Einige Stunden zuvor...
"Wir könnten heiraten!", Deseis richtete die Fliege, welche zu seiner Tarnung als Sicherheitsmitarbeiter gehörte und sah sich noch einmal prüfend in den Spiegel.
Arya hingegen hatte gerade versucht einen Schluck Wasser zu trinken, der ihr im Hals stecken geblieben war.
Sie hustete und würgte, Deseis klopfte ihr dann auf den Rücken und es wurde besser.
"Heiraten?", fragte sie immer noch keuchend und zog sich ihren Blazer über.
Deseis zuckte mit den Schultern: "Ich dachte nur, immerhin hätten wir das vor Jahren sowieso fast!"
Arya seufzte tief: "Du weißt das ich immer noch eine Mission habe! Und du ein Mischwesen geworden bist und wir nicht einmal wissen ob wir den bevorstehenden Krieg überleben. Vielleicht machen wir uns zu früh Gedanken über so etwas!"
Deseis musterte sie nun abschätzend: "Ich denke genau jetzt sollte man sich darüber Gedanken machen! Aber lass uns erst einmal zu Ende bringen was wir hier begonnen haben, du kannst es dir ja überlegen!"
Arya schmunzelte, als er den Raum verließ, ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie sollte sich also überlegen ob sie Deseis heiraten wollte. Natürlich wollte sie das, aber der Zeitpunkt passte nicht wirklich, immerhin stand ihnen ein Krieg bevor.
"Sie atmet nicht!"
"Was ist hier passiert?"
"Oh Gott, was hat man ihr angetan?"
"Machst du mir einen Cuba Libre mit ganz viel Liiiibre?", raunte Church Delina ins Ohr als sie ihre Schürzte umband.
"Ich habe keine Ahnung was das ist!", Delina grinste, "Ich werde den Leuten einfach irgendwas einschenken!"
Church lachte: "Na wunderbar, also bist du die perfekte Barfrau! Naja, die perfekte Frau auf jeden Fall!"
Delina zog eine Braue hoch: "Witzig, ich kann mich erinnern das ich dir ab und an sogar in die Hand beißen musste..."
Church drückte ihr einen Kuss auf den Mund und kümmerte sich dann um seine Krawatte: "Wichtig ist doch das hier und jetzt!"
"Sie ist tot! Ich kann nichts tun! Ihre Zeit ist abgelaufen!"
"Wie konnte das passieren?"
"Habt ihr ihn gefunden?"
Delina nickte: "Und jetzt sind wir zumindest ein Paar bin ja gespannt, was Saphira dazu sagt!"
Church winkte ab: "Saphira und ich sind Eltern desselben Kindes, das war es auch. Sie pflegt keinerlei Interesse mehr an mir!"
Delina half ihm bei seiner Krawatte. Für einen Moment wirkte es beinahe, als würden sie sich für einen gemeinsamen Abend fertigmachen.
"Deseis hat Claude informiert, nur das du dich darauf einstellen kannst deinen besten Freund auf der Welt wiederzusehen!", Church kicherte als Delinas Lächeln entgleiste und zu einem gequälten angewiderten Gesichtsausdruck wurde.
"Warum? Den Trottel braucht gerade wirklich keiner!", sie schüttelte sich vor ekel.
Church zuckte mit den Schultern: "Lass dich nur für einen Moment auf den Gedanken ein das er dann nicht mehr so ein ekel ist. Denk an Vincent! Kinder verändern Männer, Kinder machen sie gütig!"
Delina kniff ihm in die Backe: "Du musst es ja wissen!"
"Schafft ihn hier weg! Ich kann so nicht arbeiten!"
"Hilft mir hier mal einer? Ich habe eine verletzte Person gefunden!"
"Wir müssen die Blutung stoppen!"
Finn starrte lang auf seine Hände, seine Gefühle schienen Amok zu laufen. Er war verunsichert gewesen und entschlossen sich die fiesen Kommentare der anderen anzutun um Shanora zu finden. Aber nun war er wütend. Immer war er schuld, der Sündenbock zu dem er sich vor so langer Zeit gemacht hatte. Und wie wurden ihm all seine Opfer für verschiedene Welten gedankt? Mit Verachtung, wenn er einmal einen Fehler gemacht hatte. Vincent war tot, ja. Aber er hatte Caja grausam umgebracht. Finn bereute es keine Sekunde das er Merlin die Befugnis gegeben hatte diesen miesen Hexenmeister auszuschalten.
Janina war tot, aber ihr Opfer war notwendig gewesen um Vincent auszuschalten. Delina hatte diese Kräfte verloren, das spielte ihm auch in die Karten. Wie er sich von dieser Göre hatte rumschupsen lassen. Und den anderen, die sich für so mächtig hielten. Und das obwohl in ihm so viel mehr Macht schlummerte. Er musste nur noch etwas dafür tun. Ein weiterer Tod dafür würde er so viele beschützen können. Es war sein Erbe, sein Schicksal. Warum sollte er sie nicht einmal benutzen, nur dieses eine Mal um diesen Krieg zu gewinnen? Merlin und Kalisra spielten auch nicht fair, also warum nicht akzeptieren was er war?
"Ich habe noch eine Leiche gefunden, er ist schon kalt!"
"Wer ist das? Und was hat ihn so zugerichtet?"
"Er ist sicher schon eine Stunde kalt!"
"Bist du bereit?", Arya lächelte Deseis zu, der wie immer länger brauchte als sie, gerade band er sein seidiges schwarzes Haar zusammen.
"Ich wurde bereit geboren!", er lächelte Arya zu, "Apropos bereit, Claude..."
Arya seufzte laut und unterbrach ihn: "Sag mir bitte das du diesen Idioten nicht dorthin bestellt hast!"
Deseis zuckte mit den Schultern: "Natürlich kann ich dir das sagen Liebchen, aber es wäre nicht die Wahrheit!"
Arya musste lachen und deutete ihm sich endlich zu beeilen, immerhin war dieser Auftrag unglaublich wichtig.
"Wie sieht es jetzt aus? Hast du es dir schon überlegt?", Deseis kam zur Tür und Arya wich seinem Blick aus.
"Die Antwort ist JA! JA! Nur bitte wach auf!"
"Kann mir hier jemand helfen? Bitte?"
"Tut doch endlich etwas!"
"Ist das Blut an deinem Hemd?", Caressa sah Finn fragend an. Dieser grinste über beide Ohren und wischte sich über den Hemdkragen: "Nein, eher sowas wie roter Lippenstift!"
Caressa verzog angewidert das Gesicht: "Warum habe ich mir bloß sorgen um sich gemacht, also können wir jetzt rein oder lässt du mich nochmal alleine in der Schlange stehen?"
"Wo warst du? Du hättest es sehen müssen!"
"Du hättest etwas merken müssen!"
"Ich erkenne dich nicht wieder!"
"Wo bin ich?", Shanora sah sich um, Staub, Schutt, Asche. Blut, Schreie, aber alles so weit weg.
"Es tut mir leid, dass du das sehen musst!", Allisters Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Der Elf stellte sich neben sie und legte ihr seine warme Hand auf die Schulter. Shanora fragte sich kurz, ob sie vielleicht tot war, aber es schien sich um einen Traum zu handeln, da niemand sie wahrzunehmen schien. Niemand außer Allister, der schließlich tot war.
"Ist das...!", Shanora stieg über ein paar Teile der heruntergebrochenen Galerie und hielt vor einer blonden Frau, die auf dem Brustkorb eines blutverschmierten Mannes lag und bitterlich weinte.
"Das sind meine Freunde!", auch wenn Shanora ihre Umgebung nicht klar erkennen konnte schauderte sie, es war Arya die auf Deseis leblos wirkendem Körper lag.
Allister nickte: "Es tut mir leid aber das ist noch nicht alles was du sehen musst!"
Shanora folgte seiner hell leuchtenden Gestalt bis zu einer nordisch gekleideten Frau, die ihre Hände auf die Wunde einer weiteren verletzten drückte. Shanora sah ihre verzweifelten Augen, ihr starb gerade jemand weg.
"Was ist hier passiert?", Shanora seufzte tief und ging weiter, auf zwei auf dem Boden liegenden tragen lagen Church und Delina, leblos und voller Schrammen, Dreck und Blut.
"Nein... Meine Freunde....!", sie eilte weiter, wo sie sah das jemand einen wohl toten Körper zudeckte. Sie konnte das Gesicht noch erkennen.
Allister hielt sie, als sie auf die Knie sank und weinte.
"Sag mir, das das nicht wahr ist!", schrie sie und klammerte sich an den Elfen, "Oder das ich es verhindern kann!
Allister seufzte nun selbst tief: "Du kannst es nicht mehr verhindern! Aber du musst ihn aufhalten! Sonst werden die anderen auch sterben!"
Shanora hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen, sie schluchzte und fühlte sich kraftlos.
Allister streichelte ihr über den Rücken: "Du musst jetzt stark sein, Shanora! Versuch nicht deine Gefühle zu unterdrücken, sondern bündle jedes von ihnen. Du musst deine Macht entfesseln und ihn aufhalten!"
Shanora riss sich von Allister hoch: "Ihn? Ich dachte Merlin..."
Da entdeckte sie ihn. Sein Haar war zwar kürzer, aber silbergrau und seine Augen. Diese kalten bösen Augen mit ihren besonderen Merkmalen. Heterochromie: Eines von gelber Farbe, wie Sumas oder Alphas Augen, das andere im gleichen rötlichen Ton wie die von Celles.
Er stand mitten in all dem Chaos, vor ihm Saphira, Celles und Vanessa.
"Er wird sie töten!", Shanora wurde panisch, "Wo bin ich?"
Allister seufzte: "Du und Aron, ihr wart am Pass, aber jemand entschied euch beide ins Reich der Vila zu schicken!"
Shanora wurde panisch: "Aber wie soll ich zu ihnen kommen?"
Allister lächelte sie warm an: "Du bist die Königin von Elensar, Erbin des weißen Throns! Du kannst alles, was du willst, kanalisiere deine Macht! Zeig deinen Feinden das der weiße Thron noch lange nicht besiegt ist! Zuvor musst du noch etwas anderes erfahren!"
Shanora sah Allister verängstigt an, doch dieser tippte ihr auf die Stirn und sie fand sich in den zerstörten Laboren des Dunklen wieder.
Sie waren nur zu ihrer Überraschung nicht mehr verstaubt, sondern wirkten gepflegt und es schienen alle Rechner wieder zu laufen.
"Warum sind sie in Betrieb?", Shanora sah verwirrt zu Allister, der neben ihr stand.
"Das wollte auch jemand anderes wissen!", erklärte Allister, im selben Moment sahen sie Alpha, wie er den Raum betrat.
"Was...", Alpha sah sich erstaunt um, als er weitere Schritte vernahm.
Er drehte sich um und vor ihm stand eine in einen langen schwarzen Mantel geschlungene Gestalt. Das Gesicht war nicht nur von einer Kapuze, sondern auch von einer Maske aus den Knochen eines Hirsches bedeckt, dessen Geweih über den Rand der Kapuze ragte. Die Hände der Gestalt steckten in schwarzen Lederhandschuhen und er trug klobige schwarze Motorradstiefel.
"Nein, der Dunkle ist tot!", Alpha zog seine Machete, "Was auch immer du für eine Teufelei bist, ich werde dich hier und jetzt erledigen!"
Er schlug mit der Machete durch die Gestalt, die darauf durch ihn hindurch schwebte und eine düstere Stimme flüsterte: "Aus der Finsternis!"
Alphas Augen weiteten sich, sein ganzer Körper wurde von spitzen Geschossen aus Dunkelheit durchbohrt, sie sich danach auflösten und klaffende Wunden hinterließen.
"Das ist dein Ende!", das Geweih gewann nun einen Zweig hinzu, die Stimme der Gestalt war surreal und klang verzerrt, "Ich werde mir ansehen was unser Gast hier erforscht hat!"
Shanora stand stumm vor der Szene, sie glaubte jemanden hinter sich vorbeihuschen zu sehen, im nächsten Moment explodierte alles um sie herum.
"Was ist hier nur passiert?", Saphira versuchte ihre Tränen zu unterdrücken. Sie war umgeben von Tod und den Schreien jener, die schwer verletzt worden waren. "Es war ein Sturm aus Schatten!", Ladira ließ sich vor einer toten jungen Frau in die Hocke sinken, "Wir haben so viel verloren!"
Celles konnte ihre Tränen nicht unterdrücken, sie sah zu Arya, die blonde Elfe klammerte sich weinend an Deseis Brust. Es sah nicht gut für ihn aus, Celles war sich nicht einmal sicher ob er noch lebte.
"Wie konnte das passieren?", Vanessa strich ihr blondes Haar zurück und beeilte sich damit weitere Trümmer des Gebäudes in die Luft zu wirbeln, um die eingeklemmten Überlebenden zu befreien.
"Ich weiß es nicht!", Dr. Ashe war heillos überfordert mit all den Verwundeten.
"Oh nein!", Ladira sprang auf und eilte zu dem Paar, welches leblos am Boden lag, "Nicht die beiden!"
Celles blieb die Luft weg als sie ihrer Mutter folgte, im Staub und Schutt lagen, Hand in Hand, Delina und Church.
"Heilige Götter!", die Rothaarige ballte ihre Hände zu Fäusten, Tränen schossen in ihre Augen, "Wie konnten wir es soweit kommen lassen?"
Finn gesellte sich zu ihr, er schien kaum etwas abbekommen zu haben. Sein Blick war kühl und er war gefasst, obwohl sein Plan allem Anschein nach nicht funktioniert hatte.
"Wir müssen alle Opfer bringen, um unsere Mission zu beenden!", er würdigte Delina und Church keines Blickes, "Wenn man sich nur von Gefühlen leiten lässt wird man immer scheitern!"
Celles wendete sich zu ihm und verpasste ihm eine Schallende Ohrfeige, Tränen flossen über ihre Wange: "Sie war meine Freundin! Sie war unsere Freundin!"
Celles schrie diese Worte, sie hallten durch die Zerstörung. Vanessa kam zu ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter: "Celles... Sie wusste, dass du sie nicht verletzen wolltest. Wir waren es die sich von falschen Gefühlen leiten ließen!"
Vanessa wendete sich nun auch zu Finn: "Von Gefühlen, die du verursacht hast! Dein Hass hat soviel Zwietracht gesät! Nun sind so viele gestorben, andere werden vermisst! Das Labor ist explodiert und Alpha war dort! Verstehst du, was ich sage, Finn?"
Finn sah sie gleichgültig an: "Du willst damit sagen, dass ein weiteres Experiment des Dunklen verstorben ist?"
Vanessa war nun ebenfalls fassungslos: "Ich will damit sagen das Kyra und die anderen in den Trümmern gerade nach der Leiche deines BRUDERS suchen, Finn!"
Finn lächelte bitte: "Familie... Was ist schon Familie?"
Plötzlich wurden sie von gleißendem Licht geblendet und die Trümmer schienen wie von Geisterhand zu verschwinden. Der Staub lichtete sich und die Wunden der Verletzten verschlossen sich langsam.
Ladira hielt sich die Hand vor die Augen und hörte eine Glockenhelle Stimme: "So darf es nicht enden!"