Ladira starrte auf den brennenden Wald vor sich, ihr Töchter standen ihr zur Seite. Diesmal war er, sein Wille und seine Schergen zu weit gegangen, diesmal griffen sie ihr Zuhause an. Den Ort der ihr nach ihrer Flucht aus dem schwarzen Thron Sicherheit gegeben hatte. Der Ort, an dem ihre Kinder aufgewachsen waren, wie auch viele die der Krieg zu Waisen gemacht hatte.
"Wir werden nicht zulassen, dass sie dein Haus erreichen, Mutter!", sagte Celles mit fester Stimme, sie merkte, wie nahe ihrer Mutter das alles ging. Ladira konnte gerade nicht antworten, nicht nur ihr Wald, nein auch ihr Herz brannte wie Feuer. Silas hatte Shanora zurück nach Illutia gebracht, Shanora hatte kein Wort sagen müssen damit Ladira verstand, was passiert war. Ihr Ziehsohn war tot, nein, ihr Sohn war tot. Sie hatte Finn aufgezogen und geliebt als wäre er ihr Kind gewesen. Ein Blick in Shanoras verzweifelte Augen hatte ihr das verraten, Silas hatte kein Wort dazu sagen müssen. Obwohl der Körper des Dunklen vernichtet war schaffte er es durch seine Schergen ihr immer noch so großes Leid zu bereiten. Er würde wohl nie aufhören sie zu quälen und ihre Familie zu bedrohen.
"Was ist los?", Saphira sah ihre Mutter misstrauisch an, "Und wo bleibt Finn? Er kämpft immer an vorderster Front!" Ladira brachte kein Wort über ihre Lippen, sie war dankbar als sie Delina erblickte: "Celles, Saphira, Vanessa? Es wird Zeit!" Man hatte sich im engsten Kreis beraten und beschlossen Finns Tod erst nach der Schlacht bekanntzugeben. Die drei nickten und umarmten ihre Mutter, Ladira hätte sie am liebsten gebeten zu bleiben. Der Gedanke vielleicht noch ein Kind zu verlieren ließ sie innerlich verbrennen.
Kaum waren ihre Mädchen außer Hörweite erschien die Vierte, Mari, in ihrer geisterhaften Gestalt neben Ladira. "Er ist tot, oder?", fragte sie leise und Ladira stiegen Tränen in die Augen. "Diesmal hat er es nicht geschafft!", flüsterte die Hüterin des Waldes leise, dann ging sie ins Haus zu den Kindern, die sie während der Schlacht beaufsichtigen sollte.
"Diesen heiligen Wald anzuzünden wird ihr letzter Fehler sein!", murmelte Arya, die ihre goldene Rüstung angelegt hatte. Delina stand in einer traditionellen leichten Rüstung der Jäger neben ihr: "Irgendetwas stimmt nicht, Arya. Finn ist nicht zurückgekehrt!"Arya sah sie verwundert an: "Machst du dir etwa sorgen um den..." "Er ist tot!", Church trat neben sie, sein Gesicht versteinert, ausdruckslos. Auch er hatte von Ladira und Silas erfahren was geschehen war, auch er war gebeten worden es für sich zu behalten. Aber er wollte Delina und Arya nicht belügen. Delina sah ihn mit großen Augen an: "Woher weißt du das? Es wurde nirgends erzählt. Church starrte weiter auf den brennenden Wald: "Ein Blick in Shanoras Augen hat mir gereicht. Silas trug außerdem etwas bei sich was Finn ihm nicht ohne Grund gegeben hat! Ladira weiß es, sie will nicht das es jetzt schon bekannt wird, es würde unsere Leute demoralisieren. "
Noch bevor Delina antworten konnte trat Silas vor die versammelten Jäger und neuen Verbündeten von Elensar. "Hinter mir brennt ein Teil der Geschichte dieses Landes, ein heiliger Wald der im letzten großen Krieg so vielen Zuflucht geboten hat. Das ist das letzte Mal das sich Anhänger des Dunklen so weit von ihrem verfluchten schwarzen Thron vorwagen werden. Wir werden den Wald schützen und nach dem Sieg alles wieder aufbauen was durch diese Mistkerle zerstört wurde. Dafür müssen wir klug vorgehen, der Feind hat alles getan damit wir ihm in die Arme laufen in unsere Wut, hat uns bis aufs Äußerste provoziert. Darum werden wir ihm diesen Gefallen nicht tun. Delina und Church führen die Jäger in den Osten, Arya und Saphira und den Westen, wir kreisen diese Mistkerle ein. Sie werden von uns anderen abgelenkt sein, wir werden direkt in den Norden vorstoßen und ihnen ihr Feuer zurückbringen!", Silas hob seinen Arm und die Menge jubelte.
"Bitte pass auch dich auf! Lass dich ja nicht von diesen miesen Kerlen besiegen, Arya! ", zischte Delina Arya zu, diese nickte. "Du auf dich auf, wir treffen uns in der Mitte! Falls Silas uns etwas übrig lässt und nicht im Alleingang diese Armee auslöscht!", Arya klopfte ihr auf die Schulter, dann teilte sich die Armee und sie zogen los, um Elensar zu retten.
Der Boden wurde heißer unter Delinas Füßen, es stank nach verkohltem Holz, verbranntem Fleisch. Ein beißender Geruch der ihr und ihren Begleitern die Tränen in die Augen trieb. Das Knacksen der angesengten Zweige unter ihren Schritten beunruhigte sie, sie waren weit nicht so leise wie sie gehofft hatte. Plötzlich schien das Knacksen aus einer anderen Richtung widerzuhallen, Delina blieb stehen und versuchte panisch in all dem Rauch etwas zu erkennen. Sie mussten die Mitte bald erreicht hatten, der Wind trug schon Schreie der Schlacht zu ihnen. "Weiter!", rief sie den anderen zu, die ebenfalls gehalten hatten. "Warte!", Church sah sie ernst an, "Das ist der Punkt, an dem unsere Wege sich trennen müssen!" Delina verstand: "Church... bitte pass auch dich auf, du weißt die Gestalt deines Drachens ist verwundbar...!" Church nickte: "Uns bleibt keine Zeit, du musst die anderen in die Mitte führen, ich werde ihre Reihen von hinten dezimieren!" Daraufhin verschwand er und Delina setzte sich in Bewegung. Ihr Herz raste, sie kamen dem Kampfgeschrei immer näher, gleich würde es für sie alle um Leben oder Tod gehen. Ihr Puls wurde immer spürbarer, ihr ganzer Körper schien zu rauschen. In ihrer rechten Hand erschien ein Boden aus Nebel, sie fand es nur richtig die Kräfte zu benutzen die ihr ihre große Schwester beigebracht hatte. Gleich wäre sie an dem Punkt an den sie am Anfang so dringend gewollt hatte. Sie konnte ihre Familie und ganz Osilia rächen. Ein letzter Sprung aus den Rauch und ihr Ellbogen stieß einen von Kalisras verhexten Kriegern zur Seite, schnell feuerte sie Pfeile auf die drei Tiermenschen vor ihr. "Ihre Rüstungen sind schwach, ihre Zahl macht sie gefährlich!", rief sie ihren Gefährten zu und feuerte weiter.
Arya hatte sich eine taktisch kluge Position auf einem Vorsprung gesucht und sah wie Silas und die anderen verbittert kämpften, sie wurden förmlich zerfetzt. "Saphira!", Arya kniff ihre Augen zusammen, "Sorg dafür das diese Biester nicht mehr so schnell laufen können!" Saphira nickte und streckte ihre Hand aus, unter den feindlichen Truppen versiegten Rauch und Feuer. "Vorsicht, könnte auch für euch rutschig werden!", teilte sie Arya mit, die ihren Schild erhob. "Hinter meinen Schild, wenn es uns gelingt sie in der Mitte zu trennen wird Silas Truppe mit allem hinter uns fertig, wir halten die Stellung und Silas kann wieder von außen angreifen. Egal was passiert, haltet stand!" Sie bewegten sich schnell auf die gegnerische Linie zu und es dauerte nicht lange bis Aryas Schild auf den ersten Soldaten traf. "Jetzt werdet ihr Bekanntschaft mit meinem Schwert machen!", rief sie aus und stach zu, "Darf ich vorstellen? Meine Reliktwaffen!" Saphira schoss an ihr vorbei und beschoss die Soldaten vor ihr mit eisigen Nadeln. "Bleib hinter mir, Saphira!", verlange Arya, "Sonst kann ich dich nicht schützen!" Saphira ignorierte ihre Warnung: "Ich bin eine Dunkler! Ich brauche deinen Schutz nicht!" Arya seufzte und kämpfte weiter, sie wusste, dass sie sich gegen die Dickköpfigkeit der Dunkler Töchter nicht durchsetzen konnte. Saphira fror ihre Gegner reihenweise ein, um ihnen dann mit einem eisigen Geschoss den Rest zu geben. Arya bewunderte ihre Kraft, fragte sich aber ob sie das Pensum halten konnte. Sie würde Saphira auf jeden Fall im Auge behalten, nur falls ihr wirklich in einem ungünstigen Moment die Kraft ausgehen sollte.
Delina starrte kurz auf den Himmel hinter sich, wo der schwarze Drache, in den Church sich verwandelt hatte, seine Kreise zog und Schattenenergie auf die Verstärkung von Merlins Armee herabregnen ließ. Dann drehte sie sich flink und schoss einen Pfeil in die Kehle eines Tiermenschens, der auf sie zu gestürmt kam. Silas schien ebenfalls verbissen zu kämpfen, aber Delina konnte sehen das er schwächer wurde. Wenn sie dieser Masse nicht bald Herr wurden würde diese Schlacht übel ausgehen. Celles kämpfte nicht, sie war damit beschäftigt den Waldbrand einzudämmen damit nicht noch größerer Schaden entstehen konnte.
Plötzlich begann ein Licht auf dem Vorsprung zu strahlen, von dem Arya gekommen war. Es war hell und warm, schien ihnen Hoffnung zu spenden. Auch die Soldaten wendeten sich dem Licht zu, sie blieben aber stumm. Delina kämpfte sich zu Arya durch, wobei ein Drängeln reichte, die Soldaten schienen von dem Licht völlig in eine Art Schockzustand versetzt worden zu sein. "Das ist doch... ", begann Delina. "Shanora!", bestätigte Arya ihre Theorie. Shanora stand auf dem Vorsprung, weißes Licht schien von ihr auszugehen. Sie trug eine helle Rüstung und ihr Reliktschwert, welches ihr Allister einst geschenkt hatte. Plötzlich bewegte sie sich blitzschnell auf die müden Truppen zu. Shanora drängelte sich durch bis sie Silas erreicht hatte, dann hielt sie die Lichtklinge in die Luft: "Zu mir!"
Mit diesem Aufruf schoss noch mehr Licht aus ihr, es geschah etwas Unglaubliches. Die Wunden ihrer Freunde begannen zu heilen und ihre Kraft kehrte zurück. "Das ist einfach ein Wahnsinn!", Delina betrachtete wie ihre Kratzer an den Armen verschwanden. Arya sah bewundernd in Shanora Richtung: "Das ist also die Kraft der weißen Königin! Beeindruckend!" Delina nickte zustimmend und zog die Sehne ihres Bogens zurück: "Und jetzt lass uns hier aufräumen!"
Mit neuer Kraft gelang es Elensars Armee die Angreifer aus dem Wald zu drängen, zurück aufs offene Feld. Hier wären sie ein gefundenes Fressen für Church. Delina hielt Ausschau am Himmel, konnte ihn allerdings nirgends ausmachen. "Wo bleibt Church?", hörte sie Silas rufen, "Shanora ist zusammengebrochen, ihr Körper hält dieses Pensum der Heilung nicht mehr durch. " Delina warf Arya einen ernsten Blick zu: "Halt hier die Stellung, ich bringe Shanora in Sicherheit!" Arya nickte, auch ihr war bewusst das Silas hier nicht weggehen konnte, schließlich war er nun die Hoffnung der ganzen Truppe. "Ohne Shanoras Dauerheilung wird das hier wirklich hart!", stellte Arya noch fest bevor Delina verschwand. Delina eilte zu Silas, der Shanora stützte und packte sie unter den Armen: "Ich bringe sie in Sicherheit!" Silas nickte und deutete den Jägern Delina den Weg freizumachen. Delina legte sich Shanoras Arme um die Schultern und hob sie an den Knien auf ihren Rücken um sie besser tragen zu können, dann lief sie los. Raus aus der Armee in Richtung Wald, wo sie ein Schlag ins Gesicht erwartete.
Kaum hatte sie sich wieder aufgerichtet erblickte sie Kalisra, die Shanora in einem Kokon dunkler Energie gehüllt hatte. Merlin stand vor ihr und lächelte sie bitter an: "Danke das du es uns so leicht machst, Tochter!"Delina sah verzweifelt zu Shanora, Kalisra merkte das unweigerlich: "Eine Bewegung, kleine Lina, und Shanora ist tot!"Delinas Augen füllten sich mit Tränen, sie fragte sich wo nur Church blieb, wenn er nicht bald auftauchen würde, dann wären ihre Freunde hinter ihr verloren. Und vor ihr stand ein noch größeres Problem. Sie bewegte sich keinen Millimeter mehr, wollte auf keinen Fall das Shanora verletzt werden würde. Sie schloss die Augen und flehte stumm das sich Arya nach ihr umsehen würde, das sie bemerken würde das etwas nicht stimmt und ihr helfen würde. Merlin holte entwischen ein Schwert aus ihrem Mantel, welches Delina sofort erkannte. Es war das Schwert ihres Vaters, aus Gurenstahl, dem Material, welches zu ihrem sofortigen Tod führen würde. "Denk daran!", Kalisra grinste, "Eine Bewegung und Shanora passiert etwas Schreckliches! Sieh es ein, du hast die falsche Seite gewählt, kämpfst mit Elfen und Dunkler Kindern anstatt bei deiner Familie zu bleiben. Ich werde dir deine Kraft entziehen sobald dein Körper kalt ist!" Das zumindest würde Kalisra nicht schaffen, Delina besaß die Kraft nicht mehr die Kalisra so begehrte. Allisters Geist hatte sie davon befreit, aber das würde sie Kalisra selbst herausfinden lassen. Merlin lachte, dann hob sie die Klinge und stach zu.
Blut spritzte als sich die Klinge durch Haut und Fleisch bohrte, sie schoss nicht gerade zurück, sondern wurde nach links abgeleitet.Delina riss schockiert die Augen auf, ein Tropfen Blut rann langsam ihre Wange herunter. "Die falsche Seite sagst du?", eisige Augen starrten zwischen Merlin und Kalisra hin und her, "Wir lassen wenigstens unsere Freunde nicht im Stich!"
"Saphira!", Delina sah wie Merlin die Klinge zurückzog, welche sich tief in Saphiras Unterarm gebohrt hatte, um Delina zu schützen. Saphira hielt sich den blutenden Unterarm, im selben Moment fror der Kokon in dem Shanora gefangen war ein. "Die Hexe überlasse ich dir!", verkündete die Dunkler Tochter, "Merlin werde ich mir vorknöpfen, halt durch, Delina!" Delina starrte in Saphiras eisige Augen: "Du bist verletzt, Merlin ist zu stark für dich!" Saphira nickte: "Du hast bestimmt recht, aber ich kann sie von dir wegschaffen damit du Shanora befreien kannst! Wir haben keine andere Möglichkeit, es wird sonst niemand schnell genug bei uns sein!"
Delina nickte, während ihr eine Träne über die Wange floss: "Pass auf dich auf, Saphira!" Und Delina meinte das auch so, Saphira hatte zwar nie zu ihren Lieblingsmenschen gehört, sie hatte sie immer als eine Art Rivalin gesehen. Aber jetzt bewies sie Charakter und das imponierte ihr. Delina würde Kalisra besiegen und ihr dann zur Hilfe eilen wenn Shanora befreit war. Saphira machte den ersten Schlag, aus ihrer Umgebung sog sie das Wasser aus der Luft, um eine Flugwelle in Richtung der beiden Feinde zu jagen, gespickt mit eisigen Nadeln. Wie geplant trennte das die beiden Frauen und Delina ging vor Kalisra in Stellung, während Saphira Merlin in den Wald verfolgte.