Das Heer des Khans und der Khatun hatte sich durch die Schluchten des Emudschin-Gebirge gequält und obwohl der Pfad am Meer noch vergleichsweise harmlos war, hatten sie viele Männer verloren, besonders die Versorgungslage war problematisch geworden, da die Karren nicht selten feststecken geblieben waren. Doch nun breitete sich unter ihnen ihr Ziel aus, die Siljovs-Wälder, die ihrem Namen keine Ehre machen wollten. Grünes Hügelland durchzogen von Flüssen und vereinzelten Waldgruppen. Jetzt verstand Hjorgcai auch, wieso Hes-Argan dieses Land haben wollte. Es war unglaublich fruchtbar im Vergleich zum Rest des Landes und war durch Gebirge und Meer gut geschützt.
Sie wandte sich zu Hälöron um, der immerhin in den Wüsten des Nordens aufgewachsen war.
„Grünes Land.“, murmelte er andächtig und für einen Moment erschien er wieder wie ein Kind, das er in letzter Zeit so gut verbarg.
„Ja.“. Sie lächelte. „Und dies wird das Land sein, das den Untergang des Taidschis besiegeln wird.“.
Das Lächeln verschwand, als sie einen General fragte: „Ist einer der Boten schon zurück gekehrt?“.
Der General schüttelte nur stumm den Kopf. „Nein, Herrin.“.
Hjorgcai nickte. Es blieb ihnen nicht viel übrig, als zu warten bis einer der Boten, die sie zu den einheimischen Stammesfürsten oder ein Aufklärungsoffizier kam, der ihr sagen konnte, wo Hes-Argan wartete. Er hatte eine Schlacht verloren, doch deshalb war er noch lange nicht besiegt.
Sie beugte sich zu Hälöron und für einen Moment waren sie auf Augenhöhe. Sie prägte sich seine Gesichtszüge ein. Das schwarze Haar, die roten Wangen, die im Kontrast zu der hellen Haut standen. Die Augen, in denen sie die Tiefe des Himmels sah. All dies nahm sie wahr, als sie ihren Schützling betrachtete.
„Wenn ich nicht aus der Schlacht zurückkehre, wirst du unser Volk in Sicherheit und Frieden führen müssen.“.
„Das werde ich.“, entgegnete Hälöron ernst und er sagte dies in dem Bewusstsein des Herrschers, des Khans, so dass Hjorgcai vergaß, das er erst sieben Winter zählte
„Saruul wird dich unterstützen, doch vertraue Kherosgo nicht, sie wird ihren eigenen Profit herausschlagen wollen und achte auch auf Reynchers Rat, doch manchmal wird er sehr übermütig. Sei vorsichtig. Wenn ich sterben sollte, musst du meinen Kampf zu Ende führen und dieses Land einen. Du schaffst es.“. Sie nahm seinen Kopf zwischen ihre Hände und gab ihm den Segen einer Mutter auf die Stirn.
„Ich werde es schaffen.“, erklärte er mit fester Stimme, dann beugte sie sich noch tiefer, damit auch er ihr einen Kuss auf die Stirn geben konnte. Dann verneigten sie sich voreinander und jeder saß auf sein eigenes Pferd auf.
Zwei Tage ritt ihr Heer ins Landesinnere und formierte sich neu. Am dritten Tag erreichten zwei Boten das Lager. Der erste kam von Saruul und erzählte, dass der Stamm Sagilochos ihre Bedingungen angenommen hatte, was bedeutete, dass sie nun einen der einflussreichsten Stämme auf ihrer Seite hatten. Der zweite überbrachte Hes-Argans Standort.
„Das Tal wird es genannt.“, meinte Kherosgo finster, „Ich war vor einigen Jahren dort.“. Sie hockte sich hin und zeichnete mit einem Stock in die weiche Erde des Hügels, auf dem sich Hjorgcai und ihre Berater versammelt hatten. Der General Bahadur hatte Tselmegs Platz während dessen Abwesenheit eingenommen und Kherosgo den von Saruul. Zwar vertraute Hjorgcai ihrem Cousin Reyncher mehr als ihrer Schwester, doch dieser war kein guter Heerführer.
„Es ist das größte Tal.“, fuhr Kherosgo fort, „Es ist im Vergleich zum Umland relativ hoch gelegen. Aus dem Norden fließt der Dajar durch das Tal und hat seinen Lauf soweit ausgehöhlt, dass eine tiefe Schlucht entstanden ist. Dennoch ist das Tal trocken und es regnet selten, da die Westwinde ihre Last schon viel früher abwerfen.“.
„Seine Versorgungslage scheint also sicher sein, wenn er sein Lager in einer solch kargen Gegend aufschlägt.“, murmelte Hjorgcai leise. „Er hofft, dass wir ihm nicht dorthin folgen werden. Dennoch werden wir es tun oder gibt es von dort einen Ausweg?“.
„Kleinere Pfade durchs Gebirge, aber nichts wo man ein Heer gut durchführen könnte.“.
„Gut. Wir brechen auf.“.
Hjorgcai stand auf und ignorierte die Protestrufe ihrer Generäle. Sie lies ihren Blick über das Lager schweifen. „Lass den Hall des Horns wieder in der Steppe erklingen, lass die Pferde laufen und eine Jagd beginnen, an die man sich in Ewigkeit erinnern wird.“.
Als die Sonne sich das vierte Mal aus den Gefilden der Nacht erhob und ihren Lauf begann, erreichten die Truppen des Khans und der Khatun das Tal. Über den Himmel ergoss sich eine rotgoldene Flut, die langsam die Finsternis vertrieb. Das Gebirge erhob sich als dunkler Schatten in der Ferne und vor ihnen breitete sich die steppenartige Landschaft des Tals aus. Sogleich fühlte Hjorgcai sich hier wohl. Es waren keine Wüsten, doch es waren Steppen, wie die in denen sie ihre Kindheit verbracht hatte. Ein Stückweit hatte sie das Gefühl heimzukehren.
Im Licht der aufgehenden Sonne stellten sich die Truppen auf, eine gewaltige Masse von Reitern, die mit Stolz in den Augen, ihre Lanzen nach vorne reckten. Der normale aweynchische Reiter war mit einer Lanze bewaffnet, um Gegner aus dem Sattel zu heben, zwei Bögen und zwei Köcher mit Pfeilen unterschiedlicher Größen, den Krummsäbel, genannt Khelm, sowie eine am Sattel hängende Eisenkeule und eine Schlinge, um Pferde einzufangen.
Die Pferde schnaubten ungeduldig und scharrten mit den Hufen, die Tiere der Standartenträger und Meldegänger preschten vor den Reihen entlang und über ihnen hingen die Wimpel und Fahnen unberührt vom Wind.
Ein Bote beugte sich zu Hjorgcai und wisperte ihr etwas ins Ohr. Sie nickte, wendete ihr Pferd und verließ das Heer, um zum Lager zu reiten. Hier bereiteten Heiler sich auf die Schlacht vor und die ersten Wasserträger verließen es bereits, um die Truppen in der Hitze des anrückenden Tages zu versorgen.
Hjorgcai saß von ihrer Stute ab und reichte die Zügel einem Jungen. Dieser strich dem Pferd beruhigend über das Fell, unter dem sich die gestrählten Muskeln abzeichneten.
Die Khatun wandte sich ab, nickte den beiden Wachen zu und trat in die Jurte ein. Jarole stand vor ihr, stolz und unbeugsam, mit einem Blick, der scharf wie eine geschliffene Klinge war. Neben ihm saß der kleine und verängstigte Mann, der ihr als Übersetzer diente. Jarole sprach in der schnellen Sprache Niyes zu ihm und dieser übersetzte die Worte eilig. Ein aufmerksamer Beobachter würde die Veränderung in Hjorgcais Gesicht bemerken: Sie gingen von anfänglichen Zweifel, zu zögerlichen Einverständnis und schließlich zu Trauer. Doch dann nickte sie und verabschiedete sich von dem Sklaven.
„Bringt mir Bilguun.“, befahl sie einer Wache, die sogleich davon eilte. Nach dem Gespräch mit Jarole war ihr Gesicht von Sorge gekennzeichnet, doch gleichzeitig war ihr bewusst, dass sie etwas unternehmen musste.
Endlich wurde ihr der erfahrende und vertrauenswürdige General Bilguun gebracht, den sie als solchen schätzte und bewunderte, auch wenn er aufgrund seines nichtadeligen Blutes keinen hohen Rang erreicht hatte und auch nie erreichen würde.
„Ich möchte, dass du deine Bogenschützen ins Gebirge führst, aufmerksam und ohne das jemand etwas davon merkt, weder einer der unseren noch einer der ihren. Verteilt euch um das Tal, das ganze Tal.“.
Bilguun nickte und verneigte sich.
„Möge der Boden unter deinen Füßen sicher sein, dein Pferd dich gut tragen und der Himmel für dich sorgen.“, wünschte sie ihm, bevor er sich abwandte.
Sie nahm dem Jungen ihr Pferd ab, der sie anstarrte, als wäre sie ein Nalincherg. Hjorgcai schnalzte leise und trieb die Stute an. Männer und Frauen traten zur Seite, als die Khatun auf sie zujagte und endlich ließ diese das Lager hinter sich. Sie ritt noch an einigen Karren vorbei, an denen einige Arbeiter Nahrungsmittel und Decken abluden. Eine Frau scholt einen Jungen, der einen Korb mit Brot hatte fallen gelassen. Es war eine solch alltägliche Szene, die energische Aweynche, die sich über den verängstigten Jungen beugte und ihn an den Ohren zog, das der Schatten eines Lächelns die Sorge für einen Moment überdeckte. Doch dann sah sie die Reihen der Reiter und die Sorge kehrte als düstere Gewitterwolke zurück. Hjorgcai trieb ihre Stute durch die Reihen der Männer und nickte ihnen zu, dann nahm sie ihren Platz in der Mitte des Heeres ein, da sie den Befehl über das Khol, das Zentrum hatte.
Über ihnen hatte sich die Sonne nun ganz erhoben und tauchte die Welt in helles Licht.
„Der Feind kommt.“, berichtete ein Mann.
Hjorgcai riss ihr Pferd hart an den Zügeln nur Seite und musterte mit sorgfältigem Blick die Staubwolke, die allmählich näher kam. Sie ritten im Schritt, was bedeutete das Hes-Argan seiner selbst sicher war.
Jetzt konnte sie ihn erkennen. Er hielt die Zügel in einer Hand und gab mit der Anderen Anweisungen, während er den Falbhengst mit den Schenkeln antrieb. Seine beiden Standartenträger hatten eine ungewöhnliche Last auf ihren Spießen befestigt. Sie hatte es seit ihrem Gespräch mit Jarole geahnt, dennoch wandte sie das Gesicht entsetzt ab, als sie in Saruuls nun blicklos gewordenen Augen starrte. Hinter sich hörte sie jemanden aufschreien und wusste dass es einer ihrer elf Söhne gewesen war, der mit ihnen geritten war und sein eigenes Kommando besaß.
Hjorgcai schloss die Augen und richtete einen Segenspruch an die nun tote Freundin, die ihr in der Zeit tatsächlich eine Art Mutter geworden war, obwohl sie dies niemals zugegeben hatte. Jetzt wünschte sie sich, dass sie es getan hatte. Ohne die Stammesfürstin wäre sie nun so weit gekommen und jetzt war sie fort, tot, getötet von eben jenem Mann, den sie hatte besiegen wollen. Teilen tat sie sich ihr Schicksal mit einem Mann, den Hjorgcai erst mit einem zweiten Blick als Yalitchon, Fürst des zweitgrößten Stammes Sehjoldons, identifiziert hatte. Dies bedeutete, dass der Stamm Sagilochos sich neutral verhalten würde, da das Bündnis mit Saruul und damit auch mit Hjorgcai durch den Tod des Stammesfürsten hinfällig geworden war, sie sich aufgrund der Ermordung durch Hes-Argan aber auch nicht mit ihm verbünden würden. Dies war ein derber Schlag, der so schnell nicht zu verkraften war. Doch Saruul hatte gewusst, welches Risiko sie eingehen würde und sie hatte dennoch nicht gezögert zum Wohle ihrer Nation und ihres Volkes zu handeln.
Hjorgcai öffnete die Augen wieder, als sie Hes-Argans Stimme vernahm. Sie starrte ihn an, seine Augen trafen über den Weg der Pferdelängen, die sie trennten, die ihren.
„Wie konnte es nur so weit kommen, dass die Khatun gegen den Taidschie ins Feld zieht, Hjorgcai.“, fragte er und sein Hohn brachte zornige Flammen in ihrem Inneren hervor, doch sie schwieg.
„Ich war immer ein treuer Diener des Khans und bis du kamst war alles in Ordnung. Wer bist du, Hjorgcai, dass du es wagst gegen mich den Taidschie zu kämpfen, an der Seite einen Jungen, der sich grade erst im Sattel halten kann?“. Sie spürte die Verachtung, hörte ihn in seiner Stimme, während das Heer schwieg und nur die Geier über ihnen kreisten.
„Zugegeben dein Sieg in den Norag-Steppen war nicht schlecht, doch damals stand ein Stammesfürst gegen dich und kein Taidschie und wer steht an deiner Seite? Die Legende Saruul ist tot und mit ihr der Stammesfürst, den du mit einer Hochzeit auf deine Seite ziehen wolltest und glaub mir, ich weiß auch von dem Sklaven, den du in deinem Lager verbirgst.“.
Sie schwieg weiterhin, gab das Zeichen zum Angriff nicht, denn solange Hes-Argan redete, gewannen sie Zeit. Kostbare Minuten, die verrannen und die Ojuncol weiter nach Osten tragen konnten.
Sie richtete ihren Blick zu den Bergen und meinte das Aufblitzen von Metall zu erkennen.
Erst jetzt bemerkte sie das Hes-Argan seinen Redeschwall beendet hatte und sie nur finster anstarrte. Dann wurde eine Flagge erhoben und Hjorgcai musste nicht erst zu den Gipfeln vor und hinter sich zu blicken, um zu wissen, dass sich dort seine Truppen aufgestellt hatten.
„Eine Falle, Herrin.“, erklärte ein Meldegänger völlig überflüssig.
„Ja.“, erwiderte Hjorgcai leise. Doch sie hatte es gewusst, in ihrem tiefsten Inneren hatte sie wahrgenommen, dass es nur eine Falle sein konnte, doch sie hatte einer Person in ihren Worten vertraut. Eben jeder Person, deren Männer sich jetzt umwandten und ihre Waffen gegen die wandten, mit denen sie tagelang geritten waren. Hjorgcais Blick strich über die Männer und blieben bei der Person, die sie anführte, hängen. Für einen Moment traf der Blick, den ihrer Schwester und die stille Frage des Warums blieb zwischen ihnen hängen.
„Was konntest du mir schon bieten?“. Den Hohn hatte sie gut unter einer Schale aus Liebenswürdigkeit verborgen.
Hjorgcai schwieg erneut. Sie war erschüttert, ihre tiefste Basis des Vertrauens zersplittert. Jarole hatte sie gewarnt und erst dann hatte sie die Augen geöffnet, dafür, dass tatsächlich die Möglichkeit bestehen konnte, dass ihre Schwester eine Verräterin und Spionin war und dies hatte sich jetzt als wahr herausgestellt.
„Eine Stammesfürstin im Hinterland von Sehjoldon, fern von jeglicher Macht und Bedeutung. Hes-Argan bot mir so viel mehr, als du mir jemals bieten könntest, einen Platz an seiner Seite, als seine Herrscherin, seine Khatun.“.
„Hes-Argan ist verheiratet.“, brach es aus ihr hervor, „Seine Frau trägt sein viertes Kind.“.
„Frauen sterben leicht.“, entgegnete sie spöttisch, „Und seine Frau ist für ihn politisch wertlos.“. Entsetzen machte sich in ihr breit, für die Leichtigkeit mit der ihre Schwester über Ermordungen sprach.
„Dies ist der Mann, der unseren Vater und unsere Brüder getötet hat.“, meinte sie in dem verzweifelten Versuch Kherosgo zu überzeugen und ihre Stimme war heiser von Trauer und Wut. Und dann fiel ihr ein, dass ihre Schwester Batu nie so bewundert hatte wie sie selbst.
„Dieser Mann, Khatun, war mir ein Fremder. Immer im Schatten von dir, der besten Kriegerin, wie man dich nannte. Kaum beachtet und fortgeschickt, um ein Bündnis zu verlängern, das Vater nicht länger halten konnte. Ja, um Nönle tut es mir leid, doch ich kannte ihn kaum und sein Gesicht ist längst aus meiner Erinnerung verschwunden. Doch Temutschin und Segentchen waren genauso schlimm wie du.“.
Und mit diesen Worten wandte sich die letzte aus ihrer Familie zu ihren Männer um und mit lautem Gebrüll griffen sie an.
Hjorgcai riss ihr Pferd herum und ritt die Truppen entlang.
„Männer. Ihr habt euch gefragt, wofür ihr geritten seid, jetzt seid ihr am Ziel. Also reitet und lasst den Pfeil sein Ziel finden, reitet in den Sieg!“.
Hjorgcai beugte sich zu dem Standartenträger neben sich und gab ihm Anweisungen. Mit einer schnellen Abfolge von Fahnen, die hochgehalten und wieder hinunter genommen wurden, übermittelte er ihre Befehle. Die beiden Flanken setzten sich in Bewegung, während das Zentrum zurückblieb, so dass sich eine zweifache Spitze bildete. Das Getrommel der Pferdehufe vermengte sich zu einer wilden und unberechenbaren Musik. Erdschollen wurden hoch gewirbelt und bedeckten Pferd und Reiter.
Hjorgcai spürte die Melodie des Kampfes, die auch sie selbst vereinnahmte. Das Blut pulsierte in ihren Ohren und ihr Herz raste. In der rechten Hand hielt sie den Speer, bereit einen gegnerischen Reiter aufzuspießen.
Erneut hob ihr Standartenreiter die Flaggen und Bilguuns Männer begannen mit dem Beschuss. Ein Regen aus Pfeilen erhob sich aus den Bergen und es waren diese fantastischen Bögen und die Schnelligkeit ihrer Pferde auf denen die Macht der Aweynche aufbaute. Mit tödlicher Genauigkeit setzte sich die Wolke auf das feindliche Heer herab und brachte den Tod in dieses Tal. Zugleich lösten sich die ersten Pfeile von den Sehnen der Reiter und schon bald ließen die Heere Tote und Verwundete zurück, über die die Nachfolgenden ritten. Schreie mischten sich unter das stetige Trommeln der Hufe.
Dann prallten die beiden Heere aufeinander.
Es war schwer zwischen Staub, den Schreien von Mensch und Tier und dem Bersten von Holz etwas wahrzunehmen und die Situation zu begreifen. Überall um sie herum waren Reiter, ihre Leibgarde war um sie herum und dort waren feindliche Aweynche. Hjorgcai griff nach ihrem Bogen, der Speer war hier fehl am Platz und schoss mit der unfehlbaren Sicherheit des Jägers den Pfeil ab. Sie achtete nicht darauf, ob dieser sein Ziel erreicht hatte, sondern ergriff gleich den nächsten.
Es war ein Morden und Sterben, die ganze Welt um sie herum bestand aus Tod. Über dem Schlachtfeld hing der unverkennbare Geruch des Blutes und die ersten Geier ließen sich auf den Toten nieder.
Dann begann das nächste Problem damit, dass ihre Leibwache sie im Stich ließ. Sie fluchte kurz, noch einen Verrat hatte sie jetzt gebraucht. Zwei Reiter blieben zurück, doch diese waren die Jüngsten und am unerfahresten, Adelssöhne, die beide in sie verliebt waren. Der eine stieß mit seinem Speer einen Reiter so hart aus dem Sattel, dass dieser splitterte und er von einem Splitter getroffen zu Boden sackte. Der Zweite überlebte ihn nur wenige Minuten länger, er wurde von einem gewaltigen Krieger getötet, der danach auf sie selbst zukam. Hjorgcai ließ den Bogen los und umfasste den Speer. Sie stieß ihrem Pferd die Hacken in die Flanke und ritt auf den Gegner zu. Im letzten Moment jedoch rutschte der Speer in ihrer verschwitzten Hand und traf nur die Seite des Pferdes. Ihre Stute jedoch wurde getroffen und die Khatun aus dem Sattel geschleudert. Ein kurzer Stich des Bedauerns durchfuhr sie neben den Schmerzen, die der Sturz mit sich brachte, denn es war ein gutes Tier gewesen, doch dann war der Gegner heran und es blieb keine Zeit für Trauer und Tränen, sondern nur für das Schwert, das sie nun anstelle des Speers ergriff.
Sie duckte sich unter der Eisenkeule hinweg und wich den Pferdehufen aus, die über ihr wirbelten, als sie das Tier traf. Ein Huf traf sie am Oberarm und sie stöhnte vor Schmerzen auf. Ihr Herz raste und ihr Gesicht war schweißnass. Sie warf sich zur Reite, spürte sprödes Leder unter ihren Händen und zog sich daran hoch. Etwas schlug nach ihr und Blut rann ihren Arm herunter, dennoch ließ sie nicht los, während das Pferd sie über den Boden schleifte. Mit der anderen Hand griff sie nach einem Messer und schlug auf den Reiter ein, der überrascht aufschrie und zur Seite fiel. Hjorgcai zog sich hoch und setzte sich in den Sattel, während ihr Gegner sich nun verzweifelt am Sattelleder festhielt. Die Khatun schlug auf ihn ein und seine Hand löste sich. Mit einem Übelerregenden Geräusch schlug er auf dem Boden auf.
Hjorgcai parierte den Wallach durch und tätschelte den schweißnassen Hals. Es war ein gutes Tier, schnell und zäh. Sie untersuchte ihre Ausrüstung. Einen ihren Bogen hatte sie erstaunlicherweise halten können und auf dem Pferderücken fand sie einen noch fast vollen Köcher mit Pfeilen. Sie fand einen Khelm und besaß immer noch drei Messer. Zu ihrem Entsetzen war der Wasserbeutel jedoch leer und den Jungen, der ihr hinterher reiten und sie mit Wasser versorgen sollte, hatte sie verloren.
Dennoch ging es ihr gut. Die Schulter schmerzte, doch der Lederharnisch hatte sie vor dem Schlimmsten bewahrt. Mehr Sorgen machte ihr ihre Schwerthand, die sie notdürftig verband, während um sie herum die Pfeile flogen. Jetzt war sie froh, dass sie ihren Standartenträger verloren hatte, denn wenn die Feinde, sie als die Khatun erkennen würden, würde es ihr deutlich schlechter gehen. Notgedrungen umfasste sie den Khelm mit der linken Hand und parierte den Schlag eines Reiters, der aber kurz darauf an ihr vorbeipreschte.
Hjorgcai lenkte ihr Tier an einer Leiche vorbei und suchte nach irgendjemandem, der ihr Neuigkeiten überbringen konnte.
Doch so weit sie es erkennen konnten, waren es ihre Truppen, die zurückgedrängt wurden. Obwohl Hes-Argan zuvor eine Niederlage erlitten hatte und der Stamm Sagilochos ihn verlassen hatte, waren seine Kräfte immer noch stärker als die ihren. Es waren so viele Leichen, so viel Blut, das den Boden tränkte.
„Herrin?“. Sie sah auf, ein junger Reiter, der die Farben des Khans trug, hatte sie erreicht. „Geht es Euch gut?“.
„Es geht mir gut.“, erklärte sie, „Und ich wäre dir sehr verbunden, wenn du mich zu Reyncher geleiten würdest.“.
„Stammesfürst Reyncher? Zuletzt sah ich ihn im Nordwesten kämpfen. Folgt mir, Khatun.“.
Der Soldat ritt mit ihr über Leichenhaufen und schützte sie gewissenhaft vor Angriffen. Endlich erkannte sie in der Ferne das Wappen ihres Cousins. Weitere Reiter erkannten sie und schlossen sich zu einem schützenden Ring zusammen.
„Hjorgcai?“, fragte Reyncher überrascht, „Man sagte mir, du wärst gefallen.“.
Ihr Cousin trieb seinen Hengst auf sie zu und neigte den Kopf. Erleichterung stand ihm unverkennbar auf das Gesicht geschrieben.
„Meine Leibwache hat mich zwar verraten und es haben einige versucht, mich zu töten, doch wie du siehst, ist es ihnen misslungen.“.
„Das freut mich, zu hören.“.
„Also.“. Sie lenkte ihr Pferd neben das seine und sah über das Schlachtfeld. „Wie sieht es aus?“.
„Nicht gut.“. Er senkte traurig den Kopf, doch seine Augen blitzten immer noch zuversichtlich. „Die Stammesfürsten Tulga und Sifal haben das Schlachtfeld verlassen und Frieden mit Hes-Argan geschlossen. Sie kämpfen jedoch nicht. Unsere Truppen werden zurückgedrängt. Wir haben die Anhöhen weiter westlich verloren und sind umzingelt. Jedoch sind die Bogenschützen, die du vermutlich postiert hast, immer noch recht gut besetzt und auch wenn sie den Ausgang des Tals verloren haben, heizen sie Hes-Argan noch ordentlich ein. Ihr Pfeilvorrat wird allerdings nicht ewig halten.“.
Er lächelte ihr zu.
„Es wird die Männer aufmuntern, dich zu sehen. Sie kämpfen besser, wenn sie ihren Herrscher an ihrer Seite wissen. Dennoch fürchte ich, dass wir uns zurückziehen müssen. Es seid denn, du hast einen Reiter noch nicht eingesetzt.“. Sie verstand seinen Hinweis auf das beliebte Strategiespiel ihres Volkes, ihr Bruder Temudschin war darin ein Meister gewesen.
„Den größten Hengst, Reyncher. Der Stärkste ist noch nicht ins Feld gezogen.“, meinte sie.
„Das ist gut, sehr gut.“.
„Und das Beste daran ist, dass der Feind ihn nicht gesehen hat.“.
Denn wie ihr jetzt einfiel, hatte sie Tselmeg und seinen Auftrag gegenüber niemandem erwähnt außer Hälöron. Und wenn sie dem Khan nicht mehr trauen konnte, was blieb dann übrig? Früher hatte Kherosgo immer erklärt, dass die spontanen Einfälle Hjorgcai irgendwann den Hals kosten würden. Doch sie hatte Unrecht. Der spontane Einfall, Tselmeg nach den Ojuncol zu schicken, würde ihr das Leben retten. Denn dies war der einzige Plan, den sie ohne das Wissen ihrer Schwester, der Verräterin, ausgeführt hatte.
Sie sah zum Himmel. Die Geier kreisten unter dem leuchtenden Blau an der die Sonne hoch und unerreichbar stand. Dennoch wusste sie, dass es mehr als die Geier waren, die sie beobachteten.
„Zeige die schwarz-rote Flagge.“, bat sie ihn.
Er war überrascht, übermittelte die Bitte aber an seinen Standartenträger. Das Schwarz mit den roten Flammen zeigte eigentlich einen Waldbrand an, doch da kein Wald in der Nähe war, war dies ungewöhnlich. Dies war nun einmal das Zeichen, das sie mit Tselmeg vereinbart hatte.
Die Fahne erhob sich wie ein Hoffnungsbote aus dem Grab und ein sanfter Wind brachte sie in Bewegung.
Da. Wenn man nur auf die Erde sah, den Tod betrachtete, verpasste man die Hoffnung, die dort pfeilschnell heran wirbelte. Aus dem Gebirge erhob sich ein Schwarm aus Vögeln. Vögeln oder Ojuncol.
Hjorgcai schloss erleichtert die Augen.
„Braucht ihr Hilfe?“, rief eine Stimme und über ihnen kreiste Tselmeg. Es waren bestimmt dreißig Ojuncol, die über ihnen kreisten und die Sonne verdeckten. Es waren immer noch beeindruckende Tiere, die gewaltigen Flügel mit denen sie sich – trotz des geringen Windes – mühelos schweben ließen. Die spitzen Schnäbel und die Krallen waren ihre Waffen und es waren gefährliche. Das Gefieder hatte meistens Ocker und Gelbtöne als Farbe. Ein weiteres auffälliges Merkmal waren die dünnen Hautschuppen, zumeist in Rot, die sich an den Seiten des Augenpaares befanden. Bei Stürmen und Gefahr wurde diese über die Augen gestülpt, so dass der empfindlichste Teil der Ojuncol geschützt war.
Es war ein Wunder, dass Tselmeg es geschafft hatte und Hjorgcai hatte es häufig für vollkommen unmöglich gehalten, diese Raubtiere zu zähmen. Dass Tselmeg es geschafft hatte, stellte nur für ein weiteres Mal seine Fähigkeiten unter Beweis.
„Ja.“, erklärte sie lachend. „Zur Seite.“, wies sie die Männer an, die sich auf der Hügelkuppe um sie versammelt hatten.
Wenig später gruben sich Krallen in das Erdreich und Tselmeg bot Hjorgcai den Sattel auf dem Rücken des Vogels an.
„Die Ehre dieses Angriffs gebührt Euch, Khatun.“.
Energisch schüttelte Hjorgcai den Kopf und ihr Magen drehte sich beim Gedanken aufzusitzen um.
„Es wart Ihr, der die Ojuncol zähmtet.“, versuchte sie die Haltung zu bewahren.
„Doch es wart Ihr, die den Befehl gabt.“, entgegnete er ernst, „Und ein Soldat sollte niemals den Platz einnehmen, der seinen Herrn gebührt.“. Sein Ton war ruhig und sachlich, doch Hjorgcai verstand die Warnung hinter seinen Worten sehr wohl, denn Tselmeg war nicht nur ein guter Befehlshaber sondern auch ein treuer. Ihre Position war längst nicht so gut gefestigt, dass sie einen zu siegreichen General zulassen könnte.
„Also gut, doch ihr werdet neben mir fliegen.“. Sie fasste nach den Zügeln, die zu einer Schlaufe führten, die oberhalb des Schnabels befestigt waren und sich dort in die Haut gruben. Dann setzte sie sich in den Sattel, der zwischen Flügeln und Hals lag. Einmal noch atmete sie tief durch, bevor sie dem Vogel in ihrer Hilflosigkeit „Flieg“ zu wisperte. Entweder verstand er sie tatsächlich oder er wollte einfach nur noch weg.
Der Boden verschwand unter ihr und das Einzige was blieb, war der Himmel. Angespannt krallte sie sich an den Zügeln fest und versuchte ihrem Gesicht eine Maske der Entspanntheit zu verleihen. Ihr Herz raste jetzt mehr als im Kampf und sie fühlte sich verloren zwischen den gewaltigen Flügeln und inmitten der immer mehr entschwindenden Welt. Dann waren die anderen Ojuncol um sie herum und ihre Soldaten jubelten, als sie die Khatun erblickten. Doch in keinem Moment empfand sich Hjorgcai ihrer Identität als Khatun entfernter als jetzt. Sie war das kleine Mädchen, das mit ihrem Vater am Abgrund stand und der ihr sagte „Eine Aweynche kennt keine Angst“
Doch dann sah sie die feindlichen Reiter auf den Schlachtfeld und ihr fiel ein, dass ihr vater tot war, ermordet von dem Mann, gegen den sie nun kämpfte.
Und so befahl sie ihren Männern anzugreifen.
Die Ojuncol waren grausame Tiere. Als die Feinde bemerkten, welcher Schrecken über sie gekommen war, verstreuten sie sich verzweifelt. Die Vögel trugen Pferde in die Lüfte, ließen sie fallen, durchbohrten mit ihren Schnäbeln Rüstung und Fleisch. Obwohl es vergleichsweise wenige Tiere waren, beendeten sie in wenigen Minuten die Arbeit Tausender Krieger. Einige Ojuncol wurden mit Hilfe von Pfeilen aus der Luft geholt, doch der Preis war, dass sie Krieger beider Seiten zerquetschten, auch war das Federkleid dicht und es wurden viele Pfeile abgelenkt, ohne Schaden anzurichten.
Dann war es vorbei. So plötzlich wie er gekommen war, versiegte der Sturm wieder. Es war ruhig. Eine eigenartige Stille hatte sich über das Schlachtfeld gelegt. Alles schwieg in ehrfürchtiger Erwartung auf das Kommende.
Hjorgcais Ojuncol kreiste über dem Tal, bis sie eine geeignete Stelle zum Landen fand. Im Sturzflug schoss der Vogel herab, die Flügel eng an den Körper gepresst und ein eigenartiges Gefühl von Freude und Freiheit durchströmte sie. Im letzten Moment breitete der Ojuncol die Flügel aus und ließ sich sanft auf die Erde gleiten.
Hjorgcai stieg ab und bemühte sich die Männer nicht sehen lassen, wie sehr ihre Beine schmerzten. Die Haut war wund und aufgerissen und schmerzte bei jeder Bewegung.
„Lasst den Khan rufen.“, befahl sie und der Meldegänger – erstaunt erkannte sie, dass es derselbe Junge war, der ihr Pferd so bewundert hatte, eilte davon.
Erschöpft nahm sie die Zügel entgegen, die jemand ihr reichte und schwang sich in den Sattel. Sie ritt durch die Reihen der Männer, ihrer Männer, Angehörige ihres Volkes, die auf Anweisungen warteten. Die überlebenden Krieger Hes-Argans wurden zusammengetrieben und bewacht. Sie kam an einem Platz vorbei, der wohl als Verbandsplatz gedient hatte. Die Heiler ebenso wie die stehfähigen Verwundeten zusammengetrieben worden. Unter ihnen war ein Junge, der sie mit aufgerissenen Augen anstarrte.
„Ihr habt meine Erlaubnisse, die Verwundeten zu bergen und zu versorgen.“. Doch obgleich als Bitte formuliert, war es ein Befehl. Sie deutete auf die Soldaten, die dabei standen. „Ihr bewacht sie.“.
Dann wurde sie zu dem Ort geleitet, wo Hes-Argan lag, einen Dolch in der Brust. Hjorgcai lachte kurz auf und zog den Dolch hinaus. Der Taidschie war tot, doch dies war ihr Dolch. Es war derselbe Doch mit dem Arygan Khan getötet worden war und nun hatte er auch Hes-Argan ein Ende bereitet.
Ein kurzer Schauer der Erleichterung durchlief sie und die Anspannung fiel von ihr ab, es war vorbei. Die Schlacht geschlagen, der Sieg vollkommen, ihre Macht und die des Khans unangefochten.
Es war ein Tag, den man nie vergessen würde und der in den Legenden und Mythen ihres Volkes weiterleben würde und zugleich war es ihr sechzehnter Namenstag und neunzehnter Geburtstag.
Es war ein guter Tag.
Sie warf einen letzten Blick auf die leere Hülle des Feindes, dann wandte sie sich ab. Dieser Teil ihres Lebens war Vergangenheit und es nur der Weg der Zukunft vor ihren Augen, diesen galt es nun zu beschreiten.
Sie ritt weiter, an Heilern, die sich über Verwundete beugten, Totengräber, die ihre traurige Last davon schleppten und Männern, die die Pferde erlösten.
Ein Leiden und Sterben, so weit das Auge reichte. Das ganze Tal war zu einem Tal der Toten geworden. Doch es war gut, dass es jetzt zu Ende war.
Sie sah in den Himmel. In der Ferne ging die Sonne unter und bald würden zusätzlich zu den Gräbern die Feuer die Nacht erhellen. Normalerweise wurden Aweynche mit ihren Pferden ins Erdreich gebettet, doch angesichts der Anzahl der Toten und der Gefahr des Ausbruches von Krankheiten würden sowohl Pferd als auch Mensch verbrannt werden und dann die Asche in Gräber geschaufelt werden, in der Hoffnung, dass Reiter und Pferd einander finden würden, um in die Reiche der Ahnen und der großen Könige einzutreten.
Saruuls Überreste dagegen würden mit Hjorgcais besten Pferd in einem Grab bestattet werden, dass dieser Frau würdig war.
Unter den Toten wurde auch Kherosgo gefunden, zwei Pfeile in Brust und Bauch. Im Angesicht des Todes hatte auch sie sich gefürchtet und die Augen waren panisch aufgerichtet. Ihr, der Verräterin, würde man kein Grab gewähren und ihr Leichnam würde den wilden Hunden und Geiern Nahrung sein. Die Reiche der Ahnen würden ihr verwehrt bleiben und Hjorgcai bedauerte es nicht. Sie bedauerte nur den Tod ihres Vater und den Tod ihrer Brüder und nun waren sie endlich gerächt.
Dann war ihr Mann und Schützling neben ihr und es war der Khan. Der Khan, gekleidet in einen Harnisch trug er doch den Schmuck der Könige auf seinem Kopf und den Bogen des Khans an seiner Seite.
„Es ist vollendet.“, erklärte sie schlicht.
„Ich weiß.“, erwiderte er.
Dann fing an ein Lächeln das ernste Gesicht zu verunstalten und schließlich lachte er aus vollem Herzen.
„Wie ich hörte, hast du dich erneut in Gefahr begeben und wärst fast getötet worden.“.
„Es ist nicht von Belang, denn es ist die Gegenwart, die zählt.“.
„Dennoch bin ich froh, dass du da bist. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich anstellen sollte, Hjorgcai. Doch ich weiß ebenso, dass du eine Kriegerin bist und nie die Rolle der Hausfrau, wie sie die Sebetjh sehen, einnehmen wirst. Das Einzige, worum ich dich bitte, ist, dass du auf dich achtest.“.
„Mein Vater sagte immer: Ein Mann, der nicht mit seinen Männern reitet, ist unwürdig, sie zu führen.“.
„Ja.“, antwortete er schlicht, „Und du bist die beste Khatun, die sich unser Volk wünschen kann.“.
„Stelle deinen Wert nicht herunter. Es gibt eine Zeit zu lernen, eine Zeit zu führen und eine Zeit zu lehren. Wenn dein Pferd anfängt aus vollem Tempo zu laufen, wird meines anfangen zu lahmen. Deine Zeit wird kommen und es wird eine gute Zeit sein. Und jetzt lass uns, unsere Zeit einleiten.“.
„Eine Zeit des Friedens und der Gerechtigkeit.“.
„Ja.“. Sie lächelte und in diesem Moment vergaß sie den Mann, den sie verlassen hatte und sah nur noch den, der neben ihr ritt. Sie streckte die Hand aus und erneuerte das Bündnis, das sie unter dem Sternenhimmel der Wüste geschlossen hatten. Gemeinsam ritten sie durch das jubelnde Volk, der Khan und die Khatun. Sie sah zu Hälöron und er erwiderte ihren Blick lächelnd.
Es war vollendet.