Die Leiden Europas
Liebevoll und gänzlich sacht, pflückte sie die Blumen.
Unschuldig in voller Pracht, Rauschen der Lagunen.
Hell und klar ihr Augenschein, munter ihr Gemüt.
Innerlich ganz wach und rein, äußerlich erblüht.
Immer wieder sangen sie, Töchter großer Herren.
Freudevolle Melodie, Klänge des Erwachens.
Alles war so schön, so echt, bis zum Schicksalsschlag.
Etwas war dort nicht ganz recht, an jenem schönen Tag.
Hinab aus hohen Wolkendecken, rauschte Zeus heran.
Um sich heimlich zu verstecken, kam er nicht als Mann.
Hermes trieb die Herde fort, zu einem großen Strand.
Ferner war auch Zeus noch dort, stehend auf dem Sand.
Langsam trat sie nun heran, welch ein sanftes Tier.
Fasziniert in ihrem Bann, ein starker weißer Stier.
Tönend klingen Zahm und Sanftmut, freudiges Gebrülle.
Inwendig entbrannte Glut, im Herzen nur die Fülle.
Zeus posierte seine Form, solch ein starker Rücken.
Hier war weder Hass noch Zorn, einzig das Entzücken.
Voll von Leichtigkeit erfasst, sprang sie endlich auf.
Schnell und ohne jede Rast, weiter ging sein Lauf.
Erst erfreut am kühlen Wind, später dann erschöpft.
War sie doch ein junges Kind, welch ein arm Geschöpf.
Links und rechts war nur das Meer, keine Wahl zur Flucht.
Früher liebte sie so sehr, trotz der großen Zucht.
Laute Schreie voller Angst, unglückliche Welt.
Wenn sie um ihr Leben bangt, Zeus der mit ihr schnellt.
Tränen flossen aus den Augen, Klänge voll mit Leid.
Fern war nun ihr alter Glauben, Heimat du bist weit.
Vater rief sie unermüdlich, will zu dir zurück.
Dieser weiße Stier verführt mich, wo ist nun mein Glück.
Abends kam sie an die Küste, müde und geschwächt.
Zeus empfand für sie Gelüste, sie war nur sein Knecht.
In Gedenken an ihr Leben, wollte sie sich töten.
Götter warum tut ihr das, Schluss mit ihren Nöten.