Anmerkung: Ich möchte meinen treuesten Leserinnen für ihre tolle schulische Leistung gratulieren. Weiter so, Mädels!
Der nächste Tag war kaum angebrochen, als Delina schon einen Streit aus der Küche vernahm.
"Vergiss es, Vincent!", zischte eine wütende Frauenstimme, "Du wirst nicht bekommen wonach du suchst!"
"Nicht für mich!", hörte sie Vincent weitersprechen, "Für..."
"Ich will nichts darüber wissen, Hexenmeister!", die weibliche Stimme war beinahe nur ein Flüstern.
"Du hast sie auch gehört!", Vincent schien nachdrücklicher zu werden, "Ihr Flüstern. Ich kann sie nicht mehr lange unter Kontrolle halten!"
Die weibliche Stimme schien nun fast ein wenig mitleidig zu werden: "Ich habe keine Ahnung, welche Geheimnisse sich hinter diesen von Wölfen bewachten Hügeln verbergen. Aber das ändert nichts!"
Daraufhin hörte sie Schritte und die Wohnungstüre, schnell sprintete sie aus ihrem Zimmer, konnte aber niemanden mehr ausmachen.
"Delina!", Vincent schien überrascht zu sein sie zu sehen, "Ich dachte du wärst..."
"Bereits weg?", unterbrach die Tochter den Vater, "Also habe ich gestern doch eine Stimme gehört!"
Vincent starrte auf seine Tasse Kaffee und schien darauf nicht antworten zu wollen. "Ich muss jetzt los!", enttäuscht warf Delina sich ihre Jacke über, "Vielleicht können wir ja heute Abend miteinander reden! Gestern bist du nicht aufgetaucht!"
Vincent schien das einen Stich zu geben, Delina glaubte kurz Tränen in seinen Augenwinkeln auszumachen: "Ja heute Abend werde ich euch sagen was ich mir für unsere Zukunft wünsche!"
Verwirrt verließ Delina das Wohnhaus, diese Verwirrung dauerte den ganzen Weg zur Universität an, bis hinein und wurde erst kurz vor Churchs Büro unterbrochen.
Sie wollte gerade um die Ecke biegen, als sie eine blonde Frau sah, die sich mit Church zu unterhalten schien. Sie war groß, schlank, hatte ihre Haare perfekt hochgesteckt und trug ein geradezu perfekt sitzendes Kostüm. Wahrscheinlich unterrichte sie also auch hier, Delina hatte sie aber noch in keinem Kurs gehabt.
„Das war wirklich nett, danke für den schönen Abend!“, hörte Delina Church zu der Professorin sagen, ihr Magen verkrampfte sich schlagartig.
„Professor Churchill, sie sind einer der beeindruckendsten Männer die mir je begegnet sind!“,
Delina beobachtete angewidert wie sich die blonde Professorin nach diesem Satz über die Lippen leckte.
Widerliches einfaches Erdenwesen, geblendet von markloser Schönheit und so voller vulgärer Gedanken. Delina wäre ihr am liebsten an die Gurgel gegangen.
Sie kochte, sie hoffte das damit das Gespräch der beiden endlich beendet war.
„Nennen sie mich Wilhelm, das hatten wir doch so abgemacht, Kate!“, Church berührte die Professorin kurz an der Schulter.
Delina fragte sich, was Wilhelm für ein bescheuerter Deckname sein sollte, wobei ihr dann schoss das „Lisa“ auch nicht gerade besser war.
„Gerne, Wilhelm, sehen wir uns zum Mittagessen?“, fragte die Blonde die Church immer noch mit ihren Blicken auszuziehen schien.
Delina ertrug das nicht länger, sie machte auf dem Absatz kehrt und riss die erste Türe, auf die ihr unterkam. Schnell ging die in den leeren Hörsaal und schlug die Türe lautstark hinter sich zu.
Am liebsten hätte sie alles in diesem Raum in Kleinholz verwandelt, aber sie verschränkte die Arme und versuchte sich zu beruhigen.
Delina lief auf und ab und gab sich Mühe ihre Gedanken zu sortieren, bis die Türe, die sie zugeschlagen hatte, sich öffnete.
Sie blieb stehen und schloss für einen Moment die Augen um nicht zu explodieren.
„Eifersüchtig?“, fragte Church sie mit einem spöttischen Grinsen, welches Delina ihm am liebsten aus dem Gesicht geschlagen hätte.
„Worauf sollte ich eifersüchtig sein, Professor?“, fragte sie dann kühl, „Was sie in ihrer Freizeit, oder besser mit wem sie es in ihrer Freizeit treiben geht mich nichts an!“
Church lachte kurz und deutete ihr dann mitzukommen: „Gut, Miss Raven, dann lassen sie uns Ordnung in mein Büro bringen!“
Delina folgte ihm widerwillig den Gang hinauf und betrat dann mit ihm sein Büro, welches zugestellt mit Kisten voller Akten war.
„Sie fangen bitte an die Akten von A bis Z zu sortieren, damit ich die dann ordentlich im Schrank verstauen kann!“, wies Church sie an und stellte seine Tasche auf den Tisch, „Ich werde mir noch einen Kaffee holen!“
Delina nickte und wartete, bis er den Raum verlassen hatte, dann stürmte sie schnell zum Tisch und öffnete seine Tasche.
Ein einfacher Ledergeldbeutel wurde untersucht, aber sie fand nichts, was ihr Aufschluss darüber gab, warum Church hier Professor spielte. Ein Flyer fiel ihr auf, sie zog ihn heraus, um ihn zu lesen.
Es ging um eine Abendveranstaltung in der Galerie, geistliche Werke sollten ausgestellt werden.
Delina zog ihr Smartphone aus der Tasche und fotografierte ihn um das Bild an Cash weiterzuleiten, mehr hinweise gab es nicht.
Sie musste sich diese Veranstaltung wohl genauer ansehen, um mehr in Erfahrung zu bringen und Cash würde sie hoffentlich begleiten. Auch wenn sie dafür ihren Vater versetzen würde, andererseits konnte sie mit ihm auch noch morgen sprechen.
Delina versuchte nicht auf den Boden zu schauen, um ihre von Janina geborgten Pumps zu bändigen. Absätze und sie würden wohl keine Freunde mehr werden, aber vor eine solche Veranstaltung waren sie unabdinglich. Sie ließ ihren Blick über die vielen Vertreter verschiedener Glaubensrichtungen schweifen und glaubte nicht, was sie da sah.
Ation, es handelte sich eindeutig um Ation, welcher neben Church stand.
Die beiden schienen sich angeregt zu unterhalten und Ation war sichtlich nicht begeistert über das, was Church zu sagen hatte.
„Hier, ein Glas…“, Cash starrte auf die goldene prickelnde Flüssigkeit in dem hohen Glas, welches er Delina reichte, „…was auch immer die hier ausschenken!“
Delina nahm es dankend an und trank es in einem Zug leer: „Es schmeckt widerlich!“
Cash grinste: „Und es ist ein Erwachsenengetränk, also sollte man es langsam genießen!“
Delina warf Cash einen ernsten Blick zu und zuckte mit den Schultern: „Ich bin erwachsen, sogar älter als du, schon vergessen?“
Darauf mussten beide lachen und Cash nahm Delina das Glas ab, sodass sie sich mit ihrer freien Hand bei ihm einhaken konnte.
Durch das kurze Gespräch hatten beide nicht bemerkt das Church mittlerweile direkt vor ihnen stand und sie beobachtete.
„Professor!“, Cash versuchte möglichst überrascht zu wirken, „Sie hier, damit hat wohl niemand gerechnet, nicht wahr, Lisa?“
Delina schmiegte sich an Cashs Schulter: „Ich hatte ja keine Ahnung und wie gefällt es ihnen?“
Church betrachtete beide plötzlich missbilligend: „In vielen Religionen geht es um Okkultes! Und sie beide? Ein Date? Etwas unangebracht da sie morgen zu arbeiten haben, Miss Raven!“
Delina wünschte sich in dem Moment ihr Glas nicht geleert zu haben, so hätte die den Inhalt Church direkt ins Gesicht schütten können.
„Verzeihen sie, Professor!“, Delina biss sich kurz auf die Unterlippe, „Aber was ich in meiner Freizeit mache geht sie wohl nichts an!“
Church warf ihr einen wütenden Blick zu: „ Das stimmt wohl, um es in ihren Worten auszudrücken: Was sie in ihrer Freizeit, oder besser mit wem sie es in ihrer Freizeit treiben geht mich nichts an!“
Daraufhin wendete er sich von ihnen ab und ging schnellen Schrittes Richtung Ausgang.
„Du gehst zu Ation und horchst ihn über den Professor aus!“, beauftragte Delina Cash, „Ich werde da jetzt etwas klären!“
Cash hielt sie zurück: „Du bringst ihn doch jetzt nicht um, oder?“
Delina grinste: „Nein, keine Sorge, ich werde ihn höchstens ins nächste Jahrhundert prügeln! Höchstens Verstümmeln. Schwer verletzen... Sowas in der Art“
Dann ließ sie Cash stehen und folgte Church aus der Galerie, der in eine Seitengasse abbog.
Schnell schlug sie einen Haken um ihm hinterher zukommen, wurde dann am Arm gepackt und gegen die kalte Steinmauer des Gebäudes gedrückt.
„Was, jetzt werden sie ihren Studenten gegenüber schon körperlich aggressiv?“, höhnte Delina, Church ließ sofort von ihr ab.
„Ich merkte nur, das ich verfolgt werde, ich muss mich entschuldigen!“, sagte er knapp, „Und jetzt gehen sie wieder zu ihrem, was auch immer er ist!“
Delina kniff die Augen zusammen: „Wenn sie das so möchten, Professor!“
Dann drehte sie ihm den Rücken zu, aber er zog sie zurück, um sie zu küssen.
Delina wollte sich zuerst dagegen wehren, versank aber irgendwie in diesem Gefühl und ließ sich komplett von seiner Leidenschaft mitreisen. Church ließ langsam von ihr ab, Delina konnte seinen Atem auf ihren Lippen spüren. Kurz sahen sie sich in die Augen, Delina hatte das Gefühl, das ihr Körper selbstständig handelte und sich nicht mehr von ihr kontrollieren ließ.
„Es tut mir leid, ich wollte nicht...“, setzte Church an aber Delina unterbrach ihn, indem sie ihn erneut küsste. Das schien nun bei Church völlig die Sicherungen durchbrennen zu lassen. Er presste Delina gegen die Mauer und küsste sie leidenschaftlich, bis sie beinahe das Gefühl hatte zu ersticken. Sie ließen wieder voneinander ab und Delina bemerkte seinen Blick, wie er sie ansah.
Nein.
Wie er Lisa Raven ansah.
Entschieden stieß sie ihn von sich: „Ich muss gehen! Und du bist ein widerlicher Dreckskerl! Ein feiger ekelhafter mieser kleiner Kriecher! Ein Heuchler! Ein Mistkerl! Arschloch!“
Church schienen ihre Aussagen nicht zu überraschen, viel eher grinste er und sah sehr zufrieden aus.
Delina holte aus und verpasste ihm eine schallend klatschende Ohrfeige. All ihre Wut und Enttäuschung schien in diesem einen Schlag zu stecken. Dann stürmte sie aus der Gasse und eilte die Treppen hinauf, zurück in der Galerie wo ihr sofort Cash entgegenkam.
„Was zum Teufel hast du gemacht?“, verlangte er zu wissen und zog die Träger ihres Kleides wieder zurecht. Delina begann sich schnell die Haare zu richten: „Er lebt noch, falls dir das Sorgen macht!“
Cash kniff die Augen zusammen: „Habt ihr gekämpft?“ Delina schüttelte den Kopf: „Lisa Raven hätte gerade beinahe in einer Seitengasse mit ihrem Professor geschlafen!“ Cash verzog das Gesicht: „So genau wollte ich es echt nicht wissen! Das ist ja grauenhaft! Einfach widerlich und auf so vielen Ebenen falsch!“ Delina schnitt eine Grimasse: „Danke für den Einwand! Ich habe ihm eh mitgeteilt das er ein verdammter Dreckskerl ist! Und ihn ziemlich heftig geohrfeigt.“
Cash seufzte tief: "Ation ist entweder dumm oder kann das zumindest gut simulieren, ich habe ihn..."
"Miss Raven?", eine schöne weibliche Stimme unterbrach Cash und Delina erkannte sofort um wen es sich handelte.
"Oh, sie wollen mich wohl nicht etwa zurechtstutzen!", Delina verschränkte wütend die Arme.
"Ich muss euch hier wegbringen!", ihre sturmgrauen Augen wanderten zwischen ihnen hin und her, "Es ist nicht länger sicher!"
Delina bemerkte, dass sie damit auch Cash zu meinen schien und ihre Stimme klang nun sehr vertraut.
"Sie waren heute Morgen bei Vincent Guren in meiner Wohnung!", stellte sie fest, "Kate...!" Die Blonde seufzte tief: "Mein Name ist Arya, ich bin wohl das, was einem Freund von Vincent am nächsten kommt!" Delina zögerte: "Das klang aber nicht so!" Arya verdrehte die Augen: "Ich sagte auch nicht, das ich sein Freund bin, Delina Nebula!" Delina schauderte, als sie ihren Namen hörte, im selben Moment stürmte Ation an ihr vorbei nach draußen, er schien panisch zu sein.
"Was passiert hier?", wollte Cash wissen und fixierte die Blonde misstrauisch.
"Der Krieg hat bereits begonnen!", Arya deutete ihnen ihr endlich zu folgen.
"Ation!", rief Delina dem Elfen nach, welcher sich verwundert nach ihr umschaute. Delina zog den Ring, der ihre Spur verwischen sollte vom Finger und sah ihn verzweifelt an.
"Vor unseren Augen!", stellte der Elf fest, "Mir bleibt keine Zeit, Finn ruft uns zur Schlacht um den Limbus!"
Die Augen der blonden Frau weiteten sich: "Finn ist wie immer blind für das was vor seinen Augen passiert. Eine Dunkelheit liegt auf eurem Anführer, ihm ist nicht länger zu trauen!"
Ation erstarrte kurz beim Klang ihrer Stimme, Delina fand er sah aus, als hätte er einen Geist wahrgenommen. Ohne ein weiteres Wort verschwand er.
"Was meinst du?", fragte Delina Arya verwundert, "Für was bleibt Finn blind?"
Aryas sturmgraue Augen verengten sich zu Schlitzen: "Er führt seine gesamten Männer in den Limbus, um etwas zurückzuerobern was nie verloren war. Im selben Moment brennt seine Stadt und alle die sie bewohnen werden sterben!"
"Katzus!", entfuhr es Delina, "Wir müssen etwas unternehmen!"
Arya sah beide genervt an: "Ich bin hier um euch hier wegzubringen!"
Delina versuchte ihre Gedanken zu ordnen, sie musste etwas unternehmen, um Katzus vor der Vernichtung zu retten. Auch wenn man sie als Verräterin verbannt hatte, so waren die Bürger von Finns Stadt doch unschuldig und hilflos einer üblen Macht ausgeliefert. Es war Zeit ihre Kräfte zu bündeln und einzugreifen, ihr Studium war nun offiziell beendet.
Sie sah zu Cash, er durfte auf keinen Fall das sichere Gebiet verlassen. Sonst würde ihn die Inquisition doch noch aufspüren und vernichten. Einen Krieg gegen Merlin und die Hohen Himmel gleichzeitig konnte sie nicht führen. Generell brauchte sie für diesen Krieg erst einmal eine Armee.
Aber sie hatte eine Idee, die Cash vielleicht weiterbringen würde, gleichzeitig könnte sie dadurch ihre Freunde beschützen.
"Cash, du musst etwas für mich tun!", verkündete sie und sah ihrem Freund tief in die Augen.