Wieder und wieder
»Was ist das für eine Welt, in der man genau das will, was man nicht bekommen kann;
und das bekommt, was man nicht will?«
Kraftlos lag ich neben ihm.
Ermattet, erschöpft und doch selig und zufrieden.
Mein Gesicht verborgen in den weichen Kissen, eine Gänsehaut, die meinen Körper auch jetzt noch überzog.
Sein Geruch lag noch immer in der Luft, vermischt mit Parfum, Zigarrenqualm und meinem Duft.
Wieder hatte ich es geschafft.
Viel zu lange schon hatte ich ausgeharrt, gewartet.
Ich hatte mich nach ihm verzehrt, jahrelang.
Mein Auftreten hatte die Unsicherheit, die mir inne wohnte, kaschiert.
Ich hatte der Welt eine Seite gezeigt, die mich selbst hatte frösteln lassen.
Gefangen in einem Spiegel, dessen eine Hälfte der rauen Realität die Stirn bot.
Doch der andere Teil meiner Selbst war schwach, klein und ängstlich.
“Du begehst Ehebruch!”, erlaubte ich mir anzumerken.
Ein Laut des Spotts entkam seinen Lippen.
“Noch bin ich nicht verheiratet.”, stellte Draco klar und schloss die letzten Knöpfe des weißen, so unschuldig wirkenden Hemdes.
Flink haschten seine Finger nach den Manschetten der Ärmel.
Eins ... Zwei ...
“Wie sieht es nächste Woche aus?”, gerade hob er sein blondes Haupt, um die Krawatte zu binden.
Ich setzte mich auf, die Decke rutschte mir vom Leib und entblößte das nackte Fleisch meines Körpers.
Während ich ihm bei seiner Tätigkeit behilflich war, versuchte ich nicht an seine eben gewählten Worte zu denken.
Apathisch schlang ich das Band um seinen Hals, berührte seinen Nacken und genoss im selben Augenblick die Wärme, die mir sein Atem entgegen brachte.
Ein feuchtwarmer Hauch strich über meine Haut und versetzte die kleinen Härchen in eine aufrechte Position.
Ich liebe dich, wie oft ich ihm schon mein Innerstes offenbart hatte.
Doch die Pflicht stand über den Gefühlen.
Ich war die Geliebte, die er jede Woche aufs Neue aufsuchte.
Ich war sein Geheimnis, das niemals an die Öffentlichkeit gelangen durfte.
Ich war sein Laster, seine Lust und seine Begierde,
doch er war es, der gebot, anwies und das Hier und Jetzt bestimmte.
“Nächste Woche?”, murmelte ich und vermied es, in die sturmgrauen Augen zu blicken.
“Meine Verlobte ist geschäftlich unterwegs.”, erklärte er und ignorierte das Messer, das geradewegs auf meine Brust zielte und gekonnt hinein stach.
Dass ich innerlich tausend Tode starb, während er von seinen Plänen und derer seiner baldigen Frau berichtete, scherte ihn nicht.
Wieder überkam mich das Gefühl der Wertlosigkeit.
Ich war nichts, weder hübsch, noch aufregend, noch besonders apart.
Ich war weder liebreizend, noch freundlich.
Ich war gehässig, verbittert und befand mich in einem Sog aus Leidenschaft, Erniedrigung und dem Drang endlich das zu bekommen, dass mir zustand.
Ich wollte ihn.
Er wollte mich, auch wenn sein Begehr anderer Natur war.
Er verlangte nach körperlicher Liebe, ich nach seelischer Geborgenheit.
Er forderte und bekam; während ich gierte und verlor.
Ein Kuss auf die Stirn, warme Hände auf meinem Gesicht, dann gab er mich frei.
Draco verließ das Zimmer und ich sackte wieder in mich zusammen.
Eine stetige Wiederholung dessen, immer und immer wieder.
Er war mein Herr und ich sein Spielzeug.
Er zog die Fäden, an denen ich baumelte.