Ihr Blick wanderte von dem Dolch zu den gebrochenen Augen des Khans und zu ihrer Stute. Sie könnte jetzt reiten, durch die Steppen fliegen und diesen Ort hinter sich lassen, aber sie würde es nicht tun. Sie hatte diesen Dolch nicht geschleudert und sie würde Beweise finden, dass sie unschuldig war. Sie hörte wie Menschen zu ihr liefen, sie wandte sich nicht um. Sie sah nur einen um. Hes-Argan...Hjorgcai wollte schreien, denn sie war nur eine Spielfigur in seinem Plan gewesen. Eine Figur, die leicht zu lenken und zu beherrschen war, wo sie doch das genaue Gegenteil hatte sein wollen. Sie hörte die gewisperten Worte, die durch die Menschenmenge getragen wurde. Sie sprachen über die Ermordung des Khans und ihre Schuld.
Jemand drängte sich an ihr vorbei und Hjorgcai erkannte Egyran, der sich zu seinem Vater kniete und ihm die Augen schloss. In seinen eigenen konnte sie den Zorn sehen, oh ja, er ließ sich genauso von ihm lenken wie sie selbst.
Dann sprach er die Worte, die so unvermeidlich waren.
„Ich, Egyran, Sohn von Arygan Khan, beschuldige Hjorgcai, Batus Tochter und meine Frau, am Mord von Arygan Khan, da dies ihr Dolch ist und sie selbst ihn für den Tod ihrer Brüder verantwortlich machte, so dass Rache ein durchaus sinnvolles Motiv ist.“. Er sah die Menschen an, die ihm angeregt lauschten, mied aber ihren Blick. „Sofern keiner Beweise für ihre Unschuld vorlegen kann, erkläre ich Hjorgcai hiermit aus dem Gebiet des Khans verbannt.“.
Natürlich hatte keiner Beweise für ihre Unschuld, es gab auch keine, dafür hatte Hes-Argan schon gesorgt. Wie ein Pfeil hatte sie sich von ihm gehorsam auf sein Ziel richten lassen – und getroffen. Und gleichzeitig hatte er sich eines zu guten Pfeils erledigt. Denn sie hätte ihm gefährlich werden können. Eine Khatun war nicht so machtlos wie es die Kaiser der Sebetjh waren. Ihr unterstand der gesamte Haushalt und sie konnte maßgebend ihren Mann und seine Entscheidungen beeinflussen und selten gab es auch Fälle, wo eine Khatun alleine regierte.
Langsam wich der Zorn der Vernunft und sie fing an zu planen. Sie musste den Bogen sowieso nach Cesing bringen, warum nicht auch verbannt? Ein starkes Sahres hatte ihnen noch nie geschadet. Denn die Sebetjh hatten kein Interesse an den Steppen und Wüsten von Sehjoldon, wo kaum Ackerbau möglich war. Aber wenn Sahres schwach war, zogen immer wieder Fürsten gegen das Volk der Aweynche, um von ihrer Feldkunst zu überzeugen und Anhänger um sich zu scharren. Danach konnte sie sich immer noch gegen Hes-Argan wenden.
Hjorgcai nickte.
„Hier endet es also.“, meinte sie zu ihm. Sie war sich sicher, dass sie sich nie wieder sehen würden und wenn dann als Feinde. Er war schwach und würde Hes-Argan besser dienen als sein Vater. Denn obwohl Arygan nicht klug war, hatte er de Entscheidungen des Taidschies hinterfragt und unabhängige Entscheidungen getroffen. Egyran war schwächer, viel schwächer.
„Darf ich meine Sachen holen?“.
Egyran überlegte, dann nickte er.
„Aber du wirst begleitet und du darfst kein Geld mitnehmen.“.
Hjorgcai schnaubte leise, als ob sie Geld mit sich tragen würde. Waffen, warme Kleidung, eine Jurte und ihre Pferd genügten und der Bogen...ob die anderen den Bogen wohl gestohlen hatten?
„Hjorgcai?“. Sie wandte sich zu Egyran um. „Ein gutes Pferd und eine weite Ebene.“.
„Ein gutes Pferd und eine weite Ebene.“, wünschte sie auch ihm. Sie hoffte so sehr, dass er ein guter Khan sein würde, auch wenn sie das Gegenteil glaubte.
Ein letztes Mal sah Hjorgcai sich zu dem Lager des Khans um. Sie wollte sich nicht belügen, dieses Lager war nie ihre Heimat gewesen. Chesygey und Felsenfaust waren ihr zu Freunden geworden, aber dies war nicht ihre Heimat. Es waren die Steppen, die unberührte Wildnis, die sie liebte und es war das Lager ihres Vaters. Vielleicht würde sie eines Tages als die Khatun zurückkehren, sie wusste es nicht. Aber wenn, dann würde sie nicht an Egyrans Seite regieren.
„Hjorgcai.“. Sie sah auf. Da waren die Anderen. Narichre, Tabita, Joshua, Darl Schattenklinge und Sjavkonhkar.
Ein letztes Mal sah sie zurück, dann ritt sie zu einer neuen Gemeinschaft.
„Wir müssen anders vorgehen.“. Nian blickte von einer Landkarte auf.
„Was?“, fragte sie verwirrt und sah Acheving an.
„Militärische Gewalt bringt gegen die Rebellen nichts, wir müssen anders vorgehen.“.
Nian lächelte. „Das versuche ich euch schon seit einem Jahr beizubringen. Was sind deine Pläne?“.
„Die Heerleitung wird es nicht zulassen, dass wir uns mit ihnen zu Verhandlungen an einen Tisch sitzen. Also brauchen wir einen Spion in ihren Reihen, der uns Informationen zuspielt, damit wir wissen, wo sie Schwachstellen haben und wir sie dort schlagen können.“.
„Das geht gegen die traditionelle Kriegsführung. Man muss offen handeln, das Handeln im Verborgenen geht gegen die Ehre eines Sebetjh.“. Sie ahmte die Stimme von Lao nach und brachte ihn zum Lachen.
„An wen dachtest du?“.
„Naichie?“.
„Naichie? Ich bitte dich. Er ist zwar kaiserfreundlich und ohne Zweifel ein guter Krieger. Aber Naichie ist mürrisch, menschenfeindlich, er hasst es sich anderen unterzuordnen. Und außerdem spielt er gerne. Nein, du brauchst dort einen Strategen keinen Krieger.“.
„Dich?“. Überrascht sah der Prinz sie an. Sie nickte. „Das ist gefährlich.“, wendete Acheving sofort ein.
Sie sah ihn stirnrunzelnd an und er erkannte die Wut in ihren Augen.
„Gefährlich?“, polterte sie los, „Ich habe sechzehn Jahre im Heer überlebt.“.
„Im Heer herrscht eine gewisse Disziplin, unter den Rebellen...“.
„Was?“. Verständnislos sah sie ihn an. „Als ob du mich beschützen müsstest! Und die Disziplin unter den Rebellen ist bestimmt nicht schlechter als im Heer, ansonsten würden Sie nicht immer noch existieren, sondern längst besiegt worden sein.“, erklärte sie wütend.
„Wir brauchen dich aber hier!“.
„Wofür? Um Laos Monologe auszuhalten? Hier kann ich nichts verändern, außerdem sind im Moment sowieso keine Schlachten geplant. Ein Spion, der sogar mit Plänen etwas anfangen kann, würde euch mehr nutzen.“.
Acheving schwieg, was sollte er auch erwidern? Wo, sie doch in allen Punkten Recht hatte.
„Ich muss mit meiner Mutter darüber sprechen.“, erwiderte er schließlich.
„Gut, ich warte.“, erklärte Nian, sie lächelte wieder.
Auf mich oder auf die Bestätigung, wollte Acheving am liebsten fragen, doch letztendlich unterließ er es. Vielleicht weil er sich vor ihrer Antwort fürchtete.
Er ließ sie stehen und trat aus dem Kartenraum auf die weitläufigen Flure des Palastes. Die Türen waren aus dunklem Holz, dunkel und erhaben verrieten sie dem Betrachtet nicht, was dahinter lag. Gemälde und Wandteppiche bedeckten die Flächen zwischen den Türen. In herrlichen Farben erzählten sie jeder einzelne eine Geschichte, Geschichten von Jagden, Schlachten und friedlichen Dörfern, von Kaiserinnen und Prinzessinnen, von schönen Frauen und prächtigen Gärten. Der dunkelrote Teppich dämpfte Achevings Schritte, als er bedächtig in einen weiteren Flügel bog. Einen Flügel zu dem Normalsterbliche keine Zutritt hatten, denn hier lagen die Gemächer der Kaiserin. Aber er war kein normaler Mensch, er war der Sohn der Kaiserin und darin würden weder Stürme noch Rebellen etwas ändern können. Er war Acheving und die Rebellen würden ihm diesen Platz nicht streitig machen. Er blickte zu einem Wandteppich hoch, der die Kaisein Fiarduchwie zeigte. Eine Frau, die es geschafft hatte - trotz der Bürgerkriege - ihr Land zu einen. Sie saß auf einem schwarzen Pferd und hatte Kleider gegen eine Rüstung getauscht. Ihr dunkles Haar war kurz geschnitten, der Zug um ihre Mundwinkel entschlossen und hart, ihre Augen dagegen strahlten vor Entschlossenheit und Zuversicht. Diese Frau war sich ihres Standes und ihrer Identität sicher und hatte es geschafft, das Reich ohne den Bogen zu einen. Auch Acheving wollte die Einheit, die Einheit und Frieden, er wollte, dass seine Mutter und er wieder akzeptiert würden, als das was sie waren: die Kaiserin und ihr Sohn.
Er wandte sich von dem Wandteppich ab und trat vor die Holztür, die von sechs Wachen bewacht wurde und somit die kaiserlichen Gemächer ankündigte. Die Wachen ließen ihn durch und Acheving trat ein. Er war selten hier, doch er erkannte, dass seine Mutter die meisten Zimmer nicht nutzte. Die meisten Zimmer waren kalt, die Feuer nicht entzündet.
„Mutter?“, fragte er vorsichtig.
„Hier.“.
Er folgte der Stimme der Kaiserin zu einem kleinen Raum. Dioargchie saß an einem Schreibtisch über Papiere gebeugt und reihte Schriftzeichen aneinander.
Sie nickte ihm zu: „Setz dich.“. Sie deutete auf einen hölzernen Stuhl, vorsichtig legte Acheving die Hände auf die geschnitzten Löwenköpfe der Armlehnen, als fürchtete er, dass diese zu leben beginnen würden.
Neugierig sah Acheving sich um. Dies war das private Studierzimmer der Kaiserin, zu dem noch nicht einmal ihre Berater Zugang hatten. Es war nicht ordentlich. An den Wänden bogen sich Bücherregale durch und die Decke war mit einer Karte von Sehjoldon bemalt, die ziemlich detailgetreu war. Über dem Schreibtisch hing eine weitere Karte, die die Stellungen der Rebellen, die Stellung der kaiserlichen Heere und die wichtigsten Handelsstrecken aufführte. Fähnchen markierten die verschiedenen Truppen. In einer Ecke stand ein weiterer Tisch auf den eine Dienerin Tee und Gebäck gestellt hatte. Der Teppich wurde von enormen Büchertürmen bedeckt. Dies war ein Ort wo Entscheidungen getroffen wurden, denn obgleich es die Berater und die Heerleitung gab, war diese Frau diejenige, die über ganz Sehjoldon bestimmte.
Dioargchie legte die Feder zur Seite und pustete über die Tintenstriche. Sie hielt das Blatt gegen das Licht, das durch die großen Fenster schien und durch die man die kaiserlichen Gärten sehen konnte.
Endlich drehte sie sich zu ihm um. Er musterte sie. Vor ihm konnte sie ihre Erschöpfung nicht verbergen, ihre Haltung war angespannt, die Finger verkrampft. Doch wer sie nicht kannte, der konnte sie mit ihrer unnahbaren Maske für eine Kaiserin halten und nicht den Menschen dahinter sehen.
Sie nickte ihm zu und erteilte ihm somit die Erlaubnis zu sprechen.
„Ich habe darüber nachgedacht wie wir die Rebellen besiegen können und bin zu dem Schluss gekommen, dass wir einen Spion innerhalb ihrer Truppe brauchen. Nian hat sich freiwillig für die Aufgabe gemeldet.“.
„Du hast Recht und Nian ist eine vertrauenswürdige Frau und eine gute Kriegerin. Sie würde eine gute Spionin abgeben, ganz ohne Zweifel.“.
„Mutter. Ich hatte eigentlich gehofft, dass ihr jemand anderen für diese Aufgabe wüsstet.“.
Dioargchie musterte ihn. Ob sie etwas las, was er noch nicht wusste?
„Sie ist die Richtige für diese Aufgabe. Und diese Aufgabe, Acheving, bleibt ein Geheimnis. Lao würde sich damit nicht einverstanden zeigen. Ich übertrage dir die Leitung über das Projekt und erwarte wöchentliche Berichte.“.
„Ja, meine Kaiserin.“, stimmte er zu. Er verneigte sich und ging davon.
„Acheving?“. Er hielt inne. Es war lange her, seitdem sie ihm mit seinem Namen gerufen hatte. Fragend sah er sie an. „Vergiss nicht, dass in ihren Andern bäuerliches Blut fließt.“.
„Ja, Mutter.“, erwiderte er leise.
„Geh jetzt.“.
Er verneigte sich erneut und verließ die Gemächer der Kaiserin, seiner Mutter, die ihm so fern war.
„Sie hat zugestimmt.“, erklärte er Nian. Acheving hatte überlegt, ob er sie anlügen sollte, aber wenn sie die Wahrheit herausfinden würde, dann würde sie ihn hassen.
„Nian, bringe dich nicht in Gefahr.“.
Sie lächelte.
„Das mache ich jeden Tag meines Lebens, Acheving. Aber ich verspreche, auf mich zu achten.“.
„Dann ist es gut.“. Er wusste nicht, was er ihr sagen sollte. Nian, er formte ihren Namen leise mit den Lippen.
„Nach dem Auftrag möchte ich einige Tage Urlaub.“.
Urlaub? Soweit er sich erinnern konnte, hatte Nian noch nie um Urlaub gebeten.
Sie schien seinen verwirrten Blick zu bemerken.
„Ich habe meine Familie schon seit längerem nicht mehr gesehen.“.
„Ich wusste nicht, dass du noch Familie hast.“.
„Einen Sohn. Eine Freundin passt für mich auf ihn auf. Ich gebe ihr dafür von meinem Sold.“.
Ein Sohn? Die Eifersucht bohrte sich wie eine scharfe, zweischneidige Klinge in sein Herz. Kälte füllte sein Herz und nahm seine Gedanken ein. Einen Sohn!
Er versuchte die Eifersucht zu verbergen, doch vor ihr konnte er das nicht verbergen.
„Er ist tot, seit vielen Jahren. Xeron ist das Schönste, was er mir hinterlassen hat.“. Ein Lächeln strich über ihr Gesicht, „Er ist elf.“.
Acheving wusste nicht, wie er reagieren sollte. Nian zog nur mit ihrem Sold einen Sohn auf, aber sie hatte keinen Mann.
„Ich erwarte tägliche Berichte von dir.“.
Er wandte sich zum Gehen.
„Acheving? Pass du ebenfalls auf dich auf.“.
Er nickte. Dann ging er erneut davon. Nicht wissend, was er tun sollte. Auf einmal fühlte er sich einsamer, als jemals zuvor.
Tabita sah die Aweynche auf sich zu reiten. Was sollte sie ihr sagen? Sie wusste nicht, wie es sich anfühlte, verstoßen zu sein. Das Gefühl zu haben, alleine zu sein. Sie würde nicht behaupten, diese gut zu kennen, aber sie war sich sicher, dass sie keine Mörderin war
„Es tut mir leid.“, flüsterte sie ihr schließlich zu.
„Das muss es nicht.“, entgegnete Hjorgcai, „Hebe dir dein Mitgefühl für Hes-Argan auf, denn eines Tages wird er meine Rache zu spüren bekommen.“.
„Er war es, der den Khan getötet hat.“. Es war keine Frage, es war eine Feststellung, die Joshua getroffen hatte.
Hjorgcai nickte.
„Ich weiß nicht, wie er an meinen Dolch gekommen ist, aber er war es, das weiß ich.“.
Sie sah Joshua an.
„Und er war es auch, der den Befehl gab, meine Brüder zu töten. Ich hätte gleich darauf kommen müssen. Messerklingen so nahe an seinem Lager passen nicht zu Arygan. Er hätte sie niemals in der Nähe seines Lagers töten lassen, niemals. Und es wäre auch Gift gewesen, Gift oder ein verirrter Pfeil bei der Jagd, aber kein offener Überfall. Ein Überfall ist nicht die Handschrift den Khans, es ist die Handschrift des Taidschies.“.
„Er hat dich benutzt, um Arygan aus dem Weg zu schaffen.“, meinte Tabitas Bruder.
„Ja, mich und Arygan ist er los.“.
„Nein, denn du lebst und du bist nicht jemand, der so leicht aufgibt. Du wirst kämpfen. Dich ist er nicht los.“.
Sie lächelte Joshua an, die Hoffnung in ihrem Gesicht war wie eine Sonne, die ihren Lauf grade erst begonnen hatte und noch zu strahlen begann.
„Nein und ich werde kämpfen.“.
„Ich weiß.“.
Joshua fasste an seinen Sattel und reichte ihr eine Decke, in die etwas eingewickelt war. Hjorgcai holte den Bogen heraus und ihr Gesicht strahlte noch mehr.
„Er war tatsächlich in der Jurte von Hes-Argan.“, erklärte Joshua.
„Wie habt ihr ihn bekommen?“.
„Das war Joshua.“, beantworte Narichre ihre Frage, „Er ist alleine in die Jurte hinein und hat den Bogen entwendet, ehe jemand ihn überhaupt bemerkt hat.“.
„Ich hatte Hilfe. Ich habe einen Umhang, der einst meiner Mutter gehörte, der unsichtbar macht.“.
„Ein Umhang, der unsichtbar macht?“. Hjorgcai runzelte die Stirn.
„Ja. Und ich wusste bis eben noch nicht einmal, dass Mutter diesen meinem Bruder gegeben hat. Es gibt bei uns Vögel, die sich unsichtbar machen können. Dieser Mantel ist mit ihren Federn besetzt, diese Vögel nennt mein Volk Majon.“.
„Euer Land scheint voll von Rätseln zu sein.“. Hjorgcais Augen leuchteten.
„Das ist es, aber dein Land ist nicht minder wunderbar.“, mischte Schattenklinge sich ein.
„Heute Abend können wir dir von unserer Heimat erzählen.“, bot Tabita an.
„Und wir spielen Schagai.“, erklärte Sjavkonhkar.
Tabita zuckte die Schultern, sie konnte mit diesem Spiel nicht besonders viel anfangen.
„Wir müssen auch die Reiseroute besprechen.“, ermahnte Narichre sie, „Ich habe einige Karten, die...“.
„Karten?“, unterbrach Hjorgcai sie, „Wofür brauchst du Karten? Sagen sie dir, wo du jagen kannst und wo die Tiere verschwunden sind? Erzählen sie dir über die Nistplätze und die Lagerplätze meines Volkes? Ein Kind meines Volkes orientiert sich am Himmel. Ich kann dir auf jedem Stück unserer Reise sagen, wo wir uns befinden. Ist das nicht genug?“.
Narichre erwiderte nichts. Und Tabita musste sich sehr wohl eingestehen, dass sie über Karten von Nistplätzen noch nie etwas gehört hatte und die Karten der Hersor waren über dieses Land sowieso sehr ungenau. Sie mussten sich, auf den Orientierungssinn der Aweynche verlassen.
Hjorgcai schien bemerkt zu haben, dass sie die Hersora gekränkt hatte.
„Wer hat Lust auf ein Wettreiten?“. Sie wartete keine Antwort ab, sondern trieb ihre Stute an. Tabita folgte ihrem Beispiel und ihr Reittier setzte sich ebenfalls in Bewegung. Die Pferde wirbelten den Staub unter ihren Hufen auf und erfüllten die Luft mit dem Trommeln der Hufe. Bald war von dem Lager des Arygans nichts mehr zu sehen, nur ein ferner Gedanke blieb zurück. Eine neue Reise hatte begonnen, ein neues Ziel hatte sich vor ihren Augen offenbart und der Frieden und die Freude war in ihre kleine Gemeinschaft zurück gekehrt, als wäre er nie verloren gewesen.
bnahm