"Erinnerst du dich, als ich sagte du musst den ursprünglichen töten?", überrascht über diese Stimme setzte Shanora sich auf und rieb sich die Augen.
Sie konnte aber nichts sehen, Dunkelheit umgab sie, eine Art der Finsternis welche ihre Augen nicht durchdringen konnten.
"Ich weiß was passiert wäre, wenn ich das getan hätte. Darum habe ich auch verhindert das Finn es tut. Ihre Leben sind verbunden, stirbt Silas so sterben auch alle, die du mit seiner DNA gespeist hast. So wie Suma und Finn! Finns Rache wäre gleichzeitig sein Tod gewesen! So wärst du ihn als Thronanwärter losgewesen und hättest weiter Cashs Seele verderben können. Ich habe dich durchschaut, elendiger Feigling!", Shanora hatte nicht vor sich vom Echo des Dunklen in die Irre leiten zu lassen.
"Kluges Mädchen!", die Stimme des Dunklen klang spöttisch, "Sieh wohin dich diese Entscheidung gebracht hat. Drachen waren schon immer üble Zeitgenossen, also musste ich sie an einen Ort verbannen, wo sie mir nicht in die Quere kommen können. Nicht schien dafür besser geeignet zu sein als diese jämmerliche Welt!"
Shanora ballte ihre Hände zu Fäusten: "Was du den Bewohnern hier angetan hast ist die wieder völlig egal, nicht war?"
Sie konnte das Lachen des Dunklen hören: "Du wirst nie verstehen das man manchmal grausame Entscheidungen treffen muss wenn man herrscht! Das Goldreich zu opfern war eine einfache Entscheidung um keine Ressourcen an Drachen zu verschwenden die meinen Krieg behindern könnten!"
Shanora schlug um sich, auch wenn sie wusste, dass es nichts Greifbares gab was sie treffen hätte können: "So wie meinen Bruder zu entführen und fast zu Tode zu foltern? So wie meine Familie auszulöschen und ein kleines Kind zu schicken um deine Drecksarbeit zu machen? So wie die Sippe Agares fast auszurotten? Das ist Wahnsinn, nichts anderes! Dein ganzer Krieg war Wahnsinn! Du hattest genug aber du hast den Hals nie voll bekommen und so mussten unzählige Welten brennen!" In ihre Wut begannen ihre Arme zu leuchten, eine Menge energie schien durch sie zu schießen.
"Sie erwacht!", eine andere Stimme mischte sich in die Dunkelheit, die langsam einem dämmrigen Licht wich.
"Zur Seite, jämmerliche Sklaven!", die Stimme des jüngeren Drachens.
Shanora schlug die Augen auf und setzte sich auf, sie lag auf dem kühlen Küchenboden, wo der Ritter sie außer Gefecht gesetzt hatte.
Silberne Augen, die sie kühl musterten, ihre Erinnerungen an das geschehene kehrten zurück.
"Du!", sie holte aus und schlug mit voller Kraft zu. Diesmal schien es nicht wirkungslos zu sein, der Drache flog durch die Küche und sein Körper prallte gegen die Steinwand, die Risse bekam.
Keuchend rieb sich Shanora ihre Faust: "Gut, das funktioniert also wieder!"
Die übrigen Sklaven weinten und schrien, selbst jetzt schienen sie zu viel Angst vor ihrem Herren zu haben.
"Wo ist Aron?", verlangte Shanora zu wissen, sie musste sich beeilen, immerhin wusste sie nicht, wie lange ihre Kräfte funktionieren würden.
"Sie haben ihn zurück in die Halle geschafft, um ihn zu bestrafen!", rief ihr die alte Frau zu.
Shanora nickte und sprintete aus der Küche, sie wollte auf keinen Fall zulassen, dass der nette Junge für ihre Frechheiten bezahlen musste. Ein Ritter stellte sich ihr in den Weg, aber sie wich ihm zuerst aus und stieß ihn dann durch die eiserne Türe, die dabei aus den Angeln flog.
In der Halle waren nur noch der alte Silberdrache, ein Ritter und Aron, der Ritter holte gerade mit seiner Peitsche aus, verharrte, aber als er Shanora sah.
Ein Poltern hallte hinter ihr durch den Gang, gefolgt von einem Schwall aus Feuer.
Scheinbar war der junge Drache nun ziemlich wütend auf sie, noch wütender als davor.
Shanora rollte sich zur Seite ab, lief weiter zu Aron und packte ihn an der Hand: "Komm schon!"
Aron ließ sich von ihr mitziehen: "Was hast du vor?"
"Denk an dein Zuhause!", wies sie ihn an, "Schnell!"
Aron schien zwar immer noch nicht zu verstehen, was sie damit bezwecken wollte, schloss aber die Augen und Shanora konzentrierte sich, um sie an diesen Ort zu bringen. Es gelang ihr, gerade mal so, sie fielen aus einigen Metern Höhe auf den von Asche übersähten Boden.
"Wie hast du das gemacht?", Aron sprang aufgeregt auf, "Du bist nicht nur von außerhalb, du bist auch der Magie der Teleportation mächtig!"
Shanora deutete ihm sich zu beruhigen, in dem Moment sah er sich um und seine Augen wurden glasig. Shanora konnte noch den Geruch von verkohltem Fleisch riechen, das ganze Dorf war niedergebrannt worden.
"Es tut mir leid!", sagte sie leise, "Ich wünschte ich hätte es verhindern können!"
Aron lächelte leicht: "Es ist nicht deine Schuld, das hier haben wir einem einzigen Drachen zu verdanken!"
Shanoras Blick verfinsterte sich: "Sie werden hier nicht weiter Unfug anstellen! Ich werde einen Weg finden sie aufzuhalten!"
Aron sah sie hoffnungsvoll an: "Das wäre schön, mein Vater hat immer Geschichten erzählt, wie es war, bevor die Drachen kamen. Es gibt heute noch einen großen Hafen, aber es kommen keine Handelsschiffe mehr, weil es nichts mehr zu handeln gibt. Die Drachen haben jede Goldmünze, jeden Edelstein konfisziert und unter sich aufgeteilt!"
Shanora sah ihn interessiert an: "Ein Hafen? Wie weit ist der weg?"
Aron deutete auf die untergehende Sonne: "Laut meinem Vater war es ein Dreitagesmarsch von hier! Ich bin aber noch nie dort gewesen!"
Shanora nickte: "Gut, dann werde ich den Weg finden. Du kannst gehen, wenn du willst, glaub mir, mit mir zu reisen ist mehr als gefährlich!"
Aron lachte kurz und drehte sich einmal im Kreis der Asche: "Wohin den? Ich komme mit, aber zuerst solltest du noch jemanden treffen!"
Shanora sah ihn gespannt an: "Jemanden treffen?"
Aron nickte: "Er kommt auch von außerhalb, kam ein paar Tage vor dir an, ist von dieser Merlin geflohen, die wohl versucht hatte ihn naja, umzubringen!"
Das ließ Shanora aufhorchen, im besten Fall war also einer ihrer Freunde auch hier gelandet.
"Bring mich zu ihm, vielleicht kann er uns helfen!", entschlossen ballte die ihre Hände zu Fäusten. Auch wenn ihre Kräfte aus irgendeinem Grund geschwächt bis nicht mehr vorhanden waren, sie würde diese Welt nicht den Drachen überlassen.
Aron deutete ihr ihm zu folgen: "Gut, ich habe ihm eine alte Hütte im Wald gezeigt wo er sich versteckt hält..."
Weiter kam er nicht, den ein lautes Brüllen erschallte über der Ebene, gefolgt von dem Geräusch gewaltiger Schwingen.
Shanora sah den silbernen Drachen, der sich rasend schnell auf die zubewegte.
"Verdammt!", Aron sah sich hektisch um, es gab nichts mehr in der verbrannten Stadt was ihnen als Deckung hätte dienen können.
Arya sah sich genervt am Hafen von Schwarzwasser um, hier lagen wohl hunderte Schiffe und wurden beladen.
"Wie sollen wir hier das richtige Schiff finden?", Deseis schien auch keine Idee zu haben und blickte angestrengt über die verschiedenen Handelsschiffe.
Arya achtete nun auf die Namen, einer kam ihr seltsam vor. Ein unscheinbarer Kahn, jemand hatte den eigentlichen Namen entfernt und nur eine Krone darauf gemalt.
"Das muss es sein!", schnell lief sie über den Steg und betrachtete das Fischerboot.
Deseis runzelte die Stirn, als er sie erreicht hatte: "Silas will das wir mit dem Boot mitfahren?"
Ein Seemann, bärtig und in rußiger Leinenkleidung, kam auf sie zu: "Schickt euch der Gott der See?"
Deseis seufzte tief, Silas Hang zur dramatischen Namensgebung war ihm schon immer zuwider gewesen.
"Wohin fahren Sie?", fragte Arya erst einmal und beäugte das Boot kritisch.
"Wir sind die letzten die im ehemaligen Goldreich anlegen! Kohle ist alles, was es dort noch zu holen gibt und Fisch ist, was sich die Bürger leisten können!", antwortete der Seemann, "Ich bin Arnold und der Gott versprach mit Gold, wenn ich euch sicher über das Meer bringe und dort auf euch warte!"
Arya warf Deseis einen fragenden Blick zu, dieser nickte leicht.
"Natürlich!", Arya nickte eifrig, "Wir warten noch auf die anderen, dann können wir ablegen!"
Finn starrte an die Wand des Pensionszimmers, er war schon einmal hier gewesen, vor vielen Jahren. Mit Caja und Church. Caja. Caja Guren.
"Willst du die ganze Zeit vor dich hinstarren du Witzfigur?", wetterte die immer noch gefesselte Kalisra.
"Kanntest du die Guren welche in Windun lebten, auf der Festung?", fragte Finn dann, worauf Kalisras Gesichtsausdruck sich veränderte.
"Es war die Festung meines Onkels, viele liebe Verwandte lebten dort, doch sie sind alle tot!", sagte sie zaghaft.
"Eine hatte überlebt, Caja, ein Mädchen mit rotem Haar!", erklärte Finn ihr, "Ich verstehe, das du Rache für den Tod deines Bruders wolltest. Finn wollte Rache für Cajas Tod!"
Kalisra schien nun sehr interessiert an dem Thema zu sein und sträubte sich nicht mehr gegen ihre Fesseln: "Caja lebt?"
Finn hatte gezielt und hundert Punkte geschossen: "Finn kam zu spät um den Dunklen abzuwehren, aber er fand ein Mädchen, das sich versteckte hatte!"
Kalisras Augen schimmerten voller Hoffnung: "Wo ist sie? Wo ist meine Cousine?"
Finn schmunzelte unter Silas Maske: "Finn gab ihr ein Zuhause, zog sie groß, aber sie wurde brutal ermordet, ermordet von jemandem aus ihrer Familie. Ermordet von deinem Bruder!"
Kalisras Augen weiteten sich: "Nein, das kann nicht sein, er würde niemals..."
Finn seufzte tief: "Er hat sie vor unseren Augen verbrannt!"
Kalisras Atem stockte, einen Moment schien schien sie zu überlegen ob sie ihm glauben sollte.
"Vincent hat Caja getötet und Finn hat ihn deswegen gehasst?", fragte sie dann kleinlaut.
Finn entschied sich einen weiteren mutigen Schritt zu wagen und nahm die Maske ab: "Ja, dafür habe ich deinen Bruder verflucht! Vincent wollte mich töten, aber Caja hat sich ihm in den Weg gestellt, weil sie an meine Schwester Shanora geglaubt hat!"
Kalisra zog eine Braue hoch: "Also steckst du hinter dieser Maske? Aber wie ist das möglich?"
Finn schüttelte den Kopf: "Hinter dieser Maske versteckte sich jemand, der im dunklen verborgen war. Jemand mit unheimlichen Kräften. Ich trage sie nur, um dich zu täuschen!"
Kalisra beäugte ihn kritisch: "Aber jetzt hast du sie abgenommen?"
Finn nickte: "Du erinnerst mich in Caja und ich denke das auch du an Shanora glauben könntest. Weil sie will was ich versuchte zu erreichen. Frieden, ein Ende der Rache!"
Kalisra schien zu verstehen: "Du hast nicht vor auf Delina zu warten!"
Finn schüttelte den Kopf: "Und ich habe gehofft du würdest mich begleiten!"
Kalisra sah auf ihre Fesseln: "Den Kreislauf der Rache durchbrechen? Merlin im schlimmsten Fall verschonen, obgleich sie meinen Bruder getötet hat?"
Finn nickte: "Auch Vincent war kein unschuldiger, aber er brachte es nicht übers Herz dich zu vernichten. Sollten wir uns daran kein Beispiel nehmen?"
Kalisra schien weiter zu überlegen und Finn entschloss sich ihr einen Moment zu geben. Auch wenn ihre Seele gespalten war, so hatte er die Hoffnung durch ihre Kräfte schneller an Shanora zu kommen. Er konnte nicht auf die anderen warten, er musste seine Schwester finden, bevor das schwarze Mal ihn völlig verzehren würde. ER wollte sich nicht ausmalen, in welcher Gefahr sie schwebte, mit schwindenden Kräften an einem fremden Ort, ohne Hilfe.
"Nun gut!", Kalisras Stimme riss ihn aus seinen von Sorgen geprägten Gedanken, "Ich bin bereit den Kreislauf der Rache zu durchbrechen, unter einer Bedingung!"
Finn hob eine Braue: "Was willst du?"
Kalisra lächelte: "Ich will nur, was mir rechtmäßig zusteht. Buldarak und Immunität. Und kein einmischen von Elensar in die Angelegenheiten der Hexen!"
Finn sah sie fragend an: "Mehrzahl? Hexen?"
Kalisra nickte: "Ich habe eine Menge vielversprechender Schülerinnen die unsere Art wieder aufbauen werden. Und ein Heer, welches du brauchen wirst. Danach wird es nur noch zu meinem Schutz existieren!"
Finn nickte und löste ihre Fesseln: "Sobald Shanora gerettet ist garantiere ich dir alles davon!"