Nönle betrachte das schäumende Wasser unter sich. Er trieb sein Pferd den Pfad hinab, der an den Strand führte. Gesten war erneut ein Sturm gewesen und bestimmt würde auch etwas Holz angespült sein. Zwar wurden die Feuer der Aweynche mit getrocknetem Dung am Leben gehalten, aber für andere Dinge war Holz unerlässlich. Die Sonne zeigte sich erst allmählich am Horizont und tauchte den Himmel in strahlendes Rot. Sie spiegelte sich in den Wellen, die um die Hufe seines Hengstes tanzten. Er mochte das salzige Wasser nicht - ebenso wenig wie Nönle selbst, aber seine Familie brauchte das Holz nun einmal. Und wenn er mit leeren Händen zurückkehren würde, dann müsste er das Gelächter seiner Brüder ertragen, die ihn sowieso wegen seines Alters und seiner Größe ärgerten.
Nönle hielt inne. War da nicht ein Laut gewesen? Er lauschte und zuerst meinte er nur die Wellen und die Möwen zu hören, doch da war noch etwas anderes gewesen. Ein Husten? Nönle fasste nach seinem Bogen, es war ein kleinerer Bogen als der seines Vaters, aber in ein paar Jahren würde er auch genug Kraft haben, um einen echten Kriegerbogen zu spannen. Er legte einen Pfeil ein und sah sich um. Da, der Laut war von dem Felsen gekommen. Nönle trieb seinen Hengst um den Felsen herum - und erstarrte.
Er hatte vieles erwartet, von einer Kriegergruppe aus einem benachbarten Stamm, bis zu einem Kind, das sich verirrt hatte. Aber nicht die Person, die dort im Sand lag. Legenden schienen zur Wahrheit geworden, Mythen zu Fleisch. Das silberne Haar war nass und versandet, die Kleidung zerrissen, die feinen Gesichtszüge vor Schmerzen verzerrt und die blauen Augen starrten ihn an. Arthug hatten die Aweynche dieses Volk getauft, ihre Vorfahren, Verwandte und Hassfeinde zugleich. Ob dieser wohl auch Feuerwände hervorbrechen lassen konnte, wie es sich die Legenden erzählten?
Neugier, Angst und Hass vermischten sich zu einem Inferno der Gefühle, in dem Nönle nicht wusste, was er tun sollte. Er sah auf den Bogen, die Sehne war noch immer gespannt. Es wäre so leicht, einfach los zu lassen. Diesem...Feind, der da lag, ein Ende zu bereiten. Nönle ließ den Bogen dennoch wieder sinken, er würde seinen Vater rufen, sollte dieser doch entscheiden, was zu tun war. Nönle betrachtete den Arthug, mit dem Bein, das stark blutete und dem Arm, der wie gebrochen aussah, würde er nicht weit kommen. Nönle wendete sein Pferd und ritt davon, nicht sicher, was er mit dieser unbekannten Gefahr anfangen sollte. Zwar hatten ihm seine Eltern gesagt, dass ein Arthug böse war, aber dieser war verletzt und hilflos, wie konnte er dann böse sein?
Die Männer hatten den Arthug in das Lager gebracht. Sie hatten ihn in eine Jurte gesperrt und die Wachen davor machten deutlich, dass es sich um einen Gefangenen handelte. Nönle war dennoch stolz auf sich, sein Vater und die anderen Männer hatten ihn sogar zu der Versammlung eingeladen, die ihm und den anderen Kindern sonst verwehrt blieb. Nönles Stamm war nicht groß, nur etwa hundert Menschen lebten in dem Lager, er war dennoch stolz, dazu zu gehören.
Nachdem Nönle genau berichtet hatte, wo und wie er den Arthug gefunden hatte, setzte sich hin. Er lauschte den Männern, die lautstark diskutierten, wobei er nur Bruchstücke verstand. Sie wollten den Arthug hinrichten und dann eine Warnung an den Khan oder Taidschie schicken. Den Kopf des Gefangenen sollte der Bote mit sich tragen, um den Taidschie oder Khan zu überzeugen. Das der Arthug hingerichtet werden musste, konnte Nönle nachvollziehen, aber Khan oder Taidschie?
Er wusste, dass der Khan sein Land regierte. Aber wie konnte das sein, wo sein Vater doch dem Taidschie Abgaben zahlte und nicht dem Khan? Schließlich beschlossen sie, dass der Bote das Lager des Khans ansteuern sollte, weil der Taidschie dort ebenfalls eintreffen sollte. Und als Bote wurde Nönles Bruder Temudschin bestimmt. Nönle war stolz auf seinen Bruder, da die Ältesten ihm so sehr vertrauten, dass er diesen Auftrag ausführen durfte. Und zugleich war er enttäuscht, weil er gedacht hatte, der Vater würde vielleicht mit ihm in das Lager des Khans reiten, wo er doch den Arthug gefunden hatte. Und nun durfte sein Bruder alleine in das Lager reiten…
Am nächsten Morgen wachte Nönle früh auf, er hatte sich seinen Plan gut überlegt. Er würde seinen Bruder begleiten, um endlich etwas anderes zu sehen. Und sein Bruder konnte einen zusätzlichen Bogen ja wohl gebrauchen. Es war früh am Morgen und die Sonne war nicht aufgegangen. Nönle schlich zu den Pferden, um seine Sachen dort aufzubewahren. Dabei kam er an der Jurte vorbei, wo der Arthug gefangen gehalten wurde – oder war. Die beiden Wachen lagen am Boden in ihrem eigenen Blut. Nönle schlich näher heran. Sie waren tot und als er die Jurte betrat, war sie leer. Der Arthug mit dem silbernen Haar war fort, obwohl er so verletzt gewesen war, dass er es nicht alleine geschafft hätte.
Vorsichtig, als fürchtete sie, dass der Sand unter ihren Füßen nachgeben würde, betrat Tabita den Strand. Sie sah zum Schiff zurück. Ob sie es je wieder betreten würde? Die Mannschaft würde das Schiff bald wieder auf das offene Meer lenken. Sie würden zurück nach Manyiè Arym fahren und warten bis sie zurückkommen sollten. Denn es war unmöglich, dass die Mannschaft in dieser Bucht überleben konnte und sie konnten nicht alle durch Sehjoldon reisen. Nein, es waren nur sie vier, die den Bogen überbringen würden: Joshua, Narichre, Sjavkonhkar und sie selbst. Mit Narichres Adler Tcharon würden sie Kontakt zum Schiff herstellen, wenn es nötig war. Doch Tabita wandte sich um, von der Niamey, die ihr in den letzten Wochen Heimat und Zuflucht gewesen war. Das Land der Aweynche rief.
Hjorgcai wandte sich zu Felsenfaust um. Ihr Schwiegervater hatte darauf bestanden, dass der Nalinow sie begleitete. Und langsam begann sie seine Gegenwart zu genießen. Er war ungezwungen, lachte gerne und war ein guter Begleiter. Manchmal verwandelte er sich in ihr bekannte Gesichter und brachte sie damit zum Lachen. Sie hatten das Lager vor drei Tagen verlassen und waren nun auf dem Weg, um die Aufgabe zu erfüllen, die Arygan ihr auferlegt hatte. Den Bogen zu finden und diejenigen, die ihn mit sich trugen, zu Arygan zu geleiten. Hjorgcai genoss es, erneut durch die Ebenen zu reiten. Den Wind in den Haaren zu spüren und all die Frust und Wut abzuschütteln, die sich in den letzten Tagen angesammelt hatte. Arygan war tatsächlich in seinem Lager geblieben, so dass Hes-Argan Zeit gehabt hatte, seine Truppen erneut zu sammeln und seine Anhänger erneut von sich zu überzeugen. Der Moment der Schwäche war vergangen, die Chance auf die Widerherstellung der Macht des Khans verflogen. Hjorgcai ließ all das los, sie konzentrierte sich nur noch auf das Pferd unter ihr, das im jagenden Galopp über die Steppe flog. Felsenfaust blieb hinter ihr zurück und erst als sie ihre Stute parierte, holte er sie ein.
„Du musst mir deine Fähigkeiten nicht immer wieder unter Beweis stellen, Hjorgcai. Ich weiß auch so, was du zu tun, vermagst.“.
„Ist das so?“.
„Es ist so.“, bestätigte er, „Ich würde deine Kraft nicht so verschwenden, denn wir haben noch viele Wegstunden vor uns, bis wir die Küsten erreichen.“.
„Ich weiß schon, was ich tue, Felsenfaust.“.
„Du kannst mir etwas über dich erzählen, über dein Volk. Ich habe viele Sagen über die Nalinow gehört und vieles erwies sich als falsch. Erzählt du mir die Wahrheit?“.
„Die Wahrheit? Die Wahrheit ist bei meinem Volk gefährlich. Sie ist vernichtendes Feuer, mit dem niemand gerne spielt. Wir meiden die Wahrheit und vertrauen sie nur ungern jemanden an.
Wir sind kein einiges Volk, Hjorgcai. Wir sind verstreut über Kontinente und sind nur in Gedanken miteinander verbunden.“.
„Seid ihr wirklich unsterblich.“.
„Nein. Wir sind schwerer zu töten als alle anderen Völker, doch das macht uns auch zu Einzelgängern. Wir können nicht durch Krankheit niedergestreckt werden, aber ein Schwert wird – richtig eingesetzt – genauso tödlich für uns wie für dich. Ein Nalinow ist allerdings nur zu töten, wenn man seinen Namen kennt. Den Namen, dem seine Mutter ihm gab und mit dem er seine wahre Gestalt zeigt. Wird der Name gesprochen, nimmt er diese Gestalt an und in dieser ist er genauso verwundbar wie ein Mensch. Und genau deshalb sind Nalinow Einzelgänger, es ist selten, dass ein Nalinow seinem Namen jemanden anvertraut. Aber wenn man den Namen nicht kennt, ist es unmöglich einen meines Volkes zu töten.“.
Hjorgcai nickte schweigend.
„In früheren Zeiten wurden wir gehasst und gejagt. Damals gingen wir noch offener mir unseren Namen um und das wurde uns zum Verhängnis, deshalb sind die Namen heutzutage verborgen.“.
„Und warum dienst du Arygan?“.
„Ich diene ihm nicht. Ich bin aus freier Entscheidung zu ihm gekommen. Er verfügt nicht über mich wie über einen gewöhnlichen Mann. Aber tatsächlich weiß ich nicht, wieso ich ausgerechnet sein Lager auswählte. Ich weiß es nicht.“. Er lachte.
„Und wie ist das mit den Gedanken. Hörst du jeden Einzelnen deines Volkes in deinem Kopf?“.
„Nein. Ich bin zu jung dafür, die Gedanken meines Volkes wahr zu nehmen. Aber ich höre die Gedanken um mich herum. Menschliche Gedanken sind leicht zu lesen, während man für die Gedanken der Nalinow erst ein Gespür entwickeln muss.“.
„Du hörst meine Gedanken?!“, hakte Hjorgcai nach.
„Ja.“, erwiderte er völlig ernst. Er sah zum Himmel, der sich rot verfärbte.
„Ich denke es ist Zeit, unser Nachtlager auf zu schlagen.“.
Hjorgcai deutete auf eine Baumgruppe, die sich in der Nähe in den Himmel erhob.
„Ja.“, bestätigte sie, „Da vorne.“.
Sie ritten weiter, in den Sonnenuntergang dahin.
Tabita sah sich in dem fremden Land um. Sie war erst einmal in Ikara gewesen, doch dieses Land erinnerte sie stark an den Norden der Heimat der Sphinxe. Die steppenartige Landschaft war von Gräsern geprägt und kleineren Büschen. Narichre hatte ihnen erklärt, dass sie an den Namer-Klippen das Land betreten hatten und in der Zwischenzeit die Sirayan-Ebenen durchquerten. In der Ferne sah Tabita ein Gebirge, das sich in den Himmel erhob und auf das sie zuhielten.
„Warum begegnen uns keine Aweynche?“, fragte Joshua.
„Weil die meisten Aweynche ihre Lager zu dieser Zeit am Arbatsch-See, in der Nähe zu Gebirgen oder an den Flüssen aufgeschlagen haben, kaum niemand lebt jetzt in den Steppen, der Wassermangel ist zu stark.“, erklärte Narichre, „Außerdem führe ich uns mit Hilfe von Tcharon um sie herum. Sie würden uns gefangen nehmen.“.
„Und umbringen?“, fragte Tabita.
„Nein, in dieser Hinsicht sind Aweynche wenigstens zivilisierter als Sphinxe, sie fragen vorher noch nach den Grund, aus dem man ihr Land betreten hat und bringen sie dann zu ihrem Khan.“.
„Zivilisierter? Wenn ihr in unser Land eindringt, ist das immerhin ein kriegerischer Akt.“, empörte sich der Sphinx
„Und dennoch bringt ihr uns für Forschungen um? Das ist barbarisch!“.
„Es ist gerechtfertigt!“.
Tabita verdrehte die Augen und trieb ihr Pferd an. Sie entfernte sich von der Gruppe und starrte in die Ferne.
„Tabita!“. Narichre pfiff sie zurück, „Wir schlagen das Nachtlager auf.“.
Nachdenklich sah Hjorgcai auf das Lager, das sich in einer Senke vor den Augen neugieriger verbarg. Sie sah zu Felsenfaust hinüber, der neben ihr lag. Sie beobachteten das Lager jetzt seit zwei Stunden und in der Zwischenzeit hatte Hjorgcai auch einen Überblick über die vier Personen erhalten. Der junge, rothaarige Mann war gelangweilt, doch er hielt seine Wache aufmerksam, wenn auch nicht aufmerksam genug, um in diesen Steppen zu überleben. Seit drei Tagen folgten sie der Gruppe nun schon und ohne Hjorgcai und Felsenfaust wäre diese schon mindestens drei Mal von Feresag-Wölfen überfallen worden oder den Gerikai-Vögeln, denen auch sie selbst, fast zum Opfer gefallen wäre. Dann war da noch die schwarzhaarige Frau, die ruhiger und gelassener war als der Mann, aber auch häufiger Furcht und Neugier zeigte. Die zweite Frau hatte eine seltsame Beziehung zu einem Adler, der sie bisher nur nicht entdeckt hatte, weil Felsenfaust jedes Mal ein geistiges Schild um sie zog, so dass er sie nicht sah. Sie war diejenige, die am meisten über das Land zu wissen schien und sich immer wieder über Karten beugte. Der Vierte war von allen der Merkwürdigste. Hjorgcai hatte sich über alle Maßen erschrocken, als er sich plötzlich in einen Löwen verwandelt hatte. Ob dies der Nalinow war? Aber ob er sich vor den Augen seiner Gefährten zeigen würde? Er war von allen auch der Wachsamste, von dem Hjorgcai schon mehrmals fast entdeckt werden würde.
Auf einmal kam ihr eine Idee in den Sinn.
„Kannst du ihre Gedanken lesen?“, fragte sie Felsenfaust leise und behielt dabei immer ein Auge auf den rothaarigen Mann, der Wache hielt.
Felsenfaust schwieg, dann schüttelte er den Kopf.
„Sie haben ein Schutzschild aufgefahren, dass ich nicht durchbrechen kann. Es geht von dem Mann dort aus. Ich könnte es möglicherweise zerstören, aber dann würden sie es merken. Ein wenig habe ich dennoch herausgefunden. Der Rothaarige und die Schwarzhaarige sind Geschwister und sie tragen das Blut der Arthug in ihren Adern, das aber mit menschlichem durchmischt ist. Die andere Frau gehört dem Volk der Hersor an, sie trägt aber zusätzlich noch Blut von einem Volk, das mir nicht bekannt ist. Der zweite Mann gehört dem Volk der Sphinxe an. Mehr kann ich nicht herausfinden, ohne sie auf uns aufmerksam zu machen.“.
„Also ist kein Nalinow unter ihnen?“.
„Ich weiß es nicht. Wenn das Schild sehr stark ist, kann es auch sein, dass ich einer Täuschung erlegen bin. Außerdem ist nur ein geringer Unterschied zu spüren, wenn man unter einem Volk gelebt hat, diesem aber nicht angehörig ist. Stell es dir vor, als ob ich einen Duft wahrnehme, Nalinow nehmen den Geruch des Volkes an unter dem sie leben, so dass es für Anfänger wie mich fast unmöglich ist, das zu unterscheiden, wenn zugleich ein Schild gespannt ist.“.
„Dann müssen wir sie dazu bringen, den Schild fallen zu lassen oder…wir testen es anders.“.
„Dein Plan ist verrückt. Du willst die Wölfe auf sie locken?!“.
„Dann würden sie kämpfen müssen und wir sehen ob sie verletzlich sind.“.
Hjorgcai stand langsam auf und ging zu ihrem Pferd. „Du bewachst sie.“, flüsterte sie Felsenfaust zu. Dann ritt sie wieder in die Nacht.
Tabita schreckte hoch.
„Was war das?“.
Narichre sah sie an. „Wölfe.“, erwiderte sie, während sie sich einen Mantel überwarf. Tabita griff nach ihrer Partisane. Sie schlug den Stoff zur Seite und trat mit Narichre aus dem Zelt.
Sjavkonhkar und Joshua standen schon draußen und starrten angestrengt in die Dunkelheit. Ihr Bruder hatte eine Fackel entzündet und vertrieb so die Nacht. Augen leuchteten auf, grade so, dass sie nicht in den Schein des Feuers gerieten. Narichre schoss mit ihrem Blasrohr einen winzigen Pfeil ab, von dem Tabita aber wusste, dass er vergiftet war. Ein Jaulen drang durch die Finsternis, aber nun traten die anderen Wölfe hervor. Es waren – so weit sie es erkennen konnte – acht. Graue Tiere mit zotteligem Fell, bei dem die Rippen hervortraten. Dann griffen sie an.
Tabita sah sich geifernden Zähnen gegenüber. Der Wolf zögerte nicht lange und sprang sie an. Tabita hob die Partisane und riss dem Wolf die Bauchdecke auf, bevor er sie erreicht hatte. Sie sah sich um. Sjavkonhkar war für die Wölfe eindeutig der gefährlichste Gegner, aber auch Joshua schlug sich gut und verteidigte so gut es ging Narichre, die verletzt zu sein schien.
Eilig zog sie die Waffe heraus und konnte erst im letzten Moment dem nächsten Angriff ausweichen. Die Krallen streiften nur noch ihren Arm, sie spürte den Schmerz aber trotzdem durch ihren ganzen Körper ziehen. Sie schlug mit der Partisane dorthin, wo sie den Wolf vermutete, verfehlte ihn aber und verlor das Gleichgewicht. Sie knallte auf den Steppenboden und rollte sich zur Seite, so dass sie Krallen sich in den Steppenboden bohrten. Der Wolf kam auf sie zu, die gelben Augen starrten sie an. Was waren das nur für Viecher? Die Wölfe, die sie kannte, waren nicht so aggressiv. Sie zog ihr Messer und hob es dem Wolf entgegen, wie ein letzter verzweifelter Widerstand.
Hjorgcai beobachtete den Kampf.
„Sie sind alle verletzt.“, erklärte sie nachdenklich.
„Dann ist keiner von ihnen ein Nalinow.“, erwiderte Felsenfaust, „Doch der Mann ist besser als ich dachte, er hat sein Schild immer noch nicht fallen gelassen.“.
„Dann sind sie nicht die Gruppe, die wir suchen.“.
„Und wie oft kommen Angehörige von fremden Völkern in unser Land?“, fragte er spöttisch.
Tabita rollte sich erneut zur Seite. Sie sprang auf die Beine und rannte hinter das Zelt. Sie brauchte eine Waffe! Ihr Messer hatte sie bei dem Angriff verloren. Sie griff unter den Stoff und zog den Bogen hervor. Sie wusste nicht genau, warum sie es tat. Verzweiflung? Hoffnungslosigkeit? Und dem Wolf war ein Bogen ohne Pfeile natürlich kein Hindernis. Er kam auf sie zu, aber bevor er sie erreichte, sackte er in sich zusammen. Fassungslos starrte sie den Pfeil an, der aus dem Pelz ragte.
Sie wollte zur Antwort ansetzten, als sie etwas entdeckte. Die schwarzhaarige Frau…
„Sie haben den Bogen! Felsenfaust. Sieh nur.“.
Ohne zu zögern griff Hjorgcai nach ihrem eigenen Bogen und legte einen Pfeil ein. Sie zielte auf den Wolf, der die Frau bedrängte, dann ließ sie den nächsten von der Sehne fliegen.
Tabita sah sich um. Sie rannte um das Zelt herum, um zu den anderen herum. Es war kein einziger Wolf mehr am Leben. Einige hatten sie selbst getötet, doch die anderen waren durch Pfeile getötet wurden.
„Aweynche.“, erklärte Narichre. Tabita sah sie erleichtert an, sie schien nicht zu schwer verletzt.
In diesem Moment kamen zwei Gestalten den Hügel hinunter. Es waren ein Mann und eine Frau. Der Mann hielt bis auf einen Dolch keine Waffe in der Hand, während die Frau einen Bogen in der Hand hielt und an ihrer Seite ein Kurzschwert trug.
„Mein Name ist Hjorgcai und das ist mein Begleiter Felsenfaust. Ich bin gekommen, um euch zu Arygan dem König meines Volkes zu bringen.“.
a