An einem Ort, der sicher ist und gut erreichbar, sollte die Mutter-Institution entstehen. Als physischer Mittelpunkt, an dem sich viele Menschen versammeln und gemeinsam an ihrem spirituellen Bewusstsein arbeiten. Von hier aus kann es Verbindungen geben in andere Orte, an denen einzelne Kurse unterrichtet werden. Wie es ja schon der Fall ist, etwa mit Achtsamkeits-Trainings oder Meditationskursen, die an einigen Universitäten angeboten werden. Ich stelle mir vor, dass diese Angebote erweitert werden. Hier an der Mutter-Universität kann es weitere Ausbildungen geben, zum Beispiel um Menschen zu schulen, die Yoga und Meditation in Schulen und Kindergärten bringen.
Sie wollen Kindern soetwas beibringen?
Ja, in der Tat, das wäre eine gute Idee. Natürlich nicht so wie Erwachsenen. Aber als offenes Angebot, etwas, das Spaß macht und ihre Neugier weckt. Ich glaube, Kinder wären sehr offen dafür und damit viel begabter. Sie haben noch nicht diese festgefügten Vorstellungen, was geht und was angeblich nicht. Ich kann mir sogar vorstellen, dass besonders begabte Kinder, die sich dafür interessieren, auch bereits geistig-energetisches Heilen lernen können.
Das klingt wie eine Provokation.
Es ist nicht so gemeint.
Sie würden sie überfordern.
Die Gefahr besteht natürlich. Deswegen ist es besonders wichtig, darauf zu achten, welche Kinder sich für diese Themen interessieren. Sie müssen von sich aus neugierig sein und lernen wollen. Sonst würden ihre Anlagen nur verschüttet, weil sie zu etwas gezwungen werden, was noch nicht ihrem Rhythmus entspricht. Das ist in der Spiritualität nicht anders als mit anderen Bereichen wie Sport oder Faktenwissen lernen auch. Mit nichts können Sie mehr Schaden anrichten, als mit rücksichtslosem Aufpropfen von Inhalten. Es geht mehr darum, ein Angebot zu machen. Zuzuhören, wenn sie mit Ideen kommen, die dem Durchschnittsmenschen vielleicht absonderlich erscheinen. Ihnen erlauben, sich im eigenen Tempo damit zu befassen - oder eben auch nicht zu befassen.
Wer würde so ein Angebot machen?
Sehen Sie, unsere Uni ist so aufgebaut, dass wir ganz den eigenen Bedürfnissen, Impulsen und unserem Rhythmus folgen. Das heißt auf der einen Seite, dass es keine bestimmte Studiendauer gibt. Und auf der anderen, dass es Menschen unterschiedlichen Alters und Ausbildungsstandes gibt. Zum Beispiel könnte ich mir gut vorstellen, dass junge Leute mit pädagogischem Hintergrund, die bei uns lernen und fortgeschritten sind, Programme entwickeln und in Kindergärten gehen.
Wie sieht so ein Programm aus?
Das ist das Schöne bei uns: Ich habe keine Ahnung.
Sie stellen sich hier hin, geben ein Interview über eine Bildungseinrichtung, die Sie anbieten, und sprechen ins Mikrofon, dass Sie keine Ahnung haben?!
Genau.
Und was ist daran schön?
Naja. Ich habe eine Idee, wie es gehen könnte. Ich kann Menschen im spirituellen Bereich begleiten, dass sie sicher wachsen. Wir können spüren, wer welche Talente mitbringt und Raum zur Entfaltung bieten. Dann ist jede und jeder in der Verantwortung, sich zu entfalten. Das beste Geschenk, dass ein Mensch derzeit der Gesellschaft machen kann: Sich für sein persönliches Wachstum zur Verfügung zu stellen. Es werden Impulse auftauchen, dass sie ab einem gewissen Stadium ihre neuen Fähigkeiten anwenden oder weitergeben wollen. Auch dabei können wir begleiten und beraten. Am besten geschieht dies, während sie selbst weiter bei uns lernen. So kann ich natürlich nicht versprechen, dass zu eineme bestimmten Zeitpunkt dieses oder jenes Projekt fertig sein wird. Noch nicht. Aber ich kann schon einmal etwas über die Potentiale unserer Einrichtung und ihrer Lehrer und Studenten sagen. Einzelheiten, insbesondere wenn sie zusätzliches Fachwissen verlangen, kann ich dagegen nicht vorhersagen. Das wäre nicht mehr als billige Kaffeesatzleserei.
Damit kommen Sie wieder auf einen Kernvorwurf zu sprechen: Es gibt Kritik, Ihre Einrichtung sei unseriös.
Die mag es geben. Der Vorwurf ist so alt wie die Menschheitsgeschichte: Sobald jemand eine Vision hat, die alle bisherigen Pradigmen in Frage stellt, wird es auch Kritiker geben. Im Bereich der Spiritualität kann ich es sogar gut verstehen: Da sind Ängste, die ernst genommen werden wollen. Zu viele Menschen wurden schon auf spirituelles Glatteis geführt und herein gelegt. Da ist die Frage berechtigt. Leider ist die einzige Möglichkeit der Kritiker zur Wahrheitsfindung die, sich selbst auf den Weg zu machen. Zum Beispiel indem sie ein Gespür dafür entwickeln, welche Angebote seriös und förderlich sind. Und welche nicht.
Nun beißt sich die Katze ihrer Argumentation in den Schwanz. Wie sollen Menschen dieses Gespür entwickeln, wenn sie nicht entwickelt sind?
Eben. Deswegen ist es ja so wichtig, dass das viele entwickeln. Weil wir nur aus dem höheren Bewusstsein zuverlässig sehen können. Wir können immer nur etwas über unseren Horizont hinaus schauen. Und nach unten. Zum Beispiel im Mathematikunterricht ist es völlig klar: Der Professor ist der mit Ahnung und der Erstklässler der Lernende. Aber wie ist es in Bereichen, in denen es keine objektiven Maßstäbe gibt? Dort, wo wir noch nicht sehen können. Um deren Entfaltung geht es uns. Aber ich verstehe die Ablehnung auch nur zum Teil: Denn was können Sie schon verlieren, wenn es unsere Einrichtung gibt?
Ja. Das stimmt. Wie ist es mit dem Entwickeln eines Gespürs, haben Sie da ein paar Kriterien, die Sie benennen könnten, an denen spirituelle Angebote messbar sind?
Ja, da fallen mir einige ein: Schauen Sie sich an, wieweit die Worte gelebt werden. Wenn jemand von Liebe spricht, aber Kinder anbrüllt, oder seine Frau schlägt. Dann ist das nicht sehr glaubwürdig. Wenn jemand Ihnen einreden will, alles zu wissen, dann ist das nicht sehr wahrscheinlich, dass er recht hat. Wenn jemand behauptet, die Wahrheit gepachtet zu haben, dann ist er garantiert auf dem falschen Weg. Wenn Sie mit Angst machenden Aussagen zu hohen Ausgaben verleitet werden sollen. Dann ist das unseriös.
Hätten Sie noch ein paar Kriterien, was seriöse spirituelle Angebote ausmacht?
Mindestens vier Kriterien sollten alle erfüllt sein: Wenn es Ihre Liebesfähigkeit fördert. Wenn es Ihre Selbstständigkeit fördert. Wenn es Ihre Beziehungsfähigkeit fördert. Wenn es Ihre Handlungsfähigkeit fördert.
Danke für das interessante Gespräch.