Das Haus Videiler ist ein altes und ehrwürdiges Geschlecht, das ursprünglich auf das Geschlecht der Vesender zurückgeht, welches lange Zeit die Herzöge von Alak stellte, bis sie sich im Bürgerkrieg (2197-2199) auf die falsche Seite stellten. Der letzte Strang ihres Geschlechtes benannte sich nun in Videiler um und schaffte es, sich den Thron des Grafen von Niorest zu bemächtigen.
Aus Eine Geschichte der Herzogsgeschlechter Arthergs
Jehiel hatte sich nur eine Fleischwunde eingefangen und Heled war froh, dass es seinem Freund gut ging. Er hustete kein Blut, was bedeutete, dass er leben würde, solange sich die Verletzung nicht schwerwiegend entzünden würde.
Heled stand mit zwei Männern seines Schwadrons an Jehiels Bett. Der Verwundete war aufgrund seiner Position in einem gesonderten Raum mit anderen Offizieren untergebracht worden.
Dennoch hörte man die Schreie, wenn die Ärzte meinten mal wieder amputieren zu müssen. Heled hielt nicht viel von den arthergischen Ärzten, nicht seitdem er gelernt hatte, wie gut und anders servinische arbeiteten. Es roch nach Blut und Erbrochenem, nach Exkrementen und nach Tod. Kein angenehmer Geruch und Heled war froh, wenn sie diese düstere Ahnung hinter sich lassen konnten.
In diesem Moment trat Jair ein. Heled und seine beiden Männer salutierten vor dem Befehlshaber ihres Regimentes. Vor der Schlacht hatten sie ihn zuletzt gesehen und jetzt waren sie sichtlich erstaunt über sein Erscheinen.
„Ich gratuliere, Heled. Eine herausragende Leistung.“, gratulierte Jair, was an sich schon ein Wunder war.
„Danke, Sir.“, entgegnete der Rittmeister, während seine Männer die Brust vorstreckten und über das ganze Gesicht grinsten.
Jair nickte Heled zu und fragte. „Darf ich?“.
Heled und seine Männer traten von Jehiels Bett zurück. Dieser wollte sich aufrichten, um seinen Befehlshaber die Ehre zu erweisen, die ihm gebührte, doch vermochte er es nicht.
„Wie geht es Ihnen, Oberleutnant?“, fragte Jair und Jehiel nickte schwach. „Es geht mir gut, Sir. Danke, Sir.“. Auch Heleds Stellvertreter war sichtlich überrascht, es war nicht Jairs Art Krankenbesuche zu machen.
„Ich ernenne sie hiermit zum Rittmeister des dritten Schwadrons des Eraliy-Regiments.“, erklärte Jair. „Der Befehlshaber ist mit all seinen Leutnanten, sowie den meisten seiner Männer gefallen. Ich gedenke, dass Schwadron wieder aufzustellen und Sie scheinen mir ein würdiger Ersatz zu sein.“.
„Ich danke Ihnen, Sir.“, entgegnete Jehiel steif, nicht wissend wie er mit dieser Ehre umgehen sollte.
Heled hingegen war überwältigt. Er würde Jehiel verlieren. Dieser würde von nun an selbst ein Schwadron führen und sie würden nicht mehr Seite an Seite kämpfen. Natürlich freute er sich für Jehiel, der nun die Chance bekam, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, doch der Schmerz über den Verlust bohrte sich in sein Innerstes.
„Ich bin mir bewusst, dass sie Jehiel schätzen und ihn gerne an ihrer Seite wissen würden, doch ich brauche gute Männer, um die Lücken zu füllen.“.
„Ja, Sir.“.
„Wen werden Sie an Jehiels Stelle einsetzen?“, fragte Jair. Ein Oberleutnant war der Stellvertreter des Rittmeisters und musste jederzeit bereit sein, dessen Platz zu übernehmen. Es war eine wichtige und verantwortungsvolle Position, die für Jair durchaus wichtig zu wissen war.
„Leutnant Assur, Sir.“, erklärte Heled, „Er ist ein guter Krieger und die Männer vertrauten ihm.“.
„Assur?“. Jair wirkte nachdenklich. „Seid Ihr Euch sicher, dass ein Ausländer als Oberleutnant nicht für Schwierigkeiten sorgen wird? Ich möchte keinen Streit und Unzufriedenheit in den Schwadronen.“.
„Es wird keinen Streit geben, Sir. Die Männer akzeptieren ihn.“.
Assur kämpfte nach Jehiel am Längsten unter Heleds Befehl. Fünf Jahre waren eine lange Zeit, in der der Rittmeister das Herz des Oleoners ein wenig kennen gelernt hatte. Und er war sich absolut sicher, dass er Assur vertrauten konnte. Es war die Standarte von Assurs Regiment gewesen, die Jairs Regiment in Oleon erobert hatte. Als Bedingung für seine Unterwerfung hatte ihr Oberst, Assur, genannt, dass er in dem Regiment dienen würde, das ihn besiegt hatte. Und so kämpfte der Patriot seit fünf Jahren unter Heleds Befehl für Artherg.
„Diese Männer? Aber die neuen Rekruten?“.
„Ich werde sie überzeugen, Sir. Er ist ein guter Mann.“, beharrte Heled. Assur hatte sich eine Beförderung wahrlich verdient.
„Nun gut. Dann soll es so sein.“. Und Heled verstand, dass dies Jairs Art war, ihm für den Sieg zu danken. Indem er dies durchgehen ließ, was nicht viele Generäle geduldet hätten.
„Gute Besserung, Jehiel.“.
Jair nickte ihnen zu, dann verließ er das Krankenzimmer.
„Ich wünsche dir einen guten Weg, Jehiel.“. Heled seufzte. „Auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass unsere Wege noch länger nebeneinander verlaufen wären.“. Es war ein ungewohnter Gefühlsausbruch Heleds und aus den Augenwinkeln nahm er war, dass seine beiden Männer einen Blick wechselten.
„Ich auch.“. Jehiel hustete.
„Jetzt werde ich dir wohl nicht mehr, das Leben retten können.“.
„Und ich dich nicht mehr vor deiner Dickköpfigkeit bewahren können.“.
Sie grinsten einander an, doch es lag ein dunkler Schatten darauf.
Sie würden den Winter zusammen haben, denn das arthergische Heer war nun in der Festung eingeschlossen, um Anekdoten auszutauschen, doch dann würde Heled den einzigen Mann verlieren, den er in den letzten Jahren einen Freund genannt hatte.
Nachat zügelte seinen Wallach und schaute zu den düsteren Burgtoren hoch, die sich über ihm erhoben. Er seufzte, rieb sich den Schnee aus dem Gesicht und trieb das Tier an. Die Wachen nickten ihm zu, hielten ihn aber nicht zurück, als er das Tor durchschritt. Es war eine kleine und eigentlich unbedeutende Burg, wenn sich hier nicht der Mann aufhalten würde, auf dem Nachats Hoffnungen ruhten. Sein Vater mochte darauf hoffen, dass der König sein Versprechen eines Tages erfüllen würde, doch Nachat glaubte nicht, dass ein verstoßener und seines Reichtums beraubter Graf am Königshof sein Recht finden würde. Er war längst dafür bereit, auf andere Kräfte zu setzen. Deshalb war er hier, um sich sein Recht an anderer Stelle einzufordern. Er wollte die Ehre seiner Familie wiederherstellen, seinen Vater zufrieden stellen und sich an dem Mann rächen, dem seine Familie diese Schande zu verdanken hatte: Herzog Havinon von Scheeru.
Er hatte Nachats Vater Titel und Land genommen nach einer lächerlichen Sache von verbotenen Hinrichtungen. Er ballte die Hand in den dicken Handschuhen zur Faust. Er würde dafür sorgen, dass Herzog Havinon seine Rache zu spüren bekam.
Nachat stieg vom Pferd, reichte die Zügel einem Knecht, und streckte seine von der Kälte tauben Glieder.
Er wurde vom Burgherrn in der Wohnhalle empfangen. Im Kamin knisterte ein Feuer und der Burgherr saß mit zwei Hunden davor. Er lächelte, als er seinen Gast betrachtete.
„Willkommen, mein Sohn. Ruh dich aus und genieße die Wärme eines Feuers.“. Miklot war ein Vetter von König Jerimot und teilte sich mit diesem seine Leidenschaft für Essen und Wein. Nachat fragte sich wie irgendjemand es mit so einem Mann als Vater aushalten würde, doch immerhin besaß der Burgherr noch Titel und Land, auch wenn dieses unbedeutend und relativ arm war. Miklot war ein Einzelgänger und interessierte sich wenig für die Geschehnisse außerhalb seiner Burg und dem dazugehörigem Land. Doch es war nicht der Burgherr, wegen dem Nachat gekommen war.
„Mein Herr. Ich hoffe, dass Euer Gast ein Wort beim verehrten König für mich einlegen kann.“.
Miklots Hand umfasste seinen Weinkelch und er trank erneut einen Schluck.
„Ich weiß, dass Ihr hofft Euer Land wieder zu erhalten, doch ich fürchte, dass mein Gast keine Möglichkeit hat, ein Wort bei meinem Vetter für euch einzulegen.“.
Er hustete und sah Nachat mit tränenden Augen an.
„Doch bekommt Ihr von mir die Erlaubnis mit ihm zu sprechen.“.
Der verbannte Adelige sank auf die Knie, warf sich zu Boden und verneigte sich immer und immer wieder.
„Ich danke Euch, mein Herr.“.
Innerlich widerte es ihn an, sich vor diesem fetten und unfähigen Grafen verbeugen zu müssen, doch wenn dies die Möglichkeit war, sein Erbe zurück zu erhalten, würde Nachat es aushalten, um sich später rächen zu können.
Ein Diener führte ihn durch die Burg zu einem Turm, vor dessen Eingang zwei Wachen standen. Sie ließen Nachat eintreten und der Diener stieg mit ihm die steile Wendeltreppe hinauf. Es war still. Von dem Leben, das in dem Rest der Burg hervorsprudelte, war hier nichts zu spüren. Die einzigen Lebewesen, die sich blicken ließen, waren die Spinnen, die die groben Wände schmückten. Staub und Kies bedeckte die Treppenstufen und es schien offensichtlich, dass hier selten Diener vorbeischauten. Sie kamen an einer Bibliothek vorbei, die wohl im Gegensatz zu einigen anderen Räumen häufig besucht wurde. Der Diener bemerkte Nachats aufmerksamen Blick und erklärte: „Er schätzt die Kunst der Bücher sehr. Er hat ja auch kaum andere Möglichkeiten zur Zerstreuung. Manchmal lässt mein Herr Miklot Gaukler kommen, aber ansonsten ist er alleine. Es wird ihm gut tun, wenn er sich mit einem Mann in seinem Alter unterhält.“.
Nachat musterte nun den Diener. Er war alt, seine Wangen eingefallen und seine Haut trocken wie altes Pergament, weiße Haarsträhnen klebten ihm dünn und strähnig am Schädel. Einzig seine hellblauen Augen strahlten und sein Blick war wach und aufmerksam. Wahrscheinlich war er der Einzige, den der Bewohner dieses Turmes regelmäßig zu sehen bekam. Miklot hatte untertrieben, als er gesagt hatte, dass der, den Nachat zu sehen verlangte, ein Gast war, tatsächlich war er ein Gefangener.
Die Hände des Alten dagegen waren, im Gegensatz zu seinem restlichen Erscheinungsbild, gepflegt. Nachat grinste. Nun wusste er, weshalb dieser Turm eine Bibliothek besaß. Der Alte besaß die feinen Finger eines Illustratoren und Buchbinders, nicht die abgehärteten und kräftigen Hände eines gewöhnlichen Dieners. Vielleicht würde sich dieser doch noch als wichtig für Nachats Pläne erweisen.
Sie erreichten das nächste Geschoss und der Diener öffnete mit einer Verbeugung die Tür.
Wieder verbreitete ein Kamin Wärme und wieder stand vor diesem ein mit Schnitzfiguren verzierter Stuhl. Ein Vorhang trennte ein Bett ab, neben dem eine große Truhe stand. Abgeschlossen wurde das Bild des Raumes von einem niedrigen Tisch in der Raummitte.
Ein Mann stand von dem Stuhl auf und Nachat fiel zu Boden.
„Steh auf.“. Die Stimme war hoch und leise, als ob es dem Mann mühsam fiel zu sprechen.
Nachat folgte dem Befehl und stand auf.
„Was willst du?“.
Er hob den Kopf und sah sein Gegenüber das erste Mal an. Es stimmte, was man sich über ihn erzählte. Der Gefangene war genau das Gegenteil von dem, was man in Artherg als Schönheit betrachtete. Er war klein, seine Beine waren unterschiedlich lang, so dass er humpelte, sein rechter Arm war gelähmt und hing nutzlos herab, doch vergaß man dies, wenn man in sein Gesicht blickte. Es war weder schön noch hässlich, sondern gewöhnlich, wären da nicht die Augen gewesen. Denn in dem verborgenen Dunkel glühte der Hass.
Nachat selbst war nach arthergischem Ideal schön. Er war relativ groß und kräftig. Seine braunen Haare fielen lockig über die Schultern, seine Augen waren grau und sein Gesicht war von der Sonne gebräunt worden, über seine Wange verlief eine Schwertnarbe. Er hatte keine Probleme bei Frauen und nutzte das aus. Frauen waren häufig sehr viel aufmerksamer als Männer und waren dementsprechend gute Informanten.
Sie tauschten einen Blick aus und Nachat sah zu dem Diener.
„Lass uns allein.“, befahl sein Gegenüber und aus seinen Worten klang ein ungebrochener, jedoch gut versteckter Stolz hervor.
„Wer bist du?“, fragte der Gefangene und setzte sich wieder in den Stuhl.
„Nachat, Rechats Sohn, aus dem Geschlecht der Videiler.“.
Sein Gegenüber seufzte. „Und jetzt willst du, dass ich ein Wort bei König Jerimot oder irgendeinem anderen Adeligen für dich einlege? Das liegt nicht in meiner Macht, ich habe keinen Kontakt zur Außenwelt.“.
„Aber ich.“, entgegnete Nachat, „Und ich biete dir meine Hilfe an.“.
„Deine Hilfe, wofür sollte ich deine Hilfe brauchen? Es gibt keinen Ort, zu dem ich gehen kann und mein Gesicht ist zu bekannt.“. Spöttisch sah er Nachat an, doch dessen Miene blieb unbeirrt. Er zog einige Blätter hervor. Es waren Papiere, doch trugen sie eine Botschaft, die nicht zu verachten war.
Mit einem Stirnrunzeln griff sein Gesprächspartner nach den Blättern und durchsuchte sie. Sein Gesichtsausdruck blieb kalt und ebenso kalt waren seine Worte, als er sagte: „Ich könnte dich hier und jetzt töten.“.
Nachat lächelte, er verstand dieses Spiel ebenso gut. Sein Vater mochte von ihm verlangen, dass er in den Krieg zog, um Ruhm zu erringen und so die Ehre seiner Familie wiederherzustellen, doch Nachat hatte sich längst für einen anderen Weg entschieden.
„Doch das würde nichts an deiner Situation ändern, wenn du mich leben ließest, schon.“.
Ungeduldig zuckte der Verunstaltete mit dem Kopf.
„Du hast keinen Kontakt zur Außenwelt, ich schon und zwar ein ausgefeiltes Netz von Spionen und Kontaktleuten. Ich erfahre, was am Königshof und bei den Adeligen los ist und ich weiß, dass dies Euch nützlich sein wird, wenn ihr Euren Plan in die Wirklichkeit umsetzen wollt.“.
„Und was forderst du?“.
Ein Lächeln strich über Nachats Gesicht.
„Herzog Havinons Kopf und seinen Titel als Herzog und Protektor Servinas, sowie seinen Sitz im Rat des Königs.“.
„Einen hohen Preis.“, empfand sein Diskutant.
„Ein angemessener Preis für meine Mithilfe bei der Einnahme der Königskrone.“, verbesserte Nachat ihn. „Immerhin müsst ihr die Mehrheit unter den Herzögen haben und alle Kinder von König Jerimot sowie ihn selbst aus dem Weg räumen.“.
Die erste Regung eines Gefühls offenbarte sich auf dem Gesicht seines Gegenübers.
„Amasa, Hawila…“.
„Hawila ist tot.“, unterbrach Nachat ihn, „Sie starb bei der Geburt ihres ersten Kindes.“.
Damit blieben nur noch drei Kinder von König Jerimot, seine beiden Söhne Jamlek und Jasreel, sowie seine Tochter Amasa, die mit Davror von Tarea verheiratet war und ihm zwei Töchter geboren hatte.
„Nicht einmal, das bekomme ich mit.“. Verbittert sah er Nachat an.
„Und deswegen braucht Ihr mich.“, erklärte dieser ruhig, „Überlegen wir, momentan habt Ihr Herzog Alemet auf Eurer Seite. Er ist euer Onkel und hegt einen ebenso großen Hass auf den König wie ihr.“. Er schwieg einen Moment, um seinem Gegenüber die Zeit zu geben, zu zustimmen. Insgesamt gab es vierzehn Herzöge, doch waren nur fünf von ihnen momentan für sie vom Interesse – denn sie wählten als Kurfürsten des Reiches den König. Traditionell waren dies die Herzöge von Tarea, Scheeru, Asea, Alak und Keriso.
„Für Asriel müssen wir zahlen, aber ich bin sicher, dass wenn wir im Madruk versprechen, er uns sicher folgen wird. Oder wolltet Ihr Madruk als Verbündeten?“.
Entsetzt schüttelte sein Gesprächspartner den Kopf.
„Madruk ist kein Land, das auf Dauer neben uns existieren kann. Früher oder später wird es zum Konflikt kommen und den Zeitpunkt möchte ich in der Hand halten. Ich werde als langfristiges Ziel Ikantjeys Unterwerfung festsetzen, doch dies können wir vor Madruks Fall nicht durchführen. Wenn wir Asriel dazu bekommen, für mich zu stimmen, soll es mir Recht sein.“.
Damit hätten sie zwei. Nachat überlegte weiter. Havinon konnten sie vergessen, er glaubte fest an die schwärmerischen Träume von Mitbestimmungsrecht des Volkes, sowie die Abschaffung der Leibeigenschaft. Beera von Alak war zwar keiner klaren Seite zuzuordnen, doch war dieser ein Sturkopf und ein fester Kriegsverweigerer. Der Vorteil an ihm war, dass er unter den Herzögen und übrigen Adeligen nicht beliebt war und somit kaum eine Opposition bilden konnte, dies war bei Havinon von Scheeru anders, dieser war deutlich gefährlicher. Es blieb noch Doeros von Tarea. Dies war der älteste Herzog, ein erfahrener Feldherr, der zu seiner besten Zeit Oleon, Morliv und Servina erobert hatte, doch in letzter Zeit wurde er häufig ans Bett gefesselt und seine einstiger Stern begann zu sinken.
„Doeros.“, erklärte er schließlich laut. „Er will schon lange, dass wir gegen Ikantjey ziehen, seitdem sein ältester Sohn dort gefallen ist. Allerdings müssen wir bei ihm aufpassen. Wenn wir etwas tun, was ihm nicht passt, wird er sich gegen uns stellen.“.
Sein Gegenüber hatte seinen Ausführungen gelauscht und sein Gesicht war eine ausdruckslose Maske.
Erneut warf sich Nachat zu Boden.
„Wenn Ihr mich wollt, mein König, bin ich der Eure.“.
Sein Gesprächspartner stand auf und die Maske fiel. Stolz, Grausamkeit und Rachegelüste vereinigten sich zu einem wilden Strudel der Gefühle. Doch für Nachat zählte nur der Gedanke, dass dieser Mann die Macht haben würde, ihm das Erbe seines Vaters und noch viel mehr, ein ganzes Herzogtum zu verschaffen