„Yannick, Yannick steh jetzt auf!“
Meine Mutter versucht mich zu wecken. Das tut sie immer sehr liebevoll. Manchmal habe ich sogar ein schlechtes Gewissen wenn ich sie morgens anschnauze.
Trotzdem gebe ich, wie immer, nur ein Knurren von mir und drehe mich um und versuche weiter zu schlafen.
Irgendwann wache ich doch noch auf und checke auf meinem Handy die Uhrzeit. Es ist 10 vor 9. In gut 2 Stunden legt unser Schiff ab. Also beschließe ich noch 5 Minuten im Bett zu liegen um mich dann leicht verschlafen in die Küche zu bewegen, wo meine Familie schon auf gepackten Koffern Sitzt.
Ben, mein jüngerer Bruder, wirft mir eine seiner Boxershorts ins Gesicht. „Hoffentlich ist sie sauber.“ „Ist sie nicht!“ Er macht dabei irgendso eine kindische Grimasse.
„Hört auf euch zu streiten! Wir müssen in einer halben Stunde los.“ ,ruft meine Mutter mit gehobener stimme und fügt hinzu: „Das Schiff wartet nicht auf uns.“
“Jaja...“ ,ich winke ab und gehe wieder hoch und ziehe mich frisch an. Einen kurzen Moment weiß ich nicht was ich anziehen soll. Aber ich entscheide mich für eine gute, kurze Hose und ein T-Shirt, welches an mir ganz gut aussieht. Denke ich. Meine Mutter würde eh meckern wenn ich nichts ordentliches anziehe. Guter Eindruck und sowas. Ich sehe in den Spiegel und bin zufrieden mit den was ich sehe. Meine blonden, kurzen Haare kemme ich zur rechten Seite und sorge dafür, das sie bleiben wo sie hingehören. Das weiße, leicht graue T-Shirt und meine kurze Hose geben meinem Aussehen den letzten Schliff. Für 15 Jahre bin ich recht klein, was ich schon immer gehasst habe. Dafür hab ich wunderschöne blaue Augen die jedes Mädchen dahinschmelzen lassen.
Meinen Koffer habe ich gestern schon gepackt wofür ich mir selber auf die Schulter klopfe.
„Yannick komm jetzt!“ sie hört sich schon leicht gestresst an.
Daher gehe ich schnell runter schnappe mir noch schnell mein Handy und Kopfhörer und verstaue meinen Koffer im Auto.
Während der Fahrt zum Schiff denke ich was das eigentlich soll, die halben Sommerferien auf einem Schiff zu verbringen. Aber es ist ein zu schöner
Tag um schlecht gelaunt zu sein. Es ist klarer blauer Himmel zu sehen. Der Geruch des Sommers wird von den leichten Winden in unser Auto geweht. Und die Vögel zwitschern.
Ich Beschlüsse positiv zu denken und zu vergessen das ich mir 2 Wochen lang ein Zimmer mit Ben teilen muss.
Meine Mutter unterhält sich mit meinem Bruder über seine Schule und darüber, dass er seit neustem eine Freundin hat. So eine Kindergarten Beziehung.
„Und Yannick.. hast du auch mal eine Freundin?“ ,meine Mutter sieht mich durch den Rückspiegel interessiert und fragend an.
„Geht dich nichts an! Aber nein. Mich regen diese Gespräche mit meiner Mutter auf. Sie fragt mich sowas dauernd.
„Ich will mal Enkelkinder und dein Bruder ist 2 Jahre jünger. Soll Ben alleine dafür sorgen?“
Ich zucke nur mit meinen Schultern und setze mir meine Kopfhörer.
Mittlerweile sind wir an dem steeg angekommen, wo unser Schiff entgegen der Worte meiner Mutter auf uns wartet.
Alles ist wie in einem Film: Die Menschen sind gut gelaunt, das Wetter passt, ein einfach perfekter Sommer Tag.
Und mittendrin stehe ich und bin wahrscheinlich der einzige schlecht gelaunte Mensch auf diesem Planeten.
Bevor ich auf das Schiff komme, muss ich mein Ticket kontrollieren lassen. Das Mädchen, dass mein Ticket kontrolliert ist höchstens 20. Vielleicht auch 18. Und sehr hübsch. Ich versuche ihr zu zu Zwinkern aber das sah vermutlich mehr nach einem Schlaganfall aus als nach einem Flurtverduch.
Warum werde ich immer nervös gegenüber Mädchen. Ist das normal? Ja bestimmt. Das rede ich mir zumindest ein.
Es ist ein großes Schiff, was genau so aussieht wie die großen Kreuzfahrtschiffe auf werbe Zeitschriften. Ich versuche mich dran zu Erinnern wie meine Mutter erklärte wieviele Menschen Platz haben. Aber ich habe wohl mal wieder nicht zugehört.
Wenige Augenblicke später ist der Rest auch eingecheckt und wir machen uns auf den Weg zu unseren Zimmern. Wir kommen durch mehrere, modern eingerichtete Gänge, die sehr steriel und sauber wirken.
Mir kommen viele Menschen entgegen. Dem Gesichtsausdruck nach suchen sie verzweifelt ihr Zimmer. So wie ich.
„Hey, kannst du mir helfen?“
Als ich mich umsehe sehe ich erst, dass ich gemeint bin. Ein Junge zeigt auf den Boden.
„Ähh... ja klar..“ Ich muss sehr verwirrt klingen. Bin ich auch aber ich weiß garnicht warum. Der junge sitzt zwar im Rollstuhl aber das ist doch nichts außergewöhnliches.
Aber, freundlich wie ich bin, hebe ich den Schlüssel auf. Es ist einer wie ich ihn beim Einchecken bekommen habe. Ein Schlüssel, der so aussieht wie ein Schlüssel nunmal ausschaut und ein, mit einer kleinen Kette befestigter, Anhänger. Auf dem Anhänger steht die Nummer 91. Das sind die wohlhabenderen Zimmer. Der Junge ist bestimmt so ein verwöhnter Spießer denke ich mir.
„Bitte sehr.“ ,sage ich, als ich ihm den Schlüssel übergebe. „Danke.“ Er lächelt noch kurz und fährt dann weiter. Ich mache es ihm gleich und gehe weiter um mein Zimmer zu finden. Mein Bruder und meine Mutter sind Rücksichtiger weise schon weiter gegangen. Ich sehe sie nichtmehr. Und fühle mich frei. Diesen Moment genieße ich Ben auf mich zukommen sehe. Er sieht aufgeregt aus. Als hätte er gerade den Jackpot geknackt.
„Ich hab’s gefunden. Es ist direkt davorn.“ er deutet auf eine Tür. Und tatsächlich ist es die Richtige.