Church starrte sein Gegenüber lange an, das Lächeln, die schwarzen Augen. Kein Zweifel um wen es sich handelte. Baal, sein Vater, stand leibhaftig vor ihm.
„Das ist also aus dem Sohn eines Gottes geworden?“, wetterte der Nachfahre Agares, „Ein Diener? Ein Laufbursche? Dafür missbrauchst du die Macht deiner Vorfahren? Um dem weißen Thron zu dienen, welcher nicht einmal in der Lage war den Dunklen zu stoppen?“
Kalisra lächelte wissend: „Habe ich erwähnt, dass er dem Erben des schwarzen Throns dient? Finn, selbst durch den Dunklen geschaffen! Also das mit dem weißen Thron ist nicht ganz richtig, großer mächtiger Baal!“
Baals Augen wurden von purer Schwärze erfüllt, bis man nichts mehr in ihnen ausmachen könnte, seine Gestalt veränderte sich und schattenhafte Flügel erschienen.
„Dafür wirst du bezahlen!“, er schoss auf seinen Sohn zu, der immer noch unter einem Schockzauber zu stehen schien.
Ein weißer Tiger erschien hinter Church und warf sich dazwischen, die beiden prallten aufeinander und der Tiger verbiss sich in der Schulter des Dämons. Dieser riss ihn von sich und verpasste ihm einen Schlag, der ihn gegen Church prallen ließ. Der Tiger veränderte sich, ein blonder Junge stand nun taumelnd vor Church, der sich immer noch nicht bewegen konnte.
„Finn bei allem was dir heilig ist!“, Delina sah angespannt zwischen dem Dämon und ihrem Erzfeind hin und her, „Geh zur Seite! Ich werde dich früher oder später töten, aber jetzt hier sinnlos zu sterben bringt uns nicht weiter!“
Finn wischte sich zitternd das Blut aus den Mundwinkeln: „Delina... einst wärst du an meiner Stelle gestanden... Nicht nur ich habe mich verändert...“
Hör nicht auf den Jungen!
Wir sind mächtig, er hat nur Angst.
Gefühle bremsen euch, Hexenkönigin.
Stellt sie ab, lasst sie nicht zu!
Delina hörte die Stimmen durch ihren Kopf ziehen, welche recht hatten, sie konnte sich keine sinnlosen unangebrachten Gefühle erlauben.
Dann durchstieß Baal ihn mit einem schattenhaften Schwert. Finn sank auf die Knie und blickte zu Delina: „Vergiss nicht wer du bist! Vergiss nicht, was dich wirklich stark gemacht hat, bevor du diese Kräfte erhalten hast!“
Delina schauderte, er hatte recht. Das wofür sie Finn verurteilt hatte tat sie nun selbst. Sie ließ einen Freund im Stich.
Baal holte aus und riss das Schwert aus Finns Brust um ihm den Rest zu geben, aber Delina sprang zwischen sie und blockte Baals Attacke ab, sodass er Finn nicht töten konnte.
Leiser Applaus kam von Kalisra, dann schnippte sie mit den Fingern: „Geh auf deinen Platz kleiner Köter! Das ist ja ein Trauerspiel mit euch trostlosen langweiligen Gestalten!“
Baals Augen begannen hellblau zu leuchten, dann löste sich sein Körper in Rauch auf.
Delina warf ihr einen wütenden Blick zu: „Du kontrollierst ihn? Und die gesamte Armee?“
Kalisra lächelte grausam: „Und ich hätte SanctFinn getötet, wenn du nicht so unklug gewesen wärst dich zwischen den Baal und seine Beute zu werfen!“
Mit diesen Worten kam sie auf Delina zu und blickte ihr tief in die Augen: „Diese sogenannten Prinzen, Königinnen und so weiter müssen lernen, wo ihr Platz ist! Viel zu lange haben wir in den Schatten gelebt und uns für diese Königshäuser verbürgt, nur um dann grausam zu sterben im Feuer des Krieges, mit dem wir nie zu schaffen hatten!“
Sie bückte sich, packte Finns linken Arm und zog seinen Ärmel hoch.
Delina wich erschrocken zurück, schwarze Linien, violette Zacken schienen sich ihren Weg nach oben zu bahnen.
„Dieser hier ist so gut wie tot. Ich wollte ihn erlösen, damit die kleine Prinzessin nicht mit ihm sterben muss. Aber es ist eure Sache, liebe Nichte!“, sie ließ von Finn ab und ihr Blick traf nun Church, „Steh auf, unwürdige Kreatur!“
Church bewegte sich mechanisch und erhob sich.
„Was für eine Ironie das der Erbe des Mörders deines Vaters dich vor dem Tod durch seine Hand bewährt hat!“, ihre Stimme ging durch Knochen und Mark, so lieblich und doch so grausam.
Dann wendete sie sich an Arya: „Gib mir die Relikte, dann denke ich darüber nach euch zu verschonen. Und bedenke, ich habe deinen kleinen süßen Deseis in meiner Gewalt! Es wäre doch schade, wenn ich sein schönes Gesicht zu Brei schlagen müsste, weil du mir nicht gehorchst!“
Arya wand sich in ihren Fesseln: „Du widerliche kleine Kakerlake! Mach mich los und hol dir die Relikte doch! Du kannst große Töne spucken und alte Monster auf uns hetzen, aber sonst auch nichts! Und wenn du es wagst Deseis anzurühren dann werde ich jedes einzelne Relikt an dir ausprobieren!“
Kalisra setzte an etwas zu sagen, doch plötzlich wand sie sich und hielt sich den Kopf: „Nein... Nein... bitte helft mir!“
Erstaunt musterte Delina sie erneut, in ihren Augen war tiefe Verzweiflung zu sehen und ihre Stimme klang nur noch lieblich, nicht mehr grausam.
„Finn!”, Celles Stimme ließ Delina herumfahren, die Rothaarige stürmte auf ihren verletzen Halbbruder zu.
„Was habt ihr ihm angetan?“, wetterte sie dann und starrte Delina finster an.
„Merlin ist die einzige, die ihm etwas angetan hat! Lasst mich zu ihm, ich kann ihm helfen!“, Kalisras plötzliche Güte ließ Arya die Nase rümpfen.
Delina war ebenso erstaunt über das scheinbar völlig neue Verhalten ihrer Tante.
Celles musterte Kalisra misstrauisch: „Wer bist du den?“
Kalisra machte einen höflichen Knicks: „Kalisra Guren, Herrin von Buldarak!“
Arya verzog das Gesicht noch mehr: „Delina kann es sein das deine Tante, wie soll ich sagen, den Verstand verloren hat? Vor ein paar Minuten wollte sie uns alle noch umbringen!“
Delina deutete Arya zu schweigen und wendete sich an Celles: „Lass sie zu ihm!“
Kalisra sah Celles verzweifelt an: „Bitte, ich habe nicht viel Zeit! Wenn die andere kommt werdet ihr keine Chance haben...“
Celles seufzte und nickte, langsam entfernte sie sich von Finn.
Kalisra eilte zu ihm und fiel zu ihm auf die Knie.
„Es tut mir leid, mein Prinz!“, flüsterte sie und legte ihre Hände auf seine Brust.
„Exzendris!“, rief sie aus und Delina konnte spüren das etwas passierte. Aryas Fesseln verschwanden und sie schnellte zu Delina.
„Was tut sie?“, fragte Delina die Elfe.
Arya runzelte die Stirn: „Sie überträgt Finns Wunde auf sich selbst, aber warum?“
Finn schnappte erschrocken nach Luft und setzte sich an während Kalisra sich zusammenkrümmte.
„Du warst das, an Weihnachten!“, rief er aus und packte Kalisra an den Schultern, „Wo ist Shanora? Bitte sag mir wo meine Schwester ist!“
Kalisra atmete schwer: „Sie ist in die Schatten gestürzt, mit jeder Stunde schwindet ihre Kraft, während das schwarze Mal zunimmt!“
Dann begannen ihre Augen blau zu leuchten: „Nimm ihn und geh!“
Celles sah sie verwirrt an, dann aber half sie Finn auf und entfernte sich von ihnen.
„Wir sollten etwas gegen die Unternehmen bevor sie wieder...“, begann Arya doch Church kam ihr zuvor, schwarze Fäden schossen aus seinem Körper und fesselten Kalisra.
„Ihr glaubt ihr habt gewonnen?“, sie funkelte vor allem Arya wütend an, „Ich bin verwundet, aber deswegen noch lange nicht wehrlos!“
Chuch nickte: „Die Guren zu unterschätzen war wohl unser größter Fehler!“
Arya nickte: „Aber wer hätte gedacht das zwei Frauen an solche Macht kommen können?“
Church blickte zu Delina, auch ihm war schleierhaft was sie für diese Macht tun hatte müssen.
„Ihr solltet euch unterhalten!“, stellte Arya fest, „Aber zuerst müssen wir Deseis aus dieser Hexenhochburg befreien!“
Church nickte: „Meine Fesseln werden sie nicht mehr lange halten!“
Plötzlich ertönte schallendes Gelächter: „Das ist wie mit deinem Verstand, guter Church, der hält auch nie lange!“, Church verdrehte beim Klang dieser Stimme genervt die Augen, diese Person hatte er nicht vermisst.
Delina aber drehte sich erleichtert zu ihm um: „Silas!“
Überrascht stellte sie fest, dass er wieder seine Maske trug, er ging an ihr vorbei und beugte sich zu Kalisra: „Na wen haben wir den da? Ist das kleine Hexchen ein wenig übergeschnappt? Oh wie putzig sie aussieht, so zart und winzig! Und dieses kleine niedliche Wesen macht euch Probleme?“
Kalisra wand sich in den Fäden die sie an den Boden hefteten: „Wer hat diesen maskierten Trottel eingeladen? Wenn er sich nicht sofort entfernt werde ich richtig wütend!“
Silas nahm die Maske ab und sah ihr tief in die Augen: „Wer wird den hier gleich frech werden? Ich denke du solltest erst einmal schlafen!“
Sofort fielen Kalisras Augen zu und Church konnte die Fäden entfernen.
"Wie kommst du hier her?", fragte Delina Silas dann, welcher seine Maske wieder aufsetzte.
Silas zuckte mit den Schultern: "Möglich das Sassy und ich ein magisches Prisma haben und euch damit nicht aus den Augen gelassen haben. Möglich das sie mich geschickt hat nachdem Cash gegangen ist!"
Church murrte kurz etwas Unverständliches, was Silas Aufmerksamkeit auf sich zog: "Hast du was gesagt Narbenfresse? Bitte, ich will mir deine jämmerliche Erkenntnis das wir im Recht waren nur zu gerne anhören!"
Delina schritt ein: "Darum geht es jetzt nicht, Silas du musst Deseis aus diesem..."
"LAUFT!", Claudes Stimme ließ alle herumfahren, "Jeder Schrecken aus diesem Hexenschloss ist hinter uns her!"
Teplew hatte Deseis im Schlepptau, die Sonne begann bereits unterzugehen.
Silas grinste: "Darum habe ich mich bereits gekümmert. Jetzt sollten wir sehen, dass wir hier wegkommen!"
Arya starrte stumm auf den Tempel ihrer Vorfahren und genoss das Gefühl des kühlen Nachtwindes, der über ihre Schulter fegte. Der Tag war mehr als ereignisreich gewesen, sie hatten Deseis verloren, er war gerettet worden, Finn hatte sich ausnahmsweise nicht wie ein Idiot benommen und Delina machte ihr Sorgen. Seit ihrer Verwandlung schien nichts mehr von dem süßen Mädchen übrig geblieben zu sein.
„Du machst dir Gedanken?“, Silas gesellte sich zu ihr, sein Gesicht immer noch unter der Maske verborgen.
„Wir hätten sie nicht hier herbringen dürfen!“, Arya schüttelte entschieden den Kopf.
Silas lehnte sich an die Mauer des Tempels: „Sie war bereits davor hier, hat die Lebensenergie deines Volkes geraubt um wieder an einen Körper zu gelangen!“
Arya nickte: „Ich weiß, töten sollte man sie für diesen Frevel!“
Silas zuckte mit den Schultern: „Das haben sie über mich auch gesagt. Kalisra Guren ist ein Monster, eine Hexe der schlimmsten Sorte. Aber es scheint auch noch ein Teil ihrer wahren, ursprünglichen Persönlichkeit übrig zu sein!“
Arya wusste, was er meinte, Kalisra hatte zuerst den wiedererweckten Baal auf Church gehetzt und Finn war dabei fast gestorben. Dann aber hatte sie ihre verursachen Schäden auf sich genommen.
„Die Rituale der Guren machen kalt und lassen abstumpfen, ich habe das bei Vincent gesehen. Kalisras Seele ist zersplittert, als sie für das letzte Ritual ihre Eltern getötet hat. Vincent erzählte mir, das sie ihn immer wieder angefleht hatte sie aufzuhalten!“, Silas lachte kurz, „Witzig das er sich vor seinem Tod noch einmal verändert hat!“
Arya überlegte und Silas Worte schienen einen Sinn zu ergeben. Der Fluch der Familie Guren war kein altes Relikt, es war ihre Kälte, ihre Art abgestumpft zu werden, wenn niemand da war der ihre Herzen daran erinnerte was es bedeutet zu lieben.
„Also gibt es noch Hoffnung für Delina!“, entfuhr es ihr schnell.
Silas lachte wieder: „Ich sehe wir verstehen uns!“
Arya seufzte tief: „Aber wie zum Hades bringe ich sie dazu mit Church zu reden?“
Silas verneigte sich kurz: „Überlass das nur mir, außerdem brauche ich euch sowieso für meine Zwecke!“
Arya verdrehte die Augen: „Wie könnte es auch anders sein? Silas der Gesichtslose tut nichts aus reiner Nettigkeit.“
Silas ignorierte ihre ungehaltene Art und sprach weiter: „In Schwarzwasser liegt ein Schiff im Hafen, ihr werdet es erkennen. Es wird euch an einen Ort bringen, den nur Merlin betreten hat. Dort werdet ihr dieses Miststück töten!“
Arya sah nun fragend zu ihm hinüber: „Was springt für dich dabei raus?“
Silas Stimme klang plötzlich sehr besorgt: „Meine Schwester ist dort und ihre Kräfte schwinden. Es ist kein freundlicher Ort. Die, die diese Welt bewohnen sind alt, voller Hass und das Volk, welches dort lebte, ist gezwungen sich dem Willen dieser uralten Kreaturen zu beugen!“
Arya Verstand: „Wir retten also Shanora und befreien eine versklavte Welt. Sonst noch etwas klingt ja ganz einfach!“