachte er. Dipper wurde übel. Bill hatte nur mit den Fingern geschnippt und schon war er nur noch ein fliegender Kopf. Das konnte gerade nicht passieren. "Mein Deal, erinnerst du dich?", fragte Bill. "Ja.", flüsterte Dipper. Er wollte nicht daran denken, das Bill sich gerade auf seinem Körper niederließ. "Nun gut. Ich werde in naher Zukunft Seltsamageddon erneut starten. Und du wirst an meiner Seite stehen. Wenn es um dein Leben geht, wird Sechser mir verraten wie ich das Schild um Gravity Falls vernichten kann. Niemals würde Sechser zulassen, das sein wunderbarer Neffe und seine Nichte verletzt werden.", erklärte Bill. "Mabel ist nicht in Gravity Falls.", sagte Dipper. "Nein? Nun, wie kommt es, das sie gerade im Flugzeug sitzt und hierher kommt?", fragte Bill. Neben ihm erschien ein Bild von Mabel, wie sie in einem Flugzeug saß und unglaublich gestresst aussah. "Was... Wieso kommt sie hierher?", fragte Dipper panisch. "Es kann gut sein, das ich jemanden wichtigen davon überzeugt habe, ihr einen Brief zu schreiben. Einen Brief, in welchem steht das sowohl Sechser als auch Stan bei einem kleinen Bootsunfall draufgegangen seien.", erklärte Bill. "Das... Das hast du nicht getan!", rief Dipper. "Ach nein? Wie kommst du darauf? Du siehst doch, Mabel ist auf dem Weg hierher. Sie scheint es also zu glauben. Oder dieses Mädchen ist doch klüger als sie aussieht. Dann sollte ich mir aber doch überlegen ob ich nicht lieber sie quälen sollte, für die Dummheit ihres Bruder.", sagte Bill. "Nein! Halt dich von ihr fern! Bitte Bill! Ich mache alles, aber bitte, lass die Finger von Mabel!", schrie Dipper. Bill lachte.
"Ich war ja noch gar nicht fertig mit dem Deal. Wie dumm von mir. Also gut. Ich starte Seltsamageddon, du wirst neben mir stehen, Ford wird mir die Lösung geben um aus dem Kraftfeld um Gravity Falls zu entfliehen. Soweit so gut. Aber das Problem wird sein, ihr kennt eine Lösung um mich zu vernichten. Und das möchte ich vermeiden. Ich hoffe du verstehst was ich meine.", sagte Bill. Dipper sah ihn an. "Natürlich. Das Rad.", sagte Dipper. "Genau. Aber wenn auch nur ein Teil des ganzen fehlt, wird der Zauber nicht funktionieren. Du wirst also an meiner Seite bleiben, für den Rest deines mickrigen Lebens. Ohne dich, wir das Rad nicht funktionieren. Und dafür verschone ich dein armseliges Leben.", Bill streckte ihm die Hand entgegen. Blaue Flammen züngelten an dieser hinauf. "Und du wirst meine Familie und Freunde in Frieden lassen.", sagte Dipper. Bill verdrehte die Augen. "Außer sie greifen mich direkt an. Dann werde ich sie vernichten. Und auf den Tag freue ich mich schon.", sagte Bill. "Nein! Du wirst sie für immer in Frieden lassen.", sagte Dipper mit fester Stimme. "Du bist anstrengend, Pinetree. Hat dir das schon mal jemand gesagt?", fragte Bill. Wieder schnippte der Dämon mit den Fingern und schon hing Dippers Kopf wieder an seinem Körper. "Also, haben wir einen Deal? Du tust was immer ich dir sage, du bleibst an meiner Seite und dann darfst du leben, während der Rest der Menschheit zugrunde geht." Dipper schluckte. Sollte er sein Leben wirklich so leichtfertig aufgeben? Zusammen hätten sie eine Chance gegen Bill. Ohne ihn war alles verloren. Aber lieber opferte er sich, als das seine Familie verletzt werden würde. "Tik Tak, Pinetree.", sagte Bill. Dipper nahm all seinen Mut zusammen, hob den Arm und schlug in die angebotene Hand ein. "Deal.", flüsterte er. Die Flammen krochen an seinem Arm hinauf und er ging keuchend in die Knie. Sein Arm schmerzte fürchterlich. Bill lachte laut los.
"Wir wollen aber dafür sorgen, das alle Bescheid wissen, wem deine Treue gilt. Nicht das noch jemand denkt, er könnte mein Spielzeug anfassen. Oh Pinetree. Die Zukunft... Meine Zukunft wird grandios.", lachte Bill und packte Dipper am Nacken. Nun schmerzte nicht nur Dippers Arm, nein auch sein Nacken und der komplette Rücken fühlte sich an, als würde ihn jemand mit tausenden heißen Nadeln stechen. Er fiel zu Boden und ballte seine Hand zu einer Faust. Biss sich auf die Lippe um nicht laut los zu schreien.
"Was... hast du gemacht?", flüsterte Dipper leise. "Sieh es dir doch einfach selbst an.", sagte Bill.
Dipper wachte auf und fand sich in seinem Zimmer wieder. Die Gedankenwelt war verschwunden. Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen und schloss die Augen. Was hatte er nur getan?
Mit schmerzendem Rücken stand er auf und ging vorsichtig zum nahen Spiegel. Er drehte sich um und sah bereits das sein Shirt Blutgetränkt war. Dipper schlug sich die Hand vor den Mund um nicht laut zu schreien. Er konnte nicht schlimmer werden oder?
Aber es wurde schlimmer. Vorsichtig zog er sein Shirt aus und schluchzte erstickt auf. Bill hatte ein kleines Dreieck in seinen Nacken geschnitten. Blut lief über seine Schultern und seinen Rücken. Tränen liefen über seine Wangen. Ihm wurde schlecht. Er eilte zum Mülleimer und übergab sich.
Nachdem Dipper sich beruhigt hatte, ließ er sich auf seinem Bett nieder. Ihm war egal was mit ihm war. Aber Mabel war auf dem Weg hierher. In weniger als 12 Stunden würde Mabel hier sein. Sie würde erfahren das Bill zurück war und sie würde sofort wissen, dass Dipper Mist gebaut hatte. Er lachte heiser. Nichts auf der Welt würde ihre Enttäuschung verringern. Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen und schluchzte.
"Es tut mir leid, Mabel.", flüsterte er.