Von dem Tage an, als die ›Obristen‹ Memnachs und Holmfirth einvernehmlich bestimmten, dass die Ländereien, Höfe und Siedlungen rund um Klarichs Hof als unantastbar zu bestimmen, wurde es im Landesinneren sichtlich Schlimmer.
Gebäude und Ansiedlungen ring umher des Randgebietes, den Grenzbereich, wenn man ihn denn so nennen möchte, wurde trotz bestehenden Erlasses weiterhin behelligt. Die Bewohner wurden gegängelt, vereinzelt vergewaltigt und nach wie vor ihrer wenigen Habe erleichtert. Etwas das für diese Menschen hingegen einen wirklichen Vorteil ausmachte, war die Gewissheit, dass niemand zu Tode kam. Dieses Übel wurde hart heimgezahlt und die abkommandierten wie stationierten Soldaten auf dem Grund des wieder errichteten Weilers von Klarichs Hof, rückten aus. Ungehemmt und mit dem Wort der ›Obristen‹, rieben diese Männer Marodierende wie unter Umständen gedungene Clanmitglieder auf.
Anerkennenderweise musste man diesen Abtrünnigen eingestehen, dass sie immer fantasievoller vorgingen. Mit Bedacht wählten sie ihre Opfer aus, so als führe jemand ein Spiel auf einem Strategiefeld aus.
Sollten seine Mutmaßungen zutreffen ... Gnade ihm, wer will. Dieses Mal würde er nicht zögern; verflucht sei sein Gelöbnis.
Keine vierhundert Schritt von seiner jetzigen Position entfernt, begann der Aufstieg zu den Anhöhen und Sandsteingruben. Zwei weitere Ortschaften erfreuten sich der Atempause, wenngleich die Scharen zwar nicht mordeten, so doch immerzu einen Weg fanden zu bekommen, nach was es ihnen gelüstete.
Rückwärts kriechend trieb es ihn in die Schatten des Haines, die ihn schützend umhüllten. Letztmalig schaute er schnaufend zurück und nickte.
Während Dolvi den Geist Sebolds versuchte zu erreichen und Alric auf dem Nachtmahr ritt, wurden hinter dem umfriedeten Bereich des Hafens emsig Ladeflächen be- und entladen. In regelmäßigen Abständen verließen dickbäuchige Schiffe den umschützenden Pallisadenbereich und hielten auf die See zu. Deren Ziel war klar und ein jeder wusste darum.
Abseits dieses zugänglichen Hafenbereiches, den offiziellen Piers und den Anlegestellen der Hafenmeister legte eine kleine, kaum auffällige Barke an. Jemand der die Ankömmlinge beobachten würde, wäre mit dem Gedanken einhergegangen, es handle sich um einfache Fischer. Nicht selten trieb zu nächtlichen Zeiten ein voll besetztes Boot ein, welche heimlich und unter der Hand ihren Fang heimbrachten.
Die Hafenmeister machten schlussendlich immerzu Geschäfte mit diesen Leuten und gingen fortwährend als Gewinner hervor. Danach die ›Obristen‹, die ihren Anteil forderten. Solange dieser einvernehmlich die Hand wechselte, ließen die Köpfe der Stadt, so ziemlich jeden schalten und walten, wie es ihm beliebte. Selbst ein ehemaliger Lump, der zufällig genügend Taler aufzubringen vermochte, wäre in der Lage gewesen, einen gewissen Stand seines Wohles auf Handschlag zu entrichten.
Die Bootsbesatzung verhielt sich eigenartig. Nicht wie anzunehmen entluden sie ihre Fracht, um sodann ihr Gefährt tagsüber zu verbergen. Sie landeten abseits aller erreichbaren Molen an; waren weder Fischer noch Händler.
Ein jeder dieser Gestalten hatte eines gemeinsam.
Oberarme wie ein trainierter Läufer Oberschenkel marschierten diese zielsicher durch dunkle Bereiche des Hafenviertels. Niemand wagte sich ihnen entgegen, wenngleich an manch finsterer Ecke mindestens eine Person auf nächtlichen Fang hoffte.
Struppige Bärte wuselten im lauen Wind und allesamt waren sie in Leder gekleidet. Ein Fell umschloss ihre breiten Schultern, welches jenen zu wildem Antlitz verhalf. An deren Hüfte baumelte zu jeder ihrer Rechten eine kurzschaftige doppelblättrige Axt.
Klar erkennbar wussten diese Männer, wohin sie zu gehen hatten.