Die Wände des alten Gemäuers unter Schloss Maloris erzitterten immer wieder und all die Wachen, welche wohl den neuesten Insassen hätten betreuen sollen, eilten über die steinerne Treppe nach oben um ihre Herren zu beschützen. Caressa hatte kurz überlegt sie zu warnen, doch durfte sie auf keinen Fall aufsehen erregen. Sie schlich weiter, von Zelle zu Zelle, wo keiner der inhaftierten Notiz von ihr zu nehmen schien.
Bis sie schließlich fand, was sie suchte, einen schlafenden blonden Kerl auf den die Beschreibung ihrer neuen Verbündeten passte. Sie räusperte sich, damit er sie bemerken würde, was nicht geschah.
"Hallo?", rief sie durch die eisernen Gitterstäbe, "Finn? Es ist zeig aufzuwachen! Ein alter Gott macht gerade dieses Schloss dem Erdboden gleich, Zeit zu gehen!"
Keine Reaktion, Caressa wurde langsam aber sicher wütend. Wie konnte man bei dem Lärm der aus den oberen Stockwerken zu ihnen hallte überhaupt so selig schlafen?
Sie griff sich einen Stein vom Boden und warf ihn durch die Gitterstäbe um den Schlafenden damit zu wecken, zufrieden betrachtete sie die Flugbahn, er würde genau auf Finns Kopf aufschlagen.
Einen Moment bevor der Stein sein Ziel traf, riss der Blonde die Augen auf und fing diesen geschickt mit der Hand auf. Sein Blick traf den von Caressa und er zog eine Braue hoch: "Warum wirfst du kleines Dienstmädchen mit Steinen nach mir?"
Caressa verstand nun warum ihre Begleiter diesen Kerl nicht mochten: "Weil du arrogantes Stück es ja nicht für nötig gehalten hast mich anzuhören!"
Finn erhob sich und schlenderte zu den Gitterstäben, zwei davon umfasste er mit seinen Händen: "Warum sollte ich das du wertloses Geschöpf?"
Er schien einfach nur ekelhaft und gemein zu sein, Caressas Miene verfinsterte sich weiter, sie hätte gut Lust gehabt ihn einfach in der Zelle sitzen zu lassen.
"Langsam verstehe ich warum deine Freunde nicht deine Freunde sein wollen! Wenn es nach dir ginge, würde ich dich für deine Frechheit hier verrotten lassen!", sie ging einen Schritt auf die Stäbe zu und erwiderte seinen zornigen Blick.
"Meine sogenannten Freunde schicken mir einen kleinen niedlichen Rotschopf um mich zu befreien? Besonders ernst können sie es ja nicht meinen!", Finn schien sie einfach weiter provozieren zu wollen.
"Halt einfach den Mund und komm mit!", Caressa hatte keine Lust mehr auf ein Gespräch mit diesem Individuum.
Finn zog eine Braue hoch: "Ich konnte diese Stäbe nicht zerbrechen, sie sind aus einem besonderen Material, also denke ich nicht das du..."
Caressa unterbrach ihn, indem sie genervt mit dem Schlüssel zur Zelle vor seiner Nase herumwedelte: "Ich benutze einfach den, wenn es recht ist?"
Finn äffte sie kurz nach, worauf Caressa die Augen verdrehte: "Deine 'Freunde' hatten recht, du bist ein Ekel!"
Sie schloss das Gitter auf und Finn trat hinaus, wieder musterte er die kleine Rothaarige: "Wer schickt dich eigentlich?"
Caressa sah sich um: "Das tut jetzt nichts zur Sache, los, wir müssen uns beeilen, dieses Schloss steht nicht mehr lange!"
Im selben Moment erschütterte etwas die Mauern erneut, Steine fielen und versperrten ihnen den Weg nach draußen.
"Verdammt!", Caressa hustete durch den aufgewirbelten Staub, da entdeckte sie ein Rohr, durch welches die Feuchtigkeit aus den Gängen floss.
"Hier entlang!", sie ging auf die Knie, um durch das Rohr zu kommen.
"Ich krieche sicher nicht durch die Abwasserkanäle!", empörte Finn sich, aber die nächste Erschütterung veranlasste ihn Caressa doch zu folgen.
"Oh, sehet, der große Finn kriecht durch den Kanal!", spottete sie und sah zu das sie schnell vorwärts kam.
Finn biss sich wütend auf die Lippe und fragte sich, was dieses Mädchen eigentlich konnte, auf jeden Fall provozierte sie ihn.
Caressa stoppte, als die Sonne sie blendete, Hitze schoss ihnen entgegen.
"Verdammt!", Caressa sah unter ihnen eine Pfütze, der Wald um diese herum stand in lodernden Flammen.
"Und jetzt?", fragte Finn der die Lage ebenfalls erkannt hatte.
Caressa seufzte tief: "Wir müssen springen und uns..."
Finn spürte die nächste Erschütterung, dann begann die Burg hinter ihnen zusammenzubrechen, sie stürzte in sich zusammen.
Silas sah ernst zu Delina: "Ich werde Sassy suchen und mit ihr von hier verschwinden. Du musst zum Pass und Shanora finden!"
Delina sah ihn traurig an: "Musst du wirklich gehen?"
Silas nickte: "Wenn Finn hier ist müsst ihr eine Lösung für sein Problem finden, ich würde euch dabei nur behindern!"
Arya musste ihm zustimmen, sie wollte gerade etwas sagen als sie das Feuer bemerkte, das sich um das Schloss gebildet hatte.
"Oh mein Gott!", Tony schlug die Hände vor seinem Gesicht zusammen, "Wie sollen sie da rauskommen?"
Einen Moment später begann die Burg in sich zusammenzubrechen, Delina schauderte, das bedeutete das Ende für Finn und auch für Caressa.
Sie wollte sich an Silas wenden, doch er war bereits verschwunden, erschrocken drehte sie sich um als sie auch noch ein Rascheln im Gebüsch bemerkte.
Noch bevor sie ihre Freunde warnen konnte, musste sie einigen Dolchen aus dieser Richtung ausweichen.
Arya zückte ihr Schild, wie auch Tony, beide näherten sich dem Gebüsch und schlugen zu, doch da war nichts.
Eine Sekunde später hatten beide einen kleinen Dolch im Rücken stecken, eine schwarzhaarige Frau stand in der Mitte von ihnen.
"Wenn du denkst du kannst mich mit diesem Buttermesser...", Arya merkte, wie sie schwächer wurde, etwas stimmte nicht, sie zog sich dem Dolch aus dem Rucken und ließ ihn fallen, er verschwand dampfend.
Tony sank neben ihr auf die Knie: "Gift!" Er konnte sich nicht mehr erheben.
Delina ergriff die Gelegenheit und griff die Frau an, welche bloß lachte und ihr spielerisch auswich.
"Wer bist du?", Delina funkelte die Frau wütend an, irgendwie kam sie ihr bekannt vor. "Ich bin die Rache der Schlangenlords!", einen Moment leuchteten die Augen von Nayda Raafe in einem hellen Blau auf.
Die Schlangenlady zückte einige lange Nadeln: "Niemand kann meinem Gift entkommen!"
Delina schluckte, sie hoffte das Church und Deseis bald zurückkommen würden, sie wollten die Gegend auskundschaften, bis Caressa mit Finn zurückgekehrt sein würde.
Nayda schoss und traf jeden mit mindestens einer Nadel, Delina spürte sofort, wie das Gift sich in ihrem Organismus ausbreitete und sie schwächte.
"Was ist das für eine miese Aktion?", Tony versuchte sich zu erheben, doch es gelang ihm nicht, Arya ging neben ihm auch endgültig in die Knie.
"Das ist der Wille meiner Herrin!", sprach Nayda dann und grinste überlegen, "Zeit für euch zu sterben!"
Sie streckte die Hand aus und ein weiterer Dolch schoss aus ihrem Ärmel, langsam schritt sie damit auf Delina zu und kniete sich neben sie: "Kalisra verschont dich ein letztes Mal, sie denkt der Tod deiner geliebten Freunde wird dich auf den richtigen Pfad leiten!"
Delina versuchte panisch sich zu erheben, aber es gelang ihr nicht, das Gift hatte ihren Körper müde gemacht.
Nayda sah lächelnd auf sie herab und wendete sich dann Tony zu.
Sie hob den Dolch und behielt weiter Delina in den Augen, in deren Augen sich Tränen bildeten, Tränen der Verzweiflung. Darum hatte Kalisra ihnen die giftigste der Schlangenlords geschickt, um sie wieder zurück auf die kalte, dunkle Seite zu ziehen. Kalisra schien nicht zu wissen, dass sie diese Kräfte nicht mehr besaß.
Ayra starrte ebenfalls verzweifelt auf die ihnen durch ihre Gifte so überlegene Gegnerin: "Bitte, lass ihn in Ruhe, töte mich!"
Nayda ging zu ihr und packte Aryas Gesicht mit ihrer Hand: "Damit die Artefakte mit dir verschwinden? Bestimmt nicht, die Herrin will dich dazu noch verhören!"
Dann stieß sie Arya zurück und drehte sich wieder zu Tony, der auf seinen Knien saß und Nayda wütend anfunkelte.
"Tut mir leid, Kleiner!", sie stellte sich hinter ihn, sodass Arya und Delina sein Gesicht sehen konnten, "Aber die beiden müssen lernen sich nicht mit Mächten anzulegen, die ihnen so weit überlegen sind!"
Delina schluchzte, sie hoffte verzweifelt das Church und Deseis endlich auftauchen würden, obwohl sie nicht sicher war wie es mit den beiden Schatten und Giften aussah.
"Nimm deine dreckigen Dämonenhände von meinem Bruder, du widerliches kleines Miststück!", wetterte plötzlich eine laute Männerstimme, die Arya sofort ein Lächeln auf die Lippen zauberte.
Nayda, völlig überrascht, ließ von Tony ab und drehte sich um, wo Rhondir sie wütend anstarrte.
"Noch so ein Muskelprotz, der nichts aushält?", lächelnd zückte sie weitere Nadeln.
Rhondir winkte ab: "Weißt du eigentlich war ich nur hier um dich in die richtige Position für meinen Plan zu bringen! Erledigen wird dich jemand anderes!"
Nayda sah sich um: "Und wer soll das sein? Die beiden Schatten kämpfen gerade auf einem anderen Schlachtfeld!"
Delina schluckte, nun war klar, warum Deseis und Church noch immer nicht zurückgekehrt waren.
"Stranger, wie sieht es aus?", Rhondir sah in keine bestimmte Richtung, fixierte weiter nur Nayda die sich erstaunt umsah.
"Ich hab sie im Visier!", dröhnte eine düstere Stimme durch den Wald.
Rhondir nickte: "Sehr gut, dann sei so nett und zeig ihr was wir mit Dämonen machen die sich so mies benehmen!"
Dann zwinkerte er Arya zu: "Diesmal benutze ich mein Gehirn, ob du es glaubst oder nicht, auch ich habe eines!"
Nayda sah sich noch einmal um, dann ließ sie die Nadeln fallen und fasste sich auf die Brust: "Mein Herz...!"
Rhondir wendete sich an Delina und Arya: "Die Sauerei tut mir leid!"
Im selben Moment explodierte Naydas Körper, Teile davon flogen in alle Himmelsrichtungen, Blut spritzte auf alle Beteiligten.
Arya und Delina starrten gebannt auf die Stelle, an welcher ihre Gegnerin gestanden hatte, nur noch eine Lacke Blut und ein paar Fetzen waren von ihr übrig.
Rhondir zückte ein kleines Fläschchen und ging damit zuerst zu Tony: "Sei froh das Caressa so brav gebraut hat und ich ihre Vorräte gefunden habe!"
Tony trank einen Schluck, danach Arya und zuletzt Delina, die Kräfte kehrten in ihre Glieder zurück.
Delina rappelte sich auf und sah Rhondir fragend an, welcher sich kurz verbeugte: "Gestatten, Rhondir, Bruder von Tony und euer aller Retter, nicht wahr, Blondie?"
Arya verdrehte die Augen: "Eigentlich warst du das Ablenkungsmanöver und wer auch immer in der Lage war über diese Distanz einen ganzen Körper zur Explosion zu bringen hat uns gerettet!"
Rhondir sah sich um: "Egal soweit, alles Ansichtssache! Wo ist die Kleine?"
Tony biss sich auf die Lippen: "Sie ist zum Schloss gegangen, um einen ihrer Freunde zu retten!"
Rhondirs Blick glitt hinüber zu den Trümmern und den Flammen: "Warum hast du sie gehen lassen?"
Delina mischte sich ein: "Sie wollte es so!"
Rhondir fuhr sie harsch an: "Ach ja und ihr Superhelden wart nicht imstande euren Freund da selbst herauszuholen? Ihr schickt ein kleines verletztes Mädchen?"
Arya schob Delina ein wenig zur Seite: "Verletzt? Davon wussten wir nichts?"
Tony nickte: "Bei unserem letzten Kampf gegen die böse Zauberin hat sie einiges abbekommen!"
Delina schauderte: "Merlin! Aber das wussten wir nicht, sie wirkte fit und munter, außerdem wollte sie gehen!"
Rhondir ignorierte ihre Worte: "Stranger, kannst du sie sehen?"
Eine Weile blieb alles still, dann hallte wieder diese unheimliche düstere Stimme durch den Wald: "Sie lebt! Ihr müsst die Flammen löschen damit sie hinauskann!"
Arya versuchte ihr Glück und fragte ebenfalls etwas: "Ist noch jemand bei ihr?"
Aber sie erhielt wie erwartet keine Antwort, es blieb still.
"Tony, wie fit bist du?", Rhondir sah ihn ernst an, "Du musst Caressa da rausholen! Stranger, sag ihr wohin sie gehen muss, Tony wird ihr eine Schneise in die Flammen schlagen!"
Delina und Arya sahen sich beide fragend an, egal wer oder was dieser Stranger war, er schien große Telepathische Fähigkeiten zu haben.
"Sie ist bereit, beeilt euch, sie hat nicht mehr viel Zeit!", hallte die Stimme wieder durch den Wald worauf Tony aufsprang und auf die Flammen zu rannte.
Kurz davor sprang er hoch, sein ganzer Körper schien hellblau zu werden und von eisigen Winden umgeben.
"Wow!", Arya starrte ihn gebannt an und bemerkte Delinas fragenden Blick, "Er ist ein Elementar, ein Naturgeist! Ich dachte es gibt schon lange keine mehr!"
"Es tut mir leid, Herrin!", Kalisra sah Merlin in die kalten violetten Augen, "Aber es gibt wohl einige neue Figuren auf eurem Schachbrett! Wenn ich gewusst hätte das meine kleine Dämonin es mit zwei Elementaren und einem Schrecken aus der alten Zeit zu tun bekommt..."
Merlin unterbrach sie: "Diese Bande hat meine Pläne das letzte mal durchkreuzt! Delina zu verschonen war und ist ein Fehler, Kalisra! Wenn sie nicht bald in die Dunkelheit stürzt, wird sie und mehr schaden als nutzen!"
Kalisra nickte: "Ja, Herrin. Da ist noch etwas! Meine Schergen verfolgten Shanora zum Pass, trafen da aber auf zwei Gegner!"
Merlin verdrehte die Augen: "Wenn das nicht zwei Schatten waren!"
Kalisra nickte: "Aber keine Sorge, sie werden nicht lange für Verzögerungen sorgen! Ich habe Baal zu ihnen geschickt, wahrscheinlich sind sie schon tot, dann bringe ich euch die kleine Königin und ihre Macht wird ein für alle Mal erlöschen!"